Stehsatz

Stadt anders sehen. Visualisierung (1. Semester)
Visualisierung (1. Semester): Anna Lea Trumpetter

In ihrer Visualisierung zum Thema »Stadt anders sehen« fokussiert sich Anna Lea Trumpetter auf die Spuren, die der Mensch an seinen diversen Habitaten Einöde, Gehöft, Dorf, Stadt und Megacity hinterlässt. Die Arbeit besteht aus fünf Einzelblättern, jedes hebt sich durch eine zunehmende Anzahl schwarzer Abdrücke vom vorherigen ab, die wie Reifenspuren auf einer zuvor unberührten Wiese wirken.

Diese Spuren nehmen von der kleinsten Siedlungsart, der Einöde, zu jeder nächstgrösseren entsprechend ihrer Größe bzw. der Populationsdichte zu, werden zu einem zunehmend komplexeren Geflecht und verdrängen dabei die Natur – hier sinnbildlich durch das reine, weiße Blatt dargestellt.

Präsentiert wird das Ganze in einem fünf-seitigem Leporello. Sehenswert.

Fotos: Anna Lea Trumpetter
Typografie kann unter Umständen Kunst sein
Typografie (2.Semester): Clara Baber

»Typografie kann unter Umständen Kunst sein«, so lautet die erste von 10 Thesen von Kurt Schwitters, die er 1924 in der Ausgabe 11 seiner MERZ-Hefte veröffentlichte. Eine gewagte These, die die Fachwelt heute noch ebenso wie damals spalten dürfte, da die Typografie doch ein festes Regelwerk darstellt, ein System, das dem Leser dient, ohne formale Spielerei auskommt und nicht eigenmächtig auftreten will.

Clara Baber hat mit ihren Versuchsreihen eindrucksvoll gezeigt, dass Typografie und Kunst durchaus vereinbar sind. Sie hat es geschafft, besagte »Umstände« zu bewerkstelligen, in denen das Werkzeug Typografie die zugedachten Sphären zu verlassen und in den Bereich der Kunst einzudringen vermag.  Spielerisch komponiert sie mit analogen, künstlerischen Druckverfahren Schwitters Thesen zu mutigen Plakaten im Stempel-, Faden-, Papier- und Handabdruck. So entstehen virtuose, gestalterische Kleinode. Höchst sehenswert, denn Clara Babers Plakate sind augenscheinlich Kunst!