Stehsatz

Workshop Type Design: Urban Type – Eine typografische Spurensuche im Stadtbild 
Hanna Rasper

Die Stadt ist voller Buchstaben und Zeichen. Im Fokus eines mehrtägigen Typo-Workshops an der Mediadesign Hochschule Berlin standen Schriftfragmente im urbanen Raum, die sich erst auf den zweiten Blick offenbaren.

Hanna Raspers Suche nach spannenden typografischen Fragmenten, führte direkt an die Knotenpunkte der Hauptstadt, wie dem Alexanderplatz oder dem Kottbusser Tor. Dort fand die Studentin jede Menge Vorlagen für die von Ihr erdachte Schrift, welche schlicht und einfach dem bestehen sollte, was Tauben der Stadt hinterlassen.

Aus den unzählgen Fotografien wurde am Ende des Workshops ein Alphabet aus 26 Versalbuchsstaben erstellt, welche komplett oder einzelnen Buchstaben auf Plakate und Postkarten gedruckt wurden.

Quinne – Zeichnung und Digitalisierung einer kalligraphisch inspirierten Satzschrift

Im Rahmen meiner Bachelorarbeit habe ich mich entschieden eine Satzschrift zu entwickeln, die aufgrund des persönlichen Interesses für Kalligraphie einen handschriftlichen Charakter besitzt. Dabei bedarf es nicht nur vieler zeichnerischer Ansätze und Kenntnis im Umgang mit dem Programm, sondern auch einer Auseinandersetzung mit der Geschichte der Schrift. Es war wichtig sowohl die Entwicklung der Buchstaben im Bezug auf Lesbarkeit und Rhythmus zu beobachten als auch die Formsprache und den Duktus der Zeichen in den unterschiedlichen Epochen zu untersuchen.
Der handschriftliche Aspekt spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Schreibmeister und Kalligrafen kopierten die Zeichen ihrer Vorgänger und änderten diese oftmals nach eigenem Ermessen ab. Unzählige Variationen der zeitlich vorherrschenden Schriften entstanden, die sich mitunter von Region zu Region unterschieden.
Auf dem Weg zur Antiqua – der Basis unserer heutigen Satzschrift – erfuhren die Buchstaben einen starken Wandel, der sowohl auf den jeweiligen zeitlichen und technischen Gegebenheiten als auch auf dem Verdienst einzelner Personen fußt.
Unternimmt man also den Versuch eine Satzschrift mit kalligraphischem Duktus zu entwickelt ist es genauso von Vorteil sich mit Veränderungen der Buchstaben bezüglich der Lesbarkeit zu beschäftigen, ebenso wie die verschiedenen Formen der einzelnen Schriftepochen zu beobachten.
Die Quinne ist nun eine handschriftliche Antiqua, die in ihrer Entstehung viele dieser verschiedenen Einflüsse in sich vereint und nun ihre Eigenständigkeit durch die Interpretation der unterschiedlichsten Stile erhält.

Almanach einmal anders
Veronika Disl, Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Lars Reiners, Maria-Theresia Steiner

Die Bachelorarbeiten der Absolventen des Fachbereichs Mediadesign werden in einem »dreispurigen« Leporello dargestellt. Dabei wurde das Format so unterteilt, dass jede Arbeit auf einer der drei Papierbahnen, auf drei nebeneinanderliegenden Feldern präsentiert wird. Diese Felder folgen einer klaren Strukturierung. So ist je auf einem Feld das Profilbild des Bacheloranden, ein aussagekräftiges Bild der Arbeit und eine kurze Beschreibung dazu, sowie der Kontakt des Absolventen abgebildet.

Der typographische Reiz liegt dabei in einer rhythmischen Anordnung der Informationen zu den Arbeiten und der Absolventen. So ist der Titel jeder Arbeit in Versalien gesetzt und in einem harmonischen Raumgefüge frei und im Bezug zu dem Fließtext angeordnet. Außerdem sind sowohl Schrift, als auch Bilder ausschließlich in einer Farbe angelegt, wofür bei den Bildern ein einfarbiger Duplex-Modus angewendet wurde.

Die besondere handwerkliche Weiterverarbeitung durch die Falzung und eine ausgeklügelte Falt- und Schneidetechnik ermöglicht es, dass sich die drei Papierbahnen gegeneinander Halt geben und das Leporello aufgestellt werden kann, womit eine neue Dimension der Betrachtungsweise erreicht wird.

Das Konzept, die Gestaltung und Umsetzung stammen von Studenten des Fachbereichs Mediadesign unter der Leitung von Prof. Sybille Schmitz.

Editorial Design (3. Semester)
Stillstand in Bewegung
Lea Roth

Lea Roth hat sich mit dem Futurismus und seinen Darstellungen von Bewegungsabläufen beschäftigt. Wie kommt es zu der dynamischen Sinneserfahrung von Abläufen und dem Bewusstsein von Veränderungen in einem hektischen Tagesverlauf, wo man doch beim Festhalten der einzelnen Momente einem stehenden Bild gewahr wird. In einem Selbstversuch kehrt sie über viele Stunden zur immer gleichen Aufnahmeposition vor ihrem Fotoapparat zurück, um einzelne Momente, die »Gesichtspunkte« in ihrem Zeitablauf festzuhalten. Diese unterschiedlichen Momente werden in diesem Buch zu einem dynamischen Gesamtbild zusammengetragen.

Dieses Buch wird zusammen mit vielen anderen Arbeiten der Klasse MD1012 in der Ausstellung »Zeitzeichen zwischen Stillstand und Bewegung« im Kulturcentrum Puchheim (www.puc-puchheim.de) vom 16. Mai bis 1. Oktober 2014 zu sehen sein. Diese Ausstellung setzt sich anlässlich des 100. Jahrestages des Kriegsbeginns 1914 mit einem für die Zeit bezeichnenden Gegensatz auseinander: Das vor 1914 berühmte Puchheimer Flugfeld wurde nach Kriegsbeginn in ein Gefangenenlager umgewandelt. Dieser Kontrast – die Entwicklung einer neuen Freiheit durch die schnelle, erhabene Bewegung in der Luft und die demoralisierende Erfahrung der Gefangenschaft – war Teil der Aufgabenstellung dieses Studienprojektes.

Kalligrafie 2. Semester
Sonja Schröder

Henri Fords Zitat » Misserfolg ist lediglich eine Gelegenheit mit neuen Ansichten noch einmal anzufangen.« hatte mich seit Beginn meines Studiums begleitet. Mag das Zitat insbesondere auf das Gebiet des Schreibens zutreffen, dass dem Anfänger viel Geduld und Hingabe abverlangt bis erste brauchbare Entwürfe entstehen. Ich erprobte mich im Erarbeiten von Schwungelementen in Kombination mit den Charakteristika des Wechselzuges.

Letztendlich zeichnete ich meine entwickelte Schriftform mit einer sehr dünnen Feder vor, um sie dann mit einem dünnen Pinsel auszuarbeiten.

 

Musikvisualisierung: 1. Semester
Carolin Ganterer
Visualisierung zu »Kelly watch the Stars«

Carolin Ganterer legt ein kunstvolles Papierobjekt als Metabild für das Lied »Kelly watch the stars« vor. Der Synthie-Pop-Klassiker aus den späten 90er Jahren regt zum Träumen an und dies mit einfachsten Mitteln. Die akribische Kirigamiarbeit, in schlichtem Weiß gehalten, lässt hierbei genug Raum für Assoziationen, visualisiert Klangfolgen, ohne dabei aufdringlich zu werden. Ganz im Sinne der Musiker.

Editorial Design (3. Semester)
»Flucht – Ein Buch über Fluchtmittel, Orientierung, Tarnung, Verstecke, Lücken im System und Ziele«
Corina Garmaier, Corinna Rusker, Lisa Maria Tiefenthaler

Fluchtbewegungen sind mit besonderen Überlegungen hinsichtlich Transportmittel, Wege, Orientierung, Tarnung, Ziele u.a, verbunden. Dies in einer kraftvollen grafischen Sprache spannungsreich zu visualisieren ist den drei Studentinnen mit diesem Buch gelungen. Dieses Fluchtbuch wird zusammen mit vielen anderen Arbeiten der Klasse MD1012 in der Ausstellung »Zeitzeichen zwischen Stillstand und Bewegung« im Kulturcentrum Puchheim (www.puc-puchheim.de) vom 16. Mai bis 1. Oktober 2014 zu sehen sein. Diese Ausstellung setzt sich anlässlich des 100. Jahrestages des Kriegsbeginns 1914 mit einem für die Zeit bezeichnenden Gegensatz auseinander: Das vor 1914 berühmte Puchheimer Flugfeld wurde nach Kriegsbeginn in ein Gefangenenlager umgewandelt. Dieser Kontrast – die Entwicklung einer neuen Freiheit durch die schnelle, erhabene Bewegung in der Luft und die demoralisierende Erfahrung der Gefangenschaft – war Teil der Aufgabenstellung dieses Studienprojektes.

Objektlösung – Hybrid der Gegensätze
Stefan Stork

Idee und Aufgabe bestand darin den Unterschied zwischen Statik und Dynamik zu verdeutlichen. Dem Objekt geht eine statische Grundform – ein Kubus – voran. Dicke und robuste Erdkabel bilden Rundungen im Objekt aus. Eigenwillige Bögen, kräftige Linien wuchern aus dem statischen Würfel und lassen ihn zu einem dynamisierten Körper werden. Das Objekt wirkt als eigenständige Installation – als Hybrid aus gegensätzlichen Begriffspaaren sowie Materialien.

Das Vermächtnis von Lina Haag – Ein dialektisches Ausstellungskonzept

2013, achtzig Jahre nach dem Beginn der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, schwinden die Zeitzeugen dahin. Mit ihrem Schwinden, hat sich die Erinnerungskultur der Deutschen stark gewandelt. Die Stimmen der Opfer des Regimes werden immer leiser. In naher Zukunft werden die jungen Generationen auf die Dokumente und archivierten Zeitzeugnisse angewiesen sein, weshalb es umso bedeutender ist, die existierenden überlieferten, persönlichen Gespräche und Erzählungen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen und die Auseinandersetzung mit der schweren Thematik für künftige Generationen möglichst verständlich aufzubereiten. Mit dem Ausstellungskonzept möchte ich die beispiellose Lebensgeschichte einer kommunistischen Widerstandskämpferin greifbar machen, die sich bis zum letzten Atemzug dem Pazifismus, dem Antifaschismus, dem Kampf um Gerechtigkeit verschrieben hat. Es ist die Geschichte meiner Uroma Lina Haag, die 2012 im Alter von 105 Jahren verstorben ist. Nach ihrem elfjährigen Kampf um Freiheit und das Leben ihres Mannes, schrieb sie ihm einen Brief, in dem sie alle Erlebnisse der vergangenen, qualvollen Jahre dokumentierte. Dieser Brief wurde 1947 als einer der ersten Zeitzeugenberichte als Buch, unter dem Titel »Eine Handvoll Staub«, veröffentlicht. Seither wurde es hunderttausendfach gedruckt und ihr Leben zahlreich porträtiert, doch steht dabei meist ihr politisches Wirken und ihr Mut im Fokus. Das Ausstellungskonzept umfasst ihre über hundertjährige Lebensgeschichte als Ganzes. Ihr Leidensweg als politische Kämpferin und ihr lebenslanges Engagement für Gerechtigkeit stehen dabei ebenso im Fokus wie ihr Leben als liebende Ehefrau, Mutter, Großmutter und Urgroßmutter. Anders als bei vielen Werken die sich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte beschäftigen, soll ihr gesamter Lebensweg im Kontext wahrgenommen werden und dem Betrachter auf eine bewusst distanzierte Art angeboten werden, tiefer einzutauchen, nachzufühlen und zu verstehen.

Nichts für Schlafmützen! – HDR-Fotografie

Die HDR-Technik hat mich schon längere Zeit interessiert. Bei dieser Technik werden Bilder mit verschiedenen Belichtungen aufgenommen und zu einem Bild kombiniert. Dadurch erreicht man einen riesigen Dynamikumfang. Mit PhotomatixPro, einem HDR-Programm, wird der Dynamikumfang des HDR-Bildes wieder reduziert, da kein Ausgabegerät diesen hohen Dynamikumfang darstellen kann. Dieser Arbeitsschritt wird »tonemapping« genannt und ermöglicht unterschiedlichste Bildstile – von quietschend bunt bis hyperrealistisch!

Ich habe mich auf Architekturfotografie konzentriert; vor allem alte Gebäude erscheinen durch die HDR-Technik in neuem Glanz. Das Fotografieren stellte sich als sehr zeitintensiv heraus. Um Geisterbilder zu vermeiden, mussten die Plätze so leer wie möglich sein. Dies ist auf viel belebten Plätzen nur spät nachts oder in der Morgendämmerung möglich. Interessant ist, dass man das Endergebnis erst am Rechner sehen kann und davor nicht weiß, ob sich die Bilder bzw. das Motiv für die Technik eignen. Fotografiert wurde mit Stativ und Fernauslöser, auf die Automatikfunktionen der Kamera wurde gänzlich verzichtet. Im folgenden eine kleine Auswahl der Bilder.