Stehsatz

Printprojekt (3. Semester)
Benjamin Milde

Das Projekt begann bei dem Stichwort Differenz. Die anfänglichen Versuche, Texten beim Lesen eine neue klangliche Ebene hinzuzufügen, indem bestimmte Buchstaben aus dem Text fehlten, führten nicht zum gewünschten Erfolg. Jedoch zeigte es sich, dass fehlende Vokale sehr oft beim Laut-Lesen der übrigen Konsonanten vom Leser unbewusst ergänzt wurden. Ähnlich wie es in der Antike bei den Phöniziern geschah, wird auch heutzutage im Hebräischen nur in Konsonanten geschrieben.

Das Plakat gibt dieses Leseerlebnis für den Betrachter wieder, ohne dabei die gewohnten Vokale vollständig zu entfernen. Die als UV-Lack gedruckten Buchstaben sind nur minimal sichtbar. Sie sind jedoch genug Hilfe, um zu verhindern, dass der Leser zu lange ins Stocken gerät.

Printprojekt (3. Semester)
Alexander Wagner

Die Arbeit widmet sich der grundlegendsten Aufgabe der Typografie, denn vor allem dient sie dem Lesen. Dabei stellt sich die Frage, auf welche Weise ein Text von seinem Leser wahrgenommen wird und welche typografischen »Verirrungen« es ihm unmöglich machen, dessen Inhalt zu verstehen. Als Text wurde deshalb die Odyssee des griechischen Dichters Homer gewählt, in dem er die Irrfahrten des Helden Odysseus beschreibt. Aus den insgesamt 24 Kapiteln des antiken Werks wurden jeweils Auszüge entnommen und mittels unterschiedlicher typografischer Experimente deren Lesbarkeit beeinflusst. So wurden Wortabstände geändert, Buchstaben entfernt oder durch Sonderzeichen ersetzt, der Zeilenabstand variiert, oder ganze Zeilen verschoben, gedreht und gespiegelt. Um die möglichen Auswirkungen auf die Lesbarkeit beurteilen zu können, wurde die Abstraktion, wenn möglich, im Verlauf von oben nach unten verstärkt. So ist die Veränderung zunächst fast unbemerkt, tritt aber zum Ende umso deutlicher hervor.

Ivonne Budig
Visualisierung von Musik – Teil 3

Eine weitere Arbeit zum Thema Musikvisualisierung (siehe Blogeinträge vom 6.9.2012 und 5.8.2012) eines »Arcade Fire«Songs stammt von Ivonne Budig.

Sie beschreitet in ihrer Arbeit einen ganz anderen Weg. Ivonne greift dabei auf klare Formen und Strukturen zurück, nicht auf Farbe. Passend zu der sehr klaren, reduzierten Herangehensweise wählt sie ein klassisches Material – weißes Papier.

Inspirationsquelle hierfür war japanische Origami- und Kirigamikunst, aber auch die Scherenschnitt-Technik. Die unterschiedlichen Ausschnitte in den Papierkuben und die damit verbundenen abwechslungsreichen Licht- und Schattenwürfe reflektieren dabei die variierende Modulation der Stimme, die Facetten des Gesanges.

Trotz bzw. gerade aufgrund der Schlichtheit des Konzeptes und der Beschränkung auf ein Material, weißes Papier, ist der Reichtum an Lichteffekten frappierend und versetzt den Betrachter nachhaltig in Erstaunen.

Die Idee funktioniert und trifft hier obendrein auf ausgezeichnetes Handwerk.

In Zukunft wird es keine Arbeitsplätze mehr geben – Arbeit wird nicht in einem »9 to 5«-Job, sondern vielmehr in definierten Projektzyklen stattfinden. Gerade die Kreativbranche ist durch ihren hohen Kosten- und Zeitdruck einer der Pioniere, wenn es um die Arbeit in Projekten mit Freelancern geht. Wenn Agenturen in Zukunft immer mehr zum Generalunternehmen werden, die ähnlich wie in der Baubranche sich Kompetenzen in Form von Freelancern hinzukaufen, wird die Konkurrenz unter Freiberuflern und Einzelunternehmern immer weiter steigen. Wie kann sich der Einzelne hinsichtlich des Überangebots auf dem Markt positionieren und seine Qualitätsmerkmale glaubhaft nach außen transportieren? Wie kann sich der Kunde orientieren und diese Qualität erkennen?

Die Benchmark Design Union bietet Freelancern und Kreativen der Branche die Möglichkeit, unter einem gemeinsamen visuellen Dach sich das Renommee einer Agentur zu verschaffen, ohne physisch anwesend sein zu müssen. Im Kollektiv hat das Mitglied die Möglichkeit, losgelöst von Zeit und Ort mittels der digitalen Vernetzung und großen Online-Community an Projekten mitzuarbeiten. Hierbei hat das Mitglied durch die unverbindliche Teilnahme am Netzwerk selbst die Wahl, ob es an einem dargebotenen Projekt teilnehmen möchte.

Der hohe Individualitätsanspruch der Kreativen wird durch ein fluides Design gestillt, indem das Mitglied die Farbgebung des Logos durch individuelle Gestaltung mittels einer eigens gewählten Bildquelle bestimmt. Hierbei wird die Farbinformation des Quellbilds mit Processing neu berechnet und in ein neues System übersetzt, was die Farbgebung des Logos bestimmt.

Die Homepage www.benchmark-design.de und die Community auf Facebook www.facebook.com/benchmarkdesignunion sind ab sofort erreichbar.

Tammy Jajes, Polina Kitzmann, Fabian Voigtsberger, Maria Weiss
Didot – der Höhepunkt der Eleganz

Im Rahmen von »Typografie I« haben wir uns mit der Schrift »Didot« auseinandergesetzt. Besonders faszinierend empfinden wir an dieser Schrift die Perfektion der Formen und die dabei entstehende unanfechtbare Eleganz.

Für die hohe Qualität der technisch brillanten »Didot« ist ein langer Entwicklungsprozess verantwortlich, im Laufe dessen die Dynastie Didot ihr Medium aus dem Mittel der Kommunikation zur Kunst erhöht hat.

In unserer Schriftanalyse umfassen wir ein Spektrum von der Entstehungsgeschichte, Einflüssen über Psychogramm, Analyse der Einzelzeichen bis hin zur Verwendung und Produktbeispielen der »Didot«.

Bei näheren Recherchen beeindruckte es uns, wie allgegenwärtig und international diese klassizistische Antiqua Schrift genutzt wird. Ob für die Drucke der klassischen Meisterwerke des 18. Jahrhunderts, bedeutende Auszeichnungen oder für Modemagazine, die »Didot« ist trotz ihrer Statik überall vertreten. Eindrucksvoll ist insbesondere die starke Persönlichkeit der »Didot«, die wir in unserer Gestaltung unter anderem photographisch vielseitig darstellen wollten.

 

Phonetica Nova
Sprache ist Laut ist Zeichen

Im Lauf seiner Entwicklung, hat sich die Fähigkeit zu sprechen für den Menschen als effektives Kommunikationsmedium behauptet. Tagtäglich setzen wir ganz selbstverständlich unsere sprachlichen Mittel ein, ohne uns über deren Funktionsweise bewusst zu sein.

Die Schriftzeichen der Phonetica Nova gründen auf dem Versuch, den Entstehungsprozess der Sprachlaute in abstrahierter Form zu visualisieren. Basierend auf der Systematik des Internationalen Phonetischen Alphabets, werden mit jedem Bestandteil der neuen Lautschrift die Vorgänge beim Sprechen verdeutlicht.

Anders als die willkürlichen Symbole bestehender Alphabete, unterstützt die Phonetica Nova die Artikulation fremder Sprachen und überbrückt auf diese Weise die bestehende Diskrepanz zwischen dem gesprochenen und geschriebenen Wort.

Sebastian Ibler
Visualisierung von Musik

Sebastian Iblers Arbeit ist die Visualisierung des Musikstückes »Old Flame« von Arcade Fire, das bereits Mia Stevanovic optisch umgesetzt hatte (siehe Blogeintrag vom 5.8.2012). Im Gegensatz zu ihrer Arbeit, die sich in erster Linie auf die emotionale Ebene konzentriert, fokussiert er den Aufbau des Songs, sozusagen das kompositorische Konstrukt hinter den Klängen. Er unterteilte »Old Flame« in 15 Sequenzen bzw. einzelne »Module«, die er einzeln visuell herausarbeitet, in einem dreidimensionalen Modell umsetzt und damit tatsächlich greifbar macht.

Die Einteilung in 15 repräsentative Einzelformen erfolgt im 16 Sekundentakt, die Formquantität entsteht durch Instrument und Intensität. Die optische Angleichung erfolgt durch Zwischenformen. Das finale dreidimensionale Objekt hat er aus MDF-Platten eigenhändig in mühevoller Kleinarbeit mittels Lasertechnik im Münchner FabLab hergestellt.

Isabel Huber, Lea von Terzi, Ines Thaller
Gelungene Hommage an einen großen Typografen des 18. Jahrhunderts

John Baskerville gilt als einer der großen englischen Typografen, der neben Caslon weitreichenden Einfluss auf die europäische Typografie dieser Epoche hatte, und unter anderem auch Didot und Bodoni inspirierte.

Ziel der Studentinnen war es den kritischen Geist und innovativen Vordenker in seiner Wirkung auf die schwarze Kunst zu skizzieren und im Besonderen die heute immer noch sehr beachtliche Schrift Baskerville zu analysieren.

Weniger bekannt ist, dass Baskerville posthum für seinem Atheismus büßen musste. Nach seinem Begräbnis war er aufgrund eines Kanalbaus exhumiert worden. Es vergingen mehrere Jahre bis sich schließlich ein Friedhof in Birmingham bereit erklärte, den Gebeinen des typografischen Meisters eine letzte Ruhestätte zu gewähren. Im Gegensatz dazu wirkt seine Schrift Baskerville, die mittlerweile in zahlreichen Varianten vorliegt, auch heute noch lebendig.