Stehsatz

Geschenk und Verpackung

Das Motto der Weihnachtsdekoration dreht sich dieses Jahr um das Thema des Geschenkes und des Verpackens. Besonders zu Weihnachten entsteht oft immer wieder der gleiche Trubel um die Wahl und Anschaffung des richtigen Geschenkes für die Lieben. Weihnachten gilt nicht umsonst als das Fest des Konsums.

Mit der diesjährigen Weihnachtsdekoration soll deshalb gerade der Gedanke aufgegriffen werden, dass doch gar nicht so sehr der materielle Inhalt der Gaben im Fokus stehen sollte.

Anstatt reich ausgefüllter und dekorierter Geschenkpäckchen finden somit drei riesige, nur durch das umlaufende goldene »Geschenkband« definierte Kuben und viele kleine, auf dieselbe Weise auf ihr Skelett reduzierte Papierpäckchen ihren Platz in der Eingangshalle der MD.H. Die Pakete an sich bleiben also innen bis auf die darin platzierten Tische und Bänke (und natürlich deren Besucher) leer. Es wird der Raum verpackt. Und wie schon der Verhüllungskünstler Christo erkannte, oder wie es ja auch der Sinn eines liebevoll verpackten Geschenkes ist, wird allein schon durch die Verpackung der Inhalt zu etwas besonders Wertvollem.

Auch in der dazugehörigen Weihnachtskarte wird dieses Prinzip aufgegriffen. Durch eine spezielle Falttechnik verpackt sich die bis auf das schimmernde Papier schlicht gehaltene Karte quasi selbst und offenbart erst nach und nach durch das schrittweise entfalten Teile von Ringelnatz Gedicht »Schenken«.

Ein großer Dank geht an all die Helfer, die unermüdlich die vielen Meter Stoff an der Nähmaschine genäht, und die unzähligen Karten mit größter Sorgfalt gefaltet haben.

Hinschauen, nachdenken, umdenken, weiterdenken – Prolog 2014
John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork
Fotografiearbeit aus dem 2. Semester

Unter einem Portrait (aus franz. Brustbild) wird im Allgemeinen die Abbildung, im übertragenen Sinne auch die Lebensbiographie eines Menschen oder auch einer Gruppe verstanden. Ziel ist es das Wesen oder besondere Charakteristikum des Abgebildeten in der jeweiligen bildnerischen Technik besonders zu betonen.

Die Studierenden John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork wollten den Wandel festhalten, den jeder Mensch im Laufe eines Jahres, und im Besonderen jeder der Studenten während des ominösen ersten Studienjahres – Initiation ins Erwachsenenleben & »rite de passage par excellence« – vollzogen hat. Die Bewegung, der Wandel der Person steht dabei besonders im Fokus ihres Interesses – realisiert durch eine längere Belichtungszeit. Schwarz-Weiß versteht sich.

Gleichzeitig changieren die Fotografien in einem diffusen Zwischenraum: einerseits unkenntliches, weil verwischtes Abbild – unbrauchbar z. B. als Fahndungsfoto, weil es Unbekannten nichts Intimes, also das ureigene Gesicht, verrät –, andererseits erhaschen sie gerade in ihrem Ungenauen, im Nicht-Detailgetreuen eine Charakteristik, eine Reduzierung auf das Markante, das der dem Portraitierten Nahestehende unwillkürlich und instinktiv selbst aus einer Vielzahl von Bildern heraus wiedererkennt. Die persönliche Nähe zu einer Person lässt sie zum Mensch werden, nicht die Schärfe eines Dokumentes. Umgekehrt belässt die Distanz dank der Unschärfe den fotografierten Personen eine gewisse Privatsphäre, ihren eigenen Raum.

Die Bilder gibt es auf der Ausstellung »Prolog« am 9. Oktober 2014 in der Mediadesign Hochschule München, neben Arbeiten aus dem ersten 3 Studiensemestern zu sehen.

  
Schriftanalyse »CC WildWords«
Felix und Max Kaiser

Unsere Entscheidung, die Schrift »CC WildWords« zu analysieren, stellte sich bei der Umsetzung der Arbeit als Herausforderung dar. WildWords ist eine Schrift des amerikanischen Letteringkollektivs Comicraft und wurde primär für die Verwendung in Comicbüchern während der 1990er-Jahre geschaffen. Sie wurde also entwickelt um die Dialoge innerhalb der Sprechblasen zu visualisieren, weshalb sie sich in Sachen Lesbarkeit und Verwendung stark von anderen Schriften unterscheidet. Dadurch entzieht sie sich den klassischen Merkmalen zur Analyse.

Um das spezielle Aufgabenfeld der WildWords verstehen zu können, galt es für uns also, den Blickwinkel zu vergrößern. Indem wir uns mit Comics, ihrer Funktionsweise und deren Verwendung von Typographie beschäftigt haben, ließ sich das Anforderungsprofil der Comicschrift leichter erfassen.

Unser Buch gliedert sich somit in drei Teile: Als Erstes die Geschichte des Comicmediums, beginnend bei seinen frühzeitlichen Wurzeln im alten Ägypten und bei den Maya über den Durchbruch als »comic strip« in Zeitungen bis hin zur Anerkennung als moderne Alternativliteratur. Als Zweites die Funktionsweise der Schrift als Stellvertreter für das gesprochene Wort. 
Im dritten Teil folgt dann die ausführliche Analyse von CC WildWords mithilfe der zuvor aufgestellten Erkenntnisse und Kriterien.

Dem Thema entsprechend haben wir uns bei der Gestaltung des Buches von der Optik klassischer Comicbücher inspirieren lassen. Das Format entspricht dem amerikanischen Standard, das vor allem durch Marvel und DC geprägt wurde. Zudem haben wir einen Charakter (»Der kleine Kaiser«) entwickelt, der als Erzähler in Comicform die Fließtexte immer wieder einleitet und kommentiert und den Leser als eine Art roter Faden durch die unterschiedlichen Teile führt.

Im Kontrast dazu haben wir das Seitenlayout der Fließtexte schlicht und modern gehalten, damit die Arbeit nicht zu sehr ins Unsachliche abgleitet.

Florian Schmidt
Objektvisualisierung

In meiner Visualisierung des Synthiepopklassikers »Kelly watch the stars« entstand ein Objekt, dass die im Lied vorrangig vorkommende Stimme im Verhältnis zu Synths und Bass darstellt. Für die fremdartig wirkende Stimme wird ein grüner Drahtstrang gewählt; der Synthesizer, genauer formuliert seine  sich auf engem Raum aufbäumenden, dichten Frequenzwellen werden durch spitze rote Dreiecke übersetzt.

Fotos: Lars Reiners

Ausstellung im PUC
Lars Reiners

Die Erfindung des Fließbands unterstützte die Beschleunigung der Arbeitsabläufe. Diese Beschleunigung ging aber oft mit immer schlechteren Arbeitsbedingungen einher. Doch ohne die Entwicklung des Fließbands wäre die Welt, so wie wir sie heute kennen, nicht vorstellbar. Dieses 12-seitige Leporello zeigt große Meilensteine der Fließbandentwicklung, wie z.B. die Union Stockyards in Chicago. Die Gestaltung lehnt sich an die Arbeitsweise der Fließbänder an; das Leporello ist selbst eine Art Fließband. Stellt man die Buchvorderseite an die Buchrückseite bildet sich der Titel der Arbeit: Das Fließband. Man kann das Leporello wie ein Buch zusammenfalten oder – wie in der Kunstausstellung – aufgeklappt lesen.

Musikvisualisierung: 1. Semester
Stefanie Kutzschbach, Visualisierung zu »Kelly watch the Stars«

Das Lied weckt durch sein vielschichtiges Klangmuster und den teilweise stark verzerrten Gesang die Vorstellung an fremde Welten. Deshalb bietet es sich an, die Musik in Form eines mehrschichtigen, farbenfrohen Universums zu visualisieren, das von außen nach innen betrachtet die einsetzenden Instrumente und deren Tonhöhe veranschaulicht. Die Farben sollen den Klang der jeweiligen Instrumente verdeutlichen, je tiefer das Instrument ist, umso dunkler ist also auch die Farbe.

Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Laura Ostermeier
Wortskulpturen: Gewalt – Gefangen – Auflehnung

 

Baum im Herbst von Hermann Hesse

Noch ringt verzweifelt mit den kalten
Oktobernächten um sein grünes Kleid
mein Baum. Er liebt’s, ihm ist es leid,
Er trug es fröhliche Monde lang,
Er möchte es gern behalten.

Und wieder eine Nacht, und wieder
Ein rauher Tag. Der Baum wird matt
Und kämpft nicht mehr und gibt die Glieder
Gelöst dem fremden Willen hin,
Bis der ihn ganz bezwungen hat.

Nun aber lacht er golden rot
Und ruht im Blauen tief beglückt.
Da er sich müd dem Sterben bot,
Hat ihn der Herbst, der milde Herbst
Zu neuer Herrlichkeit geschmückt.

In Hermann Hesses Gedicht »Baum im Herbst« geht es um den so genannten Kreislauf des Lebens. Dieser Kreislauf des Lebens kann als ein Zustand zwischen Stillstand und Beschleunigung gesehen werden: Festhalten – Aufgeben – Bekommen.

Um das Ganze vor dem Hintergrund der Zeit des Ersten Weltkrieges zu betrachten und zu veranschaulichen werden die Worte Gewalt – Gefangen – Auflehnung verwendet. Sie zeigen einen ganz eigenen Kreislauf des Lebens, der auf den ersten Blick eher negativ erscheint, es aber nicht ist:

Gewalt ist eine Form des Kämpfens, um persönliche Werte durchzusetzen. Die Buchstaben fügen sich gegenseitig Gewalt zu, sie scheinen sich gegenseitig zu durchbohren, zu durchdringen und aufzuspießen.

Gefangen ist eine Form des Aufgebens und des gebrochenen Willens. Die verschachtelten Buchstaben wirken eng, bedrückend und scheinen sich resigniert ihrer Gefangenschaft hinzugeben.

Auflehnung ist eine Form neu gewonnene Hoffnung und Kraft zu zeigen. Die Buchstaben dieses Objektes scheinen der Gravitation zu trotzen. Sie türmen sich schräg nach oben auf und scheinen eine Revolte zu beginnen.

Durch die freie Anordnung im Raum kann der Betrachter das Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachte und so immer wieder neu erfahren.

Die Musikvisualisierung von Daniel Krategl – der Titelsong aus Tarantinos Rachewestern in vielen hundert Röllchen.

Aus einigen Schritten Entfernung betrachtet zeigt die Arbeit einen blutroten Fußabdruck innerhalb eines weißen, besser baumwollfarbenen Feldes. Der Abdruck selbst steht für den Protagonisten des Films, der zu Anfang in Ketten gelegt, barfuß, gedemütigt und gequält vom Sklavenhändler geschunden wird.

Aus der Nähe betrachtet wird dem Auge die Zusammensetzung aus einer Unmenge an kleinen, eng gewickelten Papierrollen gewahr. Lässt man den Blick nicht von oben, sondern von der Seite darüber schweifen, bemerkt man, das die Rollen unterschiedliche Höhe besitzen. Es ergibt sich somit eine Art dreidimensionales Relief. Dies bildet aber nicht – wie man vermuten könnte – den Abdruck einer Fußsohle im Untergrund, sondern ein für den Zuschauer zunächst unerklärliches Muster. Die Erklärung dieses Höhenprofils findet sich im Ausgangspunkt dieser Arbeit – dem Titelsong. Jede Papierrolle, oder vielmehr deren Höhe (die sich aus der Breite des zusammengewickelten Papierstreifens ergibt) entspricht einer Tonlage innerhalb des Songs, die Höhenunterschiede entsprechen sozusagen der Tonmodulation.

Fotos: Lars Reiners


Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Laura Ostermeier
Bewegte Wörter einer bewegten Zeit

Auflehnung, Hoffnung, Gewalt, Aggression, Tabularasa und Gefangen sind Begrifflichkeiten die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Zeit rund um den Ersten Weltkrieg stehen. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Spannung.

In der Kunst schockierten die Dadaisten mit Lautgedichten und Werken, die dem Zufall verschrieben waren. Mit allen Mitteln kämpften Feministinnen, wie Anita Augspurg für mehr Rechte für die Frau. Kinos und Kaufhäuser lockten die Massen, in eine neue, glitzernde und aufregende Welt. 1913 wurde die Automobilindustrie mit der Einführung der Fließbandproduktion, von Henry Ford revolutioniert.

Viele weitere Ereignisse und Erfindungen wären an dieser Stelle zu nennen, wobei sich parallel dazu die politische Situation zuspitzte und schlussendlich 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.

Die typographische Installation soll genau diese beschriebene Zeit in ihrer – sinnbildlich gesprochen – aufgeladenen Spannung wiedergeben.

Dazu sind die unterschiedlich großen Buchstaben in rhythmischen Wortgebilden auf einer großen, schwarzen Holzplatte angeordnet. Die Buchstaben bestehen aus ausgefrästen weißen Dibond-Platten, die in ihrer Wirkung an dünnes Metall erinnern. Um den Größenunterschied, sowie die Rhythmik zu verstärken sind die Buchstaben nicht nur direkt auf die Platte montiert, sondern teilweise auch auf unterschiedlich hohen Nägeln angebracht. Das besondere dabei ist der Aspekt der Dynamik, denn einige Buchstaben werden mit Hilfe eines Elektromotors in eine rotierende Bewegung versetzt, wobei die einzelnen Geschwindigkeiten unterschiedlich sind.

Beim Betrachten dominiert wohl zuerst ein Gefühl der Neugier, oder einer heiteren Erstauntheit. Doch je länger man die Installation betrachtet, desto mehr wird man in den Bann der Bewegung und der Geräusche der Elektromotoren gezogen. Man könnte es als eine Simultanität der Gefühle bezeichnen, die vermutlich individuelle Ausprägungen haben werden. Die Intention dabei ist, einen Versuch der Annäherung an die damalige Zeit herzustellen.

Maria Theresia Steiner
Musikvisualisierung zu »Kelly Watch The Stars« von AIR

Die schräg gestellten Pyramiden sollen die diversen Tonspuren einer 40 Sekundensequenz darzustellen.  Die 5 Instrumentalspuren, die sich durch verschiedene Farben voneinander unterscheiden, werden an einer Plexiglaslaube befestigt und von unten beleuchtet. Durch die Lichteffekte, deren Reflektion auf dem Plexiglas und der schrägen Pyramidenform wirkt das Objekt modern, wenn nicht sogar außerirdisch, gut passend zu dem synthesizerlastigen Musikstück.

Fotos Lars Reiners