Stehsatz

Editorial Design 3. Semester
Maria Weiss

Diese Magazinausgabe mit der persönlichen Note widmet sich einer Stadt, die durch ihre Vielfalt überwältigt. Vollkommene Harmonie und starke Kontraste machen sie so einzigartig.

»Rue Charlemagne wird langsam wach, im Freien weht die herbstliche Frische und vonüberall erklingt immer lauter die Sprache von Jules Verne, Balzac und Jean-Jacques Rousseau.«

Auf meiner Reise habe ich zahlreiche Eindrücke, historisches Wissen gesammelt und Fotografien aufgenommen, die ich in Form einer erarbeiteten Route einem Reisenden auf den Weg geben möchte. Anliegen ist dabei eine Balance zwischen den klassischen Sehenswürdigkeiten und persönlichen geheimen Tipps im Bereich Fashion, Streetart und Gastronomie zu kreieren. Ein besonderer Wert wird dabei auf die Liebe zu den ästhetischen Details gelegt, die Paris erfüllen.

Bei der Gestaltung des Magazins trifft klassische gesetzte Typografie auf fotografische Raffinessen. Es soll eine Leichtigkeit auf der Reise gegeben werden und Platz frei für das festhalten eigener Eindrücke und Notizen.

Schriftanalyse »CC WildWords«
Felix und Max Kaiser

Unsere Entscheidung, die Schrift »CC WildWords« zu analysieren, stellte sich bei der Umsetzung der Arbeit als Herausforderung dar. WildWords ist eine Schrift des amerikanischen Letteringkollektivs Comicraft und wurde primär für die Verwendung in Comicbüchern während der 1990er-Jahre geschaffen. Sie wurde also entwickelt um die Dialoge innerhalb der Sprechblasen zu visualisieren, weshalb sie sich in Sachen Lesbarkeit und Verwendung stark von anderen Schriften unterscheidet. Dadurch entzieht sie sich den klassischen Merkmalen zur Analyse.

Um das spezielle Aufgabenfeld der WildWords verstehen zu können, galt es für uns also, den Blickwinkel zu vergrößern. Indem wir uns mit Comics, ihrer Funktionsweise und deren Verwendung von Typographie beschäftigt haben, ließ sich das Anforderungsprofil der Comicschrift leichter erfassen.

Unser Buch gliedert sich somit in drei Teile: Als Erstes die Geschichte des Comicmediums, beginnend bei seinen frühzeitlichen Wurzeln im alten Ägypten und bei den Maya über den Durchbruch als »comic strip« in Zeitungen bis hin zur Anerkennung als moderne Alternativliteratur. Als Zweites die Funktionsweise der Schrift als Stellvertreter für das gesprochene Wort. 
Im dritten Teil folgt dann die ausführliche Analyse von CC WildWords mithilfe der zuvor aufgestellten Erkenntnisse und Kriterien.

Dem Thema entsprechend haben wir uns bei der Gestaltung des Buches von der Optik klassischer Comicbücher inspirieren lassen. Das Format entspricht dem amerikanischen Standard, das vor allem durch Marvel und DC geprägt wurde. Zudem haben wir einen Charakter (»Der kleine Kaiser«) entwickelt, der als Erzähler in Comicform die Fließtexte immer wieder einleitet und kommentiert und den Leser als eine Art roter Faden durch die unterschiedlichen Teile führt.

Im Kontrast dazu haben wir das Seitenlayout der Fließtexte schlicht und modern gehalten, damit die Arbeit nicht zu sehr ins Unsachliche abgleitet.

Musikvisualisierung »Kelly watch the stars« von Air
Natalie Krönauer

Die Dualität von Realität und Phantasie sind die zentralen Themen der Visualisierung. So symbolisiert die geflochtene Drahtkugel die Erde in ihrer realen, starren Form mit allen Regeln und Gesetzen. Die Tonfolge (eine Klavierphrase bestehend aus zwei Musikinstrumenten) ist facettenreiches Sinnbild für eine sich offerierende Phantasiewelt; im Inneren der Drahtkugel durch ein schwebendes Objekt aus Würfeln und Pyramiden visualisiert.

Eine phantasievolle Arbeit von Alexander Reinecke zwischen Graffito, traditionellem Pinselstrich & dynamischem Schattenwurf

Die ungewöhnliche kalligrafische Arbeit von Alexander Reinecke nutzt moderne Einflüsse aus Streetart bzw. Graffiti-Stilen in Kombination mit tradierter Pinseltechnik. Als Materialien und Werkzeug dienten ihm Plexiglas und ein flachpinseliger Kalligrafie-Stift. Durch das stets neue, fast unendliche Möglichkeiten bietende Zusammenwirken von Licht, Perspektive und Schattenwurf entfaltet die Arbeit ihre besondere, höchst eigenständige Wirkung. Sie ist, obschon auf einfacher Grundidee aufbauend, eine Visualisierung der »coincidentia oppositorum« – also der Gleichzeitigkeit der Gegensätze: kraftvoll & fein, flüchtig & klar, ruhig & lebendig.

Fotos: Lars Reiners

 

Futura – 28 Grad in Dresden
Jenny Lutz, Hanna Rasper, Sophie Schillo, Julian Schöll, Natalie Kennepohl

Dreieinhalb Stunden Fahrt, zwei Semmeln und einen Milchkaffee später, standen wir Punkt zehn vor der Tür der Dresdner Offizin, bereit um Paul Renners Schriftentwürfe zur Futura durch die Andruckpressen Haag-Drugulins zu ziehen.

Die Schriftentwurfsplatten, die wir abdrucken durften, sind matrizenähnliche Metallplatten, die Paul Renners erste Entwürfe der konstruierten serifenlosen Linear-Antiqua Futura zeigen. Im Vergleich zu der Zeit üblichen serifenlosen Antiquas sind die Strichstärken sehr gleichmäßig und die Buchstabenformen ausgesprochen geometrisch, was man an den nahezu kreisförmigen Rundungen erkennen kann. Besonders interessant sind einige Entwürfe der Buchstaben a, g, n, m und r, die auch heute noch eher ungewöhnlich wirken. Genaue Beispiele der ausgefallenen Entwürfe sind das Minuskel n, das unter anderem aus einem Quadrat, ohne Unterseite besteht, oder das Minuskel g, das aus einem Kreis und einem Dreieck als Unterlänge besteht. Spannend ist, dass die Platten auch zahlreiche verworfene Entwürfe von Buchstaben zeigen.

Nach stundenlangem, nahezu schweißtreibendem Drucken gings abends auf einen kühlenen Absacker in die Dresdener Innenstadt. Eindruck: Begeisterung pur! Imposante barocke und eindrucksvolle mediterrane Architektur sowie die unglaublich schöne Lage im Elbtal und die sommerlichen 28 Grad des Julis, macht dem Namen Elbflorenz alle Ehre.

Abschließend bedanken wir uns beim Leiter der Dresdener Haag-Drugulin, Eckehart SchumacherGebler, der uns zu sich eingeladen hat und uns die Möglichkeit bot die Schriftentwurfsplatten Paul Renners abzudrucken. Besonders möchten wir Ria Mücke herzlichst für ihre Unterstützung und ihr vielen Tipps danken.

Fotos: Julian Schöll

 

Palatino Schriftanalyse
Feyza Demirören, Paulina Meider, Sara Markieton, Stephanie Dehler, Veronika Disl

Die Palatino, eine Französische Renaissance-Antiqua, zählt insbesondere seit den 50er Jahren zu den meistverwendeten Schriften im Buchdruck. Sie durchlief die unterschiedlichsten technischen Entwicklungen über Blei- und Fotosatz bis hin zur Digitalisierung und hat seitdem nichts an ihrer Modernität verloren. So zeichnet sich die Palatino auch heute noch durch ihr unaufdringliches und zurückhaltendes, jedoch gleichermaßen charakterstarkes und eigenwilliges Erscheinungsbild aus.

»Eine Schrift soll von der Persönlichkeit ihres Entwerfers erfüllt sein.« Dies fordert schon der Entwerfer Hermann Zapf – und das sieht man der Schrift auch auf dem ersten Blick an: Als Meister des schönen Schreibens hat Zapf ihr den kalligraphischen Duktus aus dem Schreiben mit der Breitfeder eingehaucht und ihr dadurch zu ihrer unverkennbaren Lebendigkeit und ihrem warmen und charmanten Ausdruck verholfen. Genau jener starke Ausdruck von Persönlichkeit hat auch uns begeistert und uns  dazu veranlasst zu versuchen diesen Geist der Palatino in unserer Schriftanalyse einzufangen und widerzuspiegeln.

Um die Schrift besser verstehen zu können widmet sich unsere Schriftanalyse demnach neben einer detaillierten Auseinandersetzung mit der Schrift an sich, ihrer Entwicklung, ihren Einzelzeichen, der Lesbarkeit und Vergleichen mit der Bleisatzschrift und der Aldus (einer leichteren Version der Palatino) in einem zweiten Buch ebenso ausführlich dem Leben und Schaffen ihres Entwerfers. Beide Bücher wurden – zusammengehörig, wie sie ja sind – durch eine spezielle Klappbindung miteinander verbunden, sodass auch hier der enge Bezug zwischen Schrift und Schriftentwerfer ersichtlich wird.

Ein Alphabet zum Dahinschmelzen
Florian Schmidt: Typografie 2. Semester

Meine experimentelle Schriftarbeit arbeitet mit dem Wechsel der Aggregatszustände von Wasser – in tatsächlich flüssiger Form sowie Eis. 26 Zeichen. Das komplette Alphabet wurde im Vorfeld in Eisform generiert und zunächst in Form von Eis abfotografiert, vier weitere Schmelzstufen etwa alle zehn bis fünfzehn Minuten aufgenommen. Die Anordnung der Einzelzeichen nimmt zudem Bezug auf die verschiedenen Zustände des jeweiligen Eiskörpers.

Schriftenfest 2014 – drei Tage zu Gast in der Dresdner Offizin »Haag-Drugulin«
Die Offizin – Ein Eldorado für die Freunde des Bleisatzes

Das renommierte Haus »Haag-Drugulin« kann auf eine mehr als 180-jährige Geschichte des Druckes und Handsatzes sowie der Schriftgießerei zurückblicken. Schon der erste Eindruck nach dem Betreten der Werkstatt wird dominiert von endlosen Reihen an Schriftregalen, allesamt gefüllt mit Raritäten, kaum mehr auffindbaren Originalschnitten (wie etwa der engen Schneidler Latein) sowie einer unglaublichen Sammlung an Monotype-Matrizen. Die Schatzkammern enthalten zudem Schriftenbestände von VEB Typoart Dresden (1951 waren die Gießereien Schelter & Giesecke und Schriftgut AG Dresden zu VEB Typoart Dresden zusammengeführt worden), Bestände der ehemaligen Reichsdruckerei sowie Raritäten verschiedenster Gießereien. Nicht zuletzt verblüfft der unvergleichbare Fundus an Monotype-Matrizen, die es auch heute noch jederzeit ermöglichen, die Schriften von kleinen Graden bis hin zu größeren Schaugrößen (etwa 72 p) auf der Monotype-Supra gießen zu lassen.

Seit 1992 steht das Haus unter der Leitung von Eckehart SchumacherGebler. So zählt Haag-Drugulin heute zu einem der wenigen Betriebe in Deutschland, der sich noch dem Bleisatz mit »sorgfältiger Handarbeit« verschrieben hat.

Auf den Spuren der Futura

Die Spurensuche zur Schrift Futura (von Paul Renner) hat die Studierenden Jennifer Lutz, Sophie Schillo und Julian Schöll zum Hause »Haag-Drugulin« geführt. Herr SchumacherGebler verfügt über eine Reihe von Original-Schablonen zur Schrift Futura. Die Schablonen dienten in Verbindung mit dem Pantographen dazu, bei der Bauerschen Gießerei Schriftgußmatrizen in verschiedenen Graden für die Futura zu fertigen. Für welche Größen die jeweiligen Vorlagen gedacht waren, ist auf den Platten vermerkt. Ebenso finden sich darauf Hinweise auf verworfene oder korrigierte Zeichen.

Diese einmalige Gelegenheit bot sich uns durch die Einladung von Herrn SchumacherGebler nach Dresden. Die Gruppe, komplettiert mit den beiden leidenschaftlichen Gestalterinnen Natalie Kennepohl und Hanna Rasper, erhielt hier die Möglichkeit diese historischen Schablonen in einer kleinen Auflage von 25 Stück zu drucken.

Fachkundig unterstützt wurde das studentische Forscherteam dabei von den Mitarbeitern des Hauses: Ria Mücke, Udo Haufe, Max Lotze und Michael Märker. Unser besonderer Dank gilt hierbei Frau Ria Mücke – der Schriftsetzermeisterin des Hauses, die alle Schwierigkeiten, auf die das studentische Druckerteam stieß, geduldig und mit akkurater Hand beseitigte. Als anspruchsvolle Druckstöcke dürfen die im Hochdruckverfahren schwer abzuziehenden Schablonen angesehen werden. Nicht zuletzt deren geringe Vertiefung sowie die fein gearbeitete Strichführung, die das Buchstabenbild umschreibt, machen das häufige Auswaschen der Form notwendig, um ein brauchbares Druckergebnis zu erzielen.

Das Schriftenfest 2014

Den Abschluss unseres Besuches bildete das 2. Dresdner Schriftenfest in der Offizin. Nach dem großen Interesse, das das letztjährige, erste Schriftenfest mit dem Schwerpunkt Bodoni wecken konnte, standen im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung die Schriften Futura und Schwabacher. Die Vorträge und Vorführungen widmeten sich beispielsweise den Schablonen der Futura, mit deren Hilfe die Schriftmatrizen gefertigt wurden, oder auch den Varianten der Schwabacher. Tatsächlich vor Ort zu begutachten waren Orignal-Matrizen aus dem 16. Jahrhundert. Parallel dazu tagte der Verein für die Schwarze Kunst, der gemeinsam mit der Offizin ein hehres Ziel verfolgt: die Weitergabe des Wissens der der Schriftgießer, Setzer und Drucker an die junge Generation des digitalen Zeitalters.

New York City – TDC60 Opening – Student Awards

Am 11. Juli war es soweit, New York City, wir kommen! Nach einem angenehmen Flug ging es direkt auf Entdeckungsreise durch NYC. Es ist ein atemberaubendes Gefühl, das erste mal zwischen riesigen Hochhäusern durch die Stadt zu laufen. Sobald man auf die Straße geht, ist man mitten im hektischen Treiben und man beginnt zu verstehen, warum die Stadt niemals schläft. Der Geräuschpegel von NYC ist enorm, jede zwei Minuten hört man Sirenengeheule und hupende Autos. Nachts ist NYC ein Lichtermeer in allen erdenklichen Farben.

Im Gegensatz zu Deutschland ist auf jedem öffentlichen Verkehrsmittel die Amerika-Flagge abgebildet, aber auch so findet man die Flagge an vielen Orten, sei es die Grand-Central-Station oder eine Autowerkstatt. In ewiger Erinnerung wird auch die erste Begegnung mit der New Yorker U-Bahn sein, die im Vergleich zur Münchner U-Bahn ein Ungetüm ist.

In New York habe ich den besten Burger meines Lebens gegessen, das Fleisch in Whiskey gebraten!
Aber auch das typisch deftige Frühstück mit Bacon, Eiern und Toastbrot werde ich vermissen.
Ein besonderer Moment bot sich am Sonntagabend vor der Verleihung, als Deutschland Weltmeister wurde. Das Empire-State-Buildung leuchtete schwarz-rot-gold und die Antenne glitzerte.

Typografisch Interessierte dürften die Chelsea-Markets sehr gefallen, ein alter Lagerhallen-Komplex mit einzigartigem Charme. Dort kann man leckere Spezialitäten und viele andere Dinge kaufen. Im Gegensatz zu Deutschland sind in Amerika die Speisekarten in den Restaurants viel hochwertiger gestaltet und man sieht überall in der Stadt wunderschöne Hand-Lettering-Arbeiten. So war auch das Leitsystem in den Chelsea-Markets kalligrafisch umgesetzt.

Am 16. Juli fand das 60. TDC Opening und die Verleihung der Student Awards in der »The Cooper Union« statt. Schon vor Beginn der Verleihung konnte man durch die Ausstellungsräume gehen und die hochkarätigen und sauber gestalteten Arbeiten betrachten. Direkt am Eingang waren die 3 besten Studentenarbeiten, aber noch ohne Platzierung, ausgestellt.

Kurz darauf begann die Verleihung der Student Awards. Die Stempel-Garamond-Schriftanalyse wurde 3., die Theinhardt-Schriftanalyse 2., und ein Japaner mit seinem Buch 1. Nach der Verleihung wurde David Berlow für sein Lebenswerk als Schriftgestalter geehrt.

Nach der Verleihung konnte man noch einmal die ausgestellten Arbeiten betrachten, wobei nun die Platzierung vorhanden war. Währenddessen gab es einige interessante Gespräche mit anderen Gestaltern.

Zwei Tage später ging es wieder nach München, aber mit vielen Erlebnissen und Eindrücken mehr, zurück.

 

5 x Certificate of »Typographic Excellence«

Bei der diesjährigen Preisvergabe des renommierten »New Yorker Type Directors Club« wurden 5 typografische Arbeiten von Studierenden der MD.H München ausgezeichnet. Die Schriftanalyse von Kevin Kremer, Miriam Rieger und Corinna Rusker zur »Theinhardt« und die Schriftanalyse von Lars Reiners, Lea Roth, Nadine Meyer und Benedikt Lämmel zur »Stempel Garamond« erreichten Platz 2 und 3 in der »Kategorie« Studenten. Die Schriftanalyse zur »Trump Mediäval«, die Bachelorarbeit »der Dialog« sowie die freie Textarbeit das »Equilibrium« wurden mit dem »Certificate of Typographic Excellence« gewürdigt.

Die Arbeiten sind vom 23. Juli bis 17. August 2014 in München zu sehen.

Ich gratuliere!