Stehsatz

Printprojekt (3. Semester)
Benjamin Milde

Das Projekt begann bei dem Stichwort Differenz. Die anfänglichen Versuche, Texten beim Lesen eine neue klangliche Ebene hinzuzufügen, indem bestimmte Buchstaben aus dem Text fehlten, führten nicht zum gewünschten Erfolg. Jedoch zeigte es sich, dass fehlende Vokale sehr oft beim Laut-Lesen der übrigen Konsonanten vom Leser unbewusst ergänzt wurden. Ähnlich wie es in der Antike bei den Phöniziern geschah, wird auch heutzutage im Hebräischen nur in Konsonanten geschrieben.

Das Plakat gibt dieses Leseerlebnis für den Betrachter wieder, ohne dabei die gewohnten Vokale vollständig zu entfernen. Die als UV-Lack gedruckten Buchstaben sind nur minimal sichtbar. Sie sind jedoch genug Hilfe, um zu verhindern, dass der Leser zu lange ins Stocken gerät.

Printprojekt (3. Semester)
Alexander Wagner

Die Arbeit widmet sich der grundlegendsten Aufgabe der Typografie, denn vor allem dient sie dem Lesen. Dabei stellt sich die Frage, auf welche Weise ein Text von seinem Leser wahrgenommen wird und welche typografischen »Verirrungen« es ihm unmöglich machen, dessen Inhalt zu verstehen. Als Text wurde deshalb die Odyssee des griechischen Dichters Homer gewählt, in dem er die Irrfahrten des Helden Odysseus beschreibt. Aus den insgesamt 24 Kapiteln des antiken Werks wurden jeweils Auszüge entnommen und mittels unterschiedlicher typografischer Experimente deren Lesbarkeit beeinflusst. So wurden Wortabstände geändert, Buchstaben entfernt oder durch Sonderzeichen ersetzt, der Zeilenabstand variiert, oder ganze Zeilen verschoben, gedreht und gespiegelt. Um die möglichen Auswirkungen auf die Lesbarkeit beurteilen zu können, wurde die Abstraktion, wenn möglich, im Verlauf von oben nach unten verstärkt. So ist die Veränderung zunächst fast unbemerkt, tritt aber zum Ende umso deutlicher hervor.

Sebastian Ibler
Kalligrafie – alte Schreibtechnik im Experiment

Sebastian Iblers eindrucksvolle Arbeit, die im 2. Semester Schrift und Typografie entstand, ist ein gutes Beispiel dafür, wie handwerkliches Können gestalterische Kräfte freisetzt und befeuert.

Der traditionellen Fassung mit Pinsel und Farbe stellt Ibler einen inversen Entwurf gegenüber, bei dem er die Schriftzeichen mit einem Maskierungsfilm auftrug, anschließend die gesamte Fläche Schwarz bemalte, um im letzten Schritt das Maskierungsmaterial zu entfernen, so dass der papierene Untergrund wieder hervortrat.

Experimentelle Typografie
Der Köter

»Laut und Leise, Laut und Leise … Tja, was könnte ich da nur machen? Laut und Leise … Dieser blöde Köter vom Nachbarn, das kann’s doch nicht geben, kann der mal still sein? Den ganzen Tag bellt der. Furchtbar. Fenster zu. Laut und Leise. Echt schwierig das Thema! Huch!? Susi, wo kommst du denn her? Springst hier einfach auf den Laptop und willst gestreichelt werden? Ich kann jetzt nicht, ich muss was für die Uni machen. Laut und Leise. Laut und Leise. Ich schrei auch gleich mal ne halbe Stunde los, dann weiß der Köter auch mal, was laut ist! Laut.. Laut?«

So in etwa ist es mir gegangen, als ich mir Gedanken zur Aufgabenstellung »Laut und Leise« gemacht habe. Tagtäglich bellt der Nachbars-Hund, so dass man sich auf überhaupt nix mehr konzentrieren kann. Also für mich gibt es nichts lauteres als diesen Köter. Als Besitzerin von drei kleinen Mietzekatzen kenn ich mich dafür aber auch mit dem Leise-Sein aus. Weil die drei schaffen’s immer wieder, mich zu erschrecken, wenn sie ganz ganz leise auf ihren Samtpfoten hereingeschlichen kommen und plötzlich auf meinen Schreibtisch springen, weil sie natürlich jetzt sofort meine volle Aufmerksamkeit brauchen. Böse kann ich denen aber im Gegensatz zum Köter natürlich nicht sein.

Und eines habe ich daraus sogar noch gelernt, die beste Inspiration ist oft ganz nah. Zum Beispiel beim Nachbarn. Oder schnurrend auf dem Schreibtisch.

Ivonne Budig
Visualisierung von Musik – Teil 3

Eine weitere Arbeit zum Thema Musikvisualisierung (siehe Blogeinträge vom 6.9.2012 und 5.8.2012) eines »Arcade Fire«Songs stammt von Ivonne Budig.

Sie beschreitet in ihrer Arbeit einen ganz anderen Weg. Ivonne greift dabei auf klare Formen und Strukturen zurück, nicht auf Farbe. Passend zu der sehr klaren, reduzierten Herangehensweise wählt sie ein klassisches Material – weißes Papier.

Inspirationsquelle hierfür war japanische Origami- und Kirigamikunst, aber auch die Scherenschnitt-Technik. Die unterschiedlichen Ausschnitte in den Papierkuben und die damit verbundenen abwechslungsreichen Licht- und Schattenwürfe reflektieren dabei die variierende Modulation der Stimme, die Facetten des Gesanges.

Trotz bzw. gerade aufgrund der Schlichtheit des Konzeptes und der Beschränkung auf ein Material, weißes Papier, ist der Reichtum an Lichteffekten frappierend und versetzt den Betrachter nachhaltig in Erstaunen.

Die Idee funktioniert und trifft hier obendrein auf ausgezeichnetes Handwerk.

Visualisierte Textanalysen mit Processing

Die freie Software »Processing« wurde als Schnittstelle zwischen Design und Programmierung entwickelt. Besonders in der Datenvisualisierung erfreut sie sich großer Beliebtheit, wenn es darum geht, die versteckten Merkmale umfangreicher Datenmengen zu erfassen und ersichtlich zu machen.

Die »Literative Gestaltung« widmet sich im Besonderen der Analyse von Textvorlagen und richtet dabei den Blick auf die zeitlichen Abläufe und die Sprachrhythmik ihrer jeweiligen Autoren. Die hierarchischen Ebenen wie Kapitel, Absatz, Satz und Wort werden freigelegt und entsprechend ihrer Reihenfolge, in einfache geometrische Formen umgewandelt.

Die daraus entstandenen Textvisualisierungen »Ulysses«, »Waiting for Godot« und »A Clockwork Orange« bieten dem Betrachter damit eine völlig neue Perspektive auf die nur allzu bekannten Werke aus Literatur, Theater und Film.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Caro Mühlheim

Weiß auf Weiß auf großer Fläche – in dieser aufwändigen, sehr präzisen Arbeit ist nichts gut sichtbar, aber alles gut fühlbar.

Caroline Mühlheim, Saskia Haller von Hallerstein, Lea von Terzi
Video

Aus einer Kooperation mit Fabrica, dem »communication research centre« von Benetton, entstand unter anderem dieses Video für den »international day of peace« am 21. September. Der Grundgedanke war, ein friedliches Zusammensein von Menschen aller Nationen und somit den Claim »feel united« zu visualisieren. Der Fokus des Videos liegt auf der nonverbalen Kommunikation und dem Kontakt der Darsteller. Der Kaleidoskopeffekt unterstreicht zusätzlich die Verbundenheit der Personen.
Die ausgewählten Videos wurden anlässlich des Weltfriedenstages auf den Live Screens der Benettonstores in Madrid, Barcelona und München und auf der Homepage der vereinten Nationen gezeigt.

In Zukunft wird es keine Arbeitsplätze mehr geben – Arbeit wird nicht in einem »9 to 5«-Job, sondern vielmehr in definierten Projektzyklen stattfinden. Gerade die Kreativbranche ist durch ihren hohen Kosten- und Zeitdruck einer der Pioniere, wenn es um die Arbeit in Projekten mit Freelancern geht. Wenn Agenturen in Zukunft immer mehr zum Generalunternehmen werden, die ähnlich wie in der Baubranche sich Kompetenzen in Form von Freelancern hinzukaufen, wird die Konkurrenz unter Freiberuflern und Einzelunternehmern immer weiter steigen. Wie kann sich der Einzelne hinsichtlich des Überangebots auf dem Markt positionieren und seine Qualitätsmerkmale glaubhaft nach außen transportieren? Wie kann sich der Kunde orientieren und diese Qualität erkennen?

Die Benchmark Design Union bietet Freelancern und Kreativen der Branche die Möglichkeit, unter einem gemeinsamen visuellen Dach sich das Renommee einer Agentur zu verschaffen, ohne physisch anwesend sein zu müssen. Im Kollektiv hat das Mitglied die Möglichkeit, losgelöst von Zeit und Ort mittels der digitalen Vernetzung und großen Online-Community an Projekten mitzuarbeiten. Hierbei hat das Mitglied durch die unverbindliche Teilnahme am Netzwerk selbst die Wahl, ob es an einem dargebotenen Projekt teilnehmen möchte.

Der hohe Individualitätsanspruch der Kreativen wird durch ein fluides Design gestillt, indem das Mitglied die Farbgebung des Logos durch individuelle Gestaltung mittels einer eigens gewählten Bildquelle bestimmt. Hierbei wird die Farbinformation des Quellbilds mit Processing neu berechnet und in ein neues System übersetzt, was die Farbgebung des Logos bestimmt.

Die Homepage www.benchmark-design.de und die Community auf Facebook www.facebook.com/benchmarkdesignunion sind ab sofort erreichbar.

Die Wut auf Reisen in München
Milka Cindric, Robert Dunkel, Ingrid Kesza, Stefanie Stahl, Alexander Tagiev

Welche Emotionen sind beliebt? Freude, Euphorie, Geborgenheit. Aber was ist mit der Wut? Kurz, knapp und ausdrucksstark ist sie zwar negativ belastet, aber reizvoll für ein spannendes Typografieprojekt: fünf Studierende der MD.H wollten die WUT an gegensätzlichen Orten inszenieren. Auf dem Kinderspielplatz, in einer Kirche, auf dem Rasen der völlig leeren Allianz Arena. Wo man sie nicht erwartet, soll die Wut den Betrachter zum Nachdenken inspirieren. Das Making-Of gibt es hier zu sehen: http://www.youtube.com/watch?v=UxGcOIONyhM