Stehsatz

MD.H München, Studiengang Media Design, Buchgestaltung
Typografie (2. Semester): Josephin Oschmann, Simona Priller, Felix Stoffel
»It’s illegible but great. I’ll buy it!« ~ Ralph Ginzburg

In dem Buch »Avant Garde –Schriftanalyse« untersuchen Felix Stoffel, Simona Priller und Josephin Oschmann die Typeface »ITC Avant Garde Gothic« des amerikanischen Grafikdesigners und Schriftgestalters Herbert Lubalin. Das Buch beinhaltet neben einer ausführlichen Schriftanalyse einen kleinen Überblick über die Geschichte der Grotesk, eine Kurzbiographie über Herbert Lubalin sowie einen Schriftenvergleich mit der Futura PT und Proxima Nova. Die Schriftanalyse führt die Aspekte Entstehungsgeschichte, Klassifizierung, Psychogramm, Schriftschnitte, Buchstabenanalyse, Zusatzanalyse, Zurichtung sowie Lesbarkeit an.

Das Wort »Avant Garde« stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie Vorreiter der Zeit. Wie bereits das Magazin von Herbert Lubalin und Ralph Ginzburg als auch die Schrift selbst, soll auch dieses Buch den Geist des Vorkämpfers widerspiegeln. Um die Eigenschaften und den Zeitgeist der Schrift mit dem Design des Buches zu vereinen, wurde ein gedeckter Rotton für Farbakzente gewählt, der dem Stil der 70er Jahre entspricht, jedoch durch die Kombination mit Schwarz-Weiß einen modernen Touch erhält. Außerdem zeichnet sich das Buch durch sein ungewöhnliches Format, welches dem des ursprünglichen Magazins »Avant Garde« entspricht, durch die ausgestanzten Lettern auf dem Cover und auch bei den Kapitelübergängen aus. Die modernen Gestaltungselemente des Buches orientieren sich an Herbert Lubalins markantem Gestaltungsstil.

Fotos: Josephin Oschmann

Typografie (2. Semester): Sarah Janson, Verena Schneider

»I think it’s both modern and familiar« – so beschreibt die Schriftentwerferin Zuzana Licko selbst ihre aussagekräftige Schrift »Mr Eaves«. Es handelt sich um eine geometrische Grotesk, die auf formale wie optische Wiederholung setzt — die Grundformen Dreieck, Quadrat und Kreis treten dabei immer wieder auf — und auf den zwei sich ergänzenden Schriftfamilien Sans-Serif und Modern fußt. Beide Familien sind in je sechs Schnitten von Thin bis Heavy sowie in Regular und Italic verfügbar. Das Typeface selbst ist stark an der zugesellten Schrift, sozusagen der Gattin »Mrs Eaves«, angelehnt, auf diese wird auch wiederholt Bezug genommen.

Über zwei Monate haben wir uns mit der Recherche, Analyse, Gestaltung und dem Layout eines Buches über diese markante Schrift beschäftigt. Entstanden ist ein durchaus modernes Buch, das den Charakter der Schrift widerspiegelt. Das Format haben wir an die Proportionen des einprägsamen Majuskel R angepasst. Beim Layout des Buches wurde durchgehend auf eine moderne, spannende aber dennoch abwechslungsreiche Gestaltung geachtet. Die Farbe Grün steht symbolisch für den männlichen Charakter der »Mr Eaves«. Als Vorgänger und Gemahlin gilt die Barock-Antiqua »Mrs Eaves«, die im Vergleich durch die Farbe pink dargestellt wird.

Das Buch befasst sich mit der Analyse der einzelnen Buchstaben, der Lesbarkeit, Zurichtung, des Grauwertes und der Wirkung im Mengentext. Besonders interessant ist auch die Gegenüberstellung mit dem Vorbild aller geometrischer Schriften: der Futura. Und wie es nicht anders zu erwarten war: Mr Eaves – eine moderne, harmonische, eindrucksvolle und jugendliche Schrift – lässt den Schriftklassiker Futura eindeutig schwach aussehen.

Im Interview mit Zuzana Licko konnten wir schließlich auch einige weiterführende Informationen über die Schrift und insbesondere über ihren Entstehungsprozess erfahren. Darüberhinaus beinhaltet das Buch weitere Porträts von Zuzana Licko, eine Zusammenfassung ihres Werdegangs und Wirkens als Schriftgestalterin, sowie diverse Anwendungsbeispiele zur Veranschaulichung.

Text und Fotos: Verena Schneider und Sarah Janson, August 2020
Schriftanalyse der Futura
Typografie 2. Semester: Elisabeth Koster, Elena Traurig

Mit der Entwicklung der Futura feierte Paul Renner (1878–1956) seine größten Erfolge in der modernen Welt der Typografie. Auch heute – 90 Jahre nach Veröffentlichung – wird sie immer noch als modern empfunden und prägt seither das Erscheinungsbild vieler großer Marken sowie den Auftritt zahlreicher Printmedien.

Inspiriert durch das »Neue Frankfurt«, die »Neue Typografie« und das »Bauhaus« begann Renner im Sommer 1924 mit der Schriftentwicklung. Ziel war es nach seinen eigenen Worten, eine Druckschrift zu entwerfen, welche als »Schrift unserer Zeit« gelten könne.

Ästhetik und Funktionalität verbinden, Ballast abwerfen, die Gestalt erneuern und klare Brüche mit dem Alten sind die Grundgedanken der Groteskschriften dieser Zeiten. Der entscheidende Unterschied der Futura und somit das Geheimnis ihres Erfolges besteht in ihrer Verbindung zu den Wurzeln der römischen Capitalis Monumentalis.

Als typografischer Pionier erschuf Renner eine Schrift, die Tradition und Moderne auf innovative Weise verbindet und somit die Ansprüche des typografischen Handwerks und der modernen Ästhetik vertritt. Aufgrund dieser Eigenschaften fand die Futura schnell Bedeutung im internationalen Kontext und besitzt diese immer noch, nach nunmehr immerhin 90 Jahren. Paul Renner war nicht nur Vater der Futura, er besaß ein gestalterisches Universaltalent und war des weiteren Maler, Buchgestalter, Designer, Kunsttheoretiker und Lehrer.