Stehsatz

Schriftanalyse 2. Semester: Philipp Elsner, Emily Henderson, Tatjana Burka
Kabel, Klingspor, Koch

Für unser Typografie Projekt »Schriftanalyse« fiel die Wahl auf die seriefenlose Schrift »Kabel« von Rudolf Koch. Im Laufe unserer Recherche fiel uns auf, wie umfangreich das Material rund um Rudolf Koch und seine Schriften ist. Seine Arbeit führte er im Umfeld vieler anderer Künstler, Handwerker und Schriftentwerfer in der Schriftgießerei Klingspor aus.

Wir hatten nun also drei wesentliche Gebiete, die erwähnenswert sind: Die Schriftgießerei Klingspor mit all ihren Künstlern, der Künstler Koch im Speziellen, und seine Schrift Kabel. So fiel unsere Entscheidung für jedes Thema ein Buch zu verfassen – KKK.

Im ersten Buch, das sich mit der Schriftgießerei Klingspor befasst, wird ein Blick auf die damalige Zeit geworfen, mit all ihren Revolutionen, Evolutionen und Bewegungen. Die vielen Künstler wie Eckmann, Behrens und Tiemann werden biographisch vorgestellt und ihre Schriften mit großen Abbildungen präsentiert.

Im zweiten Buch unserer Serie wird Rudolf Koch vorgestellt. Sein Leben, seine Karriere, seine Werke, seine Werkstatt und die ewige Suche nach seiner Bibelschrift. Rudolf Koch, der Schreiber, der Mann, der hinter der Kabel steht. Koch hat in seinem Werdegang zahlreiche Schriften erschaffen, unteranderem »deutsche Schrift«, »die Frühling« und »die Karl Klingspor Schrift«. Das Besondere an seinen Schriften ist, das er sie aus seiner eigenen Handschrift und mit der Feder entwickelt hat. Seine Schriften und Werke sind sehr ausdrucksstark und voller Leben. Den Schmerz und die Lebenserfahrungen, die er im Krieg erlebt hat, wurden in seinen Werken zum Ausdruck gebracht und auch sein starker Glaube an Gott beeinflusste seine Arbeit sehr.

Das dritte K steht im Zeichen der Grotesk. Die Schriftanalyse der »Kabel« von Rudolf Koch geht über den geschichtlichen Hintergrund der serifenlosen Schrift über die Analyse der einzelnen Zeichen und ihr Verhalten im Mengentext zu Varianten und Anwendungsbeispielen.

Typografie und Schrift, 2. Semester: Nicolai Bähr

Meine freie Schriftarbeit ist eine Art Hybrid, eine Verschmelzung zwischen dem asiatischen und dem römischen Formenkanon. Experimentelle Textstrukturen, präsentiert in einem Tryptichon, sollen das Prinzip der Lesbarkeit herausfordern, ja konterkarieren und letztlich in Frage stellen. Das O greift hierbei störend in die Textstruktur ein.

Inspiration dafür fand ich in der Arbeit des amerikanischen Streetartkünstlers Retna, der seine eigene Zeichenmatrix angelehnt an die oder vielmehr der asiatischen und der arabischen Schriftkunst entlehnt entwickelte.

Die Vollendung der Klassizistischen Schrift
Typografie 2. Semester: Cornelia Engel, Katharina Krepil, Anna Schemmel

Die Didot, die »Vollendung der Klassizistischen Schrift« ist der Titel unserer Schriftanalyse im Fach Typografie. Darin verdeutlichen wir das Zusammenspiel innerhalb der Dynastie Didot, portraitieren den Werdegang wichtiger Familienmitglieder, ihren Beitrag zur Schrift Didot und ihren immensen Einfluss auf die klassizistische Schrift selbst. Spricht man nämlich von der Schrift Didot, spricht man dabei nicht von einem einzelnen Typografen, sondern von einer Pariser Druckerfamilie, die auf die Entwicklung der klassizistischen Antiqua großen Einfluss nahm. Einige Familienmitglieder vereinten ihre Schaffenskraft zu einem gemeinsamen, epochalem Werk. So entstand neben der Schrift die Vereinheitlichung des typografischen Punktesystems, und darüber hinaus auch Erfindungen die zur Arbeitserleichterung in den Druckereien führte.

Wir gewähren einen sorgfältigen Einblick in die Entwicklungsgeschichte von Anbeginn bis zur Digitalisierung, der bewusst macht wie umfangreich und zeitaufwendig die Vollendung dieser eleganten Schriftart, die durch ihren Fett-Fein-Kontrast besticht, war und wie sie sich im historischem Kontext entwickelt hat. So führt die Reise in diesem Kapitel über die Lettern der »Romain du roi« von Philippe Grandjean über die Buchstaben von John Baskerville bis hin zu der Vollendung der klassizistischen Schrift, eben der Didot.

Auch wird in diesem Kapitel die besondere Herausforderung in der Digitalisierung, welcher sich der Typograf Adrian Frutiger annahm, beschrieben. Durch verschiedene Beispiele aus dem Bleisatz werden in unserem Buch die Abweichungen zum Originalschnitt der Didot dargelegt und klar aufgeführt.

In der Analyse der Didot, dem Herzstück des Buches, werden die Anomalien der Schrift verdeutlicht. Erst hier wird klar wie minimal die Unterschiede der einzelnen Buchstaben untereinander sind. Mit bloßem Auge sind diese nicht unmittelbar erkennbar, sondern werden erst bei starker Vergrößerung sichtbar. Der Vergleich der Didot mit der Bauer Bodoni verdeutlicht nochmals, wie einzigartig, präzise, elegant und kontrastreich diese Schriftart ist. Die Besonderheit an unserem Buch ist, dass wir bei unserer Recherche und Analyse auf einen Originaldruck von 1801 aus dem Haus Pierre Didot zurückgreifen konnten. Es handelt sich dabei um »Voltaire«, mit der vollendeten Schrift von Firmin Didot. In unserem Buch ist dieses fotografisch abgebildet und zu bewundern.

Fotos: Sybille Schmitz

unverstanden
Bachelorarbeit: Larissa Gorzawski
Philipp Luidl († August 2015)
unverstanden

die neugier des fensters

wächst mit der dunkelheit
lösch ich das licht

wendet das fenster
sich an den himmel

dort redet der stern
die sprache der schöpfung

und nacht für nacht
wiederholt das glas
die unverstandenen worte

Was kann man finden – nur in diesen paar Zeilen Text? Schon auf den ersten Blick werden aus dem Gedicht des Typografen Philipp Luidls intensive Emotionen ersichtlich – aber was, wenn man noch tiefer geht?

Mit Feder und Tinte spüre ich in meiner Bachelorarbeit allem nach, was in diesen elf Zeilen Text verborgen ist. Ich verzeichne die Rhythmik und die Balance ebenso wie die Emotionen, bis eine dichte, umfassende Karte entsteht.

Autor: Larissa Gorzawski, Fotos: Lars Reiners

Kalligrafie 2. Semester
Stephanie Dehler

Die Kalligrafiearbeit pendelt zwischen traditioneller Schriftzeichnung und Graffitokunst. Sie ist geprägt vom Gegensatz zwischen runden und eckigen Formen, zwischen der Haptik des bearbeiteten und des unbearbeiteten Papiers sowie durch die unterschiedlichen Grauabstufungen.

Das zitierte Sinnspruch »Man erkennt den Autor vielleicht besser aus der Schrift als aus dem Leben« beschreibt im Bezug auf Typographie exakt das, was in der Graffiti-Szene wohl bekannt und grundlegend für das Selbstverständnis eines jeden Sprayers ist. Die Zeichnung demgegenüber orientiert sich an den Konventionen der Schriftgestaltung.

Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Paulina Meider

Vor dem Zeitalter der technischen Reproduktion, erst recht vor der Epoche der digitalen Kopie entstanden Schriftstücke rein händisch, von geübten Schreibern in Unikaten, als Kunstwerke eigenen und vor allem einzigartigen Ranges.

Davon inspiriert entstand die vorliegende, mit einer dünnen Feder gefertigte kalligrafische Arbeit. Ähnlich einem Eiskunstläufer dreht die schwungvolle kyrillische Schrift Zeile für Zeile neue Pirouetten. Ihre Ausformungen gleiten auf der Papieroberfläche mit einem dezenten, aber dennoch bestimmten Charakter. Für diesen Auszug aus dem berühmten Roman von Fjodor Dostojewski ist außer einem klassischen Blatt Papier nichts weiter von Nöten, um dem Werk einen einzigartigen, optisch wie auch haptisch erfahrbaren Flair zu verleihen, der dem literarischen Rang würdig ist.

Fotos: Lars Reiners

Schrift und Kalligrafie 2. Semester: BLICK (Acryl auf Plexiglas)
Maria Theresia Steiner

Die Arbeit will [Ein]blick im Wortsinn in Schrift schaffen. Von Weitem wirken die einzelnen Letter wie Buchstaben, gefüllt mit diversen Farben, doch bei genauerem Betrachten ist erkennbar, dass jede einzelne Fläche aus einer Vielzahl kleiner Punkte besteht (Simultankontrast), die sich teilweise verdichten. Es wurde eine handgezeichnete, serifenlose Type mit geometrischem Charakter gewählt, um dem filigranem, fast spielerisch wirkendem Innenleben die nötige Stabilität zu bieten.

Fotos: Lars Reiners

Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Stefan Stork

Laut und Leise sind gegensätzliche Pole – das Laute nimmt dem vermeintlich Leisen die Aufmerksamkeit. Das Objekt soll die öffentliche Wahrnehmung der »NSA« verdeutlichen: Eine sich weltweit ausbreitende Krake, die gleich einer Spinne leise und kaum wahrnehmbar ihre Fäden spinnt und Personen von öffentlicher Relevanz sowie mutmaßlicher Gefährlichkeit überwacht. Nach jeder Enthüllung eines neuen Aspektes der Überwachung durch die »NSA« wird diese – sicher zurecht – lautstark und unübersehbar in den Medien angeprangert.

Hier stehen sich die fast geräuschlose Unauffälligkeit des Klandestinen und der zornige Aufschrei der Empörung gegenüber, sie verknüpfen und überlagern sich in dieser Arbeit konkret zu einem (Faden-) Geflecht, aus dem sich die Versalien »NSA« schälen.

Fotos: Lars Reiners

Kalligrafie und Schrift, 2. Semester
Stefanie Kutzschbach

In der Typografie wird normalerweise nichts dem Zufall überlassen. Mein »Alphabet im Geäst« war hingegen ein Projekt, dessen Ausgang zu Beginn nicht komplett vorhersehbar war. Denn die Natur hat ihren eigenen Willen, den der Mensch, wenn überhaupt, nur begrenzt beeinflussen kann. So war anfangs nicht ganz klar, an welcher Stelle oder im Geäst welchen Baumes die einzelnen Buchstaben gefunden und fotografiert werden können. Nach intensiver Sammlung entstand ein komplettes Alphabet aus Holz und Ästen, das meinen Blick auf Bäume wohl nachhaltig verändert hat.

Kalligrafie 2. Semester
Julia Nitzsche

»I see fire« ist ein Song von Ed Sheeran, der Ende letzten Jahres als Titelmusik zum Film »Der Hobbit: Smaugs Einöde« sehr bekannt wurde. In dem Lied geht es um die Kerngeschichte des Films, um Vernichtung, Elend, Feuer, Tod. Doch auch die Hoffnung und der gemeinschaftliche Zusammenhalt spielt im Lied, wie auch im Film, eine bedeutende Rolle. So soll auch diese Arbeit beide Seiten widerspiegeln.

Zum einen verdeutlicht der verbrannte Untergrund den Untergang und die Vernichtung des Dorfes im Film, das durch einen riesigen Drachen verbrannt wurde. Die Holzplatte wurde dazu angezündet, bis die Oberfläche rußig schwarz wurde und anschließend mit goldener Tinte bearbeitet.

Zum anderen symbolisieren die Schriftbahnen die Hoffnung und den Zusammenhalt im Lied. Eine Schrift, die für immer bleibt, egal was mit ihr passiert. Hier wurden die Leinwandstücke nach dem beschriften teilweise angezündet, wodurch ein effektvolles Gesamtbild entsteht. Trotz der Zündelei ist der Text immer noch lesbar, was gut zum Sinnbild passt. Die Schrift an sich entstand frei aus der Hand heraus.