Stehsatz

Bleisatz 1: Annäherung an die Schwarze Kunst

Silhouette meint in der bildenden Kunst eine Umrisszeichnung, einen Schattenriss. Im übertragenen Sinn kann man eine Person auch mit Worten umreißen, etwa durch Adjektive, Eigenschaftswörter, die den Charakter der Person beschreiben.

In unserem Kurs (Bleisatz 1) gaben der leitende Druckermeister Günter Westermaier und ich die Aufgabe aus, aus einer der verfügbaren Brotschriften eben jene Eigenschaftswörter zu setzen und diese in einer Weise anzuordnen, die die Silhouette im Profil nachzeichnet. Jeder Studierende portraitierte sozusagen sich selbst, in Schriftwahl, Wort und Bild. Eine amüsante, vielschichtige Annäherung an die eigene Person, zugleich eine spielerische Annäherung an das weite Feld der Schwarzen Kunst.

Entstanden ist ein Leporello mit allen 10 Teilnehmern, die mal tüftelnd, mal fluchend, zumeist jedoch frohgemut sich selbst portraitierten.

Futura – 28 Grad in Dresden
Jenny Lutz, Hanna Rasper, Sophie Schillo, Julian Schöll, Natalie Kennepohl

Dreieinhalb Stunden Fahrt, zwei Semmeln und einen Milchkaffee später, standen wir Punkt zehn vor der Tür der Dresdner Offizin, bereit um Paul Renners Schriftentwürfe zur Futura durch die Andruckpressen Haag-Drugulins zu ziehen.

Die Schriftentwurfsplatten, die wir abdrucken durften, sind matrizenähnliche Metallplatten, die Paul Renners erste Entwürfe der konstruierten serifenlosen Linear-Antiqua Futura zeigen. Im Vergleich zu der Zeit üblichen serifenlosen Antiquas sind die Strichstärken sehr gleichmäßig und die Buchstabenformen ausgesprochen geometrisch, was man an den nahezu kreisförmigen Rundungen erkennen kann. Besonders interessant sind einige Entwürfe der Buchstaben a, g, n, m und r, die auch heute noch eher ungewöhnlich wirken. Genaue Beispiele der ausgefallenen Entwürfe sind das Minuskel n, das unter anderem aus einem Quadrat, ohne Unterseite besteht, oder das Minuskel g, das aus einem Kreis und einem Dreieck als Unterlänge besteht. Spannend ist, dass die Platten auch zahlreiche verworfene Entwürfe von Buchstaben zeigen.

Nach stundenlangem, nahezu schweißtreibendem Drucken gings abends auf einen kühlenen Absacker in die Dresdener Innenstadt. Eindruck: Begeisterung pur! Imposante barocke und eindrucksvolle mediterrane Architektur sowie die unglaublich schöne Lage im Elbtal und die sommerlichen 28 Grad des Julis, macht dem Namen Elbflorenz alle Ehre.

Abschließend bedanken wir uns beim Leiter der Dresdener Haag-Drugulin, Eckehart SchumacherGebler, der uns zu sich eingeladen hat und uns die Möglichkeit bot die Schriftentwurfsplatten Paul Renners abzudrucken. Besonders möchten wir Ria Mücke herzlichst für ihre Unterstützung und ihr vielen Tipps danken.

Fotos: Julian Schöll

 

Schriftenfest 2014 – drei Tage zu Gast in der Dresdner Offizin »Haag-Drugulin«
Die Offizin – Ein Eldorado für die Freunde des Bleisatzes

Das renommierte Haus »Haag-Drugulin« kann auf eine mehr als 180-jährige Geschichte des Druckes und Handsatzes sowie der Schriftgießerei zurückblicken. Schon der erste Eindruck nach dem Betreten der Werkstatt wird dominiert von endlosen Reihen an Schriftregalen, allesamt gefüllt mit Raritäten, kaum mehr auffindbaren Originalschnitten (wie etwa der engen Schneidler Latein) sowie einer unglaublichen Sammlung an Monotype-Matrizen. Die Schatzkammern enthalten zudem Schriftenbestände von VEB Typoart Dresden (1951 waren die Gießereien Schelter & Giesecke und Schriftgut AG Dresden zu VEB Typoart Dresden zusammengeführt worden), Bestände der ehemaligen Reichsdruckerei sowie Raritäten verschiedenster Gießereien. Nicht zuletzt verblüfft der unvergleichbare Fundus an Monotype-Matrizen, die es auch heute noch jederzeit ermöglichen, die Schriften von kleinen Graden bis hin zu größeren Schaugrößen (etwa 72 p) auf der Monotype-Supra gießen zu lassen.

Seit 1992 steht das Haus unter der Leitung von Eckehart SchumacherGebler. So zählt Haag-Drugulin heute zu einem der wenigen Betriebe in Deutschland, der sich noch dem Bleisatz mit »sorgfältiger Handarbeit« verschrieben hat.

Auf den Spuren der Futura

Die Spurensuche zur Schrift Futura (von Paul Renner) hat die Studierenden Jennifer Lutz, Sophie Schillo und Julian Schöll zum Hause »Haag-Drugulin« geführt. Herr SchumacherGebler verfügt über eine Reihe von Original-Schablonen zur Schrift Futura. Die Schablonen dienten in Verbindung mit dem Pantographen dazu, bei der Bauerschen Gießerei Schriftgußmatrizen in verschiedenen Graden für die Futura zu fertigen. Für welche Größen die jeweiligen Vorlagen gedacht waren, ist auf den Platten vermerkt. Ebenso finden sich darauf Hinweise auf verworfene oder korrigierte Zeichen.

Diese einmalige Gelegenheit bot sich uns durch die Einladung von Herrn SchumacherGebler nach Dresden. Die Gruppe, komplettiert mit den beiden leidenschaftlichen Gestalterinnen Natalie Kennepohl und Hanna Rasper, erhielt hier die Möglichkeit diese historischen Schablonen in einer kleinen Auflage von 25 Stück zu drucken.

Fachkundig unterstützt wurde das studentische Forscherteam dabei von den Mitarbeitern des Hauses: Ria Mücke, Udo Haufe, Max Lotze und Michael Märker. Unser besonderer Dank gilt hierbei Frau Ria Mücke – der Schriftsetzermeisterin des Hauses, die alle Schwierigkeiten, auf die das studentische Druckerteam stieß, geduldig und mit akkurater Hand beseitigte. Als anspruchsvolle Druckstöcke dürfen die im Hochdruckverfahren schwer abzuziehenden Schablonen angesehen werden. Nicht zuletzt deren geringe Vertiefung sowie die fein gearbeitete Strichführung, die das Buchstabenbild umschreibt, machen das häufige Auswaschen der Form notwendig, um ein brauchbares Druckergebnis zu erzielen.

Das Schriftenfest 2014

Den Abschluss unseres Besuches bildete das 2. Dresdner Schriftenfest in der Offizin. Nach dem großen Interesse, das das letztjährige, erste Schriftenfest mit dem Schwerpunkt Bodoni wecken konnte, standen im Zentrum der diesjährigen Veranstaltung die Schriften Futura und Schwabacher. Die Vorträge und Vorführungen widmeten sich beispielsweise den Schablonen der Futura, mit deren Hilfe die Schriftmatrizen gefertigt wurden, oder auch den Varianten der Schwabacher. Tatsächlich vor Ort zu begutachten waren Orignal-Matrizen aus dem 16. Jahrhundert. Parallel dazu tagte der Verein für die Schwarze Kunst, der gemeinsam mit der Offizin ein hehres Ziel verfolgt: die Weitergabe des Wissens der der Schriftgießer, Setzer und Drucker an die junge Generation des digitalen Zeitalters.

Bleisatz 1 – Interessante Tage mit den Altmeistern
Günter Westermeier und Peter Gericke

Wir leben in einer modernen Welt, die bisweilen die Bedeutung eines handgesetzten Buches nicht mehr wirklich wertschätzen kann, da der historische Werdegang der Entstehung solcher, zum Teil  in Vergessenheit zu geraten droht. Um dies wieder aufleben zu lassen, bot sich den Studenten durch den Kurs »Bleisatz 1« eine Möglichkeit an. Geleitet von Günter Westermeier begann die Erkundung des neuen Handwerks, der geschichtlichen Hintergründe, sowie des Grundgerüstes der Bleisetzung. Der Kurs schenkte den Studenten viele bis dato unbekannte Eindrücke, amüsante Erfahrungen, wie auch Momente der Hilflosigkeit auf Grund mehrmaliger Resignation der Druckmaschine. Jedoch wurden Kursteilnehmer in ihren Fragen und Sorgen, ob groß oder klein, nie vernachlässigt. Nicht ganz unbeteiligt an all den prägenden Momenten musste Herr Westermeier seinen Posten leider krankheitsbedingt all zu zeitig abtreten, nichtsdestotrotz verlor der Kurs keinerlei an Reiz, da Herr Gericke die Stelle mit all seiner Hingabe übernahm. Mit seiner aufmunternden und respektvollen Art unterstützte er die Kursteilnehmer weit über die Fertigstellung des Schillerheftes hinaus. Das in naher Zukunft fertige Heft umfasst neben Schillers Kurzbiografie ebenso seine zeitlosen Werke der Phantasie.

Typografie I
Bleisatzarbeit zum Thema »Laut & Leise«

Im Zuge des Kurses »Typographie I« sollten die gegensätzlichen Begriffe »Laut & Leise«mit rein typographischen Mitteln dargestellt werden. Ziel meiner Arbeit war es, dies allein durch die unterschiedliche Ausformung der einzelnen Buchstaben zu erreichen: Eckige Zeichen wirken wesentlich lauter als runde Zeichen – eine Schrift ist voll von Kontrasten.

Meine Umsetzung fand im Bleisatz statt. Der Text wurde hierbei insgesamt dreimal gesetzt. Einmal mit ausschließlich eckigen Zeichen, wobei die Räume, die die runden Zeichen eingenommen hätten genauestens ersetzt werden mussten. Das Selbige galt auch für den Text mit ausschließlich runden Zeichen. Ein drittes Mal wurde der Text mit allen Zeichen gesetzt.

»Einfach dufte!« – der Initialenkurs bei Peter Gericke

In einer kleinen, persönlichen Runde findet einmal wöchentlich der Initialen-Kurs unter der Leitung von Peter Gericke statt. Herr Gericke ist leidenschaftlicher Schrift-Lithograph und entwickelt zusammen mit den teilnehmenden Studenten ganz individuelle Initialen.

Die entstandenen Buchstaben werden im Buchdruckverfahren auf Postkarten gedruckt und finden zudem Anwendung in anderen Kreationen, die in der Druckwerkstatt geschaffen werden.

Doch wie genau entstehen diese schmuckvollen und oft farbenfrohen Buchstaben?

Zuerst skizzieren die Studenten ihre Vielzahl an Ideen und können hierbei ihrer Kreativität sprichwörtlich »freien Lauf lassen«. Mit einer unerschöpflichen Begeisterung begutachtet Herr Gericke die entstandenen Entwürfe und entwickelt die Ideen gemeinsam mit den Studenten weiter. Daneben vermittelt nicht nur das Fachwissen rund um die Initiale und die Typografie im Allgemeinen, sondern erzählt auch von seinen Erfahrungen, die er während seiner Tätigkeit als Schrift-Lithograph sammeln konnte. Der Spaß an der »Arbeit« steht dabei stets im Vordergrund und so herrscht entspannte Atmosphäre. Der Idee folgt der Feinschliff, der durch die fachmännisch geschulte Hand von Herrn Gericke geschieht. Nach jedem Kurstag nimmt er sich einen »Schwung« neuer Entwürfe mit nach Hause und perfektioniert die Ideen bis zum nächsten Termin. Nach der Fertigstellung eines Druckklischees und der Auswahl der Farben, aus denen die Initialen bestehen sollen, werden diese mit einer Abziehpresse, ganz in alter Tradition realisiert.

Es wird also gezeichnet, gelacht und gespannt den Erzählungen von Herrn Gericke gelauscht, was jeden Kurstag zu einem individuellen Erlebnis macht und zudem eine wunderbare Sammlung an Initialen hervorbringt.

Oder, wie Herr Gericke sagen würde: »Einfach dufte!«

Bleisatz und typografische Kleinode
Labore et Constantia – Besuch bei Plantin-Moretus in Antwerpen

Im Juni stand die diesjährige Studienfahrt des Fachbereiches Mediadesign der MD.H München an. Ziel der teilnehmenden 31 Studierenden war die belgische Stadt Antwerpen, genauer gesagt das dortige Plantin-Moretus-Museum. Das imposante Gebäude, das als erstes Museum auf die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO kam, beherbergt zwei der ältesten Druckpressen der Welt – gefertigt um das Jahr 1600 –, eine Vielzahl an historischen Lettern und Gußmaterial, 154 Inkunabeln sowie über 600 Handschriften, die ältesten aus dem 9. Jahrhundert.

Benannt ist das Museum nach zwei wegweisenden Typografen aus den frühen Tagen der Druckkunst, dem Wegbereiter des Kommunikationszeitalters. Christophe Plantin, ein Franzose, gründete die Druckerei und Schriftgießerei im 16. Jahrhundert, sein Schwiegersohn Jahn Moretus übernahm sie, ein Nachkomme desselben verkaufte sie schließlich an die Stadt Antwerpen, die im Jahre 1876 dann ein Museum daraus machte. Plantin zeichnete sich durch eine bis dato kaum erreichte Hingabe und Sorgfalt aus, seine Arbeiten bestechen durch eine enorme Qualität und Präzision, durch die Anwendung vorzüglicher Druckschriften, wie etwa Material von Garamont und Granjon, aber auch durch den unbedingten Anspruch an das Druckergebnis. Der Wahlspruch Platins, »Labore et Constantia« (zu deutsch »Arbeit & Ausdauer«), zeugt vom Selbstverständnis, das seiner Person und seiner Arbeit zugrunde lag.

Wie aus einer anderen Zeit: Museum Plantin-Moretus

Die Führung durch die historische Druckerei und die Schriftgießerei mag vielen Studierenden wie eine Zeitreise ins 16. Jahrhundert erschienen sein. Die Schriftgießerei umfaßte 16.000 Matritzen, 4500 Stempel und 62 Gußformen. Das Haus hatte dabei selbst keine Schriften entworfen, sondern diese bei den großen Schriftschneidern des 16. Jahrhunderts erworben. Die sehr gut erhaltene Druckerei, die Vielzahl an historischem Guß- und Satzmaterial, machten die Entstehung von Bleimatritzen, -sätzen, sowie deren Anwendung visuell nachvollziehbar, ja im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar.

Inkunabeln und handschriftliche Meisterwerke

Ein Tag im Museum erscheint im Nachhinein anhand der Vielzahl an typografischen und handschriftlichen Schätze, die es zu entdecken gab, kaum ausreichend. So bot sich uns Gelegenheit die weltberühmte Polyglottbibel (Biblia Polyglotta) Plantins, zu betrachten. Das 8 Bände umfassende Meisterwerk war in den Jahren 1568–1573 unter höchster typografischer Sorgfalt in Antwerpen entstanden und zugleich in den Sprachen Aramäisch, Griechisch, Hebräisch, Latein und Syrisch, verfasst worden.

Der Gutenbergsaal im ersten Stock des öffentlich zugänglichen Teiles des Gebäudes hütet einen wahren Schatz der Inkunabelzeit. Eine der 14 noch existierenden »36-zeiligen Bibeln«, die mit dem Original-Letternmaterial von Johannes Gensfleisch zur Laden (Gutenberg) von Albrecht Pfister in Bamberg vor dem Jahre 1461 gedruckt worden waren. Das Museum »Plantin-Moretus« ist zu Recht stolz auf seine Ausgabe, schließlich ist sie die besterhaltene Version Europas. Der feine Umgang mit dem Satzmaterial, die unterschiedlich, perfekt ausbalancierten Zeichenbreiten, die sich zu einem andächtigen dunklen Satzbild, im Stile der alten Schreibmeister fügen, hinterlassen auch heute noch bleibenden Eindruck.

Auch die handschriftliche Prager »Wenzelbibel« aus dem Jahre 1403 darf nicht unerwähnt bleiben. Das Exemplar war unvollendet geblieben und belegt die damalige Vorgehensweise des Schreibens und Einfügens von Illustrationen.

Die »Korrekturstube als Seele« einer jeden Druckerei

Balthasar I. Moretus, der Sohn Jahn Moretus’, pflegte eine enge Freundschaft mit Peter Paul Rubens. Zahlreiche Werke von ihm sind im Hause zu entdecken. Beeindruckend sind  vor allem seine Titelentwürfe, die die Wende in der Titelgestaltung in der Officina Plantiniana, so hieß die Druckerei seinerzeit, bewirkten.

»Die Seele einer Druckerei« sei die Korrekturstube; dies soll Christophe Plantin immer wieder betont haben. Im Antwerpener Haus ist diese gut erhalten und mag so manchem heutigen Gestalter aufgrund der Größe des Eichentisches die Bedeutung, die einer fehlerfreien Drucksache beizumessen ist, im Zeitalter der Bits und Bytes wieder vor Augen geführt haben.

Das Beste zum Schluss: die Originalmatrizen Garamonts

Nach Voranmeldung kann man auch die Originalmatrizen Garamonts in Augenschein nehmen. Für mich ein unbeschreiblicher Höhepunkt des Antwerpener Besuchs. Dieser für jeden Typografen unvorstellbare Schatz ist im Archiv des Hauses einsehbar – man darf ihn sogar tatsächlich in eigenen Händen halten. Ehrfürchtig, versteht sich.

Alles in allem ein lohnender Besuch voller Inspiration und respekteinflößender Historie, den sich kein Typografiebegeisterter entgehen lassen sollte – auf die für einige Teile der Sammlung notwendige Voranmeldung sei hier nochmal hingewiesen. Christophe Plantins Motto »Labore et Constantia« ist in dem einzigartig erhaltenen Gebäude bis heute lebendig geblieben.

(Bildmaterial Lars Reiners)
Dinge, die mir vom Bleisatz 1 bleiben:

Ausschließen ist höhere Mathematik.

Druckfarbe und Putzmittel steigen einem ganz schön zu Kopf.

Man hält den Winkelhaken immer waagrecht.

Beim Druck klappt auch oft erst der 22. Versuch.

1 Cicero sind 12 Punkt.

Ausbinden ist eine eigene Kunst (aber erlernbar).

Manche Buchstaben liegen generell im falschen Fach.

Man putzt die Walzen so lange bis sie glänzen.

Wie ging gleich noch mal Ausschließen?

Als frische Erstsemester hatten wir gleich die Ehre, unseren Bleisatz-Kurs bei zwei Vollprofis verbringen zu dürfen. Herr Westermaier, der uns einiges über den Druck beibringen sollte und Herr Gilsberger, dessen Aufgabe darin bestand, uns die Arbeit des Schriftsetzers näher zu bringen. Nach einigen theoretischen Grundlagen ging es dann in der ersten Stunde auch gleich mit dem Setzen eines Textes los.

Für das zweite Treffen entwickelten wir dann Skizzen für unser selbstgestaltetes Plakat, die wir mit fachmännischer Hilfe von Herrn Gilsberger umsetzten. So entstanden im Laufe des Kurses ein paar wirklich schöne Setzschiffe, die es nun noch galt, farbig auf Papier zu bringen. Es dauerte einige Zeit, bis wir ein überzeugendes Farbkonzept gefunden hatten. Das Drucken finde ich die schönste Aufgabe am Bleisatz. Der Moment in dem das Blatt über die eingefärbten Buchstaben gewalzt wird und ein mehr oder weniger perfektes Ergebnis dabei rauskommt, ist unvergleichlich.

So waren dann am Ende alle mit ihrem Heft zum Thema »Ode an die Schrift« zufrieden. Es hat trotz Blei an den Fingern und Farbe an den Ärmeln viel Spaß gemacht. Ein Dank noch mal an die beiden Mentoren und Frau Schmitz, die uns diese Erfahrung erst ermöglicht haben.

Bleisatzkurs I 

Der »Bleisatzkurs I«  dieses Semesters gab den sechs »Ausgelosten« die Chance, die »schwarze Kunst« mit eigenen Händen auszuüben.

Die Studenten sollten sich mit dem Gedicht Eugen Roths »Der Schrift und Druckkunst Ehr und Macht« beschäftigen, um später eine eigene Zusammenstellung einreichen zu können, die dann zum Buch gebunden werden sollte.

Herr Gilsberger und Herr Westermaier, Setzer und Drucker von Beruf, gaben den Studenten alle notwendigen Anweisungen und Hilfestellungen, die sie benötigten, um ein erfolgreiches Resultat zu erzielen.

Das Setzen erwies sich als eine sehr anspruchsvolle Arbeit. Da gab es vieles zu beachten: wie muss man den Winkelhaken einstellen, was ist ein Punkt, wie viel Abstand braucht es zwischen den Buchstaben usw.

In der Werkstatt hatte jeder Student einen eigenen Platz, wo er seinen Setzkasten hinstellen konnte, um sein Schiff zu vervollständigen. Während dieser Zeit wurden die Studenten mit den Besonderheiten einiger Schriften vertraut. Die hilfsbereiten, freundlichen Herren unterstützen diesen Erfahrungsprozess durch Korrekturen und viele interessante Informationen.

Persönlicher Eindruck

Der Kurs ist bestens geeignet, um ein Bewusstsein für die lange und bis heute prägende Geschichte des Bleisatzes zu entwickeln. Allein das Material in Händen zu halten ist schon ein eigenartiges Gefühl. Ich gehöre zu einer Generation, die meist nur noch das Tippen kennt, daher war es eine angenehme Erfahrung, die einzelnen Buchstaben mit den Fingern in den Haken zu legen.

Als unerfreulich empfand ich, dass das Setzen für Anfänger überaus lange dauert.

Nur geübte Setzer sind im Stande jeden Buchstaben in Sekundenschnelle aus dem Kasten zu ziehen und die Abstände im Winkelhaken richtig einzuschätzen.

Trotzdem kann ich nur sagen, dieser Kurs hat sich total gelohnt. Ich empfehle ihn allen, die Interesse an nachempfundener Geschichte und / oder gerne ein wenig handwerkliche Abwechslung genießen möchten.

Initialen Teil 2: Zum Entwurf zum Druck

Im Initialenkurs von Peter Gericke sehen und verfolgen die Studierenden den langen Weg vom Entwurf der Initiale bis zum fertigen Druckwerk aus der Handpresse.

Es beginnt mit der klassischen Herangehensweise – dem zeichnerischen Entwurf (siehe Blogeintrag vom 20.9.2012). Hierauf folgt die Reinzeichnung, die viel Augenmaß, eine ruhige Hand, Geduld und Sorgfalt verlangt – erschwerend kommt hinzu, dass jede Farbe eine eigene Zeichnung verlangt, die sich präzise und  passgenau mit den andersfarbigen Elementen zu einem fehlerfreien Gesamtbild einfügen muss. Bei diesem diffizilen Prozess ist die kritische Begleitung eines erfahrenen Auges, nicht selten die praktische Unterstützung einer meisterlichen Hand wahrlich eine unschätzbare Hilfe.

Im zweiten Abschnitt wird mit Hilfe dieser Vorlagen die Herstellung der sogenannte Nyloprints für den späteren Druck vorbereitet. Die Nyloprints selbst stellt ein externer Druckservice gemäß der Reinzeichnung her. Der eigentliche Druck beginnt, wie auf den Fotos zu sehen, mit dem Ablösen der alten vorherigen Nylos, die in der Regel für zukünftige Projekte aufgehoben werden – sie sind schließlich für die Studierenden kaum wieder herzustellende Unikate.  Im Anschluss wird der Unterbau angepasst, dessen Breite auf die Größe des Nyloprints und dessen Höhe auf die Schrifthöhe justiert werden muss. Schließlich werden die Nylos montiert, die Abziehpresse eingerichtet und die Farbe gemischt. Wie ein erfahrender Buchdrucker weiß, wird dabei stets etwas Weiß beigemischt, wodurch eine gleichmäßigere, flächigere Farbwirkung entsteht. Nun kann endlich, nach vielen Stunden des Entwerfens (und Verwerfens), des sorgsamen Zeichnens, der externen Fertigung der Druckvorlage, des Montierens und Farbmischung der Druck beginnen.

Nach dem ersten Farbauftrag wird das Blatt zum Trocknen aufgehängt, dann folgt der Druck der nächsten. Um die Passgenauigkeit der einzelnen Druckschritte zu erreichen, greift der erfahrene Drucker nicht selten auf die Technik des Drehpunktschließens zurück. Etwaige kleinere Ungenauigkeiten können so ausgeglichen werden.

Auch hier schafft es Herr Gericke wieder, die im digitalen Zeitalter Aufgewachsenen für klassische, althergebrachte Fertigkeiten zu interessieren und für das haptische, handwerkliche Erlebnis zu begeistern.