Stehsatz

Studiengang Media Design, mdh München, Klasse Prof. Sybille Schmitz
Unikatbuch (4. Semester): Anna Lea Trumpetter

»Monster: Die Achterbahn« ist der Titel einer Kurzgeschichte von BJ Novak. Darin entwirft der Künstler Christo eine Achterbahn – seiner eigenen Aussage nach seinem inneren Wesen entsprechend – und lädt zwölf Personen ein, sie zu testen. Die Reaktionen sind unterschiedlich, einige sind begeistert, andere abgestoßen. Relativ einig sind sie sich jedoch bei der Namensgebung der Achterbahn: Monster.

Die Diskussion, die sich um die Benennung der Achterbahn entspinnt, nutzt Anna Lea Trumpeter für die typografische Interpretation der Kurzgeschichte in Form eines Unikatbuches. Sie ordnet und strukturiert Texte, um die Ups und Downs der Achterbahn respektive die Höhen und Tiefen des Lebens zu visualisieren. Textstrukturen und Spaltenanordnungen finden sich spielerisch durcheinander gewirbelt.

Das Unikatbuch selbst ist eine Reihe von negativ — also weiss auf schwarz gesetzten Texten — die Seite für Seite in einem Block angeordnet sind.

Fotos: Felix Stoffel
Unikatbuch (4. Semester): Lisa-Sophie Rid

Lisa-Sophie Rid nahm BJ Novaks Geschichte »Johnny Depp, das Schicksal und der Hollywood Doppeldecker Bus«, um daraus ein typografisch-experimentelles Unikatbuch zu gestalten. Die Kurzgeschichte handelt vom inneren Kampf des populären Schauspielers, der mit dem Motorrad unterwegs ist, als neben ihm ein Hollywood-Tourenbus mit Touristen erscheint.

Rid führt – der Geschichte gemäß – zunächst leise, auf klassische Art in ihr Unikatbüchlein ein. Mit zunehmendem innerem Kampf des Schauspielers werden die Textanordnungen extrovertierter. Schriftgrade variieren, Texte laufen über Doppelseiten. Auf dem Höhepunkt der Geschichte, an dem alles aus den Fugen zu geraten scheint, lösen sie sich schließlich aus der starren Zeilenformation, und verlassen das Satzgefüge. Passend zum Ort des Geschehens greift sie Begriffe und Elemente aus dem Filmischen auf, beginnend mit einer Aufblende findet sich der Text im Stile von Zelluloid wieder, oder auch aufgefächert wie die Amplituden einer Tonspur. Sehenswert!

Fotos: Felix Stoffel
Unikatbuch (4. Semester): Clara Reichelt
Dunkle Materie 3

In ihrer Interpretation der Geschichte »Dunkle Materie« nutzt Clara Reichelt die gesamte Klaviatur des typografischen Materials, um unterschiedliche Ebenen des Handlungsstranges zu verdeutlichen. Alles, was mit dunkler Materie im weitesten Sinn zu tun hat, ist negativ auf schwarzem Papier gedruckt. Wortgewaltige Ausbrüche oder auch Gedanken sind in fetterem Schnitt, größerem Schriftgrad oder auch in lauten Versalien gesetzt. Unterschiedliche, ineinander verschachtelte Seitenformate unterstreichen die unterschiedlichen Erzählebenen zusätzlich.

Das Buch selbst ist handlich und schlicht gestaltet. Das schwarze Cover weist eine dezente Prägung auf. Gelungen.

Fotos: Felix Stoffel
Unikatbuch (4. Semester): Marina Kunz
Dunkle Materie

Marina Kunz wählte als Thema für ihr Unikatbuch die Geschichte »Dunkle Materie« des US-amerikanischen Autors B.J. Novak. Darin sieht sich der zu derber Ausdrucksweise neigende Protagonist dem physikalischen Phänomen  der dunklen Materie sowohl im Planetarium als auch – im übertragenden Sinne – in seinem Privatleben konfrontiert. Was es damit auf sich hat, bleibt bis zum Ende der Geschichte vage. Noch nicht einmal der Wissenschaftler habe es gewusst, resümiert der Ich-Erzähler und kommt zu dem Schluss, nicht alles zu wissen sei durchaus von Vorteil.

Im Gegensatz zu der uns im Grunde rätselhaften dunklen Materie ist die Astrologie, d.h. die Lehre der Sterndeutung, ein weithin bekanntes Feld. In ihrer Interpretation teilt Marina Kunz die Geschichte in 12 Kapitel ein, analog zu den 12 Sternzeichen. Jedem Kapitel ist ein Sternzeichen zugeordnet, welches sowohl den Inhalt des Abschnitts als auch eine Charaktereigenschaft des Sternzeichens beschreibt. Das Transparenzpapier wurde verwendet, um das Entfalten der – vermeintlich verständlichen, letztlich doch undurchsichtigen – dunklen Materie darzustellen. Die Themen der Kapitel wurden durch typografische Umsetzung unterstützt. 

Fotos: Felix Stoffel, Redaktion: Sybille Schmitz
Typografie und Buchgestaltung (3. Semester): Sarah Janson
Unikatbuch zu einer Kurzgeschichte von T.C.Boyle

Die Kurzgeschichte »Wiedererleben« handelt von einer kleinen Box, die Situationen aus der Vergangenheit eines Menschen auf dessen Netzhaut projizieren kann. Nach Eingabe von Datum und Uhrzeit kann so jeder Moment wiedererlebt werden. Eine schöne Idee — wenn man dabei nicht vergisst, im Hier und Jetzt zu leben. In Boyles Geschichte geht es nun um einen alleinerziehenden Vater im dauerhaften Konflikt mit seiner Tochter. Immer öfter zieht der Vater sich in das »Wiedererlebenszimmer« zurück, schwelgt in Erinnerungen und vergisst darüber die reale, heutige Tochter.

In einem selbstgebundenen Unikatbuch mit Hardcover und offener Fadenbindung wird diese Geschichte visualisiert. Die Passagen der Erzählung finden sich im typografischen Aufbau der Seiten wieder. Mal ist es ruhig, mal ist es dunkel, mal ist die Seite leer. Streit, emotionale Auseinandersetzungen, auch Schimpfwörter fließen in durcheinander laufende, mitunter übergroße oder auch manches mal unklare, unsortierte Typografie ein. Das Buch lässt den Leser, die Leserin die Geschichte gewissermassen auf einer weiteren Ebene, nämlich im Leseakt erleben.

Fotos und Redaktion: Sybille Schmitz
Typografie und Editorial Design (3. Semester):Katharina Lutz
Unikatbuch Riley

Mit meinem Unikatbuch widme ich mich der Kurzgeschichte »Riley« von T.C. Boyle. Der titelgebende Protagonist ist eine widersprüchliche, eigensinnige, unausgeglichene, überforderte, einigermaßen übellaunige und doch trotz allem sehr menschliche, nahbare Figur. Die diversen Seiten dieses Charakters spiegeln sich in unterschiedlichen Gestaltungstechniken wider. So unterteilt sich das Buch in zwei zueinander umgekehrte Hälften, von denen ich den Text der einen im Bleisatz, zum Teil auch mit großen Holzlettern, gesetzt und gedruckt habe — entsprechend Rileys Abneigung moderner Technik gegenüber. Die Texte des anderen Teils sind mittels Digitalsatz umgesetzt.

Das Buch ist in einer Japanbindung gebunden, sie ermöglicht ein Bedrucken der Innenseiten und schafft zusätzlichen Raum für die Visualisierung der sich aufstauenden Gefühle Rileys. Die zwei ungleichen Häften des Buches heben sich darüberhinaus durch unterschiedliches Papier voneinander ab.

Redaktion und Fotos: Sybille Schmitz
Typografie und Editorial Design (3. Semester): Celina Hofmann

Bei der hier bereits des öfteren vorgestellten Aufgabe, ein Unikatbuch zu einer Kurzgeschichte von T.C. Boyle zu gestalten, fiel die Wahl von Celina Hofmann auf die Geschichte »Bombig«. Darin sieht sich die Protagonistin, die ihr Studium verbummelt hat und schlußendlich ohne Abschluß da steht, mit dem Problem konfrontiert, daß ihre bislang stolzen Eltern bei der Graduierungsfeier von ihrem Scheitern erfahren werden. Die tragik-komische Story nimmt ihren Lauf, bis sich die Studentin in ihrer Verzweiflung zu einer fingierten Bombendrohung hinreißen lässt, um die Festlichkeiten zu verhindern. Sie scheitert grandios und sieht sich am Ende einer Gefängnisstrafe gegenüber …

Celina Hofmann inszeniert diese Geschichte in ihrem Softcover-Büchlein mutig mit unterschiedlichen Textebenen und visuellen Umsetzungen der handlungstreibenden Mobilkommunikation. Parallel zur fatalen Abwärtsspirale variieren die Textstrukturen mehr und mehr, die immer turbulenteren werdenden Aktionen und deren Folgen finden sich in fadenartigen Linien, die die Schlüsselwörter über die Seiten hinweg – Kausalketten ähnlich – verknüpfen.

Das Buch selbst besteht aus chamois-farbenem Papier, das mit der angewandten harten »monospaced Schrift« einen starken Kontrast bildet. Gelungen!

Fotos: Sybille Schmitz
Typografie und Editorial Design (3. Semester): Diana Hix Molinari

Für die Umsetzung einer Erzählung von T.C. Boyle wählte die Studentin Diana Hix Molinari die Kurzgeschichte »Slate Mountain«. Darin bricht eine Gruppe Senioren auf zu einer geführten Bergwanderung, die in schlechtem  Wetter und in einigen Verwicklungen innerhalb der Teilnehmerschaft endet.

Prägende Idee war es, den titelgebenden, in Kalifornien gelegenen Slate Mountain in Form seiner Höhenlinien, wie man sie aus topografischen Karten kennt, als Negativ aus den Buchseiten zu stanzen. Die freie, herausgeschnittene Fläche in der Mitte wird im Laufe der Geschichte von Seite zu Seite immer kleiner. Da auch das Softcover gestanzt wurde, ermöglicht das Buch bereits im geschlossenen Zustand einen — zumindest — schmalen Anblick aller Seiten, aller Schichten. Die zehnte und letzte Seite ist die einzige, die nicht beschnitten ist.

Der Text der Geschichte folgt der Höhenlinie der jeweiligen Seite, er zeichnet damit die Handlung im wörtlichen wie im optischen Sinne nach. Die Augen des Lesenden wandern gewissermassen mit. Relevante Stellen im Text sind rot markiert, wie zusätzliche Informationen in einer topografischen Karte dienen sie hier als Hinweise auf das, was später passiert.

Als Schrift kam die Franklin Gothic Book zum Einsatz, das Papier ist naturweiß und mit 350g/qm auch sehr dick, was die Reliefhaftigkeit des negativen Höhenprofils enorm verstärkt. Das Cover ist sehr schlicht gehalten, um der Wirkung des zentralen Elementes — dem negativen Profil — nicht im Wege zu stehen.

Fotos: Sarah Janson, Redaktion: Sybille Schmitz