Stehsatz

Visualisierung 1. Semester, Mediadesign Hochschule München, Lisa-Sophie Rid, Klasse Prof. Sybille Schmitz
Musikvisualisierung (1. Semester): Lisa-Sophie Rid

Der traditionelle Song »Oh, Sinner Man« in der Interpretation von Nina & Frederic unterteilt sich in zwei unterschiedliche, kontrastierende Phasen, in einen langsamen, ruhigen Part und in den rhythmischen, schnellen, dynamischen Part. Beide wechseln sich mehrmals ab.

Die eine Phase ist gekennzeichnet von der tiefen und ruhigen männlichen Stimme und der hohen, im Hintergrund hörbaren weiblichen Stimme. Die andere Phase besticht durch höhere Dynamik, schnelleren Rhythmus und gleichberechtigten Gesang.

Ich entschied mich dazu, die zwei Phasen des Musikstückes mit farbigen, gespannten Fäden zu visualisieren. Die geerdete Stimme des Mannes stellt ein rot-brauner Faden dar, die klare, reine Stimme der Frau ist weiß. Die Fäden der ersten Phase sind horizontal, parallel und mit gleichen Abständen zueinander. Die Länge der Fäden spiegelt hier die Präsenz der Stimmen wider. Im dynamischen Part sind die Fäden über Kreuz gespannt, eine Regelmäßigkeit inbegriffen. Die Dynamik und der Rhythmus finden so eine visuelle Entsprechung.

Fotos: Lisa-Sophie Rid, Redaktion: Sybille Schmitz
Grafische Zeichen (2. Semester): Lea Trumpetter

Lea Trumpetter nahm sich im Kurs »grafische Zeichen« der hochaktuellen Aufgabe an, die Impfbereitschaft der noch nicht gegen Covid-19 geimpften Menschen zu erhöhen. Die Zielgruppe ist klar umrissen, nämlich Menschen, die grundsätzlich bereit dazu wären, aber aus Gründen der Trägheit, der Unklarheit über die konkreten Abläufe und/oder aufgrund von Mangel an allgemeinen Informationen die Schwelle zur Initiative noch nicht überwunden haben. Gerade hier ist — nicht zuletzt visuelle — Kommunikation entscheidend.

Dafür schuf sie ein (fiktives) neues Erscheinungsbild des Impfzentrums Bayern, eine moderne Wort-Bildmarke. Die Formensprache des Zeichens basiert auf einem Kreis. Dieser steht für Leben und Gemeinschaft. Die Minuskel »i« symbolisiert an erster Stelle eine Person, die geimpft wurde, auf internationaler Ebene steht es für »Information«, welche einer Entscheidung (dafür oder dagegen) immer vorausgehen soll.

Besonderes Augenmerk lag auf dem einfachen Design, das der Einprägsamkeit zu Gute kommen soll. Das primär verwendete schwarze Signet wird in Kombination mit jeweils nur einer Farbe — pink, blau, grün oder gelb — verwendet. Die Kombination einer Farbe im Hintergrund mit dem schwarzen Zeichen im Vordergrund schafft Klarheit. In der Plakatreihe der vier Farben ist jedes Plakat für sich eindeutig, in der farblichen Abwechslung der Plakate untereinander steigert sich jedoch der Effekt.

Redaktion: Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Laura Di Vita, Diana Hix Molinari, Hilal Yaser
Reisemagazin 48°N 11°E – and a little further

»48°N 11°E« ist ein Reisemagazin, das Orte auf der ganzen Welt — abseits klassischer touristischer Destinationen — in den Blick neugieriger & reisefreudiger Leser rückt. Die Gruppe Studierender, bestehend aus Laura, Hilal und Diana, suchte sich sechs Länder auf fünf Kontinenten aus. Aus diesen werden dann wiederum jeweils zwei bis drei Orte vorgestellt. Im Fokus stehen dabei sowohl Sehenswürdigkeiten, Eigenart oder »genius loci« im Allgemeinen und darüberhinaus ganz Konkretes wie die lokale Küche und Informationen für Reisende über Hotels, Restaurants etc.

Als Einstimmung bietet man dem Leser das Rezept einer lokalen Spezialität zum Nachkochen und zur Vorbereitung eine Packliste für den jeweiligen Ort und dessen spezielle, etwa klimatische Eigenheiten.

Die vielfältig-bunte Grafik, die die verschiedenen Länder rahmt, spiegelt deren Charakter wider und verleiht dem Magazin eine abwechslungsreiche Optik. Vor allem junge Erwachsene sollen sich dadurch angesprochen fühlen und Lust auf neue Abenteuer bekommen.

Fotos: Laura Di Vita
Typografie und Editorial Design (3. Semester):Katharina Lutz
Unikatbuch Riley

Mit meinem Unikatbuch widme ich mich der Kurzgeschichte »Riley« von T.C. Boyle. Der titelgebende Protagonist ist eine widersprüchliche, eigensinnige, unausgeglichene, überforderte, einigermaßen übellaunige und doch trotz allem sehr menschliche, nahbare Figur. Die diversen Seiten dieses Charakters spiegeln sich in unterschiedlichen Gestaltungstechniken wider. So unterteilt sich das Buch in zwei zueinander umgekehrte Hälften, von denen ich den Text der einen im Bleisatz, zum Teil auch mit großen Holzlettern, gesetzt und gedruckt habe — entsprechend Rileys Abneigung moderner Technik gegenüber. Die Texte des anderen Teils sind mittels Digitalsatz umgesetzt.

Das Buch ist in einer Japanbindung gebunden, sie ermöglicht ein Bedrucken der Innenseiten und schafft zusätzlichen Raum für die Visualisierung der sich aufstauenden Gefühle Rileys. Die zwei ungleichen Häften des Buches heben sich darüberhinaus durch unterschiedliches Papier voneinander ab.

Redaktion und Fotos: Sybille Schmitz
Typografie (1. Semester): Lea Trumpetter
Eine typografische Bearbeitung des Themas »Laut und Leise«

Die Idee zu dieser Arbeit entstand während meiner Covid-19 Erkrankung. Durch diese verlor ich meinen Geruchs- und Geschmackssinn und musste erfahren, wie beängstigend es ist, wenn einem die Sinne, mit denen man die Umwelt zu erfassen gewohnt ist, plötzlich genommen werden.

Dabei habe ich mich auf visuelle Beeinträchtigungen fokussiert. Diese können situationsbedingt sein — hierbei sind die Sinneswahrnehmungen sind nur kurzzeitig unsicher, also unmerklich oder »leise«. In manchen Fällen ist dies jedoch »laut«, soll heißen massiv und dauerhaft. Neben der reinen Dauer gibt es auch unterschiedliche Arten der Einschränkung, je nach Grad der Sehbehinderung bis zur vollkommenen Blindheit.

Ich habe vier unterschiedliche Einschränkungen typographisch umgesetzt:die Hornhautverkrümmung (verzerrtes Sehen), die Kurzsichtigkeit (verschwommenes Sehen), die Weitsichtigkeit (das Nahe ist verschwommen) und die »diabetische Retinopathie« (schwarze Punkte stören die Wahrnehmung).

So werden Defizite, von denen man sich als Gesunder kein Bild machen kann, in Schriftbildern lesbar — bzw. eben kaum oder gar nicht mehr lesbar.

Redaktion: Sybille Schmitz
Typografie und Editorial Design (3. Semester): Celina Hofmann

Bei der hier bereits des öfteren vorgestellten Aufgabe, ein Unikatbuch zu einer Kurzgeschichte von T.C. Boyle zu gestalten, fiel die Wahl von Celina Hofmann auf die Geschichte »Bombig«. Darin sieht sich die Protagonistin, die ihr Studium verbummelt hat und schlußendlich ohne Abschluß da steht, mit dem Problem konfrontiert, daß ihre bislang stolzen Eltern bei der Graduierungsfeier von ihrem Scheitern erfahren werden. Die tragik-komische Story nimmt ihren Lauf, bis sich die Studentin in ihrer Verzweiflung zu einer fingierten Bombendrohung hinreißen lässt, um die Festlichkeiten zu verhindern. Sie scheitert grandios und sieht sich am Ende einer Gefängnisstrafe gegenüber …

Celina Hofmann inszeniert diese Geschichte in ihrem Softcover-Büchlein mutig mit unterschiedlichen Textebenen und visuellen Umsetzungen der handlungstreibenden Mobilkommunikation. Parallel zur fatalen Abwärtsspirale variieren die Textstrukturen mehr und mehr, die immer turbulenteren werdenden Aktionen und deren Folgen finden sich in fadenartigen Linien, die die Schlüsselwörter über die Seiten hinweg – Kausalketten ähnlich – verknüpfen.

Das Buch selbst besteht aus chamois-farbenem Papier, das mit der angewandten harten »monospaced Schrift« einen starken Kontrast bildet. Gelungen!

Fotos: Sybille Schmitz
Bachelorarbeit: Sakuya Miesczalok
Ein Insiderblick auf den ästhetischen Kontrast zwischen Japan und Deutschland

Ich bin Japanerin und Deutsche, aufgewachsen in Hong Kong. Als solche stoße ich in Deutschland auf Verwunderung, weil ich akzentfrei Deutsch spreche, aber nicht deutsch »aussehe«, in Japan, weil »für einen Ausländer« sehr gut Japanisch spreche. Dies ist die typische Erfahrung derer, die im Schmelztiegel Hongkong aufgewachsen sind und verschiedene Wurzeln in sich vereinen, ob nun japanisch-deutsch, thailändisch-britisch, französisch-philippinisch oder auch ganz anderer Art. Gemein ist uns, daß wir in keinem Land der besagten Wurzeln gänzlich akzeptiert sind, und doch einen Stolz ob unserer jeweiligen kulturellen Eigenart und ihrer Gründe entwickelten.

Das ist es, was ich mit meiner Bachelorarbeit vertiefen möchte: ich möchte meine beiden Nationalitäten trennen und wieder zusammenbringen — und schließlich zeigen, wie ich die japanische ebenso wie die deutsche Kultur verkörpere.

In diesem Sinne habe ich eine Serie von Postern entwickelt, die eine bestimmte Ästhetik beider Kulturen vereint. In langen Gedankengängen habe ich die Vielfalt an Bildern, Eindrücken, Assoziationen, Erinnerungen, die mich als »Kulturträgerin« wie auch als Individuum ausmachen, wirken lassen. Auf diese Weise sind Poster entstanden, die meine Kulturen, aber auch mich selbst repräsentieren.

Redaktion: Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Josephin Oschmann

Für die Aufgabe der Visualisierung von Aggregatzuständen (sowie deren Übergänge) wählte Josephin Oschmann kunstvolle Fadenverspannungen, in den Farben Schwarz und Weiß. Dabei steht Weiß für Wärme und Schwarz für Kälte.

Die primären Grundformen und ihre Auflösung dienen zur weiteren Kategorisierung der Aggregatzustände Schmelzen, Erstarren, Verdampfen, Kondensieren, Sublimieren und Resublimieren. So steht das  Quadrat für Stabilität und Festigkeit, der Kreis für dynamische fortwährende Bewegungszustände, das Dreieck in seiner stabilen, andererseits aber auch dynamischen Pfeilform für weniger greifbare Zustände.

Als Beispiel: Der Zustand des Verdampfens (flüssig zu gasförmig) ist geprägt von thermischer Energie. Die Basis des Objektes bildet folglich ein weißes Quadrat, auf dem sich ein schwarzer Kreis befindet. Dieser besteht im Inneren aus einer Wabenstruktur. Da sich der Zustand im Übergang befindet löst sich die Struktur langsam auf.

Entstanden ist eine Serie von sechs gleich großen Objekten, von denen jedes für sich einen besonderen ästhetischen Charme besitzt.

Fotos: Josephin Oschmann
Experimentelle Typografie (3. Semester): Larissa Laurentzi

Dem Thema Freiheit begegnet Larissa Laurentzi mit einem Textgeflecht aus bekannten Zitaten verschiedenster Denker. Das Textgeflecht findet sich gewoben aus einzelnen, einfachen Lettern in Blau und Orange, der Farbe der Bewegung. Blau hingegen steht für Sicherheit und Konsolidität. Diese Kombination vermittelt den Gedanken, daß Freiheit keine statische, existierende oder eben absente Sache ist, sondern von vielen, sich wandelnden Faktoren abhängt und stets gepflegt werden muss.

Die Arbeit selbst ist ein spannendes Experiment mit Schrift, das den Sprung ins Künstlerische wagt.

Ohne den Freiheitsbegriff festlegen zu wollen, spinnt Larissa Laurentzi ein Ideengeflecht, das inspiriert und Assoziationen freilegt.

Fotos: Larissa Laurentzi
Visualisierung (1. Semester): Mona Kerntke

Aufgabe war es, den Song »Oh, Sinner Man!« von »Nina & Frederik« zu visualisieren. Markant an dieser Interpretation des traditionellen Liedes ist die tiefe, dunkle Männerstimme in den ruhigen Liedabschnitten. Zusammen mit dem hellen, begleitenden Gesang evoziert der Song Mystisches. Die schnellen und rhythmischen Passagen in Kombination mit dem Text — die sich immer wiederholende Frage »Oh Sinner Man, where you gonna run to?« — verdeutlichen die verzweifelte, hoffnungslose Suche nach Schutz vor der göttlichen, den Sünder strafenden Gerechtigkeit.

Ich habe den Kreis daher als Hauptelement der ruhigen Abschnitte gewählt. Als weich wirkende Form spiegelt der Kreis diese Ruhe wider. Zudem steht der Kreis symbolhaft für das Wiederkehren, auch das Wieder-eingeholt-werden von vergangenen Taten. Rhythmuselemente finden sich als eine Aneinanderreihung von kleinen Kreisen dargestellt. Forcierte Gesangspassagen sind durch unterschiedlich breite, horizontale Rechtecke repräsentiert. Anordnung und rechteckige Form vermitteln die abgehackte Wirkung.

Farblich finden sich die instrumentalen Aspekte sowie der männliche Gesang in blauen Tönen wieder, einem dunklen Marineblau bis hin zu Himmelblau. Im Kontrast dazu steht der helle Soprangesang. Um diesen Kontrast darzustellen, habe ich zur Komplementärfarbe Orange gegriffen.

Zu jedem der vier Teilabschnitte des Liedes habe ich ein DIN A3 Plakat gestaltet. Durch Aneinanderreihung der Plakate auf schwarzem Karton entsteht eine vierseitige Reihe und somit das Gesamtbild der Visualisierung von »Oh, Sinner Man«.

Fotos: Mona Kerntke, Redaktion: Sybille Schmitz