Stehsatz

Elias Osiander
Illustration

Diese kalligrafische Arbeit behandelt Friedrich Schillers »Die Verschwörung des Fiesco zu Genua«, das 1783 erschienene republikanisches Trauerspiel. Die Illustrationen, deren dramaturgische Organisation jedoch einen frei erfundenen Handlungsablauf dokumentiert, sind visuelle Ergänzung einer kalligrafischen Umsetzung. Bei dem behandelten Text handelt es sich um einen Monolog, indem der Protagonist seinen Militärputsch in Verbindung zu seinen Adelstitel zu rechtfertigen versucht. Die Illustrationen aber erlauben sich vom originalen Handlungsablauf abzuweichen und eine variable Endsituation zu beschreiben, die dem Leser die Idee einer alternativen Wendung erläutert. Der Protagonist, symbolisch ein Vogel in aufrechter Haltung und akkuratem Erscheinungsbilds, stürzt sich aus dem Fenster im tollkühnen und unüberlegten Vorhaben, seine in den Falten der Uniform verfangenen Schwingen auszubreiten.  Im Größenwahn ist sein Verhängnis der Stolz, der es ihm nicht erlaubt, vom Statuswahn abzulassen, beziehungsweise sein Gewand abzulegen.

Initialenkurs beim Schriftlithografen Peter Gericke

Eine Initiale ist der erste Buchstabe eines Kapitelanfangs, welcher in dekorativer Form optisch animiert wird. Ihre Funktion ist es, dem Text einen unverwechselbaren Charakter sowie optischen Reiz zu verleihen und dessen Inhalt im besten Fall sogar aufzuwerten. Den besonderen Kontrast zum Text bildet die Initiale vor allem durch ihr wichtigstes Merkmal – sie ist handgezeichnet.

Um solch eine kunstvolle Form eines Buchstaben anzufertigen, brauchte es also Ruhe, Zeit und Geduld — allein, um herauszufinden, was zu einem passt und in welche Richtung die eigenen Skizzen gehen sollen.

Nicht anders und vielleicht noch intensiver waren die Bemühungen, als es um die Skizzen für das eigene Monogramm ging.

Das »Monogramm«, »Signet« oder »Markenzeichen« ist, wie der Name schon sagt, ein eigenes Zeichen, welches durch die Besonderheit der Gestaltung den unverwechselbaren Hinweis auf den künstlerischen Schöpfer signalisieren soll.

Herr Gericke bot uns dafür in seinem Kurs nicht nur die nötige Plattform, indem er uns ab der ersten Stunde im wahrsten Sinne des Wortes »entschleunigte«, sondern zauberte mit Hilfe seines magischen Koffers Woche für Woche neue handgefertigte Weiterführungen unserer Entwürfe und verblüffte damit jedes Mal aufs Neue. (Ob er diese Zeichnungen tatsächlich ganz alleine oder doch mit Unterstützung eines Zauberkätzchens schuf, werden wir wohl nie herausfinden)

Für seine bescheidene und beeindruckende Art schätzen wir Herrn Gericke seit der ersten Stunde und möchten ihm für all seine Bemühungen und die tollen Ergebnisse ganz herzlich danken!

 

Tammy Jajes, Polina Kitzmann, Fabian Voigtsberger, Maria Weiss
Didot – der Höhepunkt der Eleganz

Im Rahmen von »Typografie I« haben wir uns mit der Schrift »Didot« auseinandergesetzt. Besonders faszinierend empfinden wir an dieser Schrift die Perfektion der Formen und die dabei entstehende unanfechtbare Eleganz.

Für die hohe Qualität der technisch brillanten »Didot« ist ein langer Entwicklungsprozess verantwortlich, im Laufe dessen die Dynastie Didot ihr Medium aus dem Mittel der Kommunikation zur Kunst erhöht hat.

In unserer Schriftanalyse umfassen wir ein Spektrum von der Entstehungsgeschichte, Einflüssen über Psychogramm, Analyse der Einzelzeichen bis hin zur Verwendung und Produktbeispielen der »Didot«.

Bei näheren Recherchen beeindruckte es uns, wie allgegenwärtig und international diese klassizistische Antiqua Schrift genutzt wird. Ob für die Drucke der klassischen Meisterwerke des 18. Jahrhunderts, bedeutende Auszeichnungen oder für Modemagazine, die »Didot« ist trotz ihrer Statik überall vertreten. Eindrucksvoll ist insbesondere die starke Persönlichkeit der »Didot«, die wir in unserer Gestaltung unter anderem photographisch vielseitig darstellen wollten.

 

Phonetica Nova
Sprache ist Laut ist Zeichen

Im Lauf seiner Entwicklung, hat sich die Fähigkeit zu sprechen für den Menschen als effektives Kommunikationsmedium behauptet. Tagtäglich setzen wir ganz selbstverständlich unsere sprachlichen Mittel ein, ohne uns über deren Funktionsweise bewusst zu sein.

Die Schriftzeichen der Phonetica Nova gründen auf dem Versuch, den Entstehungsprozess der Sprachlaute in abstrahierter Form zu visualisieren. Basierend auf der Systematik des Internationalen Phonetischen Alphabets, werden mit jedem Bestandteil der neuen Lautschrift die Vorgänge beim Sprechen verdeutlicht.

Anders als die willkürlichen Symbole bestehender Alphabete, unterstützt die Phonetica Nova die Artikulation fremder Sprachen und überbrückt auf diese Weise die bestehende Diskrepanz zwischen dem gesprochenen und geschriebenen Wort.

Sebastian Ibler
Visualisierung von Musik

Sebastian Iblers Arbeit ist die Visualisierung des Musikstückes »Old Flame« von Arcade Fire, das bereits Mia Stevanovic optisch umgesetzt hatte (siehe Blogeintrag vom 5.8.2012). Im Gegensatz zu ihrer Arbeit, die sich in erster Linie auf die emotionale Ebene konzentriert, fokussiert er den Aufbau des Songs, sozusagen das kompositorische Konstrukt hinter den Klängen. Er unterteilte »Old Flame« in 15 Sequenzen bzw. einzelne »Module«, die er einzeln visuell herausarbeitet, in einem dreidimensionalen Modell umsetzt und damit tatsächlich greifbar macht.

Die Einteilung in 15 repräsentative Einzelformen erfolgt im 16 Sekundentakt, die Formquantität entsteht durch Instrument und Intensität. Die optische Angleichung erfolgt durch Zwischenformen. Das finale dreidimensionale Objekt hat er aus MDF-Platten eigenhändig in mühevoller Kleinarbeit mittels Lasertechnik im Münchner FabLab hergestellt.

Leseproben für vier Jahreszeiten

Unter der Leitung von Schriftsetzermeister Klaus Hanitzsch beschäftigten wir uns mit der Gestaltung von Leseproben. Jeder der vier im Handsatz realisierten Gedichtbände spiegelt eine Jahreszeit wider.

Jeder Teilnehmer des Workshops wählte für seine Jahreszeit ein passendes Gedicht und entwarf eine entsprechende typografische Illustration dazu. Ein besonderer Fokus lag auf dem Entwurf eines aussagekräftigen Schutzumschlages sowie eines individuellen Frontispiz.

Mit Hilfe von Herrn Hanitzsch wurden die Inhalte der Leseprobe inklusive das alphabetische Verzeichnis der Gedichtüberschriften und -anfänge gemeinsam erarbeitet und im Anschluss auf verschiedenfarbigem Papier gedruckt. Die Herausforderung bei der Auswahl der vier Farben bestand darin, die intensiven »Jahreszeitenfarben« trotz ihrer auffallenden Dominanz miteinander harmonieren zu lassen.

Der fortgeschrittene Bleisatzworkshop gibt nicht nur einen sehr interessanten Einblick in die Bleisatzkunst des Buchdrucks, sondern fördert auch das konzeptionelle Arbeiten bei der Herstellung eines Produkts. Die Leseproben können bei der Werkschau am 20. September 2012 gesichtet werden.

Stefania Cervantes, Stefanie Glatter, Jochen Klaus, Saskia Haller von Hallerstein, Sebastian Ibler, Stella Legrottaglie, Benjamin Milde, Johannes Pham, Mia Stevanovic

Die diesjährige Werkschau der Bachelorarbeiten der Mediadesign Hochschule München beginnt am 20.09.2012 und wird auch heuer wieder von einem Katalog dokumentiert. Aus diesem Anlass gestaltete ein neunköpfiges Team aus Studenten eine Kartenserie unter dem Titel »Blaupause«. Der Begriff »Blaupause«, der im Druckwesen bekanntermaßen einen schwarz-weißen Testdruck zur Kontrolle von Position, Inhalt und Vollständigkeit bezeichnet, verweist in diesem Zusammenhang auf den Charakter der Bachelorarbeit als letzten Testlauf vor der Praxis, vor der Arbeitswelt.

Jedem Absolventen ist eine Karte gewidmet, die sowohl Kontaktdaten als auch eine Zusammenfassung seiner Abschlussarbeit sowie optische Eindrücke enthält. Die Karten wurden im Stil eines Testdruckes einfarbig mit schwarzer Farbe auf verschiedene Papiere gedruckt und in einer Schachtel zusammengefasst. Zusätzlich wurde ein Stempel mit handgezeichnetem Logo gestaltet. Durch den händischen Stempelaufdruck wird jede Kartenschachtel zum Einzelstück.

Isabel Huber, Lea von Terzi, Ines Thaller
Gelungene Hommage an einen großen Typografen des 18. Jahrhunderts

John Baskerville gilt als einer der großen englischen Typografen, der neben Caslon weitreichenden Einfluss auf die europäische Typografie dieser Epoche hatte, und unter anderem auch Didot und Bodoni inspirierte.

Ziel der Studentinnen war es den kritischen Geist und innovativen Vordenker in seiner Wirkung auf die schwarze Kunst zu skizzieren und im Besonderen die heute immer noch sehr beachtliche Schrift Baskerville zu analysieren.

Weniger bekannt ist, dass Baskerville posthum für seinem Atheismus büßen musste. Nach seinem Begräbnis war er aufgrund eines Kanalbaus exhumiert worden. Es vergingen mehrere Jahre bis sich schließlich ein Friedhof in Birmingham bereit erklärte, den Gebeinen des typografischen Meisters eine letzte Ruhestätte zu gewähren. Im Gegensatz dazu wirkt seine Schrift Baskerville, die mittlerweile in zahlreichen Varianten vorliegt, auch heute noch lebendig.

Saskia Haller von Hallerstein
Experimentelle Textarbeit (3. Semester)

Dieses Objekt entstand auf der Suche nach einem besonderen (Sinn-)Zusammenhang durch nichtlineare Textanordnungen. Mit acht Plexiglasplatten wird das expressionistische Gedicht in Analogie zum verdichteten Stadtraum gestaffelt. Die das Gedicht eigentümlich strukturierenden Eigenschaftswörter bleiben dank besonderer Anordnungen als Durchblick auch bei der Textüberlagerung in der Frontalansicht lesbar.