Stehsatz

Nikol Stancheva, Anna-Maria Lebedew, Verena Sedlmeir, Editorial Design, FB Media Design München, Klasse Prof. Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Nikol Stancheva, Anna-Maria Lebedew und Verena Sedlmeir

»SLINE« ist der Name des  englischsprachigen Magazins, das sich dem Medium widmet, das das klassische Fernsehen abgelöst hat: dem Streaming von Serien. Die Wortneuschöpfung Sline leitet sich ab von dem englischen Begriff Streamline.

Streaming hat sich in nur einem Jahrzehnt massiv verbreitet, es ist für die jüngere Generation das, was Fernsehen bislang war – aus guten Gründen: Fernsehen on-demand kommt den modernen Lebenswelten, die zeitlich diffuser sind, entgegen. Zudem haben Serien wie »Breaking Bad« in vielerlei Hinsicht ein Niveau erreicht, das durchschnittliche, ja selbst gehobene TV-Produktionen weit hinter sich lässt. Auch das konsumieren von fiktionaler Unterhaltung in übersichtlichen Häppchen einerseits und andererseits für längere, verläßliche Zeiträume entspricht heutigen Bedürfnissen. So ist es nur folgerichtig, sich dem breiten und hochwertigen Angebot auf inhaltlich sorgfältige Weise zu widmen. Das Magazin Sline zielt darauf ab, den Leser umfassend über die ganze Bandbreite verschiedenster Serien zu informieren.

Das einzigartige Merkmal hierfür stellt der illustrative Teil des studentischen Magazins dar. Die jeweiligen Bilder respektive Fotos wurden jeweils digital überzeichnet, jede Serie erhält dabei ihre eigene Note. Darüberhinaus werden Hintergründe der Streaming- und Serienszene journalistisch aufbereitet, wie im vorliegenden Netflix-Special der Werdegang von Netflix, inklusive eines Interviews mit dem CEO.

Fotos: Anna-Maria Lebedew
Typografie (1. Semester): Josephin Oschmann
Laut und Leise

Inspiriert durch ein Kunstwerk einer asiatischen Künstlerin, auf das ich vor etwa fünf Jahren gestossen bin, welche Post-its übermalt und sie anschliessend wie ein Puzzle zu einem Gesamtbild zusammenfügt hat, wollte ich im Rahmen des Projekts »Laut und Leise« auch den stillen Botschafter nutzen.

Post-its dienen uns, um uns an wichtige Dinge zu erinnern. Daher konstruierte ich zum Andenken der vielen Opfer des Hurricanes Katrina eine interaktive, wandelbare Gedenktafel. Zunächst hat man eine Tafel mit Namen vor Augen, die in dezenter Schrift und völlig ruhig dem betrachtenden Auge liegt. Erst durch eine recht gewaltigen Windstoss gerät die Installation in Unruhe. Wie beim historischen Ereignis stellt die zerstörerische Kraft des Windes die Welt wortwörtlich auf den Kopf.

Am Ende kommt das Wortbild »Hurricane Katrina« in roter, ausdrucksstarker Schrift zum Vorschein.

Fotos: Josephin Oschmann, Redaktion: Sybille Schmitz
Bachelorarbeit: Antonia Aschenbrenner

Max Frisch beschreibt in seinem Tagebuch, dass man das Eigentliche, das Unsagbare bestenfalls umschreiben kann. Von jedem Gedanken bleibt ein Teil, der nicht gesagt, der nicht in Worte gefasst werden kann. Man kann lediglich versuchen, so nah wie möglich an das eigentlich Gemeinte, dass Unsagbare heranzukommen.

Sprache, wie auch der textliche Ausdruck, ist immer stark an den jeweiligen Sprecher respektive Verfasser gebunden. Bei der Decodierung von Nachrichten kann es daher zu Missverständnissen durch Fehlinterpretation kommen. Im Geschriebenen, im Gegensatz zum Gesprochenen, haben wir außerdem keine Person gegenüber, die das, was sie in Worte packt, durch ihre Haltung, Mimik und Gestik oder durch die Betonung und Tonalität der Stimme verstärkt und deutbar macht. Wir sind in gewisser Weise Opfer unserer eigenen Interpretation.

Ausgehend davon versteht sich diese Bachelorarbeit als ein Versuch, durch die Kombination aus Text und dessen visueller Kennzeichnung so nah wie möglich an das Gesagte heranzukommen.

Hierzu wurde ein System zur Kennzeichnung entwickelt, welches sich auf jeden schriftlich festgehaltenen Text anwenden lässt. Dieses kennzeichnet, welchen emotionalen Beiklang eine schriftliche Information hat. Dabei geben diese Kennzeichnungen schon während des Lesens Auskunft über die Stimmungslage des Textes, anders als beispielsweise »Emojis«, welche die emotionale Konnotation erst am Ende eines Satzes ersichtlich machen.

Fotos: Antonia Aschenbrenner, Redaktion: Sybille Schmitz
Bachelorarbeit: Magdalena Stricker
Audace – Schrift im Raster

In ihrer Bachelorarbeit widmete sich Magdalena Stricker dem Thema Schrift im Raster. Sie entwickelte eine Schrift, die die Möglichkeiten einer Rastergrundlage weit auslotet. Auf einem recht kleinteiligen Raster, ausschließlich bestehend aus Kreisen und Quadraten, entstand die Auszeichnungsschrift namens »Audace« – italienisch für Wagemut, Tollkühnheit, aber auch Anmut. Wagemutig ist Audace allemal, läßt sie doch Traditionen weit hinter sich und tritt dem Leser in ihrer Eigenwilligkeit herausfordernd entgegen.

Mit dieser experimentierfreudigen Abschlussarbeit stellt Magdalena Stricker auch die grundsätzliche Frage in den Raum: inwiefern und vor allem bis zu welcher Konsequenz kann Schrift aus Rastern entwickelt werden?

Typografie (1. Semester): Sofia Mari
Laut und Leise – Lebende Satzzeichen

Aufgabe war es, mit rein typografischen Mitteln das Begriffspaar »laut« und »leise« darzustellen. Sofia Marie, Studentin aus dem ersten Semester, hat diese Aufgabe geistreich und unkonventionell umgesetzt.

Als Ausgangspunkt nahm Sofia Mari fünf gleich große Bücher, deren Inhalt völlig unmaßgeblich war und die in ihrer äußeren Form als reines Material dienten. Aus ihnen faltete, bog und wand sie verschiedene Satzzeichen – Punkt, Semikolon, Auslassungszeichen, Ausrufezeichen und Fragezeichen.

Normalerweise hört man die Interpunktion beim Vorlesen nicht. Man erkennt das jeweilige Satzzeichen nur anhand der Intonation, wenn beispielsweise die Stimme am Satzende gehoben wird und auf ein Fragezeichen schließen lässt.

Dadurch, dass sich die einzelnen Satzzeichen gefaltet finden und so optisch ins Auge fallen, wird die sonst leise, unscheinbare Interpunktion laut, auffällig. Der Inhalt der Bücher, die zahllosen Sätze, die sonst laut, vernehmbar gelesen werden, treten in den Hintergrund. Demnach sind sie leise, wie es einem Mengentext geziemt.

Fotos: Sofia Mari, Readaktion: Sybille Schmitz
Typografie im Raum (3.Semester): Katharina Lutz

Im Rahmen der Aufgabe Schrift im Raum, diesmal zum Thema Freiheit, inszenierte Katharina Lutz den Begriff Individuum.

Die aus Ytong-Stein herausgearbeiteten Lettern stehen zunächst stabil, mächtig und unverrückbar im Raum. Jeder Mensch, jedes soziale Lebewesen ist jedoch äußeren Einflüssen ausgesetzt, Zwängen, es erleidet und erduldet Schicksalsschläge, erodiert im Laufe einer Lebensspanne bei Wind und Wetter, ja richtet sich womöglich auch selbst zugrunde. Auch wenn es hoffentlich nicht gebrochen wird, so trägt es Schrammen davon und Beulen.

Entsprechend zeigen die imposanten Fotografien die Lettern nach und nach angekratzt, gekippt, durcheinandergebracht und mit der Zeit als (Wort) Individuum kaum noch zu erkennen.

Diese greifbar-griffige Typografie ist von schlichter – und gerade deswegen starker – Symbolhaftigkeit.

Fotos: Katharina Lutz
Visualisierung (1. Semester): Lisa Sophie Rid
»Stadt anders sehen«
Im Erstsemesterkurs »Visualisierung« nahm sich Lisa Sophie Rid des Themas
»Stadt anders sehen« an, indem sie 2D-Grafiken in der Art von Übersichtskarten entwarf – schematisch, abstrahiert, die Farbgebung einer Lesbarkeit oder auch einer Systematik untergeordnet.

Die Einöde ist dabei in ruhigen Farben gehalten, der Ruhe/der Eintönigkeit dieser Siedlungsart entsprechend. Das Gehöft wiederum ist etwas umfangreicher, dennoch überschaubar und in Brauntönen dargestellt, was die direkte Wirtschaftsweise mit und von der umgebenden Natur unterstreicht.

Das Dorf ist schon weiter verzweigt, hier sind Zentrum und Ausfallstraßen erkennbar sowie Teilbereiche einer dörflichen Gemeinschaft auszumachen. Insgesamt ist es noch überschau- und memorierbar.

Die Stadt hingegen ist bereits unübersichtlich, Details sind für den Betrachter, die Betrachterin als solche herauszuschälen. Viele Bereiche von eigener Charakteristik lassen auf komplexere Wirtschaftsweisen und unterschiedliche Nutzung schließen. Die Farbtöne sind allesamt Rottöne, sie symbolisieren Energie, Lebhaftigkeit, Kraft und Impulsivität — aber auch Hektik und Lärm.

Die Megastadt schließlich visualisiert Städte, die gemeinhin eine sehr hohe Bevölkerung (mehr als 10 Millionen Einwohner sind ein gängiges Kriterium) haben, ausufernd wie dicht bebaut sind und in der gewachsene Strukturen verloren gegangen sind in Richtung einer völligen Unübersichtlichkeit. Ein »Genius loci« ist hier nicht erkennbar, eine greifbare Charakteristik, geografisch oder auch sozial, ist nicht mehr zu eruieren, was sich in der unsystematischen Vielfalt der Farben wiederfindet.

Lisa Sophie Rid hat hier ein — im besten Sinne — denkbar einfaches Prinzip aufgegriffen und eindrücklich umgesetzt. Herausgekommen ist eine wahrlich prägnante Visualisierung.

Editorial Design (3. Semester): Celina Hofmann, Michaela Kappes, Katharina Lutz
[blnk] Magazine – Gestaltung der Zukunft

 [blnk] ist die Nullnummer des von den Studierenden entworfenen Magazins rund um das Thema Zukunft von Design, Lifestyle, Fashion und Architektur. Der Name [blnk], der sich vom englischen »blank« ableitet und so viel wie »leer« bedeutet, bezieht sich auf die Zukunft, die es zu gestalten, die Geschichte(n), die es erst zu schreiben gilt.

Die eckigen Klammern werden zum Gestaltungsmerkmal des Magazins, sind schon Element des Covers und unterstreichen den Fokus auf das Noch-nicht-Endgültige des Kommenden. Kreativ, aktiv und individuell, mittels neuer Ideen, klarer Standpunkte & Prinzipien für eine bessere Zukunft — das sind die Hauptwerte des Independent-Magazins. Diese Grundgedanken finden sich in seiner Gestaltung und Sprache wieder, die oftmals bewusst mit traditionellen gestalterischen Mitteln bricht, ohne dabei völlig den Bezug zu einer Ordnung zu verlieren oder gar zum Selbstzweck zu geraten.

Die Textgestaltung etwa orientiert sich jeweils an den Inhalten, so spiegeln Textblöcke der Architektur-Rubrik Gebäudestrukturen wider, während dreidimensional angelegte Wörter auf dreidimensionale Digital Art oder Skulpturen verweisen. Um Gewohnheiten zu konterkarieren, kommen auch Beiträge vor, die um 90° gedreht werden müssen. Sie bringen den Leser dazu, die Inhalte haptisch wie auch optisch aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Text und Fotos Beitrag: Celina Hofmann, Michaela Kappes, Katharina Lutz; Redaktion: Sybille Schmitz
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Lea Trumpetter

Im Rahmen einer freien Schriftarbeit schuf Anna Lea Trumpetter die »bubble letters«, die auf der Verdichtung von Kreisen basieren und ein verblüffend spielerisches, gleichzeitig modernes Schriftbild ergeben. Beginnend mit einigen, wenigen Punkten wurde nach und nach jeder Buchstabe vervollkommnet, bis der Eindruck einer von Hand geschwungenen Type erwachsen war. Auf diese Art entstand ein typografisches Gesamtbild einer plastischen, im Raum schwebenden Schrift.

Editorial Design (3. Semester): Nikol Stancheva

Nikol Stancheva setzte sich in der Drittsemester-Studienarbeit mit der skurrilen Kurzgeschichte »Fünf-Pfund-Burrito« von T.C. Boyle auseinander, um daraus ein Unikatbuch zu gestalten.

Protagonist der Geschichte ist Sal, Sohn mexikanischer Einwanderer und Eigentümer eines seit Jahren eher schlecht laufenden Restaurants. Um das Geschäft anzukurbeln verfällt er auf die Idee, öffentlichkeitswirksam einen überdimensionierten, fünf Pfund schweren Burrito – den größten Burrito der Stadt – feilzubieten. Neben der gewünschten Steigerung der Einnahmen führt dies allerdings auch zu unerwünschten Veränderungen in Sals Laden und Leben.

So steht eines Tages sein Lieferant in Form eines überdimensionierten Hähnchens vor ihm, am Folgetag dann in Form eines Schweines, eines Aliens etc. Auch scheinen sich die Gäste an dem Tag jeweils der Erscheinungsform des Lieferanten anzupassen. Erst als Sal seinen exzentrischen Burrito wieder in normale Dimensionen überführt, verschwinden auch die abstrusen Visionen.

Nikol Stancheva interpretiert die Geschichte in einer farbenfrohen, typografisch mutig gestalteten Serie aus fünf Plakaten. Zusammengerollt wie ein Burrito und umschlungen von einer Banderole, entblättert sich die Geschichte dem Leser – in visuell überbordenden, fast halluzinierenden Sinneseindrücken.

Fotos: Sybille Schmitz