Stehsatz

Experimentelles Unikatbuch: Lisa-Sophie Rid. MD.H München, Kurs Prof. Sybille Schmitz
Unikatbuch (4. Semester): Lisa-Sophie Rid

Lisa-Sophie Rid nahm BJ Novaks Geschichte »Johnny Depp, das Schicksal und der Hollywood Doppeldecker Bus«, um daraus ein typografisch-experimentelles Unikatbuch zu gestalten. Die Kurzgeschichte handelt vom inneren Kampf des populären Schauspielers, der mit dem Motorrad unterwegs ist, als neben ihm ein Hollywood-Tourenbus mit Touristen erscheint.

Rid führt – der Geschichte gemäß – zunächst leise, auf klassische Art in ihr Unikatbüchlein ein. Mit zunehmendem innerem Kampf des Schauspielers werden die Textanordnungen extrovertierter. Schriftgrade variieren, Texte laufen über Doppelseiten. Auf dem Höhepunkt der Geschichte, an dem alles aus den Fugen zu geraten scheint, lösen sie sich schließlich aus der starren Zeilenformation, und verlassen das Satzgefüge. Passend zum Ort des Geschehens greift sie Begriffe und Elemente aus dem Filmischen auf, beginnend mit einer Aufblende findet sich der Text im Stile von Zelluloid wieder, oder auch aufgefächert wie die Amplituden einer Tonspur. Sehenswert!

Fotos: Felix Stoffel
Unikatbuch (4. Semester): Clara Reichelt
Dunkle Materie 3

In ihrer Interpretation der Geschichte »Dunkle Materie« nutzt Clara Reichelt die gesamte Klaviatur des typografischen Materials, um unterschiedliche Ebenen des Handlungsstranges zu verdeutlichen. Alles, was mit dunkler Materie im weitesten Sinn zu tun hat, ist negativ auf schwarzem Papier gedruckt. Wortgewaltige Ausbrüche oder auch Gedanken sind in fetterem Schnitt, größerem Schriftgrad oder auch in lauten Versalien gesetzt. Unterschiedliche, ineinander verschachtelte Seitenformate unterstreichen die unterschiedlichen Erzählebenen zusätzlich.

Das Buch selbst ist handlich und schlicht gestaltet. Das schwarze Cover weist eine dezente Prägung auf. Gelungen.

Fotos: Felix Stoffel
Unikatbuch (4. Semester): Marina Kunz
Dunkle Materie

Marina Kunz wählte als Thema für ihr Unikatbuch die Geschichte »Dunkle Materie« des US-amerikanischen Autors B.J. Novak. Darin sieht sich der zu derber Ausdrucksweise neigende Protagonist dem physikalischen Phänomen  der dunklen Materie sowohl im Planetarium als auch – im übertragenden Sinne – in seinem Privatleben konfrontiert. Was es damit auf sich hat, bleibt bis zum Ende der Geschichte vage. Noch nicht einmal der Wissenschaftler habe es gewusst, resümiert der Ich-Erzähler und kommt zu dem Schluss, nicht alles zu wissen sei durchaus von Vorteil.

Im Gegensatz zu der uns im Grunde rätselhaften dunklen Materie ist die Astrologie, d.h. die Lehre der Sterndeutung, ein weithin bekanntes Feld. In ihrer Interpretation teilt Marina Kunz die Geschichte in 12 Kapitel ein, analog zu den 12 Sternzeichen. Jedem Kapitel ist ein Sternzeichen zugeordnet, welches sowohl den Inhalt des Abschnitts als auch eine Charaktereigenschaft des Sternzeichens beschreibt. Das Transparenzpapier wurde verwendet, um das Entfalten der – vermeintlich verständlichen, letztlich doch undurchsichtigen – dunklen Materie darzustellen. Die Themen der Kapitel wurden durch typografische Umsetzung unterstützt. 

Fotos: Felix Stoffel, Redaktion: Sybille Schmitz
Julie und der Warlord
Unikatbuch (4. Semester): Mona Kerntke

Das Unikatbuch der Kurzgeschichte »Julie und der Warlord« des US-amerikanischen Autors B. J. Novak visualisiert den trügerischen Charakter des Warlords, der sich im Laufe eines dubiosen Dates als äußerst brutal und gefühlskalt entpuppt.

Auf den Innenseiten wird der Fokus auf einen rein typografischen Ansatz gelegt. Das ungewöhnliche Cover unterstreicht die Aussage des Interpretationsansatzes. Der graue Buchbindekarton des Covers ist mit einer dünnen Alufolie beklebt. Der Titel, der auf eine matte, schwarze Vinylfolie geplottet und auf das Cover geklebt ist, ist an die Struktur der Innenseiten angelehnt. Die reflektierende Oberfläche verzerrt das eigene Spiegelbild. Der metallische Look des Covers wirkt hochwertig und auffallend. Übertragen auf die Geschichte soll dies Julies anfänglich durchaus positiven Eindruck des Warlords darstellen. Die offene Fadenbindung offenbart am Buchrücken erste Einblicke in das Buchinnere, weshalb über die Buchmitte hinaus gestaltet wurde. Die Innenseiten sind auf einem 170 g/m ² Papier gedruckt.

Die Geschichte ist in ruhige und laute Parts unterteilt. Auf ruhigen Seiten ist der Text unaufgeregt und schlicht gesetzt. Der Text befindet sich dabei ausschließlich auf der rechten Seite, die linke Seite ist frei gelassen. Laute, aufwühlende Passagen der Geschichte sind auf experimentelle Art und Weise gestaltet. In einem mehrspaltigen Raster werden Aussagen blockweise dargestellt und Hervorhebungen und Wiederholungen verwendet. Auf diese Weise wird der höchst irritierende Charakter des Warlords visualisiert. Die Seiten wirken abgehackt, steif, strikt und statisch. Um diese statische Wirkung zu unterstreichen, wird in der Akzidenz Grotesk gesetzt.

Fotos: Mona Kerntke, Redaktion: Sybille Schmitz