Stehsatz

Caroline Mühlheim, Saskia Haller von Hallerstein, Lea von Terzi
Video

Aus einer Kooperation mit Fabrica, dem »communication research centre« von Benetton, entstand unter anderem dieses Video für den »international day of peace« am 21. September. Der Grundgedanke war, ein friedliches Zusammensein von Menschen aller Nationen und somit den Claim »feel united« zu visualisieren. Der Fokus des Videos liegt auf der nonverbalen Kommunikation und dem Kontakt der Darsteller. Der Kaleidoskopeffekt unterstreicht zusätzlich die Verbundenheit der Personen.
Die ausgewählten Videos wurden anlässlich des Weltfriedenstages auf den Live Screens der Benettonstores in Madrid, Barcelona und München und auf der Homepage der vereinten Nationen gezeigt.

In Zukunft wird es keine Arbeitsplätze mehr geben – Arbeit wird nicht in einem »9 to 5«-Job, sondern vielmehr in definierten Projektzyklen stattfinden. Gerade die Kreativbranche ist durch ihren hohen Kosten- und Zeitdruck einer der Pioniere, wenn es um die Arbeit in Projekten mit Freelancern geht. Wenn Agenturen in Zukunft immer mehr zum Generalunternehmen werden, die ähnlich wie in der Baubranche sich Kompetenzen in Form von Freelancern hinzukaufen, wird die Konkurrenz unter Freiberuflern und Einzelunternehmern immer weiter steigen. Wie kann sich der Einzelne hinsichtlich des Überangebots auf dem Markt positionieren und seine Qualitätsmerkmale glaubhaft nach außen transportieren? Wie kann sich der Kunde orientieren und diese Qualität erkennen?

Die Benchmark Design Union bietet Freelancern und Kreativen der Branche die Möglichkeit, unter einem gemeinsamen visuellen Dach sich das Renommee einer Agentur zu verschaffen, ohne physisch anwesend sein zu müssen. Im Kollektiv hat das Mitglied die Möglichkeit, losgelöst von Zeit und Ort mittels der digitalen Vernetzung und großen Online-Community an Projekten mitzuarbeiten. Hierbei hat das Mitglied durch die unverbindliche Teilnahme am Netzwerk selbst die Wahl, ob es an einem dargebotenen Projekt teilnehmen möchte.

Der hohe Individualitätsanspruch der Kreativen wird durch ein fluides Design gestillt, indem das Mitglied die Farbgebung des Logos durch individuelle Gestaltung mittels einer eigens gewählten Bildquelle bestimmt. Hierbei wird die Farbinformation des Quellbilds mit Processing neu berechnet und in ein neues System übersetzt, was die Farbgebung des Logos bestimmt.

Die Homepage www.benchmark-design.de und die Community auf Facebook www.facebook.com/benchmarkdesignunion sind ab sofort erreichbar.

Die Wut auf Reisen in München
Milka Cindric, Robert Dunkel, Ingrid Kesza, Stefanie Stahl, Alexander Tagiev

Welche Emotionen sind beliebt? Freude, Euphorie, Geborgenheit. Aber was ist mit der Wut? Kurz, knapp und ausdrucksstark ist sie zwar negativ belastet, aber reizvoll für ein spannendes Typografieprojekt: fünf Studierende der MD.H wollten die WUT an gegensätzlichen Orten inszenieren. Auf dem Kinderspielplatz, in einer Kirche, auf dem Rasen der völlig leeren Allianz Arena. Wo man sie nicht erwartet, soll die Wut den Betrachter zum Nachdenken inspirieren. Das Making-Of gibt es hier zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=UxGcOIONyhM

Elias Osiander
Illustration

Diese kalligrafische Arbeit behandelt Friedrich Schillers »Die Verschwörung des Fiesco zu Genua«, das 1783 erschienene republikanisches Trauerspiel. Die Illustrationen, deren dramaturgische Organisation jedoch einen frei erfundenen Handlungsablauf dokumentiert, sind visuelle Ergänzung einer kalligrafischen Umsetzung. Bei dem behandelten Text handelt es sich um einen Monolog, indem der Protagonist seinen Militärputsch in Verbindung zu seinen Adelstitel zu rechtfertigen versucht. Die Illustrationen aber erlauben sich vom originalen Handlungsablauf abzuweichen und eine variable Endsituation zu beschreiben, die dem Leser die Idee einer alternativen Wendung erläutert. Der Protagonist, symbolisch ein Vogel in aufrechter Haltung und akkuratem Erscheinungsbilds, stürzt sich aus dem Fenster im tollkühnen und unüberlegten Vorhaben, seine in den Falten der Uniform verfangenen Schwingen auszubreiten.  Im Größenwahn ist sein Verhängnis der Stolz, der es ihm nicht erlaubt, vom Statuswahn abzulassen, beziehungsweise sein Gewand abzulegen.

Initialenkurs beim Schriftlithografen Peter Gericke

Eine Initiale ist der erste Buchstabe eines Kapitelanfangs, welcher in dekorativer Form optisch animiert wird. Ihre Funktion ist es, dem Text einen unverwechselbaren Charakter sowie optischen Reiz zu verleihen und dessen Inhalt im besten Fall sogar aufzuwerten. Den besonderen Kontrast zum Text bildet die Initiale vor allem durch ihr wichtigstes Merkmal – sie ist handgezeichnet.

Um solch eine kunstvolle Form eines Buchstaben anzufertigen, brauchte es also Ruhe, Zeit und Geduld — allein, um herauszufinden, was zu einem passt und in welche Richtung die eigenen Skizzen gehen sollen.

Nicht anders und vielleicht noch intensiver waren die Bemühungen, als es um die Skizzen für das eigene Monogramm ging.

Das »Monogramm«, »Signet« oder »Markenzeichen« ist, wie der Name schon sagt, ein eigenes Zeichen, welches durch die Besonderheit der Gestaltung den unverwechselbaren Hinweis auf den künstlerischen Schöpfer signalisieren soll.

Herr Gericke bot uns dafür in seinem Kurs nicht nur die nötige Plattform, indem er uns ab der ersten Stunde im wahrsten Sinne des Wortes »entschleunigte«, sondern zauberte mit Hilfe seines magischen Koffers Woche für Woche neue handgefertigte Weiterführungen unserer Entwürfe und verblüffte damit jedes Mal aufs Neue. (Ob er diese Zeichnungen tatsächlich ganz alleine oder doch mit Unterstützung eines Zauberkätzchens schuf, werden wir wohl nie herausfinden)

Für seine bescheidene und beeindruckende Art schätzen wir Herrn Gericke seit der ersten Stunde und möchten ihm für all seine Bemühungen und die tollen Ergebnisse ganz herzlich danken!

 

Tammy Jajes, Polina Kitzmann, Fabian Voigtsberger, Maria Weiss
Didot – der Höhepunkt der Eleganz

Im Rahmen von »Typografie I« haben wir uns mit der Schrift »Didot« auseinandergesetzt. Besonders faszinierend empfinden wir an dieser Schrift die Perfektion der Formen und die dabei entstehende unanfechtbare Eleganz.

Für die hohe Qualität der technisch brillanten »Didot« ist ein langer Entwicklungsprozess verantwortlich, im Laufe dessen die Dynastie Didot ihr Medium aus dem Mittel der Kommunikation zur Kunst erhöht hat.

In unserer Schriftanalyse umfassen wir ein Spektrum von der Entstehungsgeschichte, Einflüssen über Psychogramm, Analyse der Einzelzeichen bis hin zur Verwendung und Produktbeispielen der »Didot«.

Bei näheren Recherchen beeindruckte es uns, wie allgegenwärtig und international diese klassizistische Antiqua Schrift genutzt wird. Ob für die Drucke der klassischen Meisterwerke des 18. Jahrhunderts, bedeutende Auszeichnungen oder für Modemagazine, die »Didot« ist trotz ihrer Statik überall vertreten. Eindrucksvoll ist insbesondere die starke Persönlichkeit der »Didot«, die wir in unserer Gestaltung unter anderem photographisch vielseitig darstellen wollten.

 

Phonetica Nova
Sprache ist Laut ist Zeichen

Im Lauf seiner Entwicklung, hat sich die Fähigkeit zu sprechen für den Menschen als effektives Kommunikationsmedium behauptet. Tagtäglich setzen wir ganz selbstverständlich unsere sprachlichen Mittel ein, ohne uns über deren Funktionsweise bewusst zu sein.

Die Schriftzeichen der Phonetica Nova gründen auf dem Versuch, den Entstehungsprozess der Sprachlaute in abstrahierter Form zu visualisieren. Basierend auf der Systematik des Internationalen Phonetischen Alphabets, werden mit jedem Bestandteil der neuen Lautschrift die Vorgänge beim Sprechen verdeutlicht.

Anders als die willkürlichen Symbole bestehender Alphabete, unterstützt die Phonetica Nova die Artikulation fremder Sprachen und überbrückt auf diese Weise die bestehende Diskrepanz zwischen dem gesprochenen und geschriebenen Wort.

Sebastian Ibler
Visualisierung von Musik

Sebastian Iblers Arbeit ist die Visualisierung des Musikstückes »Old Flame« von Arcade Fire, das bereits Mia Stevanovic optisch umgesetzt hatte (siehe Blogeintrag vom 5.8.2012). Im Gegensatz zu ihrer Arbeit, die sich in erster Linie auf die emotionale Ebene konzentriert, fokussiert er den Aufbau des Songs, sozusagen das kompositorische Konstrukt hinter den Klängen. Er unterteilte »Old Flame« in 15 Sequenzen bzw. einzelne »Module«, die er einzeln visuell herausarbeitet, in einem dreidimensionalen Modell umsetzt und damit tatsächlich greifbar macht.

Die Einteilung in 15 repräsentative Einzelformen erfolgt im 16 Sekundentakt, die Formquantität entsteht durch Instrument und Intensität. Die optische Angleichung erfolgt durch Zwischenformen. Das finale dreidimensionale Objekt hat er aus MDF-Platten eigenhändig in mühevoller Kleinarbeit mittels Lasertechnik im Münchner FabLab hergestellt.

Leseproben für vier Jahreszeiten

Unter der Leitung von Schriftsetzermeister Klaus Hanitzsch beschäftigten wir uns mit der Gestaltung von Leseproben. Jeder der vier im Handsatz realisierten Gedichtbände spiegelt eine Jahreszeit wider.

Jeder Teilnehmer des Workshops wählte für seine Jahreszeit ein passendes Gedicht und entwarf eine entsprechende typografische Illustration dazu. Ein besonderer Fokus lag auf dem Entwurf eines aussagekräftigen Schutzumschlages sowie eines individuellen Frontispiz.

Mit Hilfe von Herrn Hanitzsch wurden die Inhalte der Leseprobe inklusive das alphabetische Verzeichnis der Gedichtüberschriften und -anfänge gemeinsam erarbeitet und im Anschluss auf verschiedenfarbigem Papier gedruckt. Die Herausforderung bei der Auswahl der vier Farben bestand darin, die intensiven »Jahreszeitenfarben« trotz ihrer auffallenden Dominanz miteinander harmonieren zu lassen.

Der fortgeschrittene Bleisatzworkshop gibt nicht nur einen sehr interessanten Einblick in die Bleisatzkunst des Buchdrucks, sondern fördert auch das konzeptionelle Arbeiten bei der Herstellung eines Produkts. Die Leseproben können bei der Werkschau am 20. September 2012 gesichtet werden.