Stehsatz

Sebastian Ibler
Kalligrafie – alte Schreibtechnik im Experiment

Sebastian Iblers eindrucksvolle Arbeit, die im 2. Semester Schrift und Typografie entstand, ist ein gutes Beispiel dafür, wie handwerkliches Können gestalterische Kräfte freisetzt und befeuert.

Der traditionellen Fassung mit Pinsel und Farbe stellt Ibler einen inversen Entwurf gegenüber, bei dem er die Schriftzeichen mit einem Maskierungsfilm auftrug, anschließend die gesamte Fläche Schwarz bemalte, um im letzten Schritt das Maskierungsmaterial zu entfernen, so dass der papierene Untergrund wieder hervortrat.

Initialenkurs beim Schriftlithografen Peter Gericke

Eine Initiale ist der erste Buchstabe eines Kapitelanfangs, welcher in dekorativer Form optisch animiert wird. Ihre Funktion ist es, dem Text einen unverwechselbaren Charakter sowie optischen Reiz zu verleihen und dessen Inhalt im besten Fall sogar aufzuwerten. Den besonderen Kontrast zum Text bildet die Initiale vor allem durch ihr wichtigstes Merkmal – sie ist handgezeichnet.

Um solch eine kunstvolle Form eines Buchstaben anzufertigen, brauchte es also Ruhe, Zeit und Geduld — allein, um herauszufinden, was zu einem passt und in welche Richtung die eigenen Skizzen gehen sollen.

Nicht anders und vielleicht noch intensiver waren die Bemühungen, als es um die Skizzen für das eigene Monogramm ging.

Das »Monogramm«, »Signet« oder »Markenzeichen« ist, wie der Name schon sagt, ein eigenes Zeichen, welches durch die Besonderheit der Gestaltung den unverwechselbaren Hinweis auf den künstlerischen Schöpfer signalisieren soll.

Herr Gericke bot uns dafür in seinem Kurs nicht nur die nötige Plattform, indem er uns ab der ersten Stunde im wahrsten Sinne des Wortes »entschleunigte«, sondern zauberte mit Hilfe seines magischen Koffers Woche für Woche neue handgefertigte Weiterführungen unserer Entwürfe und verblüffte damit jedes Mal aufs Neue. (Ob er diese Zeichnungen tatsächlich ganz alleine oder doch mit Unterstützung eines Zauberkätzchens schuf, werden wir wohl nie herausfinden)

Für seine bescheidene und beeindruckende Art schätzen wir Herrn Gericke seit der ersten Stunde und möchten ihm für all seine Bemühungen und die tollen Ergebnisse ganz herzlich danken!

 

Phonetica Nova
Sprache ist Laut ist Zeichen

Im Lauf seiner Entwicklung, hat sich die Fähigkeit zu sprechen für den Menschen als effektives Kommunikationsmedium behauptet. Tagtäglich setzen wir ganz selbstverständlich unsere sprachlichen Mittel ein, ohne uns über deren Funktionsweise bewusst zu sein.

Die Schriftzeichen der Phonetica Nova gründen auf dem Versuch, den Entstehungsprozess der Sprachlaute in abstrahierter Form zu visualisieren. Basierend auf der Systematik des Internationalen Phonetischen Alphabets, werden mit jedem Bestandteil der neuen Lautschrift die Vorgänge beim Sprechen verdeutlicht.

Anders als die willkürlichen Symbole bestehender Alphabete, unterstützt die Phonetica Nova die Artikulation fremder Sprachen und überbrückt auf diese Weise die bestehende Diskrepanz zwischen dem gesprochenen und geschriebenen Wort.

Jochen Klaus
Dominik Schmidthäusler

Handschrift ist Ausdruck der Persönlichkeit, im Sinne der Kalligrafie sogar eine Kunst – nämlich die des schönen Schreibens.

Kalligrafie ist auch heute unverzichtbarer Bestandteil des Grundlagenstudiums, vereint sie doch Geduld, die Auseinandersetzung mit der Form, ebenso wie mit der eigenen Handschrift. Mit diesen Tugenden haben sich Jochen Klaus und Dominik Schmidhäusler erfolgreich beschäftigt und bewiesen, dass für sie die reine Handschrift, neben all den Tweets und Chats auch heute noch wichtig ist.

»Ab initio« – unter diesem Titel fand eine Ausstellung in München statt, auf der die Ergebnisse mehrwöchiger Kurse zur Entwicklung von Initialen, Bleisatz und Buchdruck gezeigt wurden.

Unter der Leitung des Münchner Schriftlithografen Peter Gericke entwickelten sechs Studierende ein komplettes Alphabet an Initialen: stufenweise in der klassischen Abfolge von Entwurf, Formaufbau und Reinzeichnung und zu jeder Zeit komplett von Hand.

Außerdem waren etliche studentische Arbeiten aus dem Kurs Bleisatz 2 von Klaus Hanitzsch zu sehen, in erster Linie Leseproben zu Jandl-Gedichten.

Daneben fanden sich etliche Werke wie etwa typografische Experimente, Plakate (Bleisatz 1, Herbert Gilsberger und Günter Westermaier) und Eugen Roths Ode an die Schrift.