Stehsatz

Bleisatzkurs I 

Der »Bleisatzkurs I«  dieses Semesters gab den sechs »Ausgelosten« die Chance, die »schwarze Kunst« mit eigenen Händen auszuüben.

Die Studenten sollten sich mit dem Gedicht Eugen Roths »Der Schrift und Druckkunst Ehr und Macht« beschäftigen, um später eine eigene Zusammenstellung einreichen zu können, die dann zum Buch gebunden werden sollte.

Herr Gilsberger und Herr Westermaier, Setzer und Drucker von Beruf, gaben den Studenten alle notwendigen Anweisungen und Hilfestellungen, die sie benötigten, um ein erfolgreiches Resultat zu erzielen.

Das Setzen erwies sich als eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Da gab es vieles zu beachten: wie muss man den Winkelhaken einstellen, was ist ein Punkt, wie viel Abstand braucht es zwischen den Buchstaben usw.

In der Werkstatt hatte jeder Student einen eigenen Platz, wo er seinen Setzkasten hinstellen konnte, um sein Schiff zu vervollständigen. Während dieser Zeit wurden die Studenten mit den Besonderheiten einiger Schriften vertraut. Die hilfsbereiten, freundlichen Herren unterstützen diesen Erfahrungsprozess durch Korrekturen und viele interessante Informationen.

Persönlicher Eindruck

Der Kurs ist bestens geeignet, um ein Bewusstsein für die lange und bis heute prägende Geschichte des Bleisatzes zu entwickeln. Allein das Material in Händen zu halten ist schon ein eigenartiges Gefühl. Ich gehöre zu einer Generation, die meist nur noch das Tippen kennt, daher war es eine angenehme Erfahrung, die einzelnen Buchstaben mit den Fingern in den Haken zu legen.

Als unerfreulich empfand ich, dass das Setzen für Anfänger überaus lange dauert.

Nur geübte Setzer sind im Stande jeden Buchstaben in Sekundenschnelle aus dem Kasten zu ziehen und die Abstände im Winkelhaken richtig einzuschätzen.

Trotzdem kann ich nur sagen, dieser Kurs hat sich total gelohnt. Ich empfehle ihn allen, die Interesse an nachempfundener Geschichte und / oder gerne ein wenig handwerkliche Abwechslung genießen möchten.

Initialen Teil 2: Zum Entwurf zum Druck

Im Initialenkurs von Peter Gericke sehen und verfolgen die Studierenden den langen Weg vom Entwurf der Initiale bis zum fertigen Druckwerk aus der Handpresse.

Es beginnt mit der klassischen Herangehensweise – dem zeichnerischen Entwurf (siehe Blogeintrag vom 20.9.2012). Hierauf folgt die Reinzeichnung, die viel Augenmaß, eine ruhige Hand, Geduld und Sorgfalt verlangt – erschwerend kommt hinzu, dass jede Farbe eine eigene Zeichnung verlangt, die sich präzise und  passgenau mit den andersfarbigen Elementen zu einem fehlerfreien Gesamtbild einfügen muss. Bei diesem diffizilen Prozess ist die kritische Begleitung eines erfahrenen Auges, nicht selten die praktische Unterstützung einer meisterlichen Hand wahrlich eine unschätzbare Hilfe.

Im zweiten Abschnitt wird mit Hilfe dieser Vorlagen die Herstellung der sogenannte Nyloprints für den späteren Druck vorbereitet. Die Nyloprints selbst stellt ein externer Druckservice gemäß der Reinzeichnung her. Der eigentliche Druck beginnt, wie auf den Fotos zu sehen, mit dem Ablösen der alten vorherigen Nylos, die in der Regel für zukünftige Projekte aufgehoben werden – sie sind schließlich für die Studierenden kaum wieder herzustellende Unikate.  Im Anschluss wird der Unterbau angepasst, dessen Breite auf die Größe des Nyloprints und dessen Höhe auf die Schrifthöhe justiert werden muss. Schließlich werden die Nylos montiert, die Abziehpresse eingerichtet und die Farbe gemischt. Wie ein erfahrender Buchdrucker weiß, wird dabei stets etwas Weiß beigemischt, wodurch eine gleichmäßigere, flächigere Farbwirkung entsteht. Nun kann endlich, nach vielen Stunden des Entwerfens (und Verwerfens), des sorgsamen Zeichnens, der externen Fertigung der Druckvorlage, des Montierens und Farbmischung der Druck beginnen.

Nach dem ersten Farbauftrag wird das Blatt zum Trocknen aufgehängt, dann folgt der Druck der nächsten. Um die Passgenauigkeit der einzelnen Druckschritte zu erreichen, greift der erfahrene Drucker nicht selten auf die Technik des Drehpunktschließens zurück. Etwaige kleinere Ungenauigkeiten können so ausgeglichen werden.

Auch hier schafft es Herr Gericke wieder, die im digitalen Zeitalter Aufgewachsenen für klassische, althergebrachte Fertigkeiten zu interessieren und für das haptische, handwerkliche Erlebnis zu begeistern.

Elias Osiander, Theresa Schauer, Mia Stevanovic, Yvonne Budig

Innerhalb des Kurses Typografie entstand eine weitläufige Analyse der Bauer Bodoni, so weitläufig, dass sie nicht in ein Buch passte. Grund dafür war das große Interesse, jedes Detail, das zur Entwicklung der heutigen Bauer Bodoni führte, zu umfassen. So enthält das erste Buch ausschließlich Informationen über die damals herrschende Epoche, den Klassizismus, den Entwerfer der Schrift Giambattista Bodoni und dessen Lebenswerk. Außerdem beschäftigt sich Band eins mit der Geschichte der Bauerschen Gießerei, welche Bodonis Schriftentwurf  zu dem machte, was wir  heute als Bauer Bodoni kennen. Der zweite Band ist das Kernstück der Arbeit und enthält eine umfangreiche Analyse der Einzelzeichen. Schließlich wird im letzten Band auf die allgemeinen Merkmale der Schrift, den Vergleich der heutigen digitalen Bauer Bodoni mit jener aus Zeiten der Bauerschen Gießerei sowie auf einige aktuelle Anwendungsbeispiele eingegangen.

Die Bücher sind in einem schlichten Blocksatz gesetzt, ganz nach dem Vorbild Giambattista Bodonis. Inspiriert von Giambattistas sorgfältiger Auswahl von Papier und Druckfarbe, wurde die Analyse auf farbiges Papier gedruckt. Dies verleiht vor allem den Bildern einen besonderen Charme und lässt den klassischen Satzspiegel zeitgemäß wirken.

Printprojekt (3. Semester)
Benjamin Milde

Das Projekt begann bei dem Stichwort Differenz. Die anfänglichen Versuche, Texten beim Lesen eine neue klangliche Ebene hinzuzufügen, indem bestimmte Buchstaben aus dem Text fehlten, führten nicht zum gewünschten Erfolg. Jedoch zeigte es sich, dass fehlende Vokale sehr oft beim Laut-Lesen der übrigen Konsonanten vom Leser unbewusst ergänzt wurden. Ähnlich wie es in der Antike bei den Phöniziern geschah, wird auch heutzutage im Hebräischen nur in Konsonanten geschrieben.

Das Plakat gibt dieses Leseerlebnis für den Betrachter wieder, ohne dabei die gewohnten Vokale vollständig zu entfernen. Die als UV-Lack gedruckten Buchstaben sind nur minimal sichtbar. Sie sind jedoch genug Hilfe, um zu verhindern, dass der Leser zu lange ins Stocken gerät.

Leseproben für vier Jahreszeiten

Unter der Leitung von Schriftsetzermeister Klaus Hanitzsch beschäftigten wir uns mit der Gestaltung von Leseproben. Jeder der vier im Handsatz realisierten Gedichtbände spiegelt eine Jahreszeit wider.

Jeder Teilnehmer des Workshops wählte für seine Jahreszeit ein passendes Gedicht und entwarf eine entsprechende typografische Illustration dazu. Ein besonderer Fokus lag auf dem Entwurf eines aussagekräftigen Schutzumschlages sowie eines individuellen Frontispiz.

Mit Hilfe von Herrn Hanitzsch wurden die Inhalte der Leseprobe inklusive das alphabetische Verzeichnis der Gedichtüberschriften und -anfänge gemeinsam erarbeitet und im Anschluss auf verschiedenfarbigem Papier gedruckt. Die Herausforderung bei der Auswahl der vier Farben bestand darin, die intensiven »Jahreszeitenfarben« trotz ihrer auffallenden Dominanz miteinander harmonieren zu lassen.

Der fortgeschrittene Bleisatzworkshop gibt nicht nur einen sehr interessanten Einblick in die Bleisatzkunst des Buchdrucks, sondern fördert auch das konzeptionelle Arbeiten bei der Herstellung eines Produkts. Die Leseproben können bei der Werkschau am 20. September 2012 gesichtet werden.

Bleiläuse mit Günter und Herbert finden.

Die kleine Druckwerkstatt an der MD.H in München erfreut sich eineinhalb Jahre nach ihrer Inbetriebnahme reger Begeisterung, die Kurse sind ausgebucht. Die Rückbesinnung auf alte Entwurfstechniken findet verstärkt in der Auseinandersetzung mit dem Handsatz statt.

Im Grundkurs von Günter Westermaier und Herbert Gilsberger lernen die Studierenden nicht nur den Schriftsatz im traditionellen Sinne kennen, sondern verstehen die Grundlagen der Typografie, abstrakte Begriffe wie Halbgeviert, Geviert und Zeilenvorschub, aber im wahrsten Sinne des Wortes, durch reines Begreifen.

Am Ende des Kurses hat jeder Teilnehmer ein eigenhändig gesetztes und gedrucktes Plakat in der Hand und so manche Witwe, Bleilaus oder gar auch einen Hering auf dem Weg dahin gefunden.

»Ab initio« – unter diesem Titel fand eine Ausstellung in München statt, auf der die Ergebnisse mehrwöchiger Kurse zur Entwicklung von Initialen, Bleisatz und Buchdruck gezeigt wurden.

Unter der Leitung des Münchner Schriftlithografen Peter Gericke entwickelten sechs Studierende ein komplettes Alphabet an Initialen: stufenweise in der klassischen Abfolge von Entwurf, Formaufbau und Reinzeichnung und zu jeder Zeit komplett von Hand.

Außerdem waren etliche studentische Arbeiten aus dem Kurs Bleisatz 2 von Klaus Hanitzsch zu sehen, in erster Linie Leseproben zu Jandl-Gedichten.

Daneben fanden sich etliche Werke wie etwa typografische Experimente, Plakate (Bleisatz 1, Herbert Gilsberger und Günter Westermaier) und Eugen Roths Ode an die Schrift.