Stehsatz

Analyse (3. Semester)
Lea von Terzi

Die DUMMY hat sich dem anrüchigen Thema »Scheiße« gewidmet, und die Studentin Lea von Terzi hat diese auch heute noch gesellschaftliche Grenzen überschreitende Ausgabe analysiert. Die genaue Arbeit bleibt inhaltlich und in der Ausgestaltung dem auf hohem Niveau intensiv und vielfältig ausgebreiteten Thema dicht auf der Spur. Man erhält auch über die Untersuchung selbst gute Einblicke, womit man moderne Performer noch reizen kann.

Stephanie Vouilléme
Typografie, 1. Semester

Eine handwerkliche Auseinandersetzung mit dem Thema »Laut und Leise«, vorgelegt von Stephanie Vouilléme. In ihrer Arbeit steht das imperative Verbot stellvertretend für den Begriff »Laut«. Demgegenüber wird das Erlaubte, das Gängige mit »Leise« gleichgesetzt. Die Arbeit lebt von dem nostalgisch anmutenden Stil ebenso wie von den Kontrasten und wurde komplett von Hand gefertigt.

Caro Mühlheim
Dynamischer Draht schlingt sich zu statischem Block

Bei dieser Umsetzung wurde der Verlauf, in Dynamik zu Statik, umgedreht. Die Idee, dass sich ein einfacher, dynamischer Draht zu einem Quader formt, dieser sich mit Lackfarbe füllt, aushärtet und schließlich explodiert, war eine fotografische Herausforderung. Das Endergebnis ist ein statischer, schwarzer Würfel.

Jochen Klaus
Experimentelle Textarbeit (3. Semester)

In der experimentellen Auseinandersetzung mit dem Thema »Text im Raster« entwickelte der Student Jochen Klaus einen transparenten Kubus, der durch mehrere Zwischenwände regelmäßig unterteilt ist. Die Verszeilen des Gedichtes »Labyrinth« von Jorge Luis Borges werden als Linien durch diesen Kubus in allen drei Raumdimensionen geführt. Die von unten kommende Beleuchtung betont durch deutliche Lichtreflexion die vertikale Raumteilung, so dass sich eine starke Vernetzung aus den ebenfalls leuchtenden Textlinien mit den Raumvertikalen ergibt.

Mit wechselnder Betrachterperspektive – beim langsamen Umschreiten des Kubus – verengt und erweitert sich dieses Netz. Sowohl Borges Gedicht als auch das Licht-Glas-Objekt exponieren Räume, die eine eindeutige Unterscheidung zwischen Innen- und Außensicht nicht zulassen – Borges als undurchdringliches Labyrinth, das »den Kosmos ganz umschließt«, der Kubus als vollständig transparenten Raum in seiner absoluten Inklusivität.

Anna-Sophie Meyer, Thu Nga Nguyen, Benjamin Milde
Analyse (3. Semester)

In dieser Analyse haben die Studenten Anna-Sophie Meyer, Thu Nga Nguyen und Benjamin Milde die Neuerscheinung »Päng!« genauer untersucht. Die junge Redakteurin Josephine Götz hat – beraten vom berühmten Adolf Theobald – diese ungewöhnliche Zeitschrift entwickelt. Die gelungene analytische Arbeit zeugt auch von gestalterischer Sensibilität, mit der die drei Studenten auf die gut gemachte Vorlage eingegangen sind.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Theresa Weißer

Auf der Suche nach neuen räumlichen Textorganisationen setzte sich die Studentin Theresa Weißer mit berühmten Stadtbildern aus der Vogelperspektive auseinander. Durch ihre wortwörtliche Beschreibung dieser Stadtstrukturen entstanden eindrucksvolle Textbildtafeln zum Lesen wie zum Berühren.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Thu Nga Nguyen

Mit der Aufgabe, die Botschaft eines Textes im experimentellen Umgang mit Raster aller Art zu erweitern, entwickelte die Studentin Thu Nga Nguyen diese wunderbare Symbiose aus Schriftträger und Schutzpolster – einem Poster, das zwischen Objekten den Zusammenstoß verhindern soll.

Theresa Schauer
Musikvisualisierung – »eckig« und »rund«

Theresa Schauers Musikvisualisierung beschäftigt sich, wie bereits die Arbeiten von Sebastian Ibler (Blogeintrag vom 06.09.12), Mia Stevanovic (Blogeintrag vom 05.08.12) und Ivonne Budig mit dem Lied »Old Flame« von Arcade Fire.

Theresa Schauer arbeitet mit den Gegensätzen »eckig« und »rund«, um die Stimmung des Liedes zu erfassen und visuell widerzuspiegeln. Ihrer Auffassung nach kontrastieren die Instrumente, die eher ein angenehmes Gefühl vermitteln, mit der Beklommenheit, die die Stimme des Sängers evoziert. Durch die Verwendung von in Holz eingeschlagenen Nägeln wird eine zusätzliche Dimension verfügbar.

Mithilfe von Garn lässt sich somit eine weitere Ebene aufspannen, welche die Gespaltenheit oder auch die Vielschichtigkeit des Songs widerspiegelt. Die kantige, kalte Stimme findet sich durch Vierecke in verschiedenen Blau- und Grüntönen charakterisiert, wobei jedes einzelne Wort in die Kategorien »kalt«, »neutral« und »warm« eingeteilt wurde. So entsteht ein »Farblied«, welches in die zuvor entwickelte Welle eingefügt ist.

Der Instrumentalteil wird durch das Garn visualisiert und bildet einen warmen Gegenpart zur Stimme.

Während sich die Farbabstufung an der ansteigenden Klangwärme orientiert, ist jedem Instrument ein anderer Blau-Violett-Ton zugeordnet und in unterschiedlichen Kurven umgesetzt. Um trotz allem die Einheit von Gesang und instrumentaler Begleitung zu bewahren, sind die Vierecke in Anlehnung an den Verlauf der »Instrumentalkurven« ebenfalls in Form einer Welle angeordnet.

Das Garn der Instrumente läuft zu beiden Seite hin aus, wodurch das Gefühl vermittelt wird, dass die instrumentale Begleitung, die Melodie und die Stimmung des Songs gewissermaßen über das Verstummen des Sängers, über das Ende des Liedes weiterwirkt.

Elias Osiander, Theresa Schauer, Mia Stevanovic, Yvonne Budig

Innerhalb des Kurses Typografie entstand eine weitläufige Analyse der Bauer Bodoni, so weitläufig, dass sie nicht in ein Buch passte. Grund dafür war das große Interesse, jedes Detail, das zur Entwicklung der heutigen Bauer Bodoni führte, zu umfassen. So enthält das erste Buch ausschließlich Informationen über die damals herrschende Epoche, den Klassizismus, den Entwerfer der Schrift Giambattista Bodoni und dessen Lebenswerk. Außerdem beschäftigt sich Band eins mit der Geschichte der Bauerschen Gießerei, welche Bodonis Schriftentwurf  zu dem machte, was wir  heute als Bauer Bodoni kennen. Der zweite Band ist das Kernstück der Arbeit und enthält eine umfangreiche Analyse der Einzelzeichen. Schließlich wird im letzten Band auf die allgemeinen Merkmale der Schrift, den Vergleich der heutigen digitalen Bauer Bodoni mit jener aus Zeiten der Bauerschen Gießerei sowie auf einige aktuelle Anwendungsbeispiele eingegangen.

Die Bücher sind in einem schlichten Blocksatz gesetzt, ganz nach dem Vorbild Giambattista Bodonis. Inspiriert von Giambattistas sorgfältiger Auswahl von Papier und Druckfarbe, wurde die Analyse auf farbiges Papier gedruckt. Dies verleiht vor allem den Bildern einen besonderen Charme und lässt den klassischen Satzspiegel zeitgemäß wirken.

Sebastian Ibler, Marcel Menke

Nach Abschluss der Recherche bei den Überlegungen zum Vorwort des Buches wurde uns mehr  und mehr bewusst, wie sehr uns das Auseinandersetzen mit »dem Alten« und seinen Werken geprägt hat. Zu Beginn der Recherche war uns nicht bewusst, warum die Stempel Schneidler als Satzschrift so hoch gelobt wird. Wir vertraten die Ansicht, dass die Schrift aufgrund ihrer »würsteligen Serifen« nicht ästhetisch ist, in großen Größen nicht gut funktioniert und irgendwie knöchern wirkt. Nach und nach haben wir erkannt, dass man die Eleganz dieser Schrift erst sieht, wenn man verstanden hat, für welche Prinzipien F. H. Ernst Schneidler einstand und inwiefern sich seine Person in der Schrift widerspiegelt. Sie versucht nicht dem Betrachter ihre Form aufzudrängen, sondern nimmt sich zu Gunsten der Lesbarkeit zurück. Sie gibt dem Leser die Möglichkeit, sich voll und ganz auf den Inhalt zu konzentrieren.

Durch die detaillierte Recherche Caflischs bekommt man nicht nur einen tiefen Einblick in die umfangreiche Tätigkeit Schneidlers. Die Schilderungen der Schüler vermitteln einen fast schon intimen Einblick in sein Leben. Angefangen vom schwarzen Tee, den er mit ­Zitrone zu trinken pflegte, bis zu der Beziehung zwischen ihm und Antonia Anna Weiss. Wir haben ihn als einen Mann wahrgenommen, der bewusst agierte, dem das Anfangen und Arbeiten an der Sache mehr wert war als das Fertigstellen, dem es nie um das Prestige ging, sondern um seine Liebe zu dem was er tat, der besser verstand zu schweigen als zu reden. Immer selbstkritisch und darauf bedacht, das Beste aus sich und seinen Schülern heraus zu holen.