Stehsatz

Ausstellung im PUC
Lars Reiners

Die Erfindung des Fließbands unterstützte die Beschleunigung der Arbeitsabläufe. Diese Beschleunigung ging aber oft mit immer schlechteren Arbeitsbedingungen einher. Doch ohne die Entwicklung des Fließbands wäre die Welt, so wie wir sie heute kennen, nicht vorstellbar. Dieses 12-seitige Leporello zeigt große Meilensteine der Fließbandentwicklung, wie z.B. die Union Stockyards in Chicago. Die Gestaltung lehnt sich an die Arbeitsweise der Fließbänder an; das Leporello ist selbst eine Art Fließband. Stellt man die Buchvorderseite an die Buchrückseite bildet sich der Titel der Arbeit: Das Fließband. Man kann das Leporello wie ein Buch zusammenfalten oder – wie in der Kunstausstellung – aufgeklappt lesen.

Musikvisualisierung: 1. Semester
Stefanie Kutzschbach, Visualisierung zu »Kelly watch the Stars«

Das Lied weckt durch sein vielschichtiges Klangmuster und den teilweise stark verzerrten Gesang die Vorstellung an fremde Welten. Deshalb bietet es sich an, die Musik in Form eines mehrschichtigen, farbenfrohen Universums zu visualisieren, das von außen nach innen betrachtet die einsetzenden Instrumente und deren Tonhöhe veranschaulicht. Die Farben sollen den Klang der jeweiligen Instrumente verdeutlichen, je tiefer das Instrument ist, umso dunkler ist also auch die Farbe.

Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Laura Ostermeier
Wortskulpturen: Gewalt – Gefangen – Auflehnung

 

Baum im Herbst von Hermann Hesse

Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
mein Baum. Er liebt’s, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.

Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.

Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.

In Hermann Hesses Gedicht »Baum im Herbst« geht es um den so genannten Kreislauf des Lebens. Dieser Kreislauf des Lebens kann als ein Zustand zwischen Stillstand und Beschleunigung gesehen werden: Festhalten – Aufgeben – Bekommen.

Um das Ganze vor dem Hintergrund der Zeit des Ersten Weltkrieges zu betrachten und zu veranschaulichen werden die Worte Gewalt – Gefangen – Auflehnung verwendet. Sie zeigen einen ganz eigenen Kreislauf des Lebens, der auf den ersten Blick eher negativ erscheint, es aber nicht ist:

Gewalt ist eine Form des Kämpfens, um persönliche Werte durchzusetzen. Die Buchstaben fügen sich gegenseitig Gewalt zu, sie scheinen sich gegenseitig zu durchbohren, zu durchdringen und aufzuspießen.

Gefangen ist eine Form des Aufgebens und des gebrochenen Willens. Die verschachtelten Buchstaben wirken eng, bedrückend und scheinen sich resigniert ihrer Gefangenschaft hinzugeben.

Auflehnung ist eine Form neu gewonnene Hoffnung und Kraft zu zeigen. Die Buchstaben dieses Objektes scheinen der Gravitation zu trotzen. Sie türmen sich schräg nach oben auf und scheinen eine Revolte zu beginnen.

Durch die freie Anordnung im Raum kann der Betrachter das Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachte und so immer wieder neu erfahren.

Die Musikvisualisierung von Daniel Krategl – der Titelsong aus Tarantinos Rachewestern in vielen hundert Röllchen.

Aus einigen Schritten Entfernung betrachtet zeigt die Arbeit einen blutroten Fußabdruck innerhalb eines weißen, besser baumwollfarbenen Feldes. Der Abdruck selbst steht für den Protagonisten des Films, der zu Anfang in Ketten gelegt, barfuß, gedemütigt und gequält vom Sklavenhändler geschunden wird.

Aus der Nähe betrachtet wird dem Auge die Zusammensetzung aus einer Unmenge an kleinen, eng gewickelten Papierrollen gewahr. Lässt man den Blick nicht von oben, sondern von der Seite darüber schweifen, bemerkt man, das die Rollen unterschiedliche Höhe besitzen. Es ergibt sich somit eine Art dreidimensionales Relief. Dies bildet aber nicht – wie man vermuten könnte – den Abdruck einer Fußsohle im Untergrund, sondern ein für den Zuschauer zunächst unerklärliches Muster. Die Erklärung dieses Höhenprofils findet sich im Ausgangspunkt dieser Arbeit – dem Titelsong. Jede Papierrolle, oder vielmehr deren Höhe (die sich aus der Breite des zusammengewickelten Papierstreifens ergibt) entspricht einer Tonlage innerhalb des Songs, die Höhenunterschiede entsprechen sozusagen der Tonmodulation.

Fotos: Lars Reiners


Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Laura Ostermeier
Bewegte Wörter einer bewegten Zeit

Auflehnung, Hoffnung, Gewalt, Aggression, Tabularasa und Gefangen sind Begrifflichkeiten die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Zeit rund um den Ersten Weltkrieg stehen. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Spannung.

In der Kunst schockierten die Dadaisten mit Lautgedichten und Werken, die dem Zufall verschrieben waren. Mit allen Mitteln kämpften Feministinnen, wie Anita Augspurg für mehr Rechte für die Frau. Kinos und Kaufhäuser lockten die Massen, in eine neue, glitzernde und aufregende Welt. 1913 wurde die Automobilindustrie mit der Einführung der Fließbandproduktion, von Henry Ford revolutioniert.

Viele weitere Ereignisse und Erfindungen wären an dieser Stelle zu nennen, wobei sich parallel dazu die politische Situation zuspitzte und schlussendlich 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.

Die typographische Installation soll genau diese beschriebene Zeit in ihrer – sinnbildlich gesprochen – aufgeladenen Spannung wiedergeben.

Dazu sind die unterschiedlich großen Buchstaben in rhythmischen Wortgebilden auf einer großen, schwarzen Holzplatte angeordnet. Die Buchstaben bestehen aus ausgefrästen weißen Dibond-Platten, die in ihrer Wirkung an dünnes Metall erinnern. Um den Größenunterschied, sowie die Rhythmik zu verstärken sind die Buchstaben nicht nur direkt auf die Platte montiert, sondern teilweise auch auf unterschiedlich hohen Nägeln angebracht. Das besondere dabei ist der Aspekt der Dynamik, denn einige Buchstaben werden mit Hilfe eines Elektromotors in eine rotierende Bewegung versetzt, wobei die einzelnen Geschwindigkeiten unterschiedlich sind.

Beim Betrachten dominiert wohl zuerst ein Gefühl der Neugier, oder einer heiteren Erstauntheit. Doch je länger man die Installation betrachtet, desto mehr wird man in den Bann der Bewegung und der Geräusche der Elektromotoren gezogen. Man könnte es als eine Simultanität der Gefühle bezeichnen, die vermutlich individuelle Ausprägungen haben werden. Die Intention dabei ist, einen Versuch der Annäherung an die damalige Zeit herzustellen.

Maria Theresia Steiner
Musikvisualisierung zu »Kelly Watch The Stars« von AIR

Die schräg gestellten Pyramiden sollen die diversen Tonspuren einer 40 Sekundensequenz darzustellen.  Die 5 Instrumentalspuren, die sich durch verschiedene Farben voneinander unterscheiden, werden an einer Plexiglaslaube befestigt und von unten beleuchtet. Durch die Lichteffekte, deren Reflektion auf dem Plexiglas und der schrägen Pyramidenform wirkt das Objekt modern, wenn nicht sogar außerirdisch, gut passend zu dem synthesizerlastigen Musikstück.

Fotos Lars Reiners

56|10 – Eine Visualisierung der Gefallenen im ersten Weltkrieg«
Dudu Pangnanouvong
Wer kann sich unter diesen Zahlen etwas vorstellen: 10 Millionen Gefallene – 56 Millionen Soldaten? Kinder wählen ihre eigenen Wege, um sich in komplexe Auseinandersetzungen hineinzuversetzen. Mit Hilfe der visuellen Möglichkeiten des Kriegsspielzeuges bringt Dudu Pangnanouvong dem Betrachter die Verhältnisse und die Absurdität der Verluste der beteiligten Länder im 1. Weltkrieg näher.
Dieses Buch wird zusammen mit vielen anderen Arbeiten der Klasse MD1012 in der Ausstellung »Zeitzeichen zwischen Stillstand und Bewegung« im Kulturcentrum Puchheim (www.puc-puchheim.de) vom 16. Mai bis 1. Oktober 2014 zu sehen sein. Diese Ausstellung setzt sich anlässlich des 100. Jahrestages des Kriegsbeginns 1914 mit einem für die Zeit bezeichnenden Gegensatz auseinander: Das vor 1914 berühmte Puchheimer Flugfeld wurde nach Kriegsbeginn in ein Gefangenenlager umgewandelt. Dieser Kontrast – die Entwicklung einer neuen Freiheit durch die schnelle, erhabene Bewegung in der Luft und die demoralisierende Erfahrung der Gefangenschaft – war Teil der Aufgabenstellung dieses Studienprojektes.
Musikvisualisierung zu »Kelly Watch The Stars« von Air

Space-ig abgehoben, sphärenhaft, schillernd glitzernd, technisch kristallin und dennoch wolkig-sanft fließend, leicht und von Raum und Zeit losgelöst. So lässt sich »Kelly Watch The Stars« in Worten ausdrücken. Doch wie kann man die Atmosphäre, Emotionen und Eindrücke in einem Objekt festhalten?

Grundlage des Versuchs einer derartigen Umsetzung bildet dabei die Einteilung der verschiedenen Instrumente bzw. des Gesangs in einzelne Ebenen, welchen aufgrund der Verzerrung durch Synthesizer jeweils unterschiedliche Grade von »Festigkeit« und »Gewicht« zugeordnet werden können. So zeigt sich die Gitarre als unterste Lage in ihrer Klangfarbe noch relativ klar definiert, hart und bodenbehaftet, während eine reine Synthesizerebene diffus, unscharf und wolkig im Hintergrund zu stehen scheint und vom Gesang als Verdichtung inmitten dieser Leichtigkeit durchschwebt wird.

Um die Eigenschaften der Ebenen und den allgemeinen Charakter des Liedes noch mehr zu betonen spielt auch die Wahl des Materials eine wichtige Rolle. »Kelly Watch The Stars« weckt beim Hörer schnell Assoziationen zu einer Reise durch die Unendlichkeit des Weltalls oder die Spähren des Traums, ist leicht, glitzernd, in sich durch den Synthesizer kristallin und doch in der Gesamtheit fließend. Diese Eigenschaften werden durch ein feines Edelstahlgewebe in den den Ebenengewichtungen entsprechenden Farben widergespiegelt. Zusätzlich wird jede der drei Lagen gemäß der Melodien der einzelnen Musikinstrumente gefaltet und im Gesamtobjekt so angeordnet, dass sich eine nach rechts oben aufstrebende und auffächernde Längsstruktur ergibt. Aufgrund der Ähnlichkeit zu einer Art Strahlung oder Falte im Raum in deren Tiefen der Zuhörer sich verlieren kann schließt sich auch hier der Kreis zum Motiv des Alls oder des Traums.

Momentaufnahme
Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Laura Ostermeier

Die Zeit vor dem ersten Weltkrieg war so vielfältig, wie es selten eine Zweite war. Zwischen der Weltausstellung von 1900 und dem Beginn des Ersten Weltkriegs befand sich Europa im Wandel – der Alltag, die Kunst, Wissenschaft und Politik wurde von unterschiedlichsten Strömungen beeinflusst und durchrüttelt. So postulierte Virginia Woolf mit den Worten »In or around 1913 Human character changed« ein Sinnbild der damaligen Zeit – Frauen kämpften öffentlich und voller Elan für das Wahlrecht, die Kunst befreite sich von gegenständlicher Gebundenheit, die Männlichkeit wurde als solche grundlegend in Frage gestellt und Freud begann, die dunkle Seite der menschlichen Seele zu erforschen.

Um all die Strömungen des Anfangs des 20. Jahrhunderts gebührend widerspiegeln zu können, wurden verschiedensten thematischen Gebieten dieser Zeit innerhalb des Projekts, ein eigenes Buch gewidmet. Als Vorlage für den Inhalt dienten Auszüge aus dem Buch »Der Taumelnde Kontinent« von Philipp Blom, erschienen im Hanser Verlag. In seinem Buch inszeniert Blom den Anfang des 20. Jahrhunderts als spektakuläre Phase der europäischen Geschichte und schafft es die damaligen Geschehnisse ohne die langen Schatten, die die Zukunft auf diese Zeit werfen wird, in Szene zu setzen, als eine Zeit, irgendwo zwischen dem »Fin de Siècle« und der »Belle Epoque«, in der die Menschen einen Weg ins Unbekannte wagten und trotz der Erregung von Unsicherheit geplagt wurden.

Das Projekt besteht aus insgesamt acht Büchern, deren Erscheinungsbild an die zur selben Zeit aufkommenden »Inselbüchlein« erinnern soll – alle Bücher besitzen einen repräsentativen Schutzumschlag im ähnlichen Stil. Im Bleisatz bedruckte Etiketten, die jeweils an identischer Stelle auf den Schutzumschlägen befestigt sind, geben dem Projekt charakterlich eine zusätzliche Verbindung zwischen damals und heute. Ein schlichter, schwarzer Schuber hält das Projekt zusammen und gibt dem Ganzen einen sinnbildlichen Rahmen. Als zusätzliches Gestaltungselement besticht jedes Buch durch eine handwerkliche Besonderheit – entweder ist es das Papier, auf dem gedruckt wurde, kleine handwerkliche Raffinessen bei der Weiterverarbeitung der Bücher, oder der experimentelle Einsatz von verschiedenen Formaten innerhalb eines Buches.

Durch die thematisch unterschiedlichen Schwerpunkte sollen einzelne Zeitzeichen aufgegriffen und dem Leser ein Überblick dieser rasenden Zeit gegeben werden. So greift eines der Bücher eine Vorlesung Sigmund Freuds auf, ein Anderes beschreibt den Glanz der damaligen »Paläste für das Volk«. Auch der Kampf der Frauen um das Wahlrecht, der Einsturz des männlichen Egos und der Rausch der Geschwindigkeit, ermöglicht durch die neue Technik, werden in den Büchern beschrieben. Das Projekt präsentiert einen Anklang an die damalige Zeit und eröffnet dem Betrachter neue Blickwinkel auf eine erregende Zeitspanne.

Musikvisualisierung 1. Semester
Julia Nitzsche

Das Lied »Kelly watch the stars« von Air erinnert zunächst an fremde Umgebungen und weite Ferne. Eine Exkursion im Weltall, ein Abenteuer mit Astronauten, ein Flug bei ewiger Nacht. Ab und zu fliegen Sternschnuppen, oder andere Gebilde am Raumschiff vorbei. Eine uns kaum bekannte Welt öffnet sich in diesem Lied mit all ihrer Ungewissheit und Weite. Der Grundrythmus im Hintergrund weckt Assoziationen an einen großen pulsierenden Lautsprecher, der kreisförmige, schwingende Bewegungen von sich gibt.

Somit ist der Grundkörper des Modells eine Kugel geworden, die durch ihre Oberfläche einem Mond ähnelt. Die angebrachten Kunststoffstäbe visualisieren die Tonfolgen der verschiedenen Instrumente. Insgesamt wurden 218 Stäbe in verschiedenen Höhen, die den Tonhöhen entsprechen, verarbeitet. Durch eine in der Kugel angebrachten Beleuchtung leuchten die Stabenden und erzeugen so den Eindruck von Sternen im Weltall.