Stehsatz

Lisa Maria Tiefenthaler
Typografie 2. Semester

Meine Arbeit umfasst die geometrische Entwicklung eines Alphabets mit Ligaturen und Satzzeichen. Die handwerklich konstruierte Schrift erhält durch die schräg gestellte Schriftlage mehr Dynamik. Die Versalhöhe (z.B.: M, W, N) und die Mittellänge (x-Höhe) der Minuskeln sind teilweise identisch und unterscheiden sich durch einen verlängerten Strich der Majuskeln. Die Dickte der Minuskeln ist (bis auf wenige Ausnahmen) einheitlich, die Zeichen besitzen Elemente von einfachen gebrochenen Schriften.

Ich habe sie dazu eingesetzt die Werke »Faust. Der Tragödie erster Teil.« und »Der Erlkönig«von Johann Wolfgang von Goethe umzusetzen. Entstanden sind eine farbige Lesezeichen-Serie und mehrere Plakate.

Miriam Rieger, Kevin Kremer, Corinna Rusker
Typografie 2. Semester: Analyse der Theinhardt Grotesk

Ein Steckbrief der »Theinhardt Grotesk« würde recht einfach aussehen. Es handelt sich bei der 2009 veröffentlichten Schrift um eine statische Grotesk des Schweizers François Rappo, die stark der »Akzidenz-Grotesk« von Berthold ähnelt. Doch wer hätte gedacht, dass sich während der Recherche für die Schriftanalyse mehrere geschichtliche Widersprüchlichkeiten auftun.

Geschichtliche Widersprüchlichkeiten

Dabei ging es stets um eine Schrift – die »Royal Grotesk«. Basierend auf einem Schriftmuster dieser Serifenlosen schuf François Rappo seine »Theinhardt Grotesk«, benannt nach Ferdinand Theinhardt, einem Schriftgießer und -schneider zwischen 1820 und 1906. Die bereits erwähnten Widersprüchlichkeiten handelten stets davon, ob Ferdinand Theinhardt die »Royal Grotesk« geschnitten hatte, oder nicht. Die umfassende Recherchearbeit, auch zu anderen einflussnehmenden Schriften und Schriftgießereien des frühen 20. Jahrhunderts, wurde in einem großen geschichtlichen Teil in der Schriftanalyse verarbeitet. Die Frage, ob Ferdinand Theinhardt nun die »Royal Grotesk« geschnitten hat, konnte nicht ganz beantwortet werden.

Formale Aspekte

Der zweite Teil der Schriftanalyse beinhaltet u.a. die umfassende Analyse der formalen Aspekte der »Theinhardt Grotesk«. Speziell zu der Wirkung der Schrift, findet sich ein ausklappbares Poster im Buch, das die Eigenschaften der »Theinhardt Grotesk«, als »neutraler Berichterstatter« besonders hervorhebt. Außerdem war Herr Rappo gegenüber der Beantwortung von Fragen recht aufgeschlossen und so ist auch ein abschließendes Interview im Buch enthalten, das alle Fakten rund um die »Theinhardt Grotesk« nochmals zusammenfasst.

Bei der Gestaltung sollte der Schweizer Stil formgebend sein. Die Wahl der Farben ist recht schlicht und beschränkt sich auf Schwarz, Weiß und Rot. Bei den Bildern wurde verstärkt auf eine Rasteroptik zurückgegriffen mit einer zusätzlichen, roten Farbüberlagerung. Diese Farbüberlagerung findet sich in dem rot-transparentem Schuber wieder, in dem sich die großformatige Schriftanalyse befindet, welche etwas kleiner ist als A3. Das große Format des Buches sollte einen Rückbezug zu dem ursprünglichen Einsatz der Serifenlosen schaffen, die zu Beginn ausschließlich als Auszeichnungsschrift und demnach sehr groß, verwendet wurden. Ein weiteres besonders Gestaltungselement sind die Fußnoten, welche durch eine Vielzahl an Quellen teilweise recht ausladend sind. Diese wurden dem Raumaufbau zuträglich, frei angeordnet.

Der Teufelskreis – Leporello mit besonderem Dreh

Das Leporello erzählt einen Ausschnitt aus dem bekannten Werk »Orpheus und Eurydike« von Homer. Dabei steigt Orpheus in die Unterwelt, um seine Geliebte, Eurydike, zu retten. Es wird ihm erlaubt, diese wieder aus der Unterwelt zu befreien, aber nur, wenn er sich auf diesem Weg nicht zu ihr umdreht. Doch von so großer Liebe ergriffen, dreht er sich um und Eurydike verschwindet wieder in die Unterwelt. Homer erzählt in seinem Werk von sich wiederholenden Kreisläufen.

Der Text wurde auf Latein in der Capitalis Quadrata mit Bandzugfeder geschrieben. Um den Abstieg Orpheus’ in die Unterwelt und die Behandlung von Kreisläufen aufzunehmen, entschied ich mich für ein Leporello, welches durch einen besonderen Schnitt im ausgeklappten Zustand einen Kreis ergibt. Zudem fällt der Text auf jeder Seite eine Zeile nach unten, sodass dieser am Ende am Boden steht. Das Schlusswort »Vicit amor« wurde mit roter Tinte hervorgehoben.

 

Sütterlin – eine fast vergessene Schrift

Durch Zufall bin ich auf die alte Sütterlin-Schrift gestoßen, die 1911 im Auftrag des preußischen Kultur- und Schulministeriums von Ludwig Sütterlin entwickelt wurde. Damals existierten viele verschiedene Schriften. Um eine leichtere Handhabung für die Schulkinder zu gewährleisten, hatte Sütterlin die Ober - und Unterlängen der Buchstaben verkürzt. Die Schrift, die 1915 in Preußen eingeführt wurde, löste die damals übliche deutsche Kurrentschrift ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand die Schrift. Gründe dafür mögen in der zunehmenden Mechanisierung sowie dem »Erlass von Bormann« (1941) liegen, zudem wurde verstärkt die lateinische Schrift an den Schulen gelehrt. [Dr. Dr. Peter Hohn: Sütterlinstube Hamburg e.V, Zugriff am  29.06.2013 unter http://www.suetterlinstube-hamburg.de/alpha.php]

Meine Versuche: Graffiti, Papmaschee und Collage

Weil die einzelnen Buchstaben für mich interessante Formen haben, die im Zusammenhang wieder ganz anders wirken, begann ich mir die Schrift – die heute von fast niemandem mehr gelesen werden kann – anzueignen. Im Wechselzug geschrieben mit Strichstärkenunterschieden wirkte es für mich am eindrucksvollsten. Mein erster Versuch, die Schrift in unserem Zeitalter von Tags und Graffiti ankommen zu lassen, scheiterte kläglich an der Folie, weil die Farbe unter ihr auf dem Brett total zusammenlief und kein einziger Buchstabe mehr zu erkennen war. Also musste eine festere Schablone her.

Allerdings reichte mir das noch nicht aus, ich hoffte durch andere Techniken, aus der Schrift noch mehr Wirkung herauszukitzeln. Dadurch entstanden die weisse Pappmascheetafel, mit dem Wort »Unendlichkeit«, die durch die Licht- und Schattenflächen spannend wirkt und das zweite Brett mit den aufgeklebten Wortfetzen.

Schlussendlich stellte ich fest, dass das, was den Reiz der Schrift ausmacht, die Persönlichkeit ist, die jeder durch den eigenen Duktus in sie hineinlegen kann.

»Einfach dufte!« – der Initialenkurs bei Peter Gericke

In einer kleinen, persönlichen Runde findet einmal wöchentlich der Initialen-Kurs unter der Leitung von Peter Gericke statt. Herr Gericke ist leidenschaftlicher Schrift-Lithograph und entwickelt zusammen mit den teilnehmenden Studenten ganz individuelle Initialen.

Die entstandenen Buchstaben werden im Buchdruckverfahren auf Postkarten gedruckt und finden zudem Anwendung in anderen Kreationen, die in der Druckwerkstatt geschaffen werden.

Doch wie genau entstehen diese schmuckvollen und oft farbenfrohen Buchstaben?

Zuerst skizzieren die Studenten ihre Vielzahl an Ideen und können hierbei ihrer Kreativität sprichwörtlich »freien Lauf lassen«. Mit einer unerschöpflichen Begeisterung begutachtet Herr Gericke die entstandenen Entwürfe und entwickelt die Ideen gemeinsam mit den Studenten weiter. Daneben vermittelt nicht nur das Fachwissen rund um die Initiale und die Typografie im Allgemeinen, sondern erzählt auch von seinen Erfahrungen, die er während seiner Tätigkeit als Schrift-Lithograph sammeln konnte. Der Spaß an der »Arbeit« steht dabei stets im Vordergrund und so herrscht entspannte Atmosphäre. Der Idee folgt der Feinschliff, der durch die fachmännisch geschulte Hand von Herrn Gericke geschieht. Nach jedem Kurstag nimmt er sich einen »Schwung« neuer Entwürfe mit nach Hause und perfektioniert die Ideen bis zum nächsten Termin. Nach der Fertigstellung eines Druckklischees und der Auswahl der Farben, aus denen die Initialen bestehen sollen, werden diese mit einer Abziehpresse, ganz in alter Tradition realisiert.

Es wird also gezeichnet, gelacht und gespannt den Erzählungen von Herrn Gericke gelauscht, was jeden Kurstag zu einem individuellen Erlebnis macht und zudem eine wunderbare Sammlung an Initialen hervorbringt.

Oder, wie Herr Gericke sagen würde: »Einfach dufte!«

Kevin Kremer
Typografie 2. Semester

Diesem Schriftentwurf lag das eigentliche Ziel zu Grunde, eine geeignete Darstellung für die »Angst« zu finden. Es entstand ein Alphabet aus den Nieten.

An sich zeichnet sich der Entwurf durch die Bipolarität, die ihr inne wohnt, aus. Einerseits wirken die Nieten fantastisch schön und ästhetisch, man wird schnell von den Reflexionen in den Bann gezogen. Andererseits ist die »Bedrohung«, die von ihnen ausgeht, deutlich wahrnehmbar – bei der Betrachtung bekommt man das unangenehme Gefühl, man könnte sich an ihnen verletzen. Durch die Betrachtung in schwarz weiß kommt dieser Kontrast zwischen Schönheit und Bedrohung noch stärker zu Geltung.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Tammy Jajes

»Wenn es uns gelingt, einen Willen zu entwickeln, den wir uns artikulierend, verstehend und bewertend zu eigen gemacht haben, so sind wir in einem volleren und tieferen Sinn sein Urheber und sein Subjekt, als wenn wir uns nur aufgrund irgendwelcher Überlegungen für ihn entscheiden.« schreibt B. K. Seidenfuß in seinem Buch über die Freiheit. Vielleicht führt auch eine intensive typografische »Artikulation«, wie hier, mit dem Faden im Zaunraster eindrucksvoll »gestrickt«, zu einem willentlich sich bewusster gewordenen Subjekt. Tammy Jajes hat sich über diese Arbeit hinaus intensiv mit diesem Thema – dem freien Willen beschäftigt.

Viktoria Miller, Theresa Weißer

Im Laufe von Typografie 2  bei Prof. Sybille Schmitz entstand unsere Schriftanalyse der Sabon, entworfen von Jan Tschichold, dem »man of letters«. Die Schrift, die er selber als »sein großes Werk« bezeichnet, entwickelte er mit der Absicht, der Garamond nahe zu kommen.

Wie vom großen Meister, der die Typografie für immer geprägt hat, erwartet, ist die französische Renaissance-Antiqua sehr gut lesbar und mit einem klaren Schriftbild gekennzeichnet. Was dem von Tschichold stets anstrebenden Perfektionismus zu verdanken ist.

Die Analyse umfasst Einblicke in die Geschichte der Garamond und von Jan Tschichold, als auch eine umfangreiche Analyse der Sabon und einen Vergleich mit der Sabon Next, die von Jean François Porchez entwickelt wurde. Ausschlaggebend sind die transparenten Seiten, die die Analyse betonen und verständlicher machen.

Noch heute wird die Schrift als eine der besten modernen Bearbeitung des Garamond Schriftmodells bezeichnet.

Schriftanalyse – Palatino
Viktoria Brandstetter, Stephanie Vouilléme, Catharina Michaelis

Sich eine Schrift auszusuchen mit der man sich mehrere Wochen auseinander setzten will, um sie zu analysieren, und allen Informationen auf den Grund zu gehen, ist eine schwere Entscheidung. Wir haben uns für eine der meist verbreiteten  Schriften auf der Welt entschlossen – die Palatino von Herman Zapf. Es ist erfreulich sich mit einer Schrift weitgehend identifizieren zu können und festzustellen, dass sie bereits während der Recherche zu den eigenen Lieblingsschriften zählt.

Der Hintergrund dieser Schrift entpuppte sich als äußerst interessant,steckten doch viele Besuche Hermann Zapfs’ in Italien dahinter. Sein Ziel, eine neue Form der Renaissance-Antiqua zu schaffen, ist ihm, in unseren Augen, sehr gelungen.

Die Schrift wirkt auf uns ruhig, fast vornehm und vor allem sehr unaufdringlich. Die spannenden Einzelheiten verbergen sich in den Buchstaben. Diese kleinen Besonderheiten jedes Zeichens haben es uns sehr leicht gemacht Begeisterung für die Palatino zu entwickeln und gleichzeitig mit Spaß und Freude ein Buch daraus zu gestalten.

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