Stehsatz

Viktoria Brandstetter
Kalligrafie – Exakte Schönschrift

Viktoria Brandstetter legt mit dieser auf Büttenpapier geschriebenen Kalligrafieübung des 2. Semesters eine Arbeit von beachtlicher, ja geradezu klassischer Qualität vor. Der Liebesbrief – mit »Ludwig« unterzeichnet, an seine nicht namentlich genannte Geliebte – zeichnet sich durch exakt durchgehaltene Form und gleichzeitig präzisen, beseelten und damit dem Inhalt entsprechenden Schreibstil von der ersten bis zur letzten Zeile aus.

Elias Osiander, Theresa Schauer, Mia Stevanovic, Yvonne Budig

Innerhalb des Kurses Typografie entstand eine weitläufige Analyse der Bauer Bodoni, so weitläufig, dass sie nicht in ein Buch passte. Grund dafür war das große Interesse, jedes Detail, das zur Entwicklung der heutigen Bauer Bodoni führte, zu umfassen. So enthält das erste Buch ausschließlich Informationen über die damals herrschende Epoche, den Klassizismus, den Entwerfer der Schrift Giambattista Bodoni und dessen Lebenswerk. Außerdem beschäftigt sich Band eins mit der Geschichte der Bauerschen Gießerei, welche Bodonis Schriftentwurf  zu dem machte, was wir  heute als Bauer Bodoni kennen. Der zweite Band ist das Kernstück der Arbeit und enthält eine umfangreiche Analyse der Einzelzeichen. Schließlich wird im letzten Band auf die allgemeinen Merkmale der Schrift, den Vergleich der heutigen digitalen Bauer Bodoni mit jener aus Zeiten der Bauerschen Gießerei sowie auf einige aktuelle Anwendungsbeispiele eingegangen.

Die Bücher sind in einem schlichten Blocksatz gesetzt, ganz nach dem Vorbild Giambattista Bodonis. Inspiriert von Giambattistas sorgfältiger Auswahl von Papier und Druckfarbe, wurde die Analyse auf farbiges Papier gedruckt. Dies verleiht vor allem den Bildern einen besonderen Charme und lässt den klassischen Satzspiegel zeitgemäß wirken.

Sebastian Ibler, Marcel Menke

Nach Abschluss der Recherche bei den Überlegungen zum Vorwort des Buches wurde uns mehr  und mehr bewusst, wie sehr uns das Auseinandersetzen mit »dem Alten« und seinen Werken geprägt hat. Zu Beginn der Recherche war uns nicht bewusst, warum die Stempel Schneidler als Satzschrift so hoch gelobt wird. Wir vertraten die Ansicht, dass die Schrift aufgrund ihrer »würsteligen Serifen« nicht ästhetisch ist, in großen Größen nicht gut funktioniert und irgendwie knöchern wirkt. Nach und nach haben wir erkannt, dass man die Eleganz dieser Schrift erst sieht, wenn man verstanden hat, für welche Prinzipien F. H. Ernst Schneidler einstand und inwiefern sich seine Person in der Schrift widerspiegelt. Sie versucht nicht dem Betrachter ihre Form aufzudrängen, sondern nimmt sich zu Gunsten der Lesbarkeit zurück. Sie gibt dem Leser die Möglichkeit, sich voll und ganz auf den Inhalt zu konzentrieren.

Durch die detaillierte Recherche Caflischs bekommt man nicht nur einen tiefen Einblick in die umfangreiche Tätigkeit Schneidlers. Die Schilderungen der Schüler vermitteln einen fast schon intimen Einblick in sein Leben. Angefangen vom schwarzen Tee, den er mit ­Zitrone zu trinken pflegte, bis zu der Beziehung zwischen ihm und Antonia Anna Weiss. Wir haben ihn als einen Mann wahrgenommen, der bewusst agierte, dem das Anfangen und Arbeiten an der Sache mehr wert war als das Fertigstellen, dem es nie um das Prestige ging, sondern um seine Liebe zu dem was er tat, der besser verstand zu schweigen als zu reden. Immer selbstkritisch und darauf bedacht, das Beste aus sich und seinen Schülern heraus zu holen.

Printprojekt (3. Semester)
Benjamin Milde

Das Projekt begann bei dem Stichwort Differenz. Die anfänglichen Versuche, Texten beim Lesen eine neue klangliche Ebene hinzuzufügen, indem bestimmte Buchstaben aus dem Text fehlten, führten nicht zum gewünschten Erfolg. Jedoch zeigte es sich, dass fehlende Vokale sehr oft beim Laut-Lesen der übrigen Konsonanten vom Leser unbewusst ergänzt wurden. Ähnlich wie es in der Antike bei den Phöniziern geschah, wird auch heutzutage im Hebräischen nur in Konsonanten geschrieben.

Das Plakat gibt dieses Leseerlebnis für den Betrachter wieder, ohne dabei die gewohnten Vokale vollständig zu entfernen. Die als UV-Lack gedruckten Buchstaben sind nur minimal sichtbar. Sie sind jedoch genug Hilfe, um zu verhindern, dass der Leser zu lange ins Stocken gerät.

Printprojekt (3. Semester)
Alexander Wagner

Die Arbeit widmet sich der grundlegendsten Aufgabe der Typografie, denn vor allem dient sie dem Lesen. Dabei stellt sich die Frage, auf welche Weise ein Text von seinem Leser wahrgenommen wird und welche typografischen »Verirrungen« es ihm unmöglich machen, dessen Inhalt zu verstehen. Als Text wurde deshalb die Odyssee des griechischen Dichters Homer gewählt, in dem er die Irrfahrten des Helden Odysseus beschreibt. Aus den insgesamt 24 Kapiteln des antiken Werks wurden jeweils Auszüge entnommen und mittels unterschiedlicher typografischer Experimente deren Lesbarkeit beeinflusst. So wurden Wortabstände geändert, Buchstaben entfernt oder durch Sonderzeichen ersetzt, der Zeilenabstand variiert, oder ganze Zeilen verschoben, gedreht und gespiegelt. Um die möglichen Auswirkungen auf die Lesbarkeit beurteilen zu können, wurde die Abstraktion, wenn möglich, im Verlauf von oben nach unten verstärkt. So ist die Veränderung zunächst fast unbemerkt, tritt aber zum Ende umso deutlicher hervor.

Sebastian Ibler
Kalligrafie – alte Schreibtechnik im Experiment

Sebastian Iblers eindrucksvolle Arbeit, die im 2. Semester Schrift und Typografie entstand, ist ein gutes Beispiel dafür, wie handwerkliches Können gestalterische Kräfte freisetzt und befeuert.

Der traditionellen Fassung mit Pinsel und Farbe stellt Ibler einen inversen Entwurf gegenüber, bei dem er die Schriftzeichen mit einem Maskierungsfilm auftrug, anschließend die gesamte Fläche Schwarz bemalte, um im letzten Schritt das Maskierungsmaterial zu entfernen, so dass der papierene Untergrund wieder hervortrat.

Experimentelle Typografie
Der Köter

»Laut und Leise, Laut und Leise … Tja, was könnte ich da nur machen? Laut und Leise … Dieser blöde Köter vom Nachbarn, das kann’s doch nicht geben, kann der mal still sein? Den ganzen Tag bellt der. Furchtbar. Fenster zu. Laut und Leise. Echt schwierig das Thema! Huch!? Susi, wo kommst du denn her? Springst hier einfach auf den Laptop und willst gestreichelt werden? Ich kann jetzt nicht, ich muss was für die Uni machen. Laut und Leise. Laut und Leise. Ich schrei auch gleich mal ne halbe Stunde los, dann weiß der Köter auch mal, was laut ist! Laut.. Laut?«

So in etwa ist es mir gegangen, als ich mir Gedanken zur Aufgabenstellung »Laut und Leise« gemacht habe. Tagtäglich bellt der Nachbars-Hund, so dass man sich auf überhaupt nix mehr konzentrieren kann. Also für mich gibt es nichts lauteres als diesen Köter. Als Besitzerin von drei kleinen Mietzekatzen kenn ich mich dafür aber auch mit dem Leise-Sein aus. Weil die drei schaffen’s immer wieder, mich zu erschrecken, wenn sie ganz ganz leise auf ihren Samtpfoten hereingeschlichen kommen und plötzlich auf meinen Schreibtisch springen, weil sie natürlich jetzt sofort meine volle Aufmerksamkeit brauchen. Böse kann ich denen aber im Gegensatz zum Köter natürlich nicht sein.

Und eines habe ich daraus sogar noch gelernt, die beste Inspiration ist oft ganz nah. Zum Beispiel beim Nachbarn. Oder schnurrend auf dem Schreibtisch.

Ivonne Budig
Visualisierung von Musik – Teil 3

Eine weitere Arbeit zum Thema Musikvisualisierung (siehe Blogeinträge vom 6.9.2012 und 5.8.2012) eines »Arcade Fire«Songs stammt von Ivonne Budig.

Sie beschreitet in ihrer Arbeit einen ganz anderen Weg. Ivonne greift dabei auf klare Formen und Strukturen zurück, nicht auf Farbe. Passend zu der sehr klaren, reduzierten Herangehensweise wählt sie ein klassisches Material – weißes Papier.

Inspirationsquelle hierfür war japanische Origami- und Kirigamikunst, aber auch die Scherenschnitt-Technik. Die unterschiedlichen Ausschnitte in den Papierkuben und die damit verbundenen abwechslungsreichen Licht- und Schattenwürfe reflektieren dabei die variierende Modulation der Stimme, die Facetten des Gesanges.

Trotz bzw. gerade aufgrund der Schlichtheit des Konzeptes und der Beschränkung auf ein Material, weißes Papier, ist der Reichtum an Lichteffekten frappierend und versetzt den Betrachter nachhaltig in Erstaunen.

Die Idee funktioniert und trifft hier obendrein auf ausgezeichnetes Handwerk.

Visualisierte Textanalysen mit Processing

Die freie Software »Processing« wurde als Schnittstelle zwischen Design und Programmierung entwickelt. Besonders in der Datenvisualisierung erfreut sie sich großer Beliebtheit, wenn es darum geht, die versteckten Merkmale umfangreicher Datenmengen zu erfassen und ersichtlich zu machen.

Die »Literative Gestaltung« widmet sich im Besonderen der Analyse von Textvorlagen und richtet dabei den Blick auf die zeitlichen Abläufe und die Sprachrhythmik ihrer jeweiligen Autoren. Die hierarchischen Ebenen wie Kapitel, Absatz, Satz und Wort werden freigelegt und entsprechend ihrer Reihenfolge, in einfache geometrische Formen umgewandelt.

Die daraus entstandenen Textvisualisierungen »Ulysses«, »Waiting for Godot« und »A Clockwork Orange« bieten dem Betrachter damit eine völlig neue Perspektive auf die nur allzu bekannten Werke aus Literatur, Theater und Film.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Caro Mühlheim

Weiß auf Weiß auf großer Fläche – in dieser aufwändigen, sehr präzisen Arbeit ist nichts gut sichtbar, aber alles gut fühlbar.