Stehsatz

Stefania Cervantes
Musikvisualisierung

Der Song »Happy« der Band »The Fryars« behandelt gesellschaftliche Mißstände der westlichen Welt unter dem Deckmantel einer fröhlichen, vielschichtigen Klangfolge.

Der Papierarbeit von Stefania Cervantes gelingt es diesem Umstand gerecht zu werden. Jedem Instrument weißt sie eine eigene Form und eine leuchtende Farbe zu. Die Komposition wirkt lebensfroh, ohne hierbei den Aspekt der Realität, den Umstand, dass alles nur oberflächlich positiv erscheinen mag, aus den Augen zu verlieren. Der schwarze Grund symbolisiert die negative Seite, die dem vermeintlich Positivem anhaftet – hier sinnbildlich durch einen schwarzen Grund dargestellt.

(Fotos: Saskia Haller von Hallerstein)

Musikvisualisierung zu Mozarts Divertimento in F-Dur, KV247, Allegro
Miriam Rieger

Das Modell von Miriam Rieger ist eine emotionale Interpretation des Musikstückes, auf der Grundlage einer  Zweiteilung in männliche und weibliche Töne.

Bei der Analyse des Stückes wird die Aufteilung in verschiedene Teilsequenzen deutlich, wobei sich die einzelnen Abschnitte hauptsächlich durch laute und sanfte Klänge sowie durch einen schnelleren und langsameren Rhythmus unterscheiden. Auf einer assoziativen Ebene wirkt es, als würde ein weiblicher und männlicher Part in Interaktion miteinander treten – in der Art eines »Pas de deux«. Die sanften, hellen und ruhigen Klänge beschreiben dabei den weiblichen Part, der männliche Part ist dahingegen dunkel, kräftig und tendenziell laut. Die Komposition scheint die Geschichte der Beiden zu erzählen, in einer Erzähl- bzw. Spannungskurve angelegt.

Die Visualisierung im Modell ermöglicht anhand der Farbgebung den weiblichen und männlichen Part voneinander zu unterscheiden. Der weibliche Part erscheint dabei in einem abgetönten, gelblich schimmernden Weißton. Dies spiegelt Wärme, Heiterkeit und eine gewisse jugendliche Naivität wieder, der überwiegend sanften, hellen und ruhigen Töne.Der männliche Part hingegen ist in einem kühlen und sehr hellen Blau eingefärbt. Dadurch werden die kühlen und eher lauten Klänge repräsentiert. Die einzelnen Stäbchen, die Repräsentationen der Klänge, sind aus Passepartoutkarton gefertigt und auf eine Breite von einem Zentimeter zurechtgeschnitten.
Stephanie Vouilléme
Typografie, 1. Semester

Eine handwerkliche Auseinandersetzung mit dem Thema »Laut und Leise«, vorgelegt von Stephanie Vouilléme. In ihrer Arbeit steht das imperative Verbot stellvertretend für den Begriff »Laut«. Demgegenüber wird das Erlaubte, das Gängige mit »Leise« gleichgesetzt. Die Arbeit lebt von dem nostalgisch anmutenden Stil ebenso wie von den Kontrasten und wurde komplett von Hand gefertigt.

Initialen Teil 2: Zum Entwurf zum Druck

Im Initialenkurs von Peter Gericke sehen und verfolgen die Studierenden den langen Weg vom Entwurf der Initiale bis zum fertigen Druckwerk aus der Handpresse.

Es beginnt mit der klassischen Herangehensweise – dem zeichnerischen Entwurf (siehe Blogeintrag vom 20.9.2012). Hierauf folgt die Reinzeichnung, die viel Augenmaß, eine ruhige Hand, Geduld und Sorgfalt verlangt – erschwerend kommt hinzu, dass jede Farbe eine eigene Zeichnung verlangt, die sich präzise und  passgenau mit den andersfarbigen Elementen zu einem fehlerfreien Gesamtbild einfügen muss. Bei diesem diffizilen Prozess ist die kritische Begleitung eines erfahrenen Auges, nicht selten die praktische Unterstützung einer meisterlichen Hand wahrlich eine unschätzbare Hilfe.

Im zweiten Abschnitt wird mit Hilfe dieser Vorlagen die Herstellung der sogenannte Nyloprints für den späteren Druck vorbereitet. Die Nyloprints selbst stellt ein externer Druckservice gemäß der Reinzeichnung her. Der eigentliche Druck beginnt, wie auf den Fotos zu sehen, mit dem Ablösen der alten vorherigen Nylos, die in der Regel für zukünftige Projekte aufgehoben werden – sie sind schließlich für die Studierenden kaum wieder herzustellende Unikate.  Im Anschluss wird der Unterbau angepasst, dessen Breite auf die Größe des Nyloprints und dessen Höhe auf die Schrifthöhe justiert werden muss. Schließlich werden die Nylos montiert, die Abziehpresse eingerichtet und die Farbe gemischt. Wie ein erfahrender Buchdrucker weiß, wird dabei stets etwas Weiß beigemischt, wodurch eine gleichmäßigere, flächigere Farbwirkung entsteht. Nun kann endlich, nach vielen Stunden des Entwerfens (und Verwerfens), des sorgsamen Zeichnens, der externen Fertigung der Druckvorlage, des Montierens und Farbmischung der Druck beginnen.

Nach dem ersten Farbauftrag wird das Blatt zum Trocknen aufgehängt, dann folgt der Druck der nächsten. Um die Passgenauigkeit der einzelnen Druckschritte zu erreichen, greift der erfahrene Drucker nicht selten auf die Technik des Drehpunktschließens zurück. Etwaige kleinere Ungenauigkeiten können so ausgeglichen werden.

Auch hier schafft es Herr Gericke wieder, die im digitalen Zeitalter Aufgewachsenen für klassische, althergebrachte Fertigkeiten zu interessieren und für das haptische, handwerkliche Erlebnis zu begeistern.

Mia Stevanovic

Eine ausdrucksstarke Kalligrafie legt Mia Stevanovic vor. Ungewöhnlich streng in der klaren Ausrichtung von rechts oben nach links unten, wirkt sie sehr diszipliniert und dabei doch expressiv. Die horizontalen, verwaschenen, in die Gegenrichtung mäandernden Elemente auf der linken Seite kontrastieren stark mit der exakten, präzisen, die Senkrechte betonenden Schrift auf der anderen Seite.

Fläche und Schrift stehen sich in Blau und Schwarz auf getöntem Papier gegenüber, fast wie durch einen Falz getrennt, gegensätzlich und dabei doch harmonisch.

Theresa Schauer
Musikvisualisierung – »eckig« und »rund«

Theresa Schauers Musikvisualisierung beschäftigt sich, wie bereits die Arbeiten von Sebastian Ibler (Blogeintrag vom 06.09.12), Mia Stevanovic (Blogeintrag vom 05.08.12) und Ivonne Budig mit dem Lied »Old Flame« von Arcade Fire.

Theresa Schauer arbeitet mit den Gegensätzen »eckig« und »rund«, um die Stimmung des Liedes zu erfassen und visuell widerzuspiegeln. Ihrer Auffassung nach kontrastieren die Instrumente, die eher ein angenehmes Gefühl vermitteln, mit der Beklommenheit, die die Stimme des Sängers evoziert. Durch die Verwendung von in Holz eingeschlagenen Nägeln wird eine zusätzliche Dimension verfügbar.

Mithilfe von Garn lässt sich somit eine weitere Ebene aufspannen, welche die Gespaltenheit oder auch die Vielschichtigkeit des Songs widerspiegelt. Die kantige, kalte Stimme findet sich durch Vierecke in verschiedenen Blau- und Grüntönen charakterisiert, wobei jedes einzelne Wort in die Kategorien »kalt«, »neutral« und »warm« eingeteilt wurde. So entsteht ein »Farblied«, welches in die zuvor entwickelte Welle eingefügt ist.

Der Instrumentalteil wird durch das Garn visualisiert und bildet einen warmen Gegenpart zur Stimme.

Während sich die Farbabstufung an der ansteigenden Klangwärme orientiert, ist jedem Instrument ein anderer Blau-Violett-Ton zugeordnet und in unterschiedlichen Kurven umgesetzt. Um trotz allem die Einheit von Gesang und instrumentaler Begleitung zu bewahren, sind die Vierecke in Anlehnung an den Verlauf der »Instrumentalkurven« ebenfalls in Form einer Welle angeordnet.

Das Garn der Instrumente läuft zu beiden Seite hin aus, wodurch das Gefühl vermittelt wird, dass die instrumentale Begleitung, die Melodie und die Stimmung des Songs gewissermaßen über das Verstummen des Sängers, über das Ende des Liedes weiterwirkt.

Viktoria Brandstetter
Kalligrafie – Exakte Schönschrift

Viktoria Brandstetter legt mit dieser auf Büttenpapier geschriebenen Kalligrafieübung des 2. Semesters eine Arbeit von beachtlicher, ja geradezu klassischer Qualität vor. Der Liebesbrief – mit »Ludwig« unterzeichnet, an seine nicht namentlich genannte Geliebte – zeichnet sich durch exakt durchgehaltene Form und gleichzeitig präzisen, beseelten und damit dem Inhalt entsprechenden Schreibstil von der ersten bis zur letzten Zeile aus.

Sebastian Ibler
Kalligrafie – alte Schreibtechnik im Experiment

Sebastian Iblers eindrucksvolle Arbeit, die im 2. Semester Schrift und Typografie entstand, ist ein gutes Beispiel dafür, wie handwerkliches Können gestalterische Kräfte freisetzt und befeuert.

Der traditionellen Fassung mit Pinsel und Farbe stellt Ibler einen inversen Entwurf gegenüber, bei dem er die Schriftzeichen mit einem Maskierungsfilm auftrug, anschließend die gesamte Fläche Schwarz bemalte, um im letzten Schritt das Maskierungsmaterial zu entfernen, so dass der papierene Untergrund wieder hervortrat.

Ivonne Budig
Visualisierung von Musik – Teil 3

Eine weitere Arbeit zum Thema Musikvisualisierung (siehe Blogeinträge vom 6.9.2012 und 5.8.2012) eines »Arcade Fire«Songs stammt von Ivonne Budig.

Sie beschreitet in ihrer Arbeit einen ganz anderen Weg. Ivonne greift dabei auf klare Formen und Strukturen zurück, nicht auf Farbe. Passend zu der sehr klaren, reduzierten Herangehensweise wählt sie ein klassisches Material – weißes Papier.

Inspirationsquelle hierfür war japanische Origami- und Kirigamikunst, aber auch die Scherenschnitt-Technik. Die unterschiedlichen Ausschnitte in den Papierkuben und die damit verbundenen abwechslungsreichen Licht- und Schattenwürfe reflektieren dabei die variierende Modulation der Stimme, die Facetten des Gesanges.

Trotz bzw. gerade aufgrund der Schlichtheit des Konzeptes und der Beschränkung auf ein Material, weißes Papier, ist der Reichtum an Lichteffekten frappierend und versetzt den Betrachter nachhaltig in Erstaunen.

Die Idee funktioniert und trifft hier obendrein auf ausgezeichnetes Handwerk.

Sebastian Ibler
Visualisierung von Musik

Sebastian Iblers Arbeit ist die Visualisierung des Musikstückes »Old Flame« von Arcade Fire, das bereits Mia Stevanovic optisch umgesetzt hatte (siehe Blogeintrag vom 5.8.2012). Im Gegensatz zu ihrer Arbeit, die sich in erster Linie auf die emotionale Ebene konzentriert, fokussiert er den Aufbau des Songs, sozusagen das kompositorische Konstrukt hinter den Klängen. Er unterteilte »Old Flame« in 15 Sequenzen bzw. einzelne »Module«, die er einzeln visuell herausarbeitet, in einem dreidimensionalen Modell umsetzt und damit tatsächlich greifbar macht.

Die Einteilung in 15 repräsentative Einzelformen erfolgt im 16 Sekundentakt, die Formquantität entsteht durch Instrument und Intensität. Die optische Angleichung erfolgt durch Zwischenformen. Das finale dreidimensionale Objekt hat er aus MDF-Platten eigenhändig in mühevoller Kleinarbeit mittels Lasertechnik im Münchner FabLab hergestellt.