Stehsatz

Sebastian Ibler, Marcel Menke

Nach Abschluss der Recherche bei den Überlegungen zum Vorwort des Buches wurde uns mehr  und mehr bewusst, wie sehr uns das Auseinandersetzen mit »dem Alten« und seinen Werken geprägt hat. Zu Beginn der Recherche war uns nicht bewusst, warum die Stempel Schneidler als Satzschrift so hoch gelobt wird. Wir vertraten die Ansicht, dass die Schrift aufgrund ihrer »würsteligen Serifen« nicht ästhetisch ist, in großen Größen nicht gut funktioniert und irgendwie knöchern wirkt. Nach und nach haben wir erkannt, dass man die Eleganz dieser Schrift erst sieht, wenn man verstanden hat, für welche Prinzipien F. H. Ernst Schneidler einstand und inwiefern sich seine Person in der Schrift widerspiegelt. Sie versucht nicht dem Betrachter ihre Form aufzudrängen, sondern nimmt sich zu Gunsten der Lesbarkeit zurück. Sie gibt dem Leser die Möglichkeit, sich voll und ganz auf den Inhalt zu konzentrieren.

Durch die detaillierte Recherche Caflischs bekommt man nicht nur einen tiefen Einblick in die umfangreiche Tätigkeit Schneidlers. Die Schilderungen der Schüler vermitteln einen fast schon intimen Einblick in sein Leben. Angefangen vom schwarzen Tee, den er mit ­Zitrone zu trinken pflegte, bis zu der Beziehung zwischen ihm und Antonia Anna Weiss. Wir haben ihn als einen Mann wahrgenommen, der bewusst agierte, dem das Anfangen und Arbeiten an der Sache mehr wert war als das Fertigstellen, dem es nie um das Prestige ging, sondern um seine Liebe zu dem was er tat, der besser verstand zu schweigen als zu reden. Immer selbstkritisch und darauf bedacht, das Beste aus sich und seinen Schülern heraus zu holen.

Tammy Jajes, Polina Kitzmann, Fabian Voigtsberger, Maria Weiss
Didot – der Höhepunkt der Eleganz

Im Rahmen von »Typografie I« haben wir uns mit der Schrift »Didot« auseinandergesetzt. Besonders faszinierend empfinden wir an dieser Schrift die Perfektion der Formen und die dabei entstehende unanfechtbare Eleganz.

Für die hohe Qualität der technisch brillanten »Didot« ist ein langer Entwicklungsprozess verantwortlich, im Laufe dessen die Dynastie Didot ihr Medium aus dem Mittel der Kommunikation zur Kunst erhöht hat.

In unserer Schriftanalyse umfassen wir ein Spektrum von der Entstehungsgeschichte, Einflüssen über Psychogramm, Analyse der Einzelzeichen bis hin zur Verwendung und Produktbeispielen der »Didot«.

Bei näheren Recherchen beeindruckte es uns, wie allgegenwärtig und international diese klassizistische Antiqua Schrift genutzt wird. Ob für die Drucke der klassischen Meisterwerke des 18. Jahrhunderts, bedeutende Auszeichnungen oder für Modemagazine, die »Didot« ist trotz ihrer Statik überall vertreten. Eindrucksvoll ist insbesondere die starke Persönlichkeit der »Didot«, die wir in unserer Gestaltung unter anderem photographisch vielseitig darstellen wollten.

 

Sebastian Ibler
Visualisierung von Musik

Sebastian Iblers Arbeit ist die Visualisierung des Musikstückes »Old Flame« von Arcade Fire, das bereits Mia Stevanovic optisch umgesetzt hatte (siehe Blogeintrag vom 5.8.2012). Im Gegensatz zu ihrer Arbeit, die sich in erster Linie auf die emotionale Ebene konzentriert, fokussiert er den Aufbau des Songs, sozusagen das kompositorische Konstrukt hinter den Klängen. Er unterteilte »Old Flame« in 15 Sequenzen bzw. einzelne »Module«, die er einzeln visuell herausarbeitet, in einem dreidimensionalen Modell umsetzt und damit tatsächlich greifbar macht.

Die Einteilung in 15 repräsentative Einzelformen erfolgt im 16 Sekundentakt, die Formquantität entsteht durch Instrument und Intensität. Die optische Angleichung erfolgt durch Zwischenformen. Das finale dreidimensionale Objekt hat er aus MDF-Platten eigenhändig in mühevoller Kleinarbeit mittels Lasertechnik im Münchner FabLab hergestellt.

Isabel Huber, Lea von Terzi, Ines Thaller
Gelungene Hommage an einen großen Typografen des 18. Jahrhunderts

John Baskerville gilt als einer der großen englischen Typografen, der neben Caslon weitreichenden Einfluss auf die europäische Typografie dieser Epoche hatte, und unter anderem auch Didot und Bodoni inspirierte.

Ziel der Studentinnen war es den kritischen Geist und innovativen Vordenker in seiner Wirkung auf die schwarze Kunst zu skizzieren und im Besonderen die heute immer noch sehr beachtliche Schrift Baskerville zu analysieren.

Weniger bekannt ist, dass Baskerville posthum für seinem Atheismus büßen musste. Nach seinem Begräbnis war er aufgrund eines Kanalbaus exhumiert worden. Es vergingen mehrere Jahre bis sich schließlich ein Friedhof in Birmingham bereit erklärte, den Gebeinen des typografischen Meisters eine letzte Ruhestätte zu gewähren. Im Gegensatz dazu wirkt seine Schrift Baskerville, die mittlerweile in zahlreichen Varianten vorliegt, auch heute noch lebendig.

Saskia Haller von Hallerstein
Experimentelle Textarbeit (3. Semester)

Dieses Objekt entstand auf der Suche nach einem besonderen (Sinn-)Zusammenhang durch nichtlineare Textanordnungen. Mit acht Plexiglasplatten wird das expressionistische Gedicht in Analogie zum verdichteten Stadtraum gestaffelt. Die das Gedicht eigentümlich strukturierenden Eigenschaftswörter bleiben dank besonderer Anordnungen als Durchblick auch bei der Textüberlagerung in der Frontalansicht lesbar.

Saskia Haller von Hallerstein
Caroline Mühlheim

Die Arbeit FF DIN – Schriftanalyse entstand im Rahmen eines Studienprojekts unter der Leitung von Prof. Sybille Schmitz an der Mediadesign Hochschule München im Fach Typografie I. Die Aufgabenstellung beinhaltete eine vollständige Analyse der Schrift inklusive Geschichte und Ursprung, Informationen zum Schriftentwerfer, Klassifikation, Aufbau der Zeichen, Lesbarkeit und Einsatzgebiete.

Um den technischen Charakter der DIN-Schrift zu betonen (früher wurde die Schrift oftmals in Form von Schablonen verwendet), wurden gelaserte Seiten mit Zitaten zur Schrift in das Buch eingebunden.

Beim TDC hat es von 223 prämierten Arbeiten Platz 116 belegt und befindet sich auf einer Wanderausstellung um die Welt. Außerdem wird die Arbeit im Annual des TDC – »Typography 33« abgedruckt.