Stehsatz

Dem Thema Freiheit begegnet Larissa Laurentzi mit einem Textgeflecht aus bekannten Zitaten verschiedenster Denker.
Experimentelle Typografie (3. Semester): Larissa Laurentzi

Dem Thema Freiheit begegnet Larissa Laurentzi mit einem Textgeflecht aus bekannten Zitaten verschiedenster Denker. Das Textgeflecht findet sich gewoben aus einzelnen, einfachen Lettern in Blau und Orange, der Farbe der Bewegung. Blau hingegen steht für Sicherheit und Konsolidität. Diese Kombination vermittelt den Gedanken, daß Freiheit keine statische, existierende oder eben absente Sache ist, sondern von vielen, sich wandelnden Faktoren abhängt und stets gepflegt werden muss.

Die Arbeit selbst ist ein spannendes Experiment mit Schrift, das den Sprung ins Künstlerische wagt.

Ohne den Freiheitsbegriff festlegen zu wollen, spinnt Larissa Laurentzi ein Ideengeflecht, das inspiriert und Assoziationen freilegt.

Fotos: Larissa Laurentzi
Typografie im Raum (3.Semester): Katharina Lutz

Im Rahmen der Aufgabe Schrift im Raum, diesmal zum Thema Freiheit, inszenierte Katharina Lutz den Begriff Individuum.

Die aus Ytong-Stein herausgearbeiteten Lettern stehen zunächst stabil, mächtig und unverrückbar im Raum. Jeder Mensch, jedes soziale Lebewesen ist jedoch äußeren Einflüssen ausgesetzt, Zwängen, es erleidet und erduldet Schicksalsschläge, erodiert im Laufe einer Lebensspanne bei Wind und Wetter, ja richtet sich womöglich auch selbst zugrunde. Auch wenn es hoffentlich nicht gebrochen wird, so trägt es Schrammen davon und Beulen.

Entsprechend zeigen die imposanten Fotografien die Lettern nach und nach angekratzt, gekippt, durcheinandergebracht und mit der Zeit als (Wort) Individuum kaum noch zu erkennen.

Diese greifbar-griffige Typografie ist von schlichter – und gerade deswegen starker – Symbolhaftigkeit.

Fotos: Katharina Lutz
Experimentelle Typografie (3. Semester): Verena Schneider

Meine Arbeit behandelt das Thema »Freiheit – Typografie im Raum«. Inspiriert durch die derzeitige Situation enormer Einschränkungen soll der Begriff Freiheit — vor noch nicht einmal einem Jahr eine Kategorie von ganz anderer Selbstverständlichkeit — in aktualisiertem Lichte widergespiegelt werden. Ich habe die täglichen Corona-News vom 11. Dezember 2020 bis zum 30. Dezember 2020 festgehalten und typografisch spannend und ungewohnt gesetzt. Meine Daten-Quelle hierbei war die Webseite »tagesschau.de«, geographisch begrenzt auf Deutschland.

Der fotografische Teil meiner Arbeit bestand daraus, eine oder auch mehrere Personen – ausschließlich in schwarz gekleidet – vor eine Wand zu stellen, diese dann mit Hilfe eines Beamers mit meiner gesetzten Typografie anzustrahlen und zu fotografieren. Die Schrift, welche sich über die Körper der Models legt, soll dabei gewissermaßen ein Sinnbild für die Ketten sein, die unser Leben und Handeln derzeitig so stark knebeln und uns die bis dato gewohnte Freiheit nehmen.

Die Arbeit besteht sowohl aus Fotografien als auch aus einem Video. Das Video ist sehr künstlerisch gehalten und mit schrillen Soundeffekten unterlegt. Dies soll auch die Ungewissheit und Verwirrung der Menschen veranschaulichen, die sich täglich mit beängstigenden und nicht selten widersprüchlich scheinenden Informationen konfrontiert sehen, die ihre bisherige Lebenserfahrung nicht einzuordnen weiß.

Fotos: Verena Schneider, Redaktion: Sybille Schmitz
Bachelorarbeit: Sandra Tammery
Kunst und Freiheit

Gegenwärtig und deutlich spürbar befindet sich unsere Welt in einem durchaus bedenklichen Umbruch. Immer mehr populistische Politiker kommen an die Macht und versuchen, ihre Wähler mit konservativen bis hin zu rechten oder gar faschistoiden Ideologien für sich zu gewinnen. Sie polarisieren durch ihre autoritäre Erscheinung und verleiten Anhänger zu einem Schubladendenken in einer stetig komplexeren, globalisierten Welt, ein Widerspruch in sich.

Wir brauchen uns lediglich Länder wie die USA, Russland oder die Türkei ansehen, die zeigen, dass eine Demokratie schneller untergraben werden kann, als man es noch vor wenigen Jahren für möglich hielt. In Europa sind es vor allem unsere Nachbarn Österreich, Polen oder Ungarn, die durch Negativschlagzeilen auf sich aufmerksam machen und sich offensichtlich im äußerst rechten Lager positionieren. Aber auch vor unserer eigenen Haustür erfreuen sich Radikale zunehmender Beliebtheit. Mit der Pegida-Bewegung oder dem Einzug der AfD in den Bundestag, lässt sich eine beunruhigende Entwicklung ebenso in Deutschland unmissverständlich wahrnehmen. Dieser Wandel darf nicht ausgeblendet werden.

Damit die Kunst weiterhin frei sein kann, wurde von Erhard Grundl, Sprecher für Kulturpolitik, Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion, und von Claudia Roth, Sprecherin für Auswärtige Kulturpolitik, Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion, die Brüsseler Erklärung aufgestellt. Auf der Internetplattform Change.org wird zur Unterstützung aufgerufen.

Um die Inhalte der Petition im Folgenden visuell zu kommunizieren, wird auf das klassische Medium Plakat zurückgegriffen. Die Plakatreihe besteht aus vier voneinander unabhängigen Serien, die jeweils auf eine andere optische Wirkung abzielen, dabei bleibt der kommunizierte Inhalt immer derselbe. Der Inhalt wiederum stützt sich auf folgende Kernaussagen, die in der Brüsseler Erklärung enthalten sind.

Henry David Thoreau, Walden 
Entwicklung einer komplexeren Drucksache

Der Autor und Philosoph Henry David Thoreau passt gut zum Semesterthema der Handsatz-Werkstatt – »Freiheit«. Zu Lebzeiten politisch relativ unbedeutend, gilt er heute als »Prophet des zivilen Ungehorsams« und diente Freiheitskämpfern wie etwa Martin Luther King oder Mahatma Gandhi als Vorbild. Thoreaus Buch »Walden« ist als Klassiker für ein »alternativeLeben« bzw. die Sehnsucht nach Ursprünglichkeit bekannt. Der Autor kehrte 1845 der Zivilisation für zwei Jahre den Rücken und zog sich in die Wildnis und Einsamkeit an den Waldensee in Neuengland zurück. Seine Beobachtungen, die während dieser Zeit der Einsamkeit und Enthaltsamkeit entstanden sind, sind unvoreingenommen, scharfsinnig sowie mutig. Sie haben auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren und spiegeln die Sinnsuche des Menschen in einer immer rastloser werdenden Gesellschaft.

Im Handsatzkurs von Schriftsetzermeister Klaus Hanitzsch entstand nun unter akribischer Einzelarbeit eine Leseprobe im Format 135 x 210 mm, die alle klassischen Regeln der Buchgestaltung beachtet. Melanie Knappe, Thomas Fäckl und Jochen Schuster staunten dabei nicht schlecht, was es so alles an Kniffen und Regeln in der Buchtypografie gibt.

Register- sowie Zeilen in Schön- und Widerdruck zu halten ist an einer einfachen FAG Abzugspresse mit einigem Aufwand verbunden, der Druck muss ideal dosiert sein. Klaus Hanitzsch hat dabei unbeirrbar mit Muße und viel Feingefühl unermüdlich korrigiert und Schieflagen zurecht gerückt.

Damit die Freiheit bei dem eher streng wirkenden Projekt nicht gänzlich verloren geht, sind die Schutzumschläge von jedem Studierenden individuell gestaltet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird die Tage fertiggestellt.