Stehsatz

Alphabet aus händisch gezeichneten Schmuckinitialen
Freie Schriftarbeit (1. Semester): Diana Hix Molinari

Diana Hix Molinari hatte sich zur Aufgabe gemacht, ein Alphabet aus händisch gezeichneten Schmuckinitialen zu entwickeln, die alle ihre ganz eigene Geschichte erzählen und sich doch zu einem harmonischen Ganzen fügen. Jedem Buchstaben liegen hier mehrere kleine Zeichnungen zu Grunde, die auf den ersten Blick gar nicht erfasst werden.

Die besondere Herausforderung dieses Konzeptes war, jeden Buchstaben als Ganzes klar erkennbar zu gestalten, obwohl auf eine Kontur bewußt verzichtet wurde. Die Zeichnungen, aus denen der konkrete Buchstabe besteht, sind direkt mit dem Initial verbunden. »Ananas«  für »A«, »Biene« für »B« usw. Manche dieser Zeichnungen sind in den Initialen, besser gesagt im Beiwerk etwa aus Blättern oder Ranken, »versteckt«. Der Betrachter, auf das Prinzip aufmerksam geworden, muss also wie in einem Wimmelbild genau hinsehen, um manche Bilder bzw. die Dinge darin erkennen zu können.

Als Beispiel, neben der oben erwähnten Ananas und der Biene, seien hier lediglich noch die Vögel bei der Initiale »V« genannt, die anderen sollen jedoch nicht verraten werden und dem aufmerksamen Betrachter, der konzentrierten Betrachterin überlassen werden.

Die Initialen wurden in schwarz/weiß handgezeichnet erstellt. Je nach Anwendung können später die einzelne Elemente der Initalen in der digitalisierten Variante auch gefärbt werden.

Bachelorarbeit: Johanna Klotz
nidus – Das individuelle Kindernest

Der Markt für Kinderbetreuung wächst: bundesweit sind immer mehr Eltern auf eine Fremdbetreuung ihrer Kinder vom Säuglingsalter bis zum Schuleintritt angewiesen. Laut Experten werden in Deutschland bis 2025 weitere 600.000 Betreuungsplätze für Kleinkinder und Kinder bis zum Schuleintritt benötigt. Doch nicht nur die Anzahl der Betreuungsplätze muss in den kommenden Jahren signifikant erhöht werden, auch die angebotenen Betreuungszeiten müssen dem sich verändernden Bedarf der modernen Welt angepasst werden. Mein Konzept setzt genau an dieser Stelle an: »nidus« ist eine moderne Kindertagesstätte, die es schafft sich an die agile Arbeitswelt anzupassen. Neben einer hingebungsvollen und sicheren Betreuung der Kinder, bietet die Einrichtung Betreuungszeiten, die sich individuell und flexibel nach dem zeitlichen Bedarf berufstätiger Eltern richten. Die Erarbeitung des Konzeptes sowie eines modernen und passenden Erscheinungsbildes war Ziel der Arbeit.

Die Arbeit ist inhaltlich in drei Teile geteilt und besteht aus einzelnen Broschüren: einem Konzept für Investoren, einer Informationsbroschüre für Eltern und einem Style Guide für das Corporate Design. Die Konzept-Broschüre leitet das Thema ein, indem es sich hauptsächlich mit der Analyse der aktuellen Betreuungssituation, ihren Herausforderungen, sowie der Ausarbeitung eines Gesamtkonzeptes befasst. Die Informationsbroschüre gibt Eltern einen inhaltlichen und bildhaften Einblick in die Einrichtung selbst: das pädagogische Konzept, den Tagesablauf, die Räumlichkeiten und schließlich in die Preispolitik und Platzvergabe. Der Style Guide und dritte Teil erläutert die Gestaltung des Erscheinungsbildes der Einrichtung: von der Entwicklung der Einzelzeichen bis hin zu unterschiedlichen finalen Anwendungen in Printund Web.

nidus Baukasten

Für angemeldete Kinder und deren Eltern ist eine Willkommensbox vorgesehen. Die Box besteht aus einer Informationsbroschüre sowie einem Baukasten für Kinder. Der Baukasten besteht aus 16 Holzwürfeln. Die Würfelseiten sind mit farbigen Formen bedruckt, welche Teile des Markenzeichens der Kindertagesstätte darstellen. Dieses modulare System ermöglicht es, dass sich aus der Kombination der verschiedenen Seiten unterschiedliche Tiere, Formen und Muster legen oder stapeln lassen. Die Intention war es, ein einfaches und gleichzeitig nachhaltiges Spielzeug zu erschaffen, das die Kreativität der Kinder fördert.

Visualisierung (1. Semester): Helen Schulth

Bei der abstrakten Darstellung des Lebenszyklus entschied sich Helen Schulth für eine fotografische Umsetzung. Die Aufgabe war, sechs Lebensstadien darzustellen: Geburt, Kindesalter, Adoleszenz, das Erwachsenenalter, das Greisenalter und der Tod. Hierbei ließ sich Helen Schulth von einem Werk des Pariser Studios »Akatre« inspirieren, vermittelte dabei aber eine andere, eigenständige Wirkung durch gezieltes Einsetzen von Farben und Farbkombinationen, die im Wechsel- bzw. Zusammenspiel mit Gestik und Mimik der fotografierten Personen stehen.

Für die Geburt wurden Pastellrosa und Pastellblau in Verbindung mit Beige gesetzt. Die beiden typischen Farben der Geschlechter mit einem sehr neutralen Ton, der frisch wirkt. Zusätzlich ist ein schreiendes Gesicht dargestellt, um den ersten Schrei nach einer Geburt zu inszenieren.

Das Kindesalter soll farbenfroh sein. Daher kräftige Farben wie Gelb, für Frische und Neugierde stehend, dazu Rosa und Blau. Ein neutraler, friedlicher Gesichtsausdruck vermittelt in Verbindung mit den Farben ein Szene eines Kindergeburtstages.

Bei der Adoleszenz überwiegt Mut, Jugend und starke Emotionen. Daher Orange in Kombination mit roten Spritzern. Zwei sehr auffällige, gewagte Farben.

Bodenständigkeit ist ein wichtiger Bestandteil des Erwachsenenalters. Gefühlvoll kombinierte Helen Schulth hier Bordeauxrot mit einem dunklen Grün. Zwei seriöse Farben, die an Ernsthaftigkeit innerhalb vieler Verpflichtungen erinnern. Ein neutraler, selbstsicherer Ausdruck im Gesicht vervollständigt das Bild.

Im Greisenalter angekommen, herrscht vor allem Ruhe. Ein sehr helles Beige in Verbindung mit Blautönen erinnert an das Meer oder einen ruhigen Strand. Die Hände an die Wange gelegt vermitteln den Eindruck, das Modell würde schlafen und wäre komplett bei ihrem Ruhepunkt angekommen.

Zu guter Letzt der Tod. Schwarz als die Farbe der Trauer in Kombination mit einem weißen Streifen mittig über das Gesicht. So wirkt das letzte Lebensstadium nicht wie das Ende, sondern findet mit der weißen Farbe, die auch für Neuanfang und Ruhe steht, seinen Weg zum Anfang und schließt somit den Lebenszyklus.

Fotos: Helen Schulth
Bachelorarbeit: Katharina Krojer
remember – Eine App für Demenzkranke und ihre Angehörigen.

Mehr als 300.000 Menschen erkranken jedes Jahr an Demenz. Man geht davon aus, dass bis zum Jahr 2050 die Zahlen auf drei Millionen steigt.* Da ich aus meiner eigenen Familie kenne, was »Demenz« tatsächlich bedeutet, möchte ich Menschen, die an Demenz erkranken  und ihren Angehörigen, eine Art Werkzeug geben, das ihnen hilft, all die Schwierigkeiten besser zu überwinden.

Die Arbeit ist inhaltlich  in drei Teile geteilt: Recherche & Analyse, Corporate Design und schließlich das App Design. Daraus sind drei einzelne Bücher entstanden. Recherche & Analyse geht zunächst auf die wissenschaftlichen Fakten zum Thema Demenz ein, um das Thema begreifbarer und verständlicher werden zu lassen. Der zweite Teil der Arbeit Corporate Design beschäftigt sich mit der Gestaltung aller wichtigen Bestandteile – von Typografie bis hin zu den Anwendungen. Der dritte Teil App Design befasst sich mit der App an sich und zeigt die Applikation in ihrer Ganzheit. Das Ziel der Arbeit war es, ein klar reduziertes, kompaktes Interface und ein freundliches Corporate Design zu entwickeln, welches alle Beteiligten sicher durch verschiedenartige Situationen führt und somit eine Entlastung im Alltag sein kann.

Fotos: Katharina Krojer; * www.deutsche-alzheimer.de, 2018
Visualisierung (1. Semester): Katharina Lutz
Die Aggregatzustände

Für eine Visualisierung der Aggregatzustände fest, flüssig und gasförmig sowie deren Übergänge wählte Katharina Lutz die Ausgangsform eines Kubus, der den Raum bzw. Rahmen darstellt. Die einzelnen Zustände nun sind jeweils mittels vier Ebenen aus Holz oder Plexiglas dargestellt und verbildlichen die Eigenschaften durch ihre Form, ihre Farbe, ihr Material und ihre Positionierung im Würfel.

Der Aggregatzustand »fest« findet sich dargestellt durch quadratische Ebenen, die klar übereinander angeordnet sind. Schwarz steht für Stabilität.

»Flüssig« ist repräsentiert durch dreieckige Ebenen, die vertikal eine Art Treppenform bilden, die der Dynamik stets nach unten fließenden Wassers entspricht. Die leicht transparente Farbe verdeutlicht, dass eine klare Flüssigkeit nicht wirklich greifbar ist, nicht mit Händen und auch nicht mit den Augen.

Der Zustand »gasförmig« ist mittels kreisförmiger Ebenen visualisiert, die übereinander, dabei versetzt und stufenförmig angeordnet sind. Die Abstände der Elemente sind hier am größten, entsprechend der gleichsam schwerelosen Verteilung eines Gases. Die Kreise ragen jeweils zur Hälfte aus dem Würfel, was erneut die Flüchtigkeit des Gases verdeutlicht. Die Transparenz des Plexiglases entspricht der Unsichtbarkeit des Gasförmigen.

Die Objekte, die die Übergange darstellen, sind durch eine Mischung der jeweiligen Elemente der reinen Zustände entstanden. Dem Betrachter der Objekte ist die Dekodierung der visuellen Mittel wohl am besten von den Urzuständen zu den Übergängen hin möglich.

Fotos: Katharina Lutz
 Bachelorarbeit: Birte Schultze
»Extrem – experimentelle Serien zur Darstellung von Hochsensibilität«

Etwa 15 – 20 Prozent der Menschen zählen zu einer Personengruppe, die als hochsensibel bezeichnet werden. Diese zeichnen sich durch einen durchlässigeren Reizfilter sowie durch eine Vielzahl bestimmter (Charakter)Merkmale aus. Neben Vorteilen wie einem Gespür für Mitmenschen entstehen durch die ungefilterte Reizaufnahme und tiefgehendere Verarbeitung auch Nachteile wie ein ständiges Überfordert- und Überreizt sein. In unserer eher unsensiblen Gesellschaft werden diese Menschen oft als »Sensibelchen« o. ä. deklariert.

Um ein Verständnis von Normalsensiblen gegenüber Hochsensiblen zu schaffen und ein Nachvollziehen dieser besonderen Wahrnehmungsart zu ermöglichen, versucht die Arbeit mit experimentellen, typografischen Serien als Aufzeichnungen einer hochsensiblen Innensicht Emotionen in beschriebenen Situationskontexten zu visualisieren. Untermauert werden die Visualisierungen durch theoretische Texte, die neben einem aktuell gültigen Forschungsstand auch allgemeine sowie persönliche Erfahrungen zum Themengebiet wiedergeben. Die Gesamtgestaltung des Buches visualisiert zudem die Hochsensibilität auf der Metaebene sowohl durch die Wahl der verschiedenen Papiere als auch durch die Gestaltung der Texte, der Strukturierung des Buches sowie die Fülle an Darstellungen von Emotionen.

Mitmach-Aktion in der Buchdruckwerkstatt der MD.H München

Am Mittwoch, den 11. März 2020, findet an der MD.H München die alljährliche Werkschau statt, bei der die Abschlußarbeiten der Studentinnen und Studenten präsentiert werden. Im Rahmen dieser Veranstaltung und in Erwartung vieler neugieriger Besucher werden wir in der Buchdruckwerkstatt den Druck von Plakaten mit großformatigen Holzlettern zeigen.

Im Vorfeld haben wir, Eva Maria Oberauer, Verena Schneider und ich, die Buchstaben M*, D und H in 8 Konkordanz (das ist eine Größeneinheit: 1 Konkordanz = 48 Punkt) in den Farben Gelb, Magenta und Cyan – den klassischen Grundfarben des CMYK Spektrums – übereinander gedruckt. In diesem freien Spiel der Formen und Farben entstand nach jedem Druckvorgang ein neues, interessantes Zusammenspiel aus Farbmischung und Überlagerung.

Der letzte Druckgang, also das komplettieren des Plakates durch den Schriftzug »Werkschau 2020« kann von den Besuchern am Tag der Werkschau von 16 bis 17 Uhr eigenhändig an der FAG-Druckmaschine vorgenommen werden. Eva Maria Oberauer und Verena Schneider werden zugegen sein, die Arbeit mit Lettern und Duckmaschinen erläutern, Fragen beantworten und Hilfestellung leisten.

* Aus Ermangelung eines M in dieser Größe und Schrift haben wir geschummelt: wir mussten ein W umdrehen. Für Interessierte: Die MD.H  befindet sich in der Claudius Keller Straße 7, 81669 München
Fotos: Eva-Maria Oberauer, Verena Schneider, Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Selina Schwander

Die im Rahmen der Projektarbeit der beiden Module »Corporate Communication« und »Editorial Design« gestaltete Ausgabe des Magazins »TAPE« widmet sich den überraschend zahlreichen Facetten des Minimalismus. In einer Welt, die – zumindest im westlich-industrialisierten Teil – von Überfluss geprägt ist, in der Begriffe wie Reizüberflutung entstehen konnten, wird der Wunsch nach Reduktion auf das Wesentliche immer größer. ­Angefangen hat die Strömung des Minimalismus in der Kunst, doch bei Minimal Art ist die Entwicklung nicht stehengeblieben.

Der Minimalismus bezeichnet heute nicht nur einen Wohnstil, sondern für manch einen weit mehr, man könnte sagen einen umfassenden Lebensstil – sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, Überfluss ­zu vermeiden und damit Ruhe und zu einem Leben im Einklang mit sich selbst zu finden. Das Objekt mit seiner Form und seiner Struktur sowie seiner Wirkung im Raum – gänzlich frei von ­Illusion und Assoziation – steht im Mittelpunkt. Das minimalistische Design bietet die Möglichkeit, dem Raum in seiner puren Form Ausdruck zu verleihen und ist durch gerade Linien und klare Formen geprägt.

Diese Regeln der Reduktion finden sich auch bei der Gestaltung des Magazins wieder. Weißräume, sowie eine homogene Bildauswahl spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Der Inhalt ist auf das Wichtigste beschränkt und auch typografisch wurde auf ein einheitliches, klares Gesamtbild gesetzt.

Fotos: Selina Schwander
Typografie (2. Semester): William Kirchinger, Eva-Maria Oberauer, Niklas Oberndorfer
Die Interpretation des Schriftklassikers Bodoni der Firma Bauer findet seit jeher immer wieder Zuspruch, auch bei jungen Designern.

Mit ihrer Analyse dieser Schrift in Buchform haben William Kirchinger, Eva-Maria Oberauer und Niklas Oberndorfer eine bemerkenswerte Arbeit geschaffen. In sorgsamer Detailarbeit haben die Studenten eine elegantes Signet für die Schrift entworfen, das auf dem chamois-farbenen Schuber in Heißfolienprägung aufgebracht ist. Der vornehm wirkende Schuber, der selbst schon Bodonis Gefühl für Verhältnismäßigkeiten und seine Präzision widerspiegelt, nähert sich den Proportionsverhältnissen des goldenen Schnittes an. Das Buch jongliert mit klassischen und modernen Elementen, die Seiten etwa arbeiten im Wechselspiel mit Transparentseiten.

Fotos: Sybille Schmitz
Designentwicklung für die Werkschau 2020: Julia Floth, Studiengang Media Design

Das Plakat der diesjährigen Werkschau fällt dem gedankenversunken Blickenden durch seine extravaganten Farben und klaren Flächen ins Auge, den aufmerksam gewordenen Betrachter schließlich ziehen die abstrakten, wie Industrieschablonen wirkende Buchstaben und Zahlen in den Bann. Die Zeichen (sie ergeben den Begriff »Werkschau«) scheinen auf geometrische Formen reduziert, sie sind schräggestellt, die Ziffern (die Zahl 20 ergebend) sind zudem übergroß im Verhältnis. Die Dekodierung der Aussage des Plakates erfordert durchaus eine gewisse Konzentration, die in spannendem Kontrast zur optischen, farblichen Zugänglichkeit und Klarheit steht.

Die Farbkombinationen der Plakatvarianten sind konsequent, einerseits expressiv in ihrer Gegensätzlichkeit (blau und orange etwa), andererseits harmonierend (dunkel- & hellblau). Auch hier findet sich erneut die elektrisierende Kombination aus gefälliger Zugänglichkeit und Aufmerksamkeit weckender Irritation.

Die Ziffern, die die Zahl 20 ergeben, entsprangen ursprünglich einem gefalteten, dreidimensionalen Papiermodell, das gewissermassen einer Dimension beraubt wurde.