Stehsatz

Analyse der Avenir und Avenir Next: Anna Lea Trumpetter, Mona Kerntke. MD.H München
Schriftanalyse und Buchgestaltung: Mona Kerntke, Anna-Lea Trumpetter
Analyse der Avenir

Adrian Frutiger war einer der größten und bedeutendsten Typografen bzw. Schriftgestalter des 20. Jahrhunderts und prägte mit seinen Werken den Schweizer Stil maßgeblich. Die Anlehnung an die Futura von Paul Renner verrät schon der Name. Anders als bei der streng geometrisch konstruierten Schrift von Renner versuchte Frutiger in der Avenir Harmonie und Menschlichkeit zum Ausdruck zu betonen. Dabei konzentriert er sich auf die Balance zwischen der mathematischen Geometrie einerseits und andererseits den optischen Korrekturen, die der Lesefreundlichkeit dienen.

In ihrer Schriftanalyse beschäftigen sich Lea Trumpetter und Mona Kerntke zunächst ausführlich mit dem Werdegang des Gestalters Adrian Frutiger und dessen Arbeiten. Im weiteren Verlauf wird die Geschichte der Grotesk nachgezeichnet. Der Hauptteil der Schriftanalyse widmet sich dem Charakter der Avenir. Anschließend folgt eine sehr detaillierte Einzelzeichenanalyse, sowie das Kerning der Schrift. Für den Vergleich wurden die Avenir Next und Futura PT herangezogen. Anwendungsbeispiele runden die Schriftanalyse ab.

Durch ausgewogene Raumaufteilung und stringente Text- und Seitengestaltung entsteht ein stimmig gestaltetes Buch. Das Cover und der offen gestaltete Buchrücken der Schweizer Broschur verbinden sich — dank des roten Fadens im Wortsinne wie im übertragenen Sinne — gekonnt mit dem Inhalt.

Fotos: Mona Kerntke und Anna-Lea Trumpetter, Redaktion: Sybille Schmitz
Grafische Zeichen (2. Semester): Anja Hergl
Ein neues Gesicht für die Theaterspiele Glyptothek in München

Bei dem fiktiven Redesign für die Theaterspiele Glyptothek ging es darum ein Zeichen zu entwickeln, das möglichst viele Menschen auf das Kulturangebot aufmerksam macht. Vor allem junge Menschen, die im Theater bisher eher weniger vertreten waren, sollen durch das abstrakte Zeichen und durch die moderne Farbauswahl angesprochen werden.

Als Inspiration für das Zeichen dient die Glyptothek am Königsplatz, die mit ihren acht Säulen einen durchaus besonderen Ort für ein Open Air Theater darstellt. Dieser außergewöhnliche Ort sollte durch einen direkten Ortsbezug aufgegriffen werden. Somit wird die Glyptothek mittels einfacher Formen immer weiter abstrahiert, bis ein starkes Zeichen entsteht.

Nicht nur die Säulen werden bei der Entwicklung mit einbezogen, sondern auch der Innenhof, auf dem das Schauspiel stattfindet. Diese private, aber doch offene Umgebung ist ebenfalls ein Kriterium, das bei der Zeichenentwicklung eine Rolle spielt. So spiegelt eine Klammer genau dieses Zusammenspiel zwischen offen und privat perfekt wider.

Redaktion: Sybille Schmitz
Visualisierung (1. Semester): Anna Lea Trumpetter

In ihrer Visualisierung zum Thema »Stadt anders sehen« fokussiert sich Anna Lea Trumpetter auf die Spuren, die der Mensch an seinen diversen Habitaten Einöde, Gehöft, Dorf, Stadt und Megacity hinterlässt. Die Arbeit besteht aus fünf Einzelblättern, jedes hebt sich durch eine zunehmende Anzahl schwarzer Abdrücke vom vorherigen ab, die wie Reifenspuren auf einer zuvor unberührten Wiese wirken.

Diese Spuren nehmen von der kleinsten Siedlungsart, der Einöde, zu jeder nächstgrösseren entsprechend ihrer Größe bzw. der Populationsdichte zu, werden zu einem zunehmend komplexeren Geflecht und verdrängen dabei die Natur – hier sinnbildlich durch das reine, weiße Blatt dargestellt.

Präsentiert wird das Ganze in einem fünf-seitigem Leporello. Sehenswert.

Fotos: Anna Lea Trumpetter
Typografie (2. Semester): Sofia Mari Surkau, Lara Traub, Clara Reichelt
Schriftanalyse der Gill Sans

Das Buch »Schriftanalyse Gill Sans« von Sofia Mari Surkau, Lara Traub und Clara Reichelt widmet sich der Gill Sans, die als eine der am besten lesbaren Grotesk Schriften gilt. Sie wurde im Jahre 1928 veröffentlicht und wird noch heute für große Unternehmen verwendet, wie etwa BBC News, Tommy Hilfiger oder Benetton.

Der anfängliche Teil des Buches gibt einen detaillierten Einblick in das Leben des Schriftentwicklers Eric Gill, im folgenden wird die Entstehungsgeschichte der Schrift näher betrachtet. Anschließend folgt eine ausführliche Buchstabenanalyse und eine Analyse verschiedenster Aspekte wie Lesbarkeit, Zurichtung und Schriftschnitte.

Da die Gill Sans aus der Bleisatzzeit kam finden sich eigens gedruckte Bleisatzseiten eingefügt, welche die Unterschiede zwischen der Schrift am Bildschirm und den Bleilettern beleuchten. Die Prägung des Covers zeigt eine Konstruktionsskizze des Minuskel g, die sich ebenso im Buch wiederfindet. Für mehr Dynamik wurden zudem eine Reihe transparenter Seiten integriert, wodurch die Zusammenhänge der Aspekte und die Charakteristik der Gill Sans recht klar erfassbar werden.

Fotos: Sofia Mari Surkau, Lara Traub und Clara Reichelt; Redaktion: Sybille Schmitz
Grafische Zeichen (2. Semester): Mona Kerntke
Miteinander – Attraktiveres Erscheinungsbild für das Impfzentrum Bayern

Mit ihrem fiktiven Designentwurf für das »Impfzentrum Bayerns« richtet Mona Kerntke den Fokus auf das Miteinander, das in der Pandemie stark eingeschränkt ist, dessen Bedeutung gleichzeitig umso augenscheinlicher wird. Das Erscheinungsbild umfasst ein neues Signet, eine mutige Farb- und Formensprache und will eine jüngere, urbane Zielgruppe ansprechen.

Grundidee ist es, anhand eines Kreissystems das Zusammenleben, das durch die Impfung zurückgewonnen werden soll, darzustellen. Dieses gesellschaftliche Miteinander repräsentieren hier symbolhaft zwei abstrahierte Personen, deren Köpfe als Punkte, und deren Arme in einer Art S-Kurve dargestellt sind — Arme, die sich zum Händeschütteln treffen, wie es einst vor der Pandemie selbstverständlich war und hoffentlich nach der Impfung wieder sein wird.

Die Farben sollen markant sein, der Dringlichkeit entsprechend, die fröhliche, kräftige und aktive Farbkombination entspricht der positiven, mutmachenden Botschaft der Kampagne.

Grafische Zeichen (2. Semester): Lea Trumpetter

Lea Trumpetter nahm sich im Kurs »grafische Zeichen« der hochaktuellen Aufgabe an, die Impfbereitschaft der noch nicht gegen Covid-19 geimpften Menschen zu erhöhen. Die Zielgruppe ist klar umrissen, nämlich Menschen, die grundsätzlich bereit dazu wären, aber aus Gründen der Trägheit, der Unklarheit über die konkreten Abläufe und/oder aufgrund von Mangel an allgemeinen Informationen die Schwelle zur Initiative noch nicht überwunden haben. Gerade hier ist — nicht zuletzt visuelle — Kommunikation entscheidend.

Dafür schuf sie ein (fiktives) neues Erscheinungsbild des Impfzentrums Bayern, eine moderne Wort-Bildmarke. Die Formensprache des Zeichens basiert auf einem Kreis. Dieser steht für Leben und Gemeinschaft. Die Minuskel »i« symbolisiert an erster Stelle eine Person, die geimpft wurde, auf internationaler Ebene steht es für »Information«, welche einer Entscheidung (dafür oder dagegen) immer vorausgehen soll.

Besonderes Augenmerk lag auf dem einfachen Design, das der Einprägsamkeit zu Gute kommen soll. Das primär verwendete schwarze Signet wird in Kombination mit jeweils nur einer Farbe — pink, blau, grün oder gelb — verwendet. Die Kombination einer Farbe im Hintergrund mit dem schwarzen Zeichen im Vordergrund schafft Klarheit. In der Plakatreihe der vier Farben ist jedes Plakat für sich eindeutig, in der farblichen Abwechslung der Plakate untereinander steigert sich jedoch der Effekt.

Redaktion: Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Laura Di Vita, Diana Hix Molinari, Hilal Yaser
Reisemagazin 48°N 11°E – and a little further

»48°N 11°E« ist ein Reisemagazin, das Orte auf der ganzen Welt — abseits klassischer touristischer Destinationen — in den Blick neugieriger & reisefreudiger Leser rückt. Die Gruppe Studierender, bestehend aus Laura, Hilal und Diana, suchte sich sechs Länder auf fünf Kontinenten aus. Aus diesen werden dann wiederum jeweils zwei bis drei Orte vorgestellt. Im Fokus stehen dabei sowohl Sehenswürdigkeiten, Eigenart oder »genius loci« im Allgemeinen und darüberhinaus ganz Konkretes wie die lokale Küche und Informationen für Reisende über Hotels, Restaurants etc.

Als Einstimmung bietet man dem Leser das Rezept einer lokalen Spezialität zum Nachkochen und zur Vorbereitung eine Packliste für den jeweiligen Ort und dessen spezielle, etwa klimatische Eigenheiten.

Die vielfältig-bunte Grafik, die die verschiedenen Länder rahmt, spiegelt deren Charakter wider und verleiht dem Magazin eine abwechslungsreiche Optik. Vor allem junge Erwachsene sollen sich dadurch angesprochen fühlen und Lust auf neue Abenteuer bekommen.

Fotos: Laura Di Vita
Visualisierung (1. Semester): Mona Kerntke

Aufgabe war es, den Song »Oh, Sinner Man!« von »Nina & Frederik« zu visualisieren. Markant an dieser Interpretation des traditionellen Liedes ist die tiefe, dunkle Männerstimme in den ruhigen Liedabschnitten. Zusammen mit dem hellen, begleitenden Gesang evoziert der Song Mystisches. Die schnellen und rhythmischen Passagen in Kombination mit dem Text — die sich immer wiederholende Frage »Oh Sinner Man, where you gonna run to?« — verdeutlichen die verzweifelte, hoffnungslose Suche nach Schutz vor der göttlichen, den Sünder strafenden Gerechtigkeit.

Ich habe den Kreis daher als Hauptelement der ruhigen Abschnitte gewählt. Als weich wirkende Form spiegelt der Kreis diese Ruhe wider. Zudem steht der Kreis symbolhaft für das Wiederkehren, auch das Wieder-eingeholt-werden von vergangenen Taten. Rhythmuselemente finden sich als eine Aneinanderreihung von kleinen Kreisen dargestellt. Forcierte Gesangspassagen sind durch unterschiedlich breite, horizontale Rechtecke repräsentiert. Anordnung und rechteckige Form vermitteln die abgehackte Wirkung.

Farblich finden sich die instrumentalen Aspekte sowie der männliche Gesang in blauen Tönen wieder, einem dunklen Marineblau bis hin zu Himmelblau. Im Kontrast dazu steht der helle Soprangesang. Um diesen Kontrast darzustellen, habe ich zur Komplementärfarbe Orange gegriffen.

Zu jedem der vier Teilabschnitte des Liedes habe ich ein DIN A3 Plakat gestaltet. Durch Aneinanderreihung der Plakate auf schwarzem Karton entsteht eine vierseitige Reihe und somit das Gesamtbild der Visualisierung von »Oh, Sinner Man«.

Fotos: Mona Kerntke, Redaktion: Sybille Schmitz
Typografie (1. Semester): Josephin Oschmann
Laut und Leise

Inspiriert durch ein Kunstwerk einer asiatischen Künstlerin, auf das ich vor etwa fünf Jahren gestossen bin, welche Post-its übermalt und sie anschliessend wie ein Puzzle zu einem Gesamtbild zusammenfügt hat, wollte ich im Rahmen des Projekts »Laut und Leise« auch den stillen Botschafter nutzen.

Post-its dienen uns, um uns an wichtige Dinge zu erinnern. Daher konstruierte ich zum Andenken der vielen Opfer des Hurricanes Katrina eine interaktive, wandelbare Gedenktafel. Zunächst hat man eine Tafel mit Namen vor Augen, die in dezenter Schrift und völlig ruhig dem betrachtenden Auge liegt. Erst durch eine recht gewaltigen Windstoss gerät die Installation in Unruhe. Wie beim historischen Ereignis stellt die zerstörerische Kraft des Windes die Welt wortwörtlich auf den Kopf.

Am Ende kommt das Wortbild »Hurricane Katrina« in roter, ausdrucksstarker Schrift zum Vorschein.

Fotos: Josephin Oschmann, Redaktion: Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Sarah Janson, Larissa Laurentzi, Verena Schneider

»Capture and connect techno design around the world« lautet der Slogan unseres Designmagazins 140bpm. Der Name, ausgesprochen 140 beats per minute, ergibt sich aus der Anzahl an Schlägen pro Minute, ab der es sich um Techno handelt.

Techno und Design haben mehr Gemeinsamkeiten, als man zunächst vermuten könnte. Trotzdem findet sich die Verknüpfung beider Sphären im Magazinbereich bislang nicht. Unser Magazin ist breit gefächert, es befasst sich mit Architektur, Kunst, Stage Design und Fotografie. Auch Covergestaltung, Corporate Designs und Branding dürfen in einem Designmagazin selbstverständlich nicht fehlen. Besonders interessant sind die kulturellen und sozialen Themen, die im Magazin beleuchtet werden: Die Inszenierung von Nacktheit in der Technoszene, der Lebensstil rund um das Berghain Berlin und auch die Loveparade finden ihren Platz. Ein rundum spannendes Magazin, das die Technoszene widerspiegelt. Man tritt ein in eine Welt voller Raves und Kunstfell-Imitat. Und kann dabei anspruchsvolle, ästhetische Designs genießen.

Fotos: Sarah Janson, Redaktion: Sybille Schmitz