Stehsatz

Editorial Design (3. Semester)
Sabine Groß, Aline Kettenberger, Bianca Weiß

Das Japan-Heft der von den drei Studentinnen entwickelten Graphic-Design-Zeitschrift überrascht positiv durch seine klare, gekonnte Linienführung in einem modernen Layout. Interessante, gut funktionierende Heftdramaturgie, spannungsvolle und abwechslungsreiche Layouträume mit sensiblen Bezügen zum Kulturraum des Heftthemas  führen zu einem stimmigen Gesamtbild.

 

Notenverbindungen
Lars Reiners

Idee meiner Musikvisualisierung war es, ein »Konzert für das Auge« zu entwickeln. Musikinstrumente und Töne stehen in einer besonderen Verbindung. Der Faden bindet wie der Ton das gesamte Objekt ohne Unterbrechung

Die systematische Vorgehensweise versucht eine genaue und gut nachvollziehbare Form der Visualisierung zu finden. Die erste Stabreihe im Zentrum steht für den tiefsten – im Stück vorkommenden – Ton. Die äußerste Stabreihe steht für den höchsten Ton. Jede der sechs Stabreihen (á la 24 Stäbe) steht für ein Instrument aus dem Stück. Die Visualisierung besteht aus über 3500 Stabumwicklungen, 450 Löchern und 144 Holzstäben.

Die Interpretation von Mozarts Divertimento in F-Dur, KV 247 spielt mit der Notation.

Experimenetelle Textarbeit mit einem 3D-Drucker
Sebastian Ibler

Als Inhalt für den experimentellen Umgang mit Typografie wird das Gedicht »In einer großen Stadt« von Detlev Liliencrons verwendet, welches die emotionale Leere innerhalb der Großstadt darstellt. Das Gedicht bringt den Leser in eine Großstadt ohne Emotionalität. Er beschreibt die traurige Anonymität innerhalb dieses Lebensraums. Dieses Grundgefühl wird durch das Material, seine Beschaffenheit und Farbe gerade zu perfekt transportiert. Der Charakter einer grauen anonymen Großstadt, welche identitätslos und eintönig da liegt. Es lässt das Gedicht selbst zu dem werden was es beschreibt. Panama City. Honkong.

Da man in diesem 3D-Druck Verfahren (Fused Deposition Modeling) nur Plastik verarbeiten kann fiel die Wahl auf PLA, dieses Material weist eine hohe Stabilität und gute Verarbeitbarkeit auf. Um die Wirkung der Stadt aus der Sicht des Gedichts zu verstärken, wurde das PLA in der Farbe Silber/Grau gewählt.

Fotoprojekt
Franziska Sessler, Diana Kolbeck

Memento Mori ist ein dem mittelalterlichen Mönchslatein entstammender Ausdruck, der übersetzt »Gedenke, dass du sterben musst« bedeutet. Er ist nicht nur tief im Christlichen Glauben verwurzelt, sondern spannt sich über das Existenzverständnis aller Religionen dieser Erde.

Anfang und Ende sind zwei sich gegenseitig bedingende Ausprägungen des Lebens. So kann man in jedem Lebewesen ein auf ein Ende zustrebendes Individuum sehen. Sobald ein Leben anfängt, ist sein Ende bereits besiegelt.

Die fotografische Umsetzung erfolgt durch die Wahl passender Motive und Stimmungen, die das Thema in sich tragen. Erzählende Bilder beruhen hierbei auf Nahaufnahmen und sollen den Betrachter direkt mit dem zugrundeliegenden Credo konfrontieren. Formale, inkonkrete Bilder stützen sich auf assoziative Bildausschnitte oder Bewegungsaufnahmen und fangen zum Thema passende Stimmungen ein. Diese ergeben sich beispielsweise durch dunkle, harte Formen sowie hohen Kontrast.

Um die Vergänglichkeit der Dinge in denVordergrund zu rücken, wird bei allen Fotos die Sättigung stark reduziert. Dies schafft gleichzeitig eine einheitliche grafische Sprache.

Visualisierung von Musik
Divertimento in F von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 247)
Kevin Kremer

Bei dieser Visualisierung von Musik war der Grundgedanke das Verhältnis zwischen zwei Kräften – der Unterdrückung und dem Aufbruch – darzustellen. Der Aufbruch ist es, der uns vermeintlich weiter bringt. Das sich Lösen vom Gültigen. Das Beschreiten neuer Wege. So einfach ist es natürlich nicht. Das Eine hat ohne das Andere keinen Sinn – ohne eine Unterdrückung, kein Aufbruch.

Um das gesetzte Ziel zu erreichten wurden zunächst die Formen definiert, die für die jeweiligen Begriffe stehen sollten. Für den Aufbruch wurde eine biomorphe, aus drei einzelnen Ellipsen aufgebaute Form gewählt. Jede dieser Ellipsen steht für eine im Stück vorkommende Violine. Um die Unterdrückung darzustellen wurde sich für ein Quadrat entschieden, da dies durch seine Statik und Schwere die von dem Zusammenspiel des Horns und des Basses erzeugten Emotionen wiedergibt.

Die herausgezogene Teilsequenz des Stückes (Divertimento in F von Wolfgang Amadeus Mozart (KV 247), Allegro) hat eine Länge von insgesamt 45 Sekunden. Jeder Sekunde wurde eine Form des Aufbruchs zugeschrieben. Da bei der Auswahl der Sequenz darauf geachtet wurde, eine Entwicklung von einer dominierenden Unterdrückung, hin zu einem dominierenden Aufbruch darzustellen, sind die Formen des Aufbruchs zu Anfang sehr klein, werden allerdings von Schicht zu Schicht proportional größer und jeweils um einige Grad gedreht. Nachdem alle 45 Schichten definiert waren wurde nun das Quadrat der Unterdrückung darunter gesetzt.

Betrachtet man das Objekt von oben wird deutlich, dass die letzten 5 Schichten des Aufbruchs das Quadrat überragen. An diesen Stellen der gewählten Sequenz dominiert also der Aufbruch die Unterdrückung. Jedoch ist das Quadrat und somit die Unterdrückung fortlaufend präsent, was den Gedanken, dass der Kampf zwischen Aufbruch und Unterdrückung nicht durch die Grenzen des Stücks beschränkt zu sein scheint – vielmehr hat es den Anschein, als ginge es hier um einen Kampf, der sich schon lange vor und noch weit nach dem Stück fortzieht, Mozart allerdings nur eine Teilsequenz des Ringens von Unterdrückung und Aufbruch miteinander für sein Werk herausgezogen und musikalisch festgehalten hat.

Experimentelle Textarbeit
»The Movement Doesn’t Exist At Speed Of Light«
Fabian Voigtsberger, Elias Osiander (3. Semester)

Bei der Arbeit war die Beschäftigung mit Perspektive relevant, um Typographie innerhalb einer räumlichen Spannung zu begreifen. Die Zielsetzung war, Typografie aus ihrer zweidimensionalen Ausrichtung ausbrechen zu lassen und ihr eine reizvolle Entfaltung in die Tiefe zu ermöglichen. Gebaut wurde in diesem Sinne ein Objekt, dass sich aus ca. 70 Kopien eines Einzelseitenlayouts  zusammensetzt. Diese wurden individuell beschnitten und in einer logischen Reihenfolge aufeinander gelegt, die die einzelnen Schnittkanten in Beziehung zueinander setzt und eine Abstufung mit gefühlt gleichen Abständen erkennen lässt. Diese Abstufungen lassen das Objekt eine abstrakte, drei-dimensionale und zufallsbedingte Form annehmen.

Die Einzelblätter wurden an der oberen Kante mit zwei Löchern gestanzt, um sie an zwei parallelverlaufenden Stangen in horizontaler Ausrichtung zu montieren. Erst durch die Installation kommt die wirkliche Gestalt zum Vorschein. Die Kanten der Einzelelemente verschmelzen optisch zu einem neuen Kantenverlauf.

Endprodukt ist das verzerrte Layout, dass durch die Formwandlung des Objekts in die dritte Dimension eindringt und dort die rechtwinklige Gesetzmäßigkeit der Typografie aufhebt. Nebeneffekt ist das Auftreten von Schatten innerhalb des Layouts, der die Verläufe und Kanten des Objekt betont und ihre Richtung besser begreifen lässt.

Je nach Position des Betrachters fällt die Verzerrung anders aus, und der letzte wichtige Einflussfaktor ist der Lichteinfall, der das Objekt anderen Charakter, variable Konturen und anderes Formverhalten ermöglicht.

Viktoria Miller, Theresa Weißer

Im Laufe von Typografie 2  bei Prof. Sybille Schmitz entstand unsere Schriftanalyse der Sabon, entworfen von Jan Tschichold, dem »man of letters«. Die Schrift, die er selber als »sein großes Werk« bezeichnet, entwickelte er mit der Absicht, der Garamond nahe zu kommen.

Wie vom großen Meister, der die Typografie für immer geprägt hat, erwartet, ist die französische Renaissance-Antiqua sehr gut lesbar und mit einem klaren Schriftbild gekennzeichnet. Was dem von Tschichold stets anstrebenden Perfektionismus zu verdanken ist.

Die Analyse umfasst Einblicke in die Geschichte der Garamond und von Jan Tschichold, als auch eine umfangreiche Analyse der Sabon und einen Vergleich mit der Sabon Next, die von Jean François Porchez entwickelt wurde. Ausschlaggebend sind die transparenten Seiten, die die Analyse betonen und verständlicher machen.

Noch heute wird die Schrift als eine der besten modernen Bearbeitung des Garamond Schriftmodells bezeichnet.

Experimentelle Textarbeit
Viktoria Brandstetter

In dieser Arbeit geht es mir nicht darum etwas Zweidimensionales in ein 3D-Objekt zu verwandeln, sondern um die Idee Dreidimensionalität in zwei Dimensionen darzustellen. Die Umsetzung dieser Idee geschieht durch Spiegelschrift. Aus einer 1 m x 1,5 m großen Kunststofffläche, mit einer Stärke von 3 mm und beidseitig haftender Spiegelfolie, wurde ein Text gefräst. Durch den Raum, der sich in der Spiegelschrift wiederholt, erhält die zweidimensionale Schrift eine weitere Dimension. Für den Text wählte ich die Schrift Corbel in einem Bold Schnitt.

Es handelt sich bei dem Text um etwas Kurzes, aber dennoch sehr Ausdrucksstarkes. Er soll den Leser bzw. Betrachter durch sein Spiegelbild in der Schrift anregen darüber nachzudenken, welche Schrift bzw. welcher Schriftschnitt seinem Charakter entspricht. Wenn der Text nicht sogar noch tiefergehend dazu anregt über das eigene »Ich« nachzudenken und sich selbst zu entdecken.

Ich fühlte mich, im Bezug auf die Spiegelschrift, sofort von den Worten: »Don’t be bold. Don’t be black. Don’t be medium. Don’t be regular – Maybe be like me.« angesprochen, als ich diese als beispielhafte Darstellung und Auflistung von Schnitten der Schrift CMODIN, entwickelt von Paul Busk, im Internet fand.

Dieses Semster hatte ich besonders viel Spaß an dieser Arbeit, weil ich mich von diesen wenigen Worten fesseln ließ und viel Gefallen daran fand sie in eine passende, gestalterisch interessante Form zu bringen, an der man nicht vorbei gehen kann ohne stehen zu bleiben und sich in diesen Worten wieder zu erkennen.

Fotografie-Arbeit
Caro Mühlheim, Saskia Haller von Hallerstein

Schwarz ist eine Farbempfindung, welche durch das Fehlen von Farbreizen entsteht.

Als Phrase bezeichnet man einen Ausdruck oder Satz, der so oft benutzt worden ist, dass er in seiner Bedeutung verblasst. Man kann Phrasen auch als leere Redensarten, nichts sagende Äußerungen oder Redewendungen bezeichnen.

Aus der Kombination beider Begriffe entstand unsere Fotografie-Arbeit.

schwarze Kunst.

schwarzer Humor.

schwarzer Peter.

schwarzes Schaf.

warten bis man schwarz wird.

anschwärzen.

schwarz auf weiß.

schwarz malen.

schwarz sehen.

Schriftanalyse – Palatino
Viktoria Brandstetter, Stephanie Vouilléme, Catharina Michaelis

Sich eine Schrift auszusuchen mit der man sich mehrere Wochen auseinander setzten will, um sie zu analysieren, und allen Informationen auf den Grund zu gehen, ist eine schwere Entscheidung. Wir haben uns für eine der meist verbreiteten  Schriften auf der Welt entschlossen – die Palatino von Herman Zapf. Es ist erfreulich sich mit einer Schrift weitgehend identifizieren zu können und festzustellen, dass sie bereits während der Recherche zu den eigenen Lieblingsschriften zählt.

Der Hintergrund dieser Schrift entpuppte sich als äußerst interessant,steckten doch viele Besuche Hermann Zapfs’ in Italien dahinter. Sein Ziel, eine neue Form der Renaissance-Antiqua zu schaffen, ist ihm, in unseren Augen, sehr gelungen.

Die Schrift wirkt auf uns ruhig, fast vornehm und vor allem sehr unaufdringlich. Die spannenden Einzelheiten verbergen sich in den Buchstaben. Diese kleinen Besonderheiten jedes Zeichens haben es uns sehr leicht gemacht Begeisterung für die Palatino zu entwickeln und gleichzeitig mit Spaß und Freude ein Buch daraus zu gestalten.