Stehsatz

Mia Stevanovic

Eine ausdrucksstarke Kalligrafie legt Mia Stevanovic vor. Ungewöhnlich streng in der klaren Ausrichtung von rechts oben nach links unten, wirkt sie sehr diszipliniert und dabei doch expressiv. Die horizontalen, verwaschenen, in die Gegenrichtung mäandernden Elemente auf der linken Seite kontrastieren stark mit der exakten, präzisen, die Senkrechte betonenden Schrift auf der anderen Seite.

Fläche und Schrift stehen sich in Blau und Schwarz auf getöntem Papier gegenüber, fast wie durch einen Falz getrennt, gegensätzlich und dabei doch harmonisch.

Elias Osiander, Theresa Schauer, Mia Stevanovic, Yvonne Budig

Innerhalb des Kurses Typografie entstand eine weitläufige Analyse der Bauer Bodoni, so weitläufig, dass sie nicht in ein Buch passte. Grund dafür war das große Interesse, jedes Detail, das zur Entwicklung der heutigen Bauer Bodoni führte, zu umfassen. So enthält das erste Buch ausschließlich Informationen über die damals herrschende Epoche, den Klassizismus, den Entwerfer der Schrift Giambattista Bodoni und dessen Lebenswerk. Außerdem beschäftigt sich Band eins mit der Geschichte der Bauerschen Gießerei, welche Bodonis Schriftentwurf  zu dem machte, was wir  heute als Bauer Bodoni kennen. Der zweite Band ist das Kernstück der Arbeit und enthält eine umfangreiche Analyse der Einzelzeichen. Schließlich wird im letzten Band auf die allgemeinen Merkmale der Schrift, den Vergleich der heutigen digitalen Bauer Bodoni mit jener aus Zeiten der Bauerschen Gießerei sowie auf einige aktuelle Anwendungsbeispiele eingegangen.

Die Bücher sind in einem schlichten Blocksatz gesetzt, ganz nach dem Vorbild Giambattista Bodonis. Inspiriert von Giambattistas sorgfältiger Auswahl von Papier und Druckfarbe, wurde die Analyse auf farbiges Papier gedruckt. Dies verleiht vor allem den Bildern einen besonderen Charme und lässt den klassischen Satzspiegel zeitgemäß wirken.

Sebastian Ibler
Kalligrafie – alte Schreibtechnik im Experiment

Sebastian Iblers eindrucksvolle Arbeit, die im 2. Semester Schrift und Typografie entstand, ist ein gutes Beispiel dafür, wie handwerkliches Können gestalterische Kräfte freisetzt und befeuert.

Der traditionellen Fassung mit Pinsel und Farbe stellt Ibler einen inversen Entwurf gegenüber, bei dem er die Schriftzeichen mit einem Maskierungsfilm auftrug, anschließend die gesamte Fläche Schwarz bemalte, um im letzten Schritt das Maskierungsmaterial zu entfernen, so dass der papierene Untergrund wieder hervortrat.

Experimentelle Typografie
Der Köter

»Laut und Leise, Laut und Leise … Tja, was könnte ich da nur machen? Laut und Leise … Dieser blöde Köter vom Nachbarn, das kann’s doch nicht geben, kann der mal still sein? Den ganzen Tag bellt der. Furchtbar. Fenster zu. Laut und Leise. Echt schwierig das Thema! Huch!? Susi, wo kommst du denn her? Springst hier einfach auf den Laptop und willst gestreichelt werden? Ich kann jetzt nicht, ich muss was für die Uni machen. Laut und Leise. Laut und Leise. Ich schrei auch gleich mal ne halbe Stunde los, dann weiß der Köter auch mal, was laut ist! Laut.. Laut?«

So in etwa ist es mir gegangen, als ich mir Gedanken zur Aufgabenstellung »Laut und Leise« gemacht habe. Tagtäglich bellt der Nachbars-Hund, so dass man sich auf überhaupt nix mehr konzentrieren kann. Also für mich gibt es nichts lauteres als diesen Köter. Als Besitzerin von drei kleinen Mietzekatzen kenn ich mich dafür aber auch mit dem Leise-Sein aus. Weil die drei schaffen’s immer wieder, mich zu erschrecken, wenn sie ganz ganz leise auf ihren Samtpfoten hereingeschlichen kommen und plötzlich auf meinen Schreibtisch springen, weil sie natürlich jetzt sofort meine volle Aufmerksamkeit brauchen. Böse kann ich denen aber im Gegensatz zum Köter natürlich nicht sein.

Und eines habe ich daraus sogar noch gelernt, die beste Inspiration ist oft ganz nah. Zum Beispiel beim Nachbarn. Oder schnurrend auf dem Schreibtisch.

Initialenkurs beim Schriftlithografen Peter Gericke

Eine Initiale ist der erste Buchstabe eines Kapitelanfangs, welcher in dekorativer Form optisch animiert wird. Ihre Funktion ist es, dem Text einen unverwechselbaren Charakter sowie optischen Reiz zu verleihen und dessen Inhalt im besten Fall sogar aufzuwerten. Den besonderen Kontrast zum Text bildet die Initiale vor allem durch ihr wichtigstes Merkmal – sie ist handgezeichnet.

Um solch eine kunstvolle Form eines Buchstaben anzufertigen, brauchte es also Ruhe, Zeit und Geduld — allein, um herauszufinden, was zu einem passt und in welche Richtung die eigenen Skizzen gehen sollen.

Nicht anders und vielleicht noch intensiver waren die Bemühungen, als es um die Skizzen für das eigene Monogramm ging.

Das »Monogramm«, »Signet« oder »Markenzeichen« ist, wie der Name schon sagt, ein eigenes Zeichen, welches durch die Besonderheit der Gestaltung den unverwechselbaren Hinweis auf den künstlerischen Schöpfer signalisieren soll.

Herr Gericke bot uns dafür in seinem Kurs nicht nur die nötige Plattform, indem er uns ab der ersten Stunde im wahrsten Sinne des Wortes »entschleunigte«, sondern zauberte mit Hilfe seines magischen Koffers Woche für Woche neue handgefertigte Weiterführungen unserer Entwürfe und verblüffte damit jedes Mal aufs Neue. (Ob er diese Zeichnungen tatsächlich ganz alleine oder doch mit Unterstützung eines Zauberkätzchens schuf, werden wir wohl nie herausfinden)

Für seine bescheidene und beeindruckende Art schätzen wir Herrn Gericke seit der ersten Stunde und möchten ihm für all seine Bemühungen und die tollen Ergebnisse ganz herzlich danken!

 

Phonetica Nova
Sprache ist Laut ist Zeichen

Im Lauf seiner Entwicklung, hat sich die Fähigkeit zu sprechen für den Menschen als effektives Kommunikationsmedium behauptet. Tagtäglich setzen wir ganz selbstverständlich unsere sprachlichen Mittel ein, ohne uns über deren Funktionsweise bewusst zu sein.

Die Schriftzeichen der Phonetica Nova gründen auf dem Versuch, den Entstehungsprozess der Sprachlaute in abstrahierter Form zu visualisieren. Basierend auf der Systematik des Internationalen Phonetischen Alphabets, werden mit jedem Bestandteil der neuen Lautschrift die Vorgänge beim Sprechen verdeutlicht.

Anders als die willkürlichen Symbole bestehender Alphabete, unterstützt die Phonetica Nova die Artikulation fremder Sprachen und überbrückt auf diese Weise die bestehende Diskrepanz zwischen dem gesprochenen und geschriebenen Wort.

Isabel Huber, Lea von Terzi, Ines Thaller
Gelungene Hommage an einen großen Typografen des 18. Jahrhunderts

John Baskerville gilt als einer der großen englischen Typografen, der neben Caslon weitreichenden Einfluss auf die europäische Typografie dieser Epoche hatte, und unter anderem auch Didot und Bodoni inspirierte.

Ziel der Studentinnen war es den kritischen Geist und innovativen Vordenker in seiner Wirkung auf die schwarze Kunst zu skizzieren und im Besonderen die heute immer noch sehr beachtliche Schrift Baskerville zu analysieren.

Weniger bekannt ist, dass Baskerville posthum für seinem Atheismus büßen musste. Nach seinem Begräbnis war er aufgrund eines Kanalbaus exhumiert worden. Es vergingen mehrere Jahre bis sich schließlich ein Friedhof in Birmingham bereit erklärte, den Gebeinen des typografischen Meisters eine letzte Ruhestätte zu gewähren. Im Gegensatz dazu wirkt seine Schrift Baskerville, die mittlerweile in zahlreichen Varianten vorliegt, auch heute noch lebendig.

Jochen Klaus
Dominik Schmidthäusler

Handschrift ist Ausdruck der Persönlichkeit, im Sinne der Kalligrafie sogar eine Kunst – nämlich die des schönen Schreibens.

Kalligrafie ist auch heute unverzichtbarer Bestandteil des Grundlagenstudiums, vereint sie doch Geduld, die Auseinandersetzung mit der Form, ebenso wie mit der eigenen Handschrift. Mit diesen Tugenden haben sich Jochen Klaus und Dominik Schmidhäusler erfolgreich beschäftigt und bewiesen, dass für sie die reine Handschrift, neben all den Tweets und Chats auch heute noch wichtig ist.

Saskia Haller von Hallerstein
Caroline Mühlheim

Die Arbeit FF DIN – Schriftanalyse entstand im Rahmen eines Studienprojekts unter der Leitung von Prof. Sybille Schmitz an der Mediadesign Hochschule München im Fach Typografie I. Die Aufgabenstellung beinhaltete eine vollständige Analyse der Schrift inklusive Geschichte und Ursprung, Informationen zum Schriftentwerfer, Klassifikation, Aufbau der Zeichen, Lesbarkeit und Einsatzgebiete.

Um den technischen Charakter der DIN-Schrift zu betonen (früher wurde die Schrift oftmals in Form von Schablonen verwendet), wurden gelaserte Seiten mit Zitaten zur Schrift in das Buch eingebunden.

Beim TDC hat es von 223 prämierten Arbeiten Platz 116 belegt und befindet sich auf einer Wanderausstellung um die Welt. Außerdem wird die Arbeit im Annual des TDC – »Typography 33« abgedruckt.