Stehsatz

Visualisierung 1. Semester
Anna Schemmel

Das in dem Objekt visualisierte Musikstück »Kong« von »The Notwist« stellt das Leben des lyrischen Ichs in zwei unterschiedlichen Komponenten dar. Die im Gegensatz zueinander stehenden Ebenen von Transzendenz und Immanenz werden hierbei einerseits als Folien und andererseits – kontrastierend – als Gipsblock gezeigt.

Der massive Quader aus Gips steht als greifbares, kaltes und hartes Element für das reale Leben des Protagonisten im Diesseits. Im Gegensatz dazu stehen die dünnen, flexiblen und transparenten Folien aus Plexiglas für die vom lyrischen Ich gesuchte Hilfe und Erlösung. Diese weisen durch die verschiedenen wellenartigen Konturen auf die sich wiederholende Melodie hin, während die einzelnen Folien für sich genommen jeweils ein musikalisches Element der Komposition verkörpern.

Konzept

Die Digitalisierung des Menschen: mein Smartphone weiß wo ich bin, wen ich kenne, was ich geplant habe. Die Smart Watch weiß, wie viel ich mich bewege und wie hoch mein Puls dabei war. Smart Glasses könnten registrieren was ich gesehen habe, wer mir aufgefallen ist und mit wem ich in der U-Bahn stand. Kühlschrank weiß was ich zuhause habe und sagt mir unterwegs was ich noch für heute Abend einkaufen muss.

Das sind Schnittstellen meines Simulakrums. Doch wie sieht es aus und was macht es aus uns? Ich suchte stellvertretend für alle Besitzer eines Simulakrums nach meinem. Ich wollte sehen wie weit es bereits gewachsen ist, wie viel Wissen es über mich hat, wie es von mir lernt, an welchen Stellen meines Lebens es mir bereits heute unter die Arme greift und wie es sich in Zukunft entwickeln wird.

Umsetzung

Das Themas wurde in Form eines Buches verarbeitet. Durch den Altarfalz konnten zwei getrennte Bücher in einem Buch realisiert werden. Sie spiegeln die, dem Thema innewohnende Schizophrenie – der Spannungsbogen zwischen dem realen und dem digitalen Ich – wieder und geben die Möglichkeit eines »Spiels« mit den Inhalten die wie das Ich auch immer weiter in die digitale Welt transferiert werden.

Umfang: 2x 80 Seiten

Visualisierung 1. Semester: Katharina Krepil
Visualisierung der vier Jahreszeiten

Der Ansatz dieser Arbeit ist es, eine abstrakte Darstellung der Jahreszeiten durch die Palette der jeweiligen Farben, der jeweiligen Farbtupfer der Landschaft in ihrer jahreszeitlich typischen Kombination zu erreichen. Um diese Farbigkeit nun klar wiederzugeben, ohne die Natur eins zu eins abzubilden, ist die Idee entstanden, Fotos zu verwenden, die den Charakter der Jahreszeit beinhalten und aus diesen Papierperlen zu rollen. Die Perlen nehmen so die Farbe, aber nicht die Form der Landschaft an. Eine ästhetische Anordnung der Perlen, welche gleichzeitig noch das Motto »Vier Jahreszeiten« widerspiegelt, ermöglicht der Abakus. Jener besitzt vier, für die vier Jahreszeiten stehende, gleiche Seiten und vier Streben, auf die die Perlen aufgezogen werden. Ein geometrisch ordnender, den steten Lauf der Natur bzw. der Gestirne unterteilender, gewissermassen unnatürlicher Rahmen für die natürliche, diffus vielfältige und doch typische Farbenpalette des Winters, Frühjahrs, Sommers und Herbstes.

Um dem Thema haptisch und was die Anmutung betrifft möglichst nahe zu kommen, werden Materialien natürlichen Ursprungs verwendet: Holz, Papier und Metall. Der Rahmen besteht dabei ganz klassisch aus Holz, die Stangen aus Metall und die Perlen werden aus bedrucktem Papier gefertigt. Ein Abakus besitzt 44 Perlen, alle zusammengenommen 176 Perlen.

Autor: Katharina Krepil
Fotos: Veronika Disl

Bachelorarbeit
Jochen Klaus
Natural User Interface

Ziel dieser Arbeit war es, ein Interface zu entwickeln und zu realisieren, das mittels Klang, Geste und Berührung bedienbar ist. Es soll vom Nutzer als Erlebnis wahrgenommen werden, das ohne Erklärung, intuitiv erfasst und verstanden wird. Der Interagierende ergründet die Reaktion auf sein Handeln und erfährt so die Funktion. Der Nutzer wird hierbei zum aktiven Schöpfer flüssiger skulpturaler Formen, die auf magisch anmutende Weise stachelartige Reliefstrukturen bilden.

In erster Linie ging es mir darum, ein Objekt zu schaffen, das neugierig macht. Ein Objekt, das in seiner Form reduziert ist, um so die Aufmerksamkeit auf das Eigentliche zu lenken – das mit dem Interface gesteuerte Ferrofluid : Eine schwarze Oberfläche, die sich ohne Interaktion unregelmäßig pulsierend bewegt. Dieses ist frei von jeder offensichtlichen Interaktionsmöglichkeit. Oft sind materielle Mechanismen ein Anreiz und dienen als Leitfaden für uns, welche Bedienung möglich ist. Ein Rad will gedreht, ein Slider geschoben, ein Knopf gedrückt werden – aber was passiert, wenn nichts da ist, außer der Gewissheit, dass etwas geschehen wird? Diesem intuitiven Prozess habe ich mich in meiner Arbeit annähern können – mit einem Interface, das auf Klang, Geste und Berührung reagiert und die Impulse in dem Ferrofluid wiedergibt.

Das Objekt will bewusst dem aktuellen Trend – alles über Bildschirme abzuhandeln – entgegenwirken. Die zuvor genannten haptischen Oberflächen, über die man bisher im digitalen Raum agieren musste, werden in meinem Projekt zu freier intuitiver Interaktion. Interaktion, die sich in einem realen Raum, an einem realen Objekt, in einer Oberfläche auswirkt – die man fühlen, riechen und sogar schmecken könnte.

Bachelorarbeit
Tatjana Medvedev
Goethes Faust. Lesen.

Das Lesen – seit dem digitalen Zeitalter befindet sich die wichtigste kulturelle Errungenschaft der Menschheit im starken Umbruch. Das Internet hat dafür gesorgt, dass gegenwärtige Informationen auf verschiedenen Kanälen an jedem Ort und zu jeder Zeit abrufbar sind. Der schnelle und flexible Zugang zu digitalen Inhalten begünstigt zwar in vielerlei Hinsicht die Informationsvermittlung, ist jedoch auch ein Grund zur oft vertretenen Annahme, dass die klassische Lesekultur bedroht sein könnte. Diese befindet sich in der Tat im starken Rückgang, wenn man bedenkt, dass wir heute hauptsächlich flüchtige Informationen in Form von E-Mails, WhatsApp-Nachrichten, Facebook-Posts, Tweets oder Blogeinträgen rezipieren. Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem heutigen Lesewandel und unternimmt den Versuch die Menschen zu motivieren mehr und anspruchsvoller zu lesen, indem sie am ersten Teil des Fausts neue typografische Zugänge für anspruchsvolle Literatur anhand verschiedener Lesemethoden aufzeigt.

shred.
Editorial Design 3. Semester
John Haag, Maria Theresia Steiner, Stefan Stork

Ein Magazin das anders sein soll. Snowboard, Freeski, Skate, Longboard, Surf – alles vereint. Viele Snowboarder oder Skifahrer verbringen den Sommer auf den Wellen oder flitzen kurvige Bergstraßen auf ihren Longboards hinunter. Ein Grund für uns, den Lifestyle dieser Sportarten in einem ansprechenden Magazin zu vereinen, das Spaß macht zu lesen.

»Jedes Mal neu – jedes Mal anders«. Wie sich die Sportszene fast täglich ändert, so soll auch unser Magazin gestalterisch nie stillstehen. Bindung, Materialwahl und Farbe werden sich von Ausgabe zu Ausgabe ändern. Einiges soll aber doch auch beständig bleiben, wie Format und Typographie.

In dieser Ausgabe arbeiten wir hauptsächlich mit analogen Fotos in Kombination mit Illustrationen und Cartoons. Unser Magazin enthält 2 kleinere Formate, die herausnehmbar und einzeln zu lesen sind. Alle behandleten Sportarten sind Brettsportarten, weshalb unser Magazin natürlich auch ein Brett enthalten muss. Auch wenn sich die Geister bei den Ski scheiden … hat nicht damals schon der Skilehrer Hansi gesagt: »So Kinda, jetz schnall ma uns die Brett´l o!« Dazu kommt, dass diese Ausgabe des Magazins zu großen Teilen aus Product Specials besteht und somit ein Brett doch ganz passend ist, um sich auf die neuen»Brett’l« vorzubereiten.

Autor: John Haag, Fotos: Veronika Disl

Editorial Design 3. Semester
Natalie Krönauer

Das Motto der Fashion Show war »Show Off Off Show«. Bevor wir zur Plakatgestaltung übergingen, hatten wir die Freiheit mit der Typographie zu experimentieren. Die Wörter wurden gedreht, gespiegelt oder kopiert und übereinander gelegt um neue Ideen für Plakate entstehen zu lassen. Dabei habe mich auch dazu verleiten lassen, die einzelnen Buchstaben des Mottos frei im Raum zu verteilen, um interessante Buchstabengebilde zu schaffen. Mir gefällt der Gedanke, dass man genau hinsehen muss, um die Wörter lesen zu können und man erst auf dem zweiten Blick erkennen kann worum es geht.

Editorial Design 3. Semester
Jennifer Lutz

Am 15. Januar 2015 fand zum ersten Mal der MD.H Catwalk unter dem Motto »Show off – Off show« in München statt. Die geplante Fashion-Show wurde parallel zur Berlin Fashion Week im Haus der Kunst veranstaltet. Wir gestalteten Briefbögen (für Verträge, Sponsoren und Lieferanten), Handouts für das Streetcasting der Models, Plakate, Flyer, Einladungen, Eintrittskarten und Gutscheine. Die Schwierigkeit hierbei war, 120 individuelle Outfits aus den Kollektionen mehrerer Modedesign-Jahrgänge in einer Präsentationsform zu vereinen. Diese Problematik löste ich durch verschiedene typographische Kompositionen, die mit jedem Bild kombiniert werden können. Einer dieser Ansätze spiegelt sich auch in der Gestaltung meines Konzeptes wieder.

 Text und Fotos: Jennifer Lutz
Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Stefan Stork

Laut und Leise sind gegensätzliche Pole – das Laute nimmt dem vermeintlich Leisen die Aufmerksamkeit. Das Objekt soll die öffentliche Wahrnehmung der »NSA« verdeutlichen: Eine sich weltweit ausbreitende Krake, die gleich einer Spinne leise und kaum wahrnehmbar ihre Fäden spinnt und Personen von öffentlicher Relevanz sowie mutmaßlicher Gefährlichkeit überwacht. Nach jeder Enthüllung eines neuen Aspektes der Überwachung durch die »NSA« wird diese – sicher zurecht – lautstark und unübersehbar in den Medien angeprangert.

Hier stehen sich die fast geräuschlose Unauffälligkeit des Klandestinen und der zornige Aufschrei der Empörung gegenüber, sie verknüpfen und überlagern sich in dieser Arbeit konkret zu einem (Faden-) Geflecht, aus dem sich die Versalien »NSA« schälen.

Fotos: Lars Reiners

Schriftanalyse der Gill Sans – Typografie 2. Semester
Carolin Ganterer, Stefanie Kutzschbach, Christoph Reinwardt, Maria Theresia Steiner

Knapp 90 Jahre nach der Entstehung hat Arthur Eric Rowton Gills markantester Beitrag zur Schriftgestaltung des 20. Jahrhunderts kaum von seiner Beliebtheit eingebüßt. Die Gill Sans erschien 1928 im Auftrag von Stanley Morrison (Monotype Corporation Ltd., London) und kann bis heute als eine der schönsten und lesbarsten Groteskschriften gelten. Die San Serif nimmt Bezug auf die Proportionen der Renaissance-Antiqua, verfügt über stark differenzierte Einzelformen, Strichstärkenunterschiede, eine horizontale Zeilenführung und eine nach links geneigte Achse.

Dem geschulten Auge wird die künstlerische Verbindung ihres exzentrischen Schöpfers zu Edward Johnston nicht entgehen, dessen abendlicher Kalligrafieunterricht wohl Initialzündung für den Kunsthandwerker Gill war. Sie ist »die britischste aller Schriften, nicht nur im Erscheinungsbild (schlank, angemessen und voller zurückhaltendem Stolz), sondern auch in ihrer Anwendung – The Church of England, BBC, der Penguin-Verlag.« [1] 

Die Studierenden Carolin Ganterer, Stefanie Kutzschbach, Christoph Reinwardt und Maria Theresia Steiner haben dieser Schrift zwei sehenswerte Büchlein gewidmet. Sie beleuchten ihre Entstehung und Bedeutung im zeitlichen Kontext, die Unterschiede zwischen Bleisatzformen und digitalen Typen, spiegeln dabei markante Einzelzeichen sowie den Charakter Gills. Lesenswert.

[1] Garfield, Simon, 2010 : Just my Type. Ein Buch über Schriften, Ullstein Buchverlage, Seite 50

[2] Fotos: Veronika Disl, Carolin Ganterer, Stefanie Kutzschbach, Christoph Reinward, Maria Theresia Steiner