Stehsatz

Studiengang Media Design München
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Olivia Böhm

Aufgabe der freien Schriftarbeit im ersten Semester war es gewesen, eine eigenständige Schrift künstlerisch oder kalligrafisch zu entwickeln. Ausgangspunkt dafür stellten die Großbuchstaben römischen Ursprungs dar.

Olivia Böhm entschied sich für die Darstellung des Wortes »Akzidenzien«. Der Begriff bedeutet soviel wie Auszeichnung – ein Begriff, der im Buchdruck früher etwas Besonderes, etwas von der alltäglichen Norm abweichendes bezeichnet hat. Und so weicht auch ihr Wort von der Norm ab: die einzelnen Buchstaben sind kunstvoll aus Papier gefaltet und weisen mehrere unterschiedliche Papierfarben und -lagen auf. Auf diese Art und Weise lässt die Studentin einen dreidimensionalen, frühlingshaft anmutenden Schriftzug entstehen. Die einzelnen Zeichen unterscheiden sich jeweils durch Falttechnik und Farben. Das Wort selbst ist Blatt für Blatt zu einem Leporello zusammengefasst. Passend zu den ersten Frühlingstagen strahlt diese Arbeit aus dem ersten Semester eine beseelte, verspielte Heiterkeit aus.

Fotos: Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Zoe Leininger

In meiner Visualisierung der Aggregatzustände habe ich den Übergang von fest (weiß und quadratisch) zu flüssig (blau und wellenförmig) zu gasförmig (transparent und kreisförmig) mittels einer Formauflösung von quadratisch zu kreisförmig und somit von statisch zu dynamisch dargestellt. Der Umfang der Formen passt sich der physikalischen Dichte des jeweiligen Aggregatzustands an. Je weniger stark die Bindung bzw. die Dichte der Teilchen, desto größer der Umfang. Alle einzelnen Module sind sorgfältig aus Papier von unterschiedlicher Farbe und Beschaffenheit gefaltet. Auf diese Weise ist ein Wandbild der Größe DIN A1 entstanden.

Fotos: Zoe Leininger, Redaktion: Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Sophie Feichtner
Papierarbeit zum Thema Aggregatzustände

Für die Visualisierung der Aggregatzustände und deren Übergänge hat Sophie Feichtner die Grundformen Kreis, Quadrat und Dreieck gewählt, diese in den dreidimensionalen Raum transportiert und anschließend in der Form von Mobiles aufbereitet. Der Kreis steht für ruhigere, weniger gespannte aber auch harmonische Zustände, das Quadrat hingegen für starre, harte und feste Formen, das Dreieck schließlich — mit seinem umgekehrten Schwerpunkt — steht für schwer greifbare Zustände. Die Farbwahl ist inspiriert von Vulkangestein, Lava und vulkanischen Gasen.

Alle Objekte wurden aus Papier gefaltet, anschließend in einem diagonalen Bildaufbau fotografisch inszeniert. Die Diagonale unterstreicht den beständigen Wandel von einem Zustand zum anderen visuell.

Die imposanten Bilder haben eine ungemein inspirierend-suggestive Kraft – die Assoziationen, die sie evozieren, dürften stark variieren von Betrachter zu Betrachter. Die universalen Formen bieten der Phantasie eine enorme Vielzahl an Ansatzpunkten und Interpretationsräumen.

Fotos: Sophie Feichtner
Visualisierung (1. Semester): Lilli Hartig

Geburt, Kindesalter, Adoleszenz, Erwachsenenalter, Greisenalter und das Lebensende. Die sechs Phasen des Lebens finden sich in Lilli Hartigs Arbeit als Kreise aus gerollten Papierstreifen wieder.

Der Kreis steht für für das Leben, er symbolisiert Bewegung und Fortlauf. Das Quadrat als statische, feststehende Form demgegenüber ist das Symbol für den Tod, für das Irreversible, Unveränderliche.

Das Neugeborene wird als kleiner, komplett weißer Kreis dargestellt. In den darauffolgenden Lebensphasen werden die Farben Gelb, Blau und Rot in unterschiedlicher Gewichtung hinzugefügt und die Kreise werden größer. So steht Rot für Aggression, Durchsetzungskraft, derer es bedarf im Prozeß des Erwachsenwerdens, aber auch für die Liebe. Gelb ist die Farbe der Sonne und des Lichts und steht für Wissen und Weisheit. Blau als Farbe des Himmels steht für Klarheit und Objektivität.

Im Greisenalter nimmt die Größe des Kreises wieder ab, so wie die Wege, die zu gehen der alte Mensch im Stande ist, immer kürzer werden. Am Lebensende wird aus dem Kreis ein Quadrat – nicht mehr weiß, sondern gänzlich schwarz.

Fotos: Sybille Schmitz
Typografie (1. Semester): Sofia Mari
Laut und Leise – Lebende Satzzeichen

Aufgabe war es, mit rein typografischen Mitteln das Begriffspaar »laut« und »leise« darzustellen. Sofia Marie, Studentin aus dem ersten Semester, hat diese Aufgabe geistreich und unkonventionell umgesetzt.

Als Ausgangspunkt nahm Sofia Mari fünf gleich große Bücher, deren Inhalt völlig unmaßgeblich war und die in ihrer äußeren Form als reines Material dienten. Aus ihnen faltete, bog und wand sie verschiedene Satzzeichen – Punkt, Semikolon, Auslassungszeichen, Ausrufezeichen und Fragezeichen.

Normalerweise hört man die Interpunktion beim Vorlesen nicht. Man erkennt das jeweilige Satzzeichen nur anhand der Intonation, wenn beispielsweise die Stimme am Satzende gehoben wird und auf ein Fragezeichen schließen lässt.

Dadurch, dass sich die einzelnen Satzzeichen gefaltet finden und so optisch ins Auge fallen, wird die sonst leise, unscheinbare Interpunktion laut, auffällig. Der Inhalt der Bücher, die zahllosen Sätze, die sonst laut, vernehmbar gelesen werden, treten in den Hintergrund. Demnach sind sie leise, wie es einem Mengentext geziemt.

Fotos: Sofia Mari, Readaktion: Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Sarah Huber

Sarah Huber faltet in ihrer Visualisierung des Themas »Stadt anders sehen« Papierobjekte mit typografischen Texten. Ein weißes Quadrat bildet den Rahmen für jedes Objekt und umschließt die schwarze Grundfläche der Besiedlung.

So ist die Einöde, an den russischen Avantgardisten Kasimir Malewitsch erinnernd, ein schwarzes Quadrat. Das Gehöft wird durch ein kleines dreidimensionales Papierdreieck repräsentiert. Das Dorf, die Stadt und schließlich die Metropole nehmen sowohl an Komplexität und als auch typografischer Vielfalt zu.

Entstanden sind so fünf Objekte, die sich aus einem einfachen Grundprinzip heraus organisch zu einer anschaulichen Reihe entwickeln. Hohe Abstraktion, und dabei höchst vergnüglich.

Fotos: Marina Scalese
Musikvisualisierung (1. Semester): Verena Manhart

Debussys Klavierstück vermittelt ein Schweben der Klänge, ein Auf und Ab der Töne und eine Leichtigkeit im Fluss der Melodie. »Claire De Lune« kommt aus dem Französischen und heißt übersetzt »Mondschein«. Um diese strahlende und schwebende Stimmung, assoziiert mit dem sanften und beständigen Licht des Mondes, untermalt von der Leichtigkeit der Melodie bildlich darzustellen, habe ich eine Art Vorhang aus papierenen Schleifen gewoben. Diese Schleifen, leicht und nahezu schwerelos wie Federn, sind ganz in Weiß gehalten, um die Reinheit und Unschuld der Klavierklänge und das Licht des Mondes symbolisch wiederzugeben.

Für meine Visualisierung habe ich zwei Takte des Stücks gewählt, die für mich ein Metabild erzeugen.

Für jede Note steht eine Nylonschnur mit je acht Schleifen, in Anlehnung an eine musikalische Oktave. Die Länge der Fäden richtet sich nach der Tonhöhe. Je tiefer der Ton, desto länger der Faden und umgekehrt. Das Objekt besteht aus sieben hintereinanderliegenden Reihen. Eine Schnur steht in diesem Fall für die Tonlänge ein Sechzehntel. Die Taktart des Stückes ist mit 18/16 festgelegt, woraus sich eine Reihe mit 18 Schnüren ergibt.

Visualisierung (1. Semester): Ingrid Trojer

Die Aufgabe »Stadt anders sehen« beinhaltet die Visualisierung der räumlichen Zusammenhänge Einöde, Gehöft, Dorf, Stadt, Megacity/Metropole in Objektform.

Es sind 5 einzelne Objekte – ausgehend von einer Kubusform – entstanden, die das jeweilige Charakteristikum illustrieren. So zeichnet sich die Einöde durch das Fehlen von Siedlungselementen aus. An dem Kubus selbst befindet sich nur ein karger Baum, das Gehöft hingehen enthält erste abstrakte Siedlungselemente. Im starkem Kontrast dazu steht am Ende die enorm facettenreiche Megacity (unter Megacity werden Städte verstanden, die 10 Millionen oder mehr Einwohner beherbergen).

Die Farbgebung entwickelte sich individuell durch das Schreddern und Neuanordnen von Fotos der jeweiligen Wohnstrukturen. Die Farben, die sich daraus ergeben, wirken im Gesamtbild paradoxerweise fast einheitlich.

Die in Reihe gestellten Modelle zeigen in der Abfolge die Weiterentwicklung oder Metamorphose der einzelnen Zustände, von der Einöde zur Metropole.

Fotos: Marina Scalese
Visualisierung (1. Semester): Verena Manhart
Die sieben Todsünden

Ende des 4. Jahrhunderts wurden die sieben Todsünden das erste Mal von Euagrios Pontikos benannt. Bekannt sind sie uns vor allem durch die katholische Kirche, laut der wir durch deren bewusste Auslebung den Kontakt zu uns selbst und zu Gott verlieren. Die Charaktereigenschaften, die die katholische Kirche als Todsünden bezeichnet sind laut historischer Reihenfolge: Hochmut, Habgier, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit.

Für die Visualisierung habe ich die Seiten jeweils sieben identischer Bücher so gefaltet, dass deren Frontalansicht im leicht geöffneten Zustand je eine Todsünde darstellt.

Für den Hochmut steht ein nach oben zeigendes, gleichschenkliges Dreieck. Es vermittelt das Streben nach oben und zeigt, wie der hochmütige Mensch sich selbst über allen anderen, also an der Spitze sieht. Habgier äußert sich in unersättlichem Verlangen nach Besitz. Hierfür steht eine von links unten nach rechts oben laufende Gerade, da Geraden, laut geltenden mathematischen Gesetzen, grundsätzlich in die Unendlichkeit steigen. Der Kreis steht in diesem Fall für die Wollust, die unter anderem durch einen Teufelskreis der Lust beschrieben werden kann. Zorn ist in der Regel kein Gefühl, das unentwegt vorliegt, sondern sich in unterschiedlich starken Wutausbrüchen äußert. Aus dem Aneinanderreihen verschieden hoher Rauten resultiert ein Zackenmuster. Mit dem Wort Völlerei verbindet man exorbitanten Konsum von Lebensmitteln oder Alkohol. Auf jenen folgt meistens ein starkes Unwohlsein, welches in dem Versuch mündet, die psychische Verfassung durch Frustessen und Betrinken zu bessern. Dieses stete Auf und Ab wird durch eine Sinuskurve dargestellt. Neid nimmt dem Geist die Fähigkeit sich richtig zu entfalten. Durch die zusammengedrückt wirkende Raute wird diese Einschränkung optisch vermittelt. Die letzte der Todsünden ist die Trägheit. Diese wird durch die statischste Form, das Quadrat, versinnbildlicht.

Fotos: Verena Manhart
Vier Jahreszeiten – Weather Patterns
Visualisierung (1. Semester): Janina Engel

Wie kann Papier so arrangiert werden, dass allein Struktur & Haptik ein neuartiges und charakteristisches Gesamtbild ergeben?
Bei der Aufgabenstellung, die vier Jahreszeiten zu visualisieren, entschloss ich mich auf Papier zu beschränken. Durch das Übereinanderlegen unterschiedlicher geometrischer Formen aus Papier entstand eine interessante Struktur, die den Anschein hat gefaltet oder geschnitten zu sein.  Die Höhen und Tiefen sowie die Platzierung der Formen und die Lichteinwirkung ergeben unterschiedliche Schattenbilder, die eine eigene Stimmung transportieren, den Jahreszeiten entsprechend. Ziel war es, dass jede Jahreszeit für sich stehen kann, aber auch in Verbindung mit den anderen Jahreszeiten ein harmonisches und stimmiges Gesamtbild ergibt.

Der Frühling wird durch die neigende Diagonale, den Halbkreisen für die aufgehende Sonne und die positiven und negativen Dreiecke symbolisiert. Im Frühling erwacht alles Leben, eine Auferstehung nach langer Winterstarre. Der energiereiche Sommer mit seiner strahlenden Fülle wird durch spielerische Platzierung der Formen unterschiedlicher Geometrien symbolisiert. Die Sonne findet sich im Kreis wieder und wirkt so mächtig über das gesamte Bild aus. Durch eine leichte Disharmonie der Linien und der kalt wirkenden Formen wird der Herbst symbolisiert. Das Leben zieht sich nun zurück und verzehrt die letzten Sonnestrahlen. Zu guter Letzt wird der Winter durch klare, lange Linien, negative Neigungen und der wenig harmonischen Diagonalen dargestellt. Die Eiseskälte findet sich in den spitzen, hart wirkenden Dreiecken wieder.