Stehsatz

Kalligrafie 2. Semester
Julia Nitzsche

»I see fire« ist ein Song von Ed Sheeran, der Ende letzten Jahres als Titelmusik zum Film »Der Hobbit: Smaugs Einöde« sehr bekannt wurde. In dem Lied geht es um die Kerngeschichte des Films, um Vernichtung, Elend, Feuer, Tod. Doch auch die Hoffnung und der gemeinschaftliche Zusammenhalt spielt im Lied, wie auch im Film, eine bedeutende Rolle. So soll auch diese Arbeit beide Seiten widerspiegeln.

Zum einen verdeutlicht der verbrannte Untergrund den Untergang und die Vernichtung des Dorfes im Film, das durch einen riesigen Drachen verbrannt wurde. Die Holzplatte wurde dazu angezündet, bis die Oberfläche rußig schwarz wurde und anschließend mit goldener Tinte bearbeitet.

Zum anderen symbolisieren die Schriftbahnen die Hoffnung und den Zusammenhalt im Lied. Eine Schrift, die für immer bleibt, egal was mit ihr passiert. Hier wurden die Leinwandstücke nach dem beschriften teilweise angezündet, wodurch ein effektvolles Gesamtbild entsteht. Trotz der Zündelei ist der Text immer noch lesbar, was gut zum Sinnbild passt. Die Schrift an sich entstand frei aus der Hand heraus.

Kalligrafie und Schrift, 2. Semester
Max Kaiser

Bei meiner Arbeit zum Thema »Kalligraphie« habe ich mich vom Meer und der Struktur des Wassers inspirieren lassen. Mit ein wenig Fantasie hatte ich immer das Gefühl in der Gischt am Strand Figuren erkennen zu können, sozusagen wie vom Meer gemalt. Ausgehend davon wollte ich in ähnlicher Weise das Alphabet visualisieren. Aufgrund seiner Dichte und der damit verbundenen Formbarkeit habe ich für die Buchstaben einen Badeschaum mit niedrigem pH-Wert benutzt, der dann auf der Wasseroberfläche drapiert von oben abfotografiert wurde.

Zur Präsentation habe ich die einzelnen Bilder anschließend als Fotofächer gebunden, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, die Arbeit sowohl als Gesamtkomposition zu betrachten oder auch als Einzelbilder wirken zu lassen.

Fotos: Max Kaiser, Lars Reiners

»Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne« [1]  

Die ersten beiden Semester des Studiengangs Mediadesign widmen sich den klassisch gestalterischen Grundlagen in Theorie und Handwerk. Das erste Studienjahr ist Initiation zum bewussten gestalterischen Denken: Systemstudien helfen Dinge zu hinterfragen, semiotische Aspekte wahrzunehmen und letzten Endes Zeichen in Bild und Schrift gekonnt einzusetzen. Die Genauigkeit, Hingabe, die Schulung des Auges fördern gestalterische Impulse. Sie sind im übertragenen Sinne Prolog für die komplexeren Medien, bilden ein sicheres, verlässliches Fundament für alles Folgende.

Die ersten Arbeiten, nicht selten aus schmerzhaften Prozessen heraus entstanden, sind dabei noch weitgehend »unverdorben« von wirtschaftlichen Anforderungen und den Zwängen des Alltags. Nicht zuletzt deshalb zeichnen sie sich durch Individualität, Kraft und Ideenreichtum aus.

Die Ausstellung »Prolog« zeigte am vergangenen Donnerstag (9. Oktober 2014) unter anderem ausgewählte Arbeitsproben der Mediadesigner 1013 aus den Bereichen Fotografie, Kalligrafie und Typografie. Auch Teile der typografischen Kunstausstellung der MD1012, die anlässlich  des Jahrestages des ersten Weltkrieges entwickelt worden war, gab es nochmals zu sehen. Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Band »Nails on a Neck«. Ein gelungener Auftakt für das kommende Semester.

[1] Hermann Hesse (1941): Stufen
Fotos: Lars Reiners, Sybille Schmitz
Kalligrafie 2. Semester
Natalie Krönauer

Oft werden wir vom hektischen Alltag vereinnahmt, und die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt auf der Strecke. Während der Zeit im 2. Semester fand ich das folgende Zitat über die Zeit sehr passend. »Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit die uns etwas gibt.« Er ist ein Mutmacher und gleichzeitig eine Aufforderung die wertvolle Zeit zu schätzen.

Das Zitat von Ernst Ferstl wurde mit einem schwarzen Fineliner mehrmals übereinander geschrieben, dass einen Strudel der Zeit darstellen soll. Um einen einheitlichen Stil zu schaffen wurde mit dem Schreiben der einzelnen Zeichen experimentiert. Es wurde versucht, die Zeichen aus einer lockeren Handbewegung heraus zu schreiben und einzelne Buchstaben wurden an ihren Enden verlängert. Je mehr Textzeilen übereinander geschrieben wurden, umso weniger lesbar aber umso dunkler und wirkungsvoll erschien der Text.
Fotos: Lars Reiners
Hinschauen, nachdenken, umdenken, weiterdenken – Prolog 2014
John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork
Fotografiearbeit aus dem 2. Semester

Unter einem Portrait (aus franz. Brustbild) wird im Allgemeinen die Abbildung, im übertragenen Sinne auch die Lebensbiographie eines Menschen oder auch einer Gruppe verstanden. Ziel ist es das Wesen oder besondere Charakteristikum des Abgebildeten in der jeweiligen bildnerischen Technik besonders zu betonen.

Die Studierenden John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork wollten den Wandel festhalten, den jeder Mensch im Laufe eines Jahres, und im Besonderen jeder der Studenten während des ominösen ersten Studienjahres – Initiation ins Erwachsenenleben & »rite de passage par excellence« – vollzogen hat. Die Bewegung, der Wandel der Person steht dabei besonders im Fokus ihres Interesses – realisiert durch eine längere Belichtungszeit. Schwarz-Weiß versteht sich.

Gleichzeitig changieren die Fotografien in einem diffusen Zwischenraum: einerseits unkenntliches, weil verwischtes Abbild – unbrauchbar z. B. als Fahndungsfoto, weil es Unbekannten nichts Intimes, also das ureigene Gesicht, verrät –, andererseits erhaschen sie gerade in ihrem Ungenauen, im Nicht-Detailgetreuen eine Charakteristik, eine Reduzierung auf das Markante, das der dem Portraitierten Nahestehende unwillkürlich und instinktiv selbst aus einer Vielzahl von Bildern heraus wiedererkennt. Die persönliche Nähe zu einer Person lässt sie zum Mensch werden, nicht die Schärfe eines Dokumentes. Umgekehrt belässt die Distanz dank der Unschärfe den fotografierten Personen eine gewisse Privatsphäre, ihren eigenen Raum.

Die Bilder gibt es auf der Ausstellung »Prolog« am 9. Oktober 2014 in der Mediadesign Hochschule München, neben Arbeiten aus dem ersten 3 Studiensemestern zu sehen.

  
Beschleunigung der Zeit
Lars Reiners

Die Technologie ändert sich in einem rasenden Tempo, aber der Mensch kommt mit dieser schnellen Entwicklung nicht mit. Denn die Evolution ist ein langer Akt der Entwicklung. Dieses Leporello spiegelt den Zwiespalt zwischen technologischer Entwicklung und Evolution wider.

Wenn man das Leporello von vorne betrachtet, kann man den Text nicht lesen und es wirkt eher plakativ. Doch blickt man das Leporello von links oder rechts in einem bestimmten Winkel, kann man jeweils einen anderen Text lesen.

Die Entwicklung des Leporellos hat einige Zeit in Anspruch genommen, da der Falzwinkel genau 90 Grad betragen muss, damit man den Text lesen kann.

 

Editorial Design 3. Semester
Maria Weiss

Diese Magazinausgabe mit der persönlichen Note widmet sich einer Stadt, die durch ihre Vielfalt überwältigt. Vollkommene Harmonie und starke Kontraste machen sie so einzigartig.

»Rue Charlemagne wird langsam wach, im Freien weht die herbstliche Frische und vonüberall erklingt immer lauter die Sprache von Jules Verne, Balzac und Jean-Jacques Rousseau.«

Auf meiner Reise habe ich zahlreiche Eindrücke, historisches Wissen gesammelt und Fotografien aufgenommen, die ich in Form einer erarbeiteten Route einem Reisenden auf den Weg geben möchte. Anliegen ist dabei eine Balance zwischen den klassischen Sehenswürdigkeiten und persönlichen geheimen Tipps im Bereich Fashion, Streetart und Gastronomie zu kreieren. Ein besonderer Wert wird dabei auf die Liebe zu den ästhetischen Details gelegt, die Paris erfüllen.

Bei der Gestaltung des Magazins trifft klassische gesetzte Typografie auf fotografische Raffinessen. Es soll eine Leichtigkeit auf der Reise gegeben werden und Platz frei für das festhalten eigener Eindrücke und Notizen.

Schriftanalyse »CC WildWords«
Felix und Max Kaiser

Unsere Entscheidung, die Schrift »CC WildWords« zu analysieren, stellte sich bei der Umsetzung der Arbeit als Herausforderung dar. WildWords ist eine Schrift des amerikanischen Letteringkollektivs Comicraft und wurde primär für die Verwendung in Comicbüchern während der 1990er-Jahre geschaffen. Sie wurde also entwickelt um die Dialoge innerhalb der Sprechblasen zu visualisieren, weshalb sie sich in Sachen Lesbarkeit und Verwendung stark von anderen Schriften unterscheidet. Dadurch entzieht sie sich den klassischen Merkmalen zur Analyse.

Um das spezielle Aufgabenfeld der WildWords verstehen zu können, galt es für uns also, den Blickwinkel zu vergrößern. Indem wir uns mit Comics, ihrer Funktionsweise und deren Verwendung von Typographie beschäftigt haben, ließ sich das Anforderungsprofil der Comicschrift leichter erfassen.

Unser Buch gliedert sich somit in drei Teile: Als Erstes die Geschichte des Comicmediums, beginnend bei seinen frühzeitlichen Wurzeln im alten Ägypten und bei den Maya über den Durchbruch als »comic strip« in Zeitungen bis hin zur Anerkennung als moderne Alternativliteratur. Als Zweites die Funktionsweise der Schrift als Stellvertreter für das gesprochene Wort. 
Im dritten Teil folgt dann die ausführliche Analyse von CC WildWords mithilfe der zuvor aufgestellten Erkenntnisse und Kriterien.

Dem Thema entsprechend haben wir uns bei der Gestaltung des Buches von der Optik klassischer Comicbücher inspirieren lassen. Das Format entspricht dem amerikanischen Standard, das vor allem durch Marvel und DC geprägt wurde. Zudem haben wir einen Charakter (»Der kleine Kaiser«) entwickelt, der als Erzähler in Comicform die Fließtexte immer wieder einleitet und kommentiert und den Leser als eine Art roter Faden durch die unterschiedlichen Teile führt.

Im Kontrast dazu haben wir das Seitenlayout der Fließtexte schlicht und modern gehalten, damit die Arbeit nicht zu sehr ins Unsachliche abgleitet.

Musikvisualisierung »Kelly watch the stars« von Air
Natalie Krönauer

Die Dualität von Realität und Phantasie sind die zentralen Themen der Visualisierung. So symbolisiert die geflochtene Drahtkugel die Erde in ihrer realen, starren Form mit allen Regeln und Gesetzen. Die Tonfolge (eine Klavierphrase bestehend aus zwei Musikinstrumenten) ist facettenreiches Sinnbild für eine sich offerierende Phantasiewelt; im Inneren der Drahtkugel durch ein schwebendes Objekt aus Würfeln und Pyramiden visualisiert.

Eine phantasievolle Arbeit von Alexander Reinecke zwischen Graffito, traditionellem Pinselstrich & dynamischem Schattenwurf

Die ungewöhnliche kalligrafische Arbeit von Alexander Reinecke nutzt moderne Einflüsse aus Streetart bzw. Graffiti-Stilen in Kombination mit tradierter Pinseltechnik. Als Materialien und Werkzeug dienten ihm Plexiglas und ein flachpinseliger Kalligrafie-Stift. Durch das stets neue, fast unendliche Möglichkeiten bietende Zusammenwirken von Licht, Perspektive und Schattenwurf entfaltet die Arbeit ihre besondere, höchst eigenständige Wirkung. Sie ist, obschon auf einfacher Grundidee aufbauend, eine Visualisierung der »coincidentia oppositorum« – also der Gleichzeitigkeit der Gegensätze: kraftvoll & fein, flüchtig & klar, ruhig & lebendig.

Fotos: Lars Reiners