Stehsatz

Composing
Feyza Demirören, Paulina Meider, Veronika Disl

Durch das Composing, also das Zusammensetzen verschiedener Bildmaterialien zu einem neuen Motiv eröffnen sich vielfältigste Gestaltungsmöglichkeiten. Besonders faszinierend und facettenreich stachen bei der Themenauswahl die Fotos der Beautymontage heraus.

Somit fiel die Wahl auf diese Art der Bildmanipulation, wobei wir uns für zwei sich kontrastierende Ausführungen entschieden.

Während das erste Bild vor allem auf farbenfrohen Akzenten und ornamentalen Ausprägungen mit einem sanften Fashion-touch beruht, zeichnet sich das zweite durch einen vereisten, mysteriösen und tiefgründigen Charakter aus, welcher vor allem durch die Zersplitterung und Verzerrung der Perspektive dominiert wird.

Besonderen Wert legten wir bei der Arbeit darauf, schon so viel wie möglich »in der Realität zu montieren«. Da ein Composing oft sehr skurrile, unnatürliche und eigentlich unmögliche Gegebenheiten darstellt, sollte auch bereits das Styling der Models außergewöhnlich ausfallen. Dies gestaltete sich als besondere Herausforderung, da wir nicht nur die anschließende Bildbearbeitung übernahmen, sondern auch gleichzeitig selbst als Makeup-artist, Model und Fotograf agierten. Letztendlich wurde das erste Model opulent und farbenfroh geschminkt, die Haare mit extremen Halt seitlich horizontal abstehend befestigt und mit echten Blättern, Ästen und Federn versehen. Ebenso erhielt das zweite Model ein Makeup in blau-silbernen Tönen und wurde für den schneeartigen Effekt im gesamten Gesicht mit künstlichen Eiskristallen bestreut.

Kalligrafie und Schrift, 2. Semester
Stefanie Kutzschbach

In der Typografie wird normalerweise nichts dem Zufall überlassen. Mein »Alphabet im Geäst« war hingegen ein Projekt, dessen Ausgang zu Beginn nicht komplett vorhersehbar war. Denn die Natur hat ihren eigenen Willen, den der Mensch, wenn überhaupt, nur begrenzt beeinflussen kann. So war anfangs nicht ganz klar, an welcher Stelle oder im Geäst welchen Baumes die einzelnen Buchstaben gefunden und fotografiert werden können. Nach intensiver Sammlung entstand ein komplettes Alphabet aus Holz und Ästen, das meinen Blick auf Bäume wohl nachhaltig verändert hat.

Good Typography is invisible – Bad Typography is everywhere
Feyza Demirören, Typografie 2. Semester

Ziel meiner Arbeit war, die beiden Aussagen für das Thema »Laut und Leise« schlicht und einfach darzustellen. Da gute Typografie bei der Bevölkerung oftmals übersehen wird, wurde der erste Satz in schwarzen Buchstaben auf schwarzem Untergrund gesetzt. Im Gegensatz kommt aber leider schlechte Typografie oft zum Einsatz und wird daher sehr stark wahrgenommen. Deswegen habe ich die untere Hälfte der Buchstaben weiß gelassen und die obere Hälfte schwarz angemalt, sodass durch die weißen Bereiche der Text stark auffällig und »laut« wird.

Fotos: Lars Reiners

Schriftanalyse der Melior
Natalie Krönauer, Joelle Lenz, Julia Nitzsche

Elegant, eigenwillig, sachlich, streng, traditionell, machtvoll – Die Melior wird von Hermann Zapf als »Gebrauchsschrift von schier unbegrenzter Vielseitigkeit« bezeichnet, der sie 1952 unter der D. Stempel AG in Frankfurt am Main veröffentlichte. Die einfachen Formen, die weder der Klassizistischen, noch der Renaissance-Antiqua ganz zugeschrieben werden können, haben ihren eigenen Reiz. Die »Besserschrift« sollte als neue Zeitungsschrift unter den damalig beschränkten Druckverhältnissen gut bestehen.

Die offene Haltung der Melior durch ungewöhnliche Rundformen, abgeleitet von der Superellipse, weckten unser Interesse, dieser Schrift auf den Grund zu gehen. Vor allem, weil die Melior eine relativ unbekannte Schrift von Hermann Zapf ist, ermöglichte diese uns eine völlig neue Schriftanalyse zu verfassen, die es vorher noch nicht gab.

Die Schriftanalyse geht einleitend auf Zapfs Leben und sein schriftschaffendes Werk ein, gefolgt von der detaillierten Auseinandersetzung mit der Melior und ihren Einzelzeichen. Schließlich werden diverse Anwendungen der Schrift veranschaulicht, worunter das wohl bekannteste Beispiel das Erscheinungsbild des Deutschen Bundestags ist. Im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung wurde das Corporate Design des Deutschen Bundestags vom büro uebele in Stuttgart entwickelt. Die Wortmarke »Deutscher Bundestag« wird ausschließlich in der Melior regular gesetzt. Grundsätzlich wurde diese Schrift gewählt, da sie durch ihre besonderen Formeigenschaften sich besonders gut an die überarbeitete Bildmarke des Bundesadlers anpasst und somit bürgerliche Einfachheit und Nähe ausdrückt.

Kalligrafie 2. Semester
Julia Nitzsche

»I see fire« ist ein Song von Ed Sheeran, der Ende letzten Jahres als Titelmusik zum Film »Der Hobbit: Smaugs Einöde« sehr bekannt wurde. In dem Lied geht es um die Kerngeschichte des Films, um Vernichtung, Elend, Feuer, Tod. Doch auch die Hoffnung und der gemeinschaftliche Zusammenhalt spielt im Lied, wie auch im Film, eine bedeutende Rolle. So soll auch diese Arbeit beide Seiten widerspiegeln.

Zum einen verdeutlicht der verbrannte Untergrund den Untergang und die Vernichtung des Dorfes im Film, das durch einen riesigen Drachen verbrannt wurde. Die Holzplatte wurde dazu angezündet, bis die Oberfläche rußig schwarz wurde und anschließend mit goldener Tinte bearbeitet.

Zum anderen symbolisieren die Schriftbahnen die Hoffnung und den Zusammenhalt im Lied. Eine Schrift, die für immer bleibt, egal was mit ihr passiert. Hier wurden die Leinwandstücke nach dem beschriften teilweise angezündet, wodurch ein effektvolles Gesamtbild entsteht. Trotz der Zündelei ist der Text immer noch lesbar, was gut zum Sinnbild passt. Die Schrift an sich entstand frei aus der Hand heraus.

Kalligrafie und Schrift, 2. Semester
Max Kaiser

Bei meiner Arbeit zum Thema »Kalligraphie« habe ich mich vom Meer und der Struktur des Wassers inspirieren lassen. Mit ein wenig Fantasie hatte ich immer das Gefühl in der Gischt am Strand Figuren erkennen zu können, sozusagen wie vom Meer gemalt. Ausgehend davon wollte ich in ähnlicher Weise das Alphabet visualisieren. Aufgrund seiner Dichte und der damit verbundenen Formbarkeit habe ich für die Buchstaben einen Badeschaum mit niedrigem pH-Wert benutzt, der dann auf der Wasseroberfläche drapiert von oben abfotografiert wurde.

Zur Präsentation habe ich die einzelnen Bilder anschließend als Fotofächer gebunden, um dem Betrachter die Möglichkeit zu geben, die Arbeit sowohl als Gesamtkomposition zu betrachten oder auch als Einzelbilder wirken zu lassen.

Fotos: Max Kaiser, Lars Reiners

»Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne« [1]  

Die ersten beiden Semester des Studiengangs Mediadesign widmen sich den klassisch gestalterischen Grundlagen in Theorie und Handwerk. Das erste Studienjahr ist Initiation zum bewussten gestalterischen Denken: Systemstudien helfen Dinge zu hinterfragen, semiotische Aspekte wahrzunehmen und letzten Endes Zeichen in Bild und Schrift gekonnt einzusetzen. Die Genauigkeit, Hingabe, die Schulung des Auges fördern gestalterische Impulse. Sie sind im übertragenen Sinne Prolog für die komplexeren Medien, bilden ein sicheres, verlässliches Fundament für alles Folgende.

Die ersten Arbeiten, nicht selten aus schmerzhaften Prozessen heraus entstanden, sind dabei noch weitgehend »unverdorben« von wirtschaftlichen Anforderungen und den Zwängen des Alltags. Nicht zuletzt deshalb zeichnen sie sich durch Individualität, Kraft und Ideenreichtum aus.

Die Ausstellung »Prolog« zeigte am vergangenen Donnerstag (9. Oktober 2014) unter anderem ausgewählte Arbeitsproben der Mediadesigner 1013 aus den Bereichen Fotografie, Kalligrafie und Typografie. Auch Teile der typografischen Kunstausstellung der MD1012, die anlässlich  des Jahrestages des ersten Weltkrieges entwickelt worden war, gab es nochmals zu sehen. Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Band »Nails on a Neck«. Ein gelungener Auftakt für das kommende Semester.

[1] Hermann Hesse (1941): Stufen
Fotos: Lars Reiners, Sybille Schmitz
Kalligrafie 2. Semester
Natalie Krönauer

Oft werden wir vom hektischen Alltag vereinnahmt, und die Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben bleibt auf der Strecke. Während der Zeit im 2. Semester fand ich das folgende Zitat über die Zeit sehr passend. »Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit die uns etwas gibt.« Er ist ein Mutmacher und gleichzeitig eine Aufforderung die wertvolle Zeit zu schätzen.

Das Zitat von Ernst Ferstl wurde mit einem schwarzen Fineliner mehrmals übereinander geschrieben, dass einen Strudel der Zeit darstellen soll. Um einen einheitlichen Stil zu schaffen wurde mit dem Schreiben der einzelnen Zeichen experimentiert. Es wurde versucht, die Zeichen aus einer lockeren Handbewegung heraus zu schreiben und einzelne Buchstaben wurden an ihren Enden verlängert. Je mehr Textzeilen übereinander geschrieben wurden, umso weniger lesbar aber umso dunkler und wirkungsvoll erschien der Text.
Fotos: Lars Reiners
Hinschauen, nachdenken, umdenken, weiterdenken – Prolog 2014
John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork
Fotografiearbeit aus dem 2. Semester

Unter einem Portrait (aus franz. Brustbild) wird im Allgemeinen die Abbildung, im übertragenen Sinne auch die Lebensbiographie eines Menschen oder auch einer Gruppe verstanden. Ziel ist es das Wesen oder besondere Charakteristikum des Abgebildeten in der jeweiligen bildnerischen Technik besonders zu betonen.

Die Studierenden John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork wollten den Wandel festhalten, den jeder Mensch im Laufe eines Jahres, und im Besonderen jeder der Studenten während des ominösen ersten Studienjahres – Initiation ins Erwachsenenleben & »rite de passage par excellence« – vollzogen hat. Die Bewegung, der Wandel der Person steht dabei besonders im Fokus ihres Interesses – realisiert durch eine längere Belichtungszeit. Schwarz-Weiß versteht sich.

Gleichzeitig changieren die Fotografien in einem diffusen Zwischenraum: einerseits unkenntliches, weil verwischtes Abbild – unbrauchbar z. B. als Fahndungsfoto, weil es Unbekannten nichts Intimes, also das ureigene Gesicht, verrät –, andererseits erhaschen sie gerade in ihrem Ungenauen, im Nicht-Detailgetreuen eine Charakteristik, eine Reduzierung auf das Markante, das der dem Portraitierten Nahestehende unwillkürlich und instinktiv selbst aus einer Vielzahl von Bildern heraus wiedererkennt. Die persönliche Nähe zu einer Person lässt sie zum Mensch werden, nicht die Schärfe eines Dokumentes. Umgekehrt belässt die Distanz dank der Unschärfe den fotografierten Personen eine gewisse Privatsphäre, ihren eigenen Raum.

Die Bilder gibt es auf der Ausstellung »Prolog« am 9. Oktober 2014 in der Mediadesign Hochschule München, neben Arbeiten aus dem ersten 3 Studiensemestern zu sehen.

  
Beschleunigung der Zeit
Lars Reiners

Die Technologie ändert sich in einem rasenden Tempo, aber der Mensch kommt mit dieser schnellen Entwicklung nicht mit. Denn die Evolution ist ein langer Akt der Entwicklung. Dieses Leporello spiegelt den Zwiespalt zwischen technologischer Entwicklung und Evolution wider.

Wenn man das Leporello von vorne betrachtet, kann man den Text nicht lesen und es wirkt eher plakativ. Doch blickt man das Leporello von links oder rechts in einem bestimmten Winkel, kann man jeweils einen anderen Text lesen.

Die Entwicklung des Leporellos hat einige Zeit in Anspruch genommen, da der Falzwinkel genau 90 Grad betragen muss, damit man den Text lesen kann.