Stehsatz

20 Thesen in Variation & Rhythmus
Typografie (2. Semester): Sarah Janson

Aufgabenstellung war es, zwanzig Thesen zur Typografie — von namhaften Größen des Faches wie Kurt Schwitters, Günter Gerhard Lange, Kurt Weidemann, Emil Ruder und anderen — mit eben diesen typografischen Mitteln umzusetzen. So entstanden 100 rein typografische Gestaltungen, die dem Prinzip der systematischen Variation folgen und dabei den Gedanken des jeweiligen Zitates aufgreifen, illustrieren, untermauern oder auch konterkarieren.

Die Entwürfe arbeiten vor allem mit Überlagerung, extremer Vergrößerung oder auch mit einem »Hinausdenken über den Formatrand«, bei dem der Betrachter, die Betrachterin die erkannte Type gewissermaßen extrapoliert. Aber auch die Wirkung von Gegenräumen und das Spiel mit Illustrationen rufen Spannung hervor.

Hierbei wurden ausschließlich serifenlose Schriften gewählt, um den Fokus auf modernere Schriftarten und Leseerfahrungen zu richten, wie zum Beispiel die geometrische Mr. Eaves.

Typografie (2. Semester): Antonia Aschenbrenner

Spontanität und Zufall stehen eigentlich im Widerspruch zum Wesen der Typografie. »Typografie ist die Kunst des feinen Maßes« (Weidemann, Kurt: Zehn Gebote der Typografie), eine Dienstleistung nach gegebenen Regeln, die logische Denkprozesse anschiebt, nicht zu wenig, aber eben auch nicht zu viel. Die legendären­ »zehn Gebote Kurt Weidemanns« postulieren in der Essenz ebendies, also keine Mätzchen zelebrieren, das Rad nicht neu erfinden und bitte bitte immer lesbar bleiben.

Gerade deshalb scheinen diese Sätze des Typografen Kurt Weidemann geradezu prädestiniert zu sein, Variationsreihen zu erproben, den linearen Lesevorgang in Frage zu stellen, Texte und Inhalte abzuwandeln, den Inhalt korrekt aber eben auch ins gerade Gegenteil verkehrt zu inszenieren. Selbstverständlich nur mit rein typografischen Mitteln.

Antonia Aschenbrenner hat sich in ihren Studien dem 5. und 7. Gebot Kurt Weidemanns gewidmet. Sie hat hierbei typografisch informiert, jongliert, dekonstruiert, orchestriert, arrangiert und komponiert. Entstanden ist dabei eine Reihe sachlich-logischer, aber auch ästhetisch-emotionaler Einzelblätter. Höchst vergnüglich.

Fotos: Sybille Schmitz