Stehsatz

Kreativ*Flohmarkt am 8.8 2019
malen, werkeln, trödeln, zeichnen, grillen und feiern in einer lauen Sommernacht – alles auf dem Kreativ*Flohmarkt an der Mediadesign Hochschule München

Am 8. August findet auf dem Campus der MD.H München in der Claudius-Keller-Straße 7 unser Kreativ*Flohmarkt mit Musik, Essen und Trinken, Workshops und Vorträgen statt. Hierzu ist jede/r herzlich eingeladen. Die Flohmarktstände sind kostenlos, Workshops und Getränke gibt es zum Selbstkostenpreis.

Als Workshops werden angeboten:

Action Painting

Action Painting auf Leinwand mit Street Art-Elementen.

Aphorismus-Postkarten im Buchdruck fertigen

Im klassischen Handsatzverfahren können individuelle Postkarten gesetzt und in kleiner Auflage gedruckt werden.

Design Thinking

Ein praktischer Einblick in die Technik des Design Thinking und die neue Art
kreative Prozesse zu steuern.

Schablonendruck

Der Workshop bietet die Möglichkeit T-Shirts im Schablonendruck individuell zu gestalten.

Upcycling-Lab

Fashion Management meets Fashion Design – aus alt mach cool. Eigene Textilien mitbringen.

Zeichnen – Staccato Space

Lockere serielle Übung auf Basis einfacher Perspektiv-Grundlagen, hinführend zu ­suggestiven komplexen Raumbildern.

Vortrag »Hollywood in München«

Zudem bietet der Vortrag: »Hollywood in München« einen spannenden Ausflug in die Welt und Arbeit der VFX Studios.

Anmeldung unter s.meier@mediadesign.de oder 089/450 605-0.

Vorbeischauen lohnt sich.
Fotos: Lars Reiners, Stephanie Moll, Sybille Schmitz
Editorial Design (3. Semester): Marina Scalese

Aufgabe meiner Analyse war es, eine Zeitschrift auf verschiedene Aspekte und Eigenheiten hin zu untersuchen. Die Entscheidung fiel auf das unabhängige Gesellschaftsmagazin ESQUIRE, Ausgabe Nummer 7.

Konzept von ESQUIRE ist, dass jeder Ausgabe ein bestimmtes Thema zugrunde liegt. Dieses Thema wird sehr detailliert behandelt und aus verschiedensten Perspektiven betrachtet. Der Titel der jeweiligen Ausgabe prangt in gut lesbarer Schrift auf dem Cover, grafisch arbeitet ESQUIRE auf dem Titelblatt meist mit großen Lettern, die Neugier wecken. Beim weiteren Durchschauen wird deutlich, dass es sich nicht um ein journalistisches Magazin im eigentlichen Sinne handelt, sondern um eine besondere Art der Verknüpfung von redaktionellem Inhalt und ambitionierter Gestaltung.

Fotos: Marina Scalese
Visualisierung (1. Semester): Julia Floth
7 Todsünden – ein Leporello aus Scherenschnitten

Die sieben biblischen Todsünden sind naturgemäß auch in der Kunst ein regelmäßig wiederkehrendes Motiv. Sie wurden und werden nicht selten auf drastische oder dramatische Weise als Inspiration genutzt und dabei in unterschiedlichster Art dargestellt. Ich habe die sieben Todsünden in der Form eines schwarzen Leporellos veranschaulicht, mit sieben weißen Scherenschnitten, die in das Leporello eingespannt sind. Die meisten Motive enthalten ein Bild im Positiv- und auch im Negativraum.

Im Bild zu »Neid« wird eine muskulöse Person von einer anderen neidvoll beobachtet. Eine Frau, die von zwei Händen ergriffen wird, welche gleichzeitig ihre Haare und Augenbrauen darstellen, symbolisiert die Todsünde »Wollust«. Rechts daneben ist die Todsünde »Trägheit« dargestellt. Hierbei werden zwei Füße gezeigt, die einen Apfel umschließen. Dieser steht für die Entdeckung des Trägheitssatzes durch Isaac Newton. Der Scherenschnitt ganz rechts verkörpert die Todsünde »Hochmut«. Er wird durch eine Person mit langer, nach oben gestreckter Nase gezeigt. Auf der Rückseite findet man die Todsünden »Zorn«, »Habgier« und »Völlerei«. Linkerhand sieht man eine wütende Person mit scharfen Zähnen, die einen Jungen mit hochgezogenen Schultern anschreit. »Habgier« in der Mitte zeigt zwei Hände, die nach einem Diamanten greifen. Die Hände stellen gleichzeitig sogenannte diebische Elstern dar. Bei »Völlerei« wird das Profil einer Person mit weit geöffnetem Mund gezeigt. Zusammen mit der Zunge wird ein zweiter Kopf geformt.

Bei der Inszenierung habe ich das Leporello mit rotem Licht angestrahlt, um den Tod, der auf die Todsünden folgt, noch deutlicher zu machen.

Fotos: Julia Floth
Editorial Design (3. Semester): Antonia Aschenbrenner

Das Gefühl der Langeweile dürfte wohl jeder schon einmal erlebt haben. Sie ist unglaublich zäh, vereinnahmend und wird von den meisten Menschen als negativ wahrgenommen. Doch wenn ich an meine Oma denke, wie sie vor ihrem Hof auf einer Bank in der Sonne saß, dann sehe ich kein gelangweiltes Gesicht, sondern ein zufriedenes. Sie suchte in der Hektik des Alltages die Entspannung, wohingegen wir die kurzweilige Ablenkung suchen – etwa am Smartphone, überall und jederzeit. Wir haben es verlernt uns richtig zu langweilen, wir haben verlernt in einem Moment zu verweilen.

Im Zuge dieser Arbeit ist ein Bildband entstanden, der sich in Form von Fotografien und geschriebenem Wort mit dem Paradoxon Langeweile beschäftigt.

Fotos: Antonia Aschenbrenner
Typografie (2. Semester): Silvia Rädermacher
Buchgestaltung: Typografie in der Weimarer Republik (1918–1933), Beitrag 2

Die Idee »mit einer Rundschriftfeder eine Druckschrift« (1903) zu schreiben, veränderte den Werdegang von Rudolf Koch (1876–1934) maßgeblich. Das Leben des gebürtigen Nürnbergers selbst war bis dato von Entbehrungen geprägt: Koch wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, erledigte Gelegenheitsarbeiten im Buchgewerbe, war zwar kunstbeflissen, verfügte jedoch über keine anerkannte Ausbildung. 1906 meldet er sich auf die Anzeige von Karl Klingspor – Leiter der berühmten Gießerei Klingspor in Offenbach, ehemalige Rudhardsche Gießerei –, der das Talent des »erleuchteten Amateurs«* erkennt und ihn über 30 Jahre, bis zu seinem Tod im Jahr 1934 beschäftigt.

Koch mag für heutige Augen stark polarisieren – faszinierend in Schreibkunst und Schriftschaffen und zugleich irritierend, bezogen auf die aus dem ersten Weltkrieg resultierende, fast fanatische Religiosität. Kochs enorm ausdrucksstarke Schriftarbeiten und Kalligrafien hatten meist religiösen Inhalt; sie waren ihm selbst »Gottesdienst«**.

Sein enormer künstlerischer Beitrag besteht in der Weiterentwicklung der Fraktur, der er neue Strenge und Würde verleiht. Koch selbst gilt als »Meister der geschriebenen Schrift«, die meisten seiner bei Klingspor erschienen Schriften wurden »aus dem Vorgang des Schreibens« entwickelt. Zu nennen wären hier etwa Kabel, Koch Antiqua, Maximillian Gotisch, Wilhelm Klingspor Schrift, Neuland, Peter Jessen Schrift, etc.

Silvia Rädermacher hat ihr Büchlein dem Lebenswerk dieses eigenwilligen Meisters gewidmet. Ihr Buch selbst ist dabei spielerisch komponiert, enthält alle Fakten zum Œuvre und Werdegang. Das Werk Kochs im Anhang ist in würdevoller Strenge präsentiert. Sehenswert!

Fotos: Marina Scalese
* Bertram, Axel: Das Wohltemperierte Alphabet. Eine Kulturgeschichte, Leipzig, 2004, S.108 
** ebenda.
Visualisierung (1. Semester): Ingrid Trojer

Eine im wahrsten Sinne feurige Gestaltung hat Ingrid Trojer mit ihrer Musikvisualisierung des Kraftwerkklassikers »Boing Boom Tschak« kreiert. Das Objekt, das aus Hunderten von eingefärbten Zündhölzern besteht, die in akribischer Kleinstarbeit eingefärbt wurden, bildet die Wörter »Boing Boom Tschak« in knallig bunten Farben. Entsprechend den der Comicwelt entlehnten, lautmalerischen Begriffen ergeben die Streichhölzer Sprechblasen. Die Reliefhaftigkeit der unterschiedlich gesetzten Streichholzköpfe unterstreicht die Plastizität und verstärkt die an Roy Lichtenstein erinnernde poppige Ausdruckskraft. Bei der mehr als mühevollen Arbeit wurde Ingrid Trojer von ihrem jüngeren Bruder unterstützt, der sich eine dafür anerkennende Erwähnung wünschte – hiermit geschehen!

Alles in Allem mehr als gelungen.

Fotos: Sybille Schmitz
Kalligrafie (1. Semester): Eva-Maria Oberauer

Ein Mix aus modernen kalligrafischen Streetartelementen und archaisch wirkenden, düsteren Zeichenfolgen bilden die Grundlage von Evas kalligrafischem Dyptichon. Damit setzt sie das Lied »Königin der Nacht« – ein eher düsterer Song der Band »Schwarzer Engel« – inhaltlich wie gestalterisch ins passende Licht. Musik und Text thematisieren einerseits strahlende Schönheit, andererseits Obsession und absolute Hingabe an das Dunkle.

Der Dualität des Songs wird Eva durch ein kalligrafisches Dyptichon gerecht, das den Text im Positivraum wie im Negativraum visualisiert. Die entwickelten Schrifttafeln verbreiten dabei eine irritierende Wirkung, als wäre es unheilvoll, sie zu lesen, als wären die Texte dem menschlichen Auge im Lovecraft’schen Sinne nicht zugedacht.

Fotos: Marina Scalese
Editorial Design (3. Semester): Magdalena Stricker

Das Thema für die Arbeit »Editorial Design« war frei wählbar, und ich entschloss mich schließlich für das Wort »Schrill«. Warum?

Nun, es lässt sich auf vielen Wegen interpretieren, Prominente mit waghalsigen Outfits oder grellen Farben, ein akustisch belästigender Ton, oder auch sonderbares Gebaren. Hier sah ich eine Möglichkeit, das Wort »Schrill« in unterschiedlichen Umsetzungen eines Editorial Designs darzustellen, es also zum einen zu benutzen, zum anderen ihm in seiner Eigenart gerecht zu werden.

Dazu wurden unterschiedliche Baukastensysteme verwendet, um jedes Bild individuell auf den Betrachter wirken zu lassen, die Lesbarkeit stand dabei nicht im Vordergrund. Entstanden sind mehrere Reihen mit jeweils mehreren Versionen, die sich in ihrer Einzigartigkeit spiegeln, ihrer Reihe dabei ähneln und trotzdem allesamt Unikate sind.

Bachelorarbeit: Lucas Wurzacher
Resonanz – Visualisierung der Identitätsbildung

Unsere Welt ist in ständigem Wandel begriffen. Durch Digitalisierung, Globalisierung und Automatisierung sollte uns die Welt eigentlich leichter verfügbar sein und wir mehr Zeit haben. Doch tritt das Gegenteil ein: Wir haben subjektiv immer weniger Freizeit und sind immer mehr gestresst. Dies führt letztendlich zu einer Entfremdung der Gesellschaft.
Genau hier versucht der Soziologe Harmut Rosa mit seiner Resonanztheorie eine Lösung zu bieten. Denn der Mensch ist ein soziales Lebewesen, das auf Resonanz von unserer Umwelt angewiesen ist. Erst durch die Reaktion Anderer erfährt er die wichtige, identitätsstiftende Aufmerksamkeit, Beachtung und Anerkennung, die für ihn so existenziell wichtig ist. Folglich lässt sich daraus schließen, dass der Mensch basierend auf der Resonanz, die er erfährt, seine eigene Identität bildet.

Das Projekt zeigt die Visualisierung des Findungsprozesses der eigenen Identität. Basierend auf dem Prinzip der Resonanz, ermöglicht es dem Betrachter durch Interaktion visuell sein eigenes »Ich« zu finden. Hierzu bilden sich auf Grundlage der Wirkung von Form und Farbe individuelle Muster, welche auf den Betrachter bzw. den Akteur reagieren. Als Resonanzraum dient ein 3 Meter großer Kubus, in welchem sich der Betrachter frei bewegen kann. Seine Bewegungen werden durch ein dreidimensionales Tracking analysiert und produziert mit Hilfe der Software »Touchdesigner« die Muster, welche die jeweiligen Resonanzsphären repräsentieren. Als Ergebnis erhält der Betrachter eine mehr oder weniger farbenfrohe Grafik, gewissermaßen die individuelle Visualisierung seiner eigenen Identität.

Fotos: Lucas Wurzacher
Musikvisualisierung (1. Semester): Verena Manhart

Debussys Klavierstück vermittelt ein Schweben der Klänge, ein Auf und Ab der Töne und eine Leichtigkeit im Fluss der Melodie. »Claire De Lune« kommt aus dem Französischen und heißt übersetzt »Mondschein«. Um diese strahlende und schwebende Stimmung, assoziiert mit dem sanften und beständigen Licht des Mondes, untermalt von der Leichtigkeit der Melodie bildlich darzustellen, habe ich eine Art Vorhang aus papierenen Schleifen gewoben. Diese Schleifen, leicht und nahezu schwerelos wie Federn, sind ganz in Weiß gehalten, um die Reinheit und Unschuld der Klavierklänge und das Licht des Mondes symbolisch wiederzugeben.

Für meine Visualisierung habe ich zwei Takte des Stücks gewählt, die für mich ein Metabild erzeugen.

Für jede Note steht eine Nylonschnur mit je acht Schleifen, in Anlehnung an eine musikalische Oktave. Die Länge der Fäden richtet sich nach der Tonhöhe. Je tiefer der Ton, desto länger der Faden und umgekehrt. Das Objekt besteht aus sieben hintereinanderliegenden Reihen. Eine Schnur steht in diesem Fall für die Tonlänge ein Sechzehntel. Die Taktart des Stückes ist mit 18/16 festgelegt, woraus sich eine Reihe mit 18 Schnüren ergibt.