Stehsatz

Typografie 3. Semester
Manuel Schäfer, Florian Schmidt

Die Idee für das Projekt mit dem Namen »Typografie im Raum« entdeckten wir in einer Aufzugskabine: ein sich scheinbar endlos wiederholender Raum zwischen zwei Spiegeln. Bei den Überlegungen, wie man sich diese Spiegelungen für unser typografischen Projekt zu Nutzen machen könnte, stießen wir u.a. auf die Problematik, dass wir uns beim Betrachten des unendlichen Raumes im Lift stets selbst im Weg standen. Die Lösung schien simpel, machte die Konstruktion allerdings aufwändig: Wir mussten dem Betrachter die Möglichkeit geben, von Außen an dem Schauspiel teilzunehmen. Mit der Idee von zwei sich gegenüberliegenden Spiegeln, von denen einer der beiden eine Durchsicht von der Rückseite erlaubt, erhofften wir uns den gleichen Effekt der endlosen Wiederholung in einem kompakten Objekt. Durch die mehrfache Spiegelung der Schrift entsteht eine optische Täuschung, die die Worte an die Außenwand eines nicht existierenden Raums in Form eines Tunnels projiziert.

Bereits bei der Planung des zu bauenden Objektes ergaben sich zahlreiche Probleme. Auch die Umsetzung erwies sich schwieriger als gedacht, so musste z.B. die Größe wiederholt angepasst werden. Auf die Bodenplatte des Rahmens wurde eine Spiegelkachel mit etwas Spiel auf allen Seiten geklebt. Um diesen herum wurden Acrylglasplatten, welche man mit Folie beklebte, die mit Schrift bedruckt waren, aufgestellt. Im daraus entstandenen Hohlraum zwischen den bedruckten Platten und den Latten des Holzrahmens befinden sich ca. 75 übereinander gereihte LED’s, welche die Schrift von hinten beleuchten. Für die zweite Spiegelung wurde eine Plexiglasplatte mit durchlässiger, aber spiegelnder Chromfolie versehen, welche den Rahmen bündig verschließt. Auf dieser wurden noch Abdeckhölzer angebracht, damit der Zwischenraum, in dem sich die LEDs befinden, nicht sichtbar ist.

Mit dem Text »Durch Wiederholung wird sogar das Banalste zur Kunst« wird der Betrachter aufgrund der quadratischen Form des Rahmens im Kreis um das Objekt geleitet. Der Spiegelkasten reflektiert nicht nur das Licht aus seinem inneren, sondern auch seinen Betrachter.

Schriftanalyse der Caslon 540
John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork

Die Schriftfamilie Caslon ist eine der wichtigsten Vertreter der Barock Antiqua. Sie gilt als Einleitung der englischen Schriftgeschichte, da vor William Caslons Wirken in England Schriften hauptsächlich importiert und kopiert wurden. Weil in England die meisten verwendeten Schriften aus niederländischen Schriftgießereien stammten, hat sich auch William Caslon an holländischen Barock-Typen orientiert. Nach der Veröffentlichung der berühmten Einblattschriftprobe von William Caslon im Jahr 1734, wird England erstmalig zum Exporteur von Schriften, und die Caslon zur meistverwendeten Schrift Großbritanniens. Die Caslon wird unter anderem zur Schrift des britischen Königshauses und der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.

»Caslon ist nicht gleich Caslon«

Da die Caslon eine alte Barock Antiqua ist, die bis heute erfolgreich verwendet wird, gibt es viele unterschiedliche Schriftschnitte aus den verschiedenen Epochen.

Angefangen mit dem Erfolg im 18. Jahrhundert, der irgendwann durch das Aufkommen neuer Barock-Schriften wie der Baskerville abnimmt, erlebt die Caslon einen weiteren Aufschwung Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen neuer Drucktechniken. Weiterhin entstehen ab 1900 unzählige Versionen der Caslon, auch durch die zunehmende Digitalisierung und der Einfügung von Typografie in elektronische Medien, von denen jedoch der Großteil unbrauchbar ist.

Unsere Schriftanalyse bezieht sich auf eine sehr gelungene Version, der Caslon 540 aus dem Jahr 1902, die von den American Type Founders veröffentlicht wurde.

Dabei gliedert sich das Buch in zwei Teile, die Geschichte und die Analyse. Zunächst wird der Werdegang der Schrift, das Leben von William Caslon und die Geschichte der Schriftgießerei umfassend dargestellt, während im zweiten Teil eine ausführliche Analyse der Einzelzeichen sowie ein Schriftvergleich erfolgt. Verglichen wird dabei die Caslon 540 mit der Adobe Caslon um die teils extremen Unterschiede der Typen innerhalb der Schriftfamilie Caslon  darzustellen. Die Caslon ist eine zeitlose und schöne Schrift, die sich für Fließtexte wie auch Auszeichnungen bestens eignet.

Autor: John Haag; Fotos Buch: Veronika Disl, Manuel Schäfer, Florian Schmidt, John Haag, Jochanan Hermann, Stefan Stork

Ein Alphabet zum Dahinschmelzen
Florian Schmidt: Typografie 2. Semester

Meine experimentelle Schriftarbeit arbeitet mit dem Wechsel der Aggregatszustände von Wasser – in tatsächlich flüssiger Form sowie Eis. 26 Zeichen. Das komplette Alphabet wurde im Vorfeld in Eisform generiert und zunächst in Form von Eis abfotografiert, vier weitere Schmelzstufen etwa alle zehn bis fünfzehn Minuten aufgenommen. Die Anordnung der Einzelzeichen nimmt zudem Bezug auf die verschiedenen Zustände des jeweiligen Eiskörpers.

Florian Schmidt
Objektvisualisierung

In meiner Visualisierung des Synthiepopklassikers »Kelly watch the stars« entstand ein Objekt, dass die im Lied vorrangig vorkommende Stimme im Verhältnis zu Synths und Bass darstellt. Für die fremdartig wirkende Stimme wird ein grüner Drahtstrang gewählt; der Synthesizer, genauer formuliert seine  sich auf engem Raum aufbäumenden, dichten Frequenzwellen werden durch spitze rote Dreiecke übersetzt.

Fotos: Lars Reiners