Stehsatz

Isabel Huber, Lea von Terzi, Ines Thaller
Gelungene Hommage an einen großen Typografen des 18. Jahrhunderts

John Baskerville gilt als einer der großen englischen Typografen, der neben Caslon weitreichenden Einfluss auf die europäische Typografie dieser Epoche hatte, und unter anderem auch Didot und Bodoni inspirierte.

Ziel der Studentinnen war es den kritischen Geist und innovativen Vordenker in seiner Wirkung auf die schwarze Kunst zu skizzieren und im Besonderen die heute immer noch sehr beachtliche Schrift Baskerville zu analysieren.

Weniger bekannt ist, dass Baskerville posthum für seinem Atheismus büßen musste. Nach seinem Begräbnis war er aufgrund eines Kanalbaus exhumiert worden. Es vergingen mehrere Jahre bis sich schließlich ein Friedhof in Birmingham bereit erklärte, den Gebeinen des typografischen Meisters eine letzte Ruhestätte zu gewähren. Im Gegensatz dazu wirkt seine Schrift Baskerville, die mittlerweile in zahlreichen Varianten vorliegt, auch heute noch lebendig.

Jochen Klaus
Dominik Schmidthäusler

Handschrift ist Ausdruck der Persönlichkeit, im Sinne der Kalligrafie sogar eine Kunst – nämlich die des schönen Schreibens.

Kalligrafie ist auch heute unverzichtbarer Bestandteil des Grundlagenstudiums, vereint sie doch Geduld, die Auseinandersetzung mit der Form, ebenso wie mit der eigenen Handschrift. Mit diesen Tugenden haben sich Jochen Klaus und Dominik Schmidhäusler erfolgreich beschäftigt und bewiesen, dass für sie die reine Handschrift, neben all den Tweets und Chats auch heute noch wichtig ist.

Mia Stevanovic
»Old Flame« – papierene Schwere und erdfarbene Melancholie

Der Song »Old Flame« von Arcade Fire handelt von der Zerrissenheit der Gefühle, vom schwermütigen Verharren im Unwiederbringlichen. Ein unvermeidlicher Abschied, der begonnen hat und doch nicht gelingen will, mit tragischen Folgen – ähnlich einer Motte, die nicht von der Flamme lassen kann, obwohl diese ihr sicheres Ende bedeutet.

Die Papierarbeit von Mia Stevanovic arbeitet mit assoziativen Bildern, etwa dem Bild einer Höhle, einem schier nicht enden wollenden Tunnel, einem Weg voller Hindernisse. Die warmen Rot- und Brauntöne transportieren Wärme, emotionale Tiefe, vermitteln jedoch auch Wehmut, wie die letzten Sonnenstrahlen eines endenden, unbeschwerten Tages im Spätsommer.

Die Visualisierung von »Old Flame« besteht aus farbigem Papier und wurde komponiert aus einer Vielzahl einzelner, komplett von Hand geschnittener Elemente.

Bleiläuse mit Günter und Herbert finden.

Die kleine Druckwerkstatt an der MD.H in München erfreut sich eineinhalb Jahre nach ihrer Inbetriebnahme reger Begeisterung, die Kurse sind ausgebucht. Die Rückbesinnung auf alte Entwurfstechniken findet verstärkt in der Auseinandersetzung mit dem Handsatz statt.

Im Grundkurs von Günter Westermaier und Herbert Gilsberger lernen die Studierenden nicht nur den Schriftsatz im traditionellen Sinne kennen, sondern verstehen die Grundlagen der Typografie, abstrakte Begriffe wie Halbgeviert, Geviert und Zeilenvorschub, aber im wahrsten Sinne des Wortes, durch reines Begreifen.

Am Ende des Kurses hat jeder Teilnehmer ein eigenhändig gesetztes und gedrucktes Plakat in der Hand und so manche Witwe, Bleilaus oder gar auch einen Hering auf dem Weg dahin gefunden.

»Ab initio« – unter diesem Titel fand eine Ausstellung in München statt, auf der die Ergebnisse mehrwöchiger Kurse zur Entwicklung von Initialen, Bleisatz und Buchdruck gezeigt wurden.

Unter der Leitung des Münchner Schriftlithografen Peter Gericke entwickelten sechs Studierende ein komplettes Alphabet an Initialen: stufenweise in der klassischen Abfolge von Entwurf, Formaufbau und Reinzeichnung und zu jeder Zeit komplett von Hand.

Außerdem waren etliche studentische Arbeiten aus dem Kurs Bleisatz 2 von Klaus Hanitzsch zu sehen, in erster Linie Leseproben zu Jandl-Gedichten.

Daneben fanden sich etliche Werke wie etwa typografische Experimente, Plakate (Bleisatz 1, Herbert Gilsberger und Günter Westermaier) und Eugen Roths Ode an die Schrift.