Stehsatz

Musikvisualisierung
Hanna Rasper

Meine Visualisierung soll den Einfluss von Mozarts Schaffen auf das Zeitgeschehen darstellen. Der umstrickte Würfel steht stellvertretend für die Gesellschaft, die sich zu Mozarts Zeit sehr steif und träge mit unzähligen Regeln und Gebräuchen für den Alltag gestaltete. Das Divertimento soll sich in dem roten Draht wieder finden, der den Würfel durchbricht und ihn, sich auflösend, mit sich zieht. Im Übertragenen also: Mozart, als Vorreiter der neuen Zeit, revolutioniert die Musik und das gesamte gesellschaftliche Leben und Denken. Dies soll durch Kontraste innerhalb von Form, Farbe und Material unterstrichen werden.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Laura Stein

Das Ökosystem eines Gletschers ist sehr empfindlich. Durch den anthropogenen Klimawandel gehen die vereisten Giganten rapide zurück, wodurch ihre Schönheit in Vergessenheit gerät. Um dies in Erinnerung zu behalten wurde ein stilisiertes Modell angefertigt. Die »Landschaft« besteht aus etwa 150 verschieden großen Pyramiden aus Papier, welche nach Größe geordnet auf den Untergrund angebracht wurden. In völliger Dunkelheit wurde das Objekt als Projektionsfläche genutzt.

Bleisatz und typografische Kleinode
Labore et Constantia – Besuch bei Plantin-Moretus in Antwerpen

Im Juni stand die diesjährige Studienfahrt des Fachbereiches Mediadesign der MD.H München an. Ziel der teilnehmenden 31 Studierenden war die belgische Stadt Antwerpen, genauer gesagt das dortige Plantin-Moretus-Museum. Das imposante Gebäude, das als erstes Museum auf die Weltkulturerbe-Liste der UNESCO kam, beherbergt zwei der ältesten Druckpressen der Welt – gefertigt um das Jahr 1600 –, eine Vielzahl an historischen Lettern und Gußmaterial, 154 Inkunabeln sowie über 600 Handschriften, die ältesten aus dem 9. Jahrhundert.

Benannt ist das Museum nach zwei wegweisenden Typografen aus den frühen Tagen der Druckkunst, dem Wegbereiter des Kommunikationszeitalters. Christophe Plantin, ein Franzose, gründete die Druckerei und Schriftgießerei im 16. Jahrhundert, sein Schwiegersohn Jahn Moretus übernahm sie, ein Nachkomme desselben verkaufte sie schließlich an die Stadt Antwerpen, die im Jahre 1876 dann ein Museum daraus machte. Plantin zeichnete sich durch eine bis dato kaum erreichte Hingabe und Sorgfalt aus, seine Arbeiten bestechen durch eine enorme Qualität und Präzision, durch die Anwendung vorzüglicher Druckschriften, wie etwa Material von Garamont und Granjon, aber auch durch den unbedingten Anspruch an das Druckergebnis. Der Wahlspruch Platins, »Labore et Constantia« (zu deutsch »Arbeit & Ausdauer«), zeugt vom Selbstverständnis, das seiner Person und seiner Arbeit zugrunde lag.

Wie aus einer anderen Zeit: Museum Plantin-Moretus

Die Führung durch die historische Druckerei und die Schriftgießerei mag vielen Studierenden wie eine Zeitreise ins 16. Jahrhundert erschienen sein. Die Schriftgießerei umfaßte 16.000 Matritzen, 4500 Stempel und 62 Gußformen. Das Haus hatte dabei selbst keine Schriften entworfen, sondern diese bei den großen Schriftschneidern des 16. Jahrhunderts erworben. Die sehr gut erhaltene Druckerei, die Vielzahl an historischem Guß- und Satzmaterial, machten die Entstehung von Bleimatritzen, -sätzen, sowie deren Anwendung visuell nachvollziehbar, ja im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar.

Inkunabeln und handschriftliche Meisterwerke

Ein Tag im Museum erscheint im Nachhinein anhand der Vielzahl an typografischen und handschriftlichen Schätze, die es zu entdecken gab, kaum ausreichend. So bot sich uns Gelegenheit die weltberühmte Polyglottbibel (Biblia Polyglotta) Plantins, zu betrachten. Das 8 Bände umfassende Meisterwerk war in den Jahren 1568–1573 unter höchster typografischer Sorgfalt in Antwerpen entstanden und zugleich in den Sprachen Aramäisch, Griechisch, Hebräisch, Latein und Syrisch, verfasst worden.

Der Gutenbergsaal im ersten Stock des öffentlich zugänglichen Teiles des Gebäudes hütet einen wahren Schatz der Inkunabelzeit. Eine der 14 noch existierenden »36-zeiligen Bibeln«, die mit dem Original-Letternmaterial von Johannes Gensfleisch zur Laden (Gutenberg) von Albrecht Pfister in Bamberg vor dem Jahre 1461 gedruckt worden waren. Das Museum »Plantin-Moretus« ist zu Recht stolz auf seine Ausgabe, schließlich ist sie die besterhaltene Version Europas. Der feine Umgang mit dem Satzmaterial, die unterschiedlich, perfekt ausbalancierten Zeichenbreiten, die sich zu einem andächtigen dunklen Satzbild, im Stile der alten Schreibmeister fügen, hinterlassen auch heute noch bleibenden Eindruck.

Auch die handschriftliche Prager »Wenzelbibel« aus dem Jahre 1403 darf nicht unerwähnt bleiben. Das Exemplar war unvollendet geblieben und belegt die damalige Vorgehensweise des Schreibens und Einfügens von Illustrationen.

Die »Korrekturstube als Seele« einer jeden Druckerei

Balthasar I. Moretus, der Sohn Jahn Moretus’, pflegte eine enge Freundschaft mit Peter Paul Rubens. Zahlreiche Werke von ihm sind im Hause zu entdecken. Beeindruckend sind  vor allem seine Titelentwürfe, die die Wende in der Titelgestaltung in der Officina Plantiniana, so hieß die Druckerei seinerzeit, bewirkten.

»Die Seele einer Druckerei« sei die Korrekturstube; dies soll Christophe Plantin immer wieder betont haben. Im Antwerpener Haus ist diese gut erhalten und mag so manchem heutigen Gestalter aufgrund der Größe des Eichentisches die Bedeutung, die einer fehlerfreien Drucksache beizumessen ist, im Zeitalter der Bits und Bytes wieder vor Augen geführt haben.

Das Beste zum Schluss: die Originalmatrizen Garamonts

Nach Voranmeldung kann man auch die Originalmatrizen Garamonts in Augenschein nehmen. Für mich ein unbeschreiblicher Höhepunkt des Antwerpener Besuchs. Dieser für jeden Typografen unvorstellbare Schatz ist im Archiv des Hauses einsehbar – man darf ihn sogar tatsächlich in eigenen Händen halten. Ehrfürchtig, versteht sich.

Alles in allem ein lohnender Besuch voller Inspiration und respekteinflößender Historie, den sich kein Typografiebegeisterter entgehen lassen sollte – auf die für einige Teile der Sammlung notwendige Voranmeldung sei hier nochmal hingewiesen. Christophe Plantins Motto »Labore et Constantia« ist in dem einzigartig erhaltenen Gebäude bis heute lebendig geblieben.

(Bildmaterial Lars Reiners)
Editorial Design (3. Semester)
Polina Kitzmann, Tatjana Medvedev

Volkskultur – hier die russische – muss nicht in eine kitschige Layoutwelt verpackt werden. Im ersten Heft des neu konzipierten Kulturmagazins ermöglichen die Studentinnen dem Betrachter durch übergroße Nähe eine verwirrende, ungewöhnliche Perspektive, die mal das Druckraster, mal die grafisch gewordenen Details eines Schmuckstückes zeigt – intensive Bildwirkungen, die einem nahegehen. Die ungewohnte Konfrontation schafft Raum für Entdeckungen, für eine eigenwillige Kulturerfahrung.

Analyse (3. Semester)
Ramona Arbesmeier, Lena Maidl, Stephanie Vouilléme, Viktoria Brandstetter

Nachdem unsere Auswahl für eine Zeitschriftenanalyse auf ein Kultur-, ein Wirtschafts- und eine Philosophiefachzeitschrift gefallen war, haben wir uns einstimmig für ein Automagazin entschieden. Gut, sich von einem gelb-schwarz-gestreiften Rücken faszinieren zu lassen – kommt sonst wohl eher in der Tierwelt vor. Ein Blick in die Ramp bestätigte unseren Instinkt aber aufgrund des ansprechenden Designs, welches man in sämtlichen anderen Autozeitschriften vermisst, eindeutig. Außerdem war sofort klar, dass diese Analyse nicht nur durch recherchiertes Fachwissen, sondern auch und vor allem durch weibliche Reize glänzen sollte. Ziel der Arbeit war eine etwas andere Herangehens- und Gestaltungsweise. In diesem Sinne: Rampify Yourself!

Evgenia Trishkina
Musikvisualisierung zu Mozarts Divertimento in F-Dur, KV247, Allegro

Filigrane Formen aus Silikon und Plastik stehen als foral anmutendes Metabild für die Heiterkeit in Mozarts Werk – seine Frohnatur. Die von Leichtigkeit getragene Visualisierung ruft das Bild von tanzenden, blau und gelb schimmernden Wassertropfen im Sonnenschein hervor.

(Fotos: Saskia Haller von Hallerstein)

Laura Ostermeier
Mozart – ein organisch wachsendes Musikstück aus Papier

Die Grundidee meiner Musikvisualisierung war es, Wachstum in einer organischen, ineinander verwobenen, lebendigen Struktur darzustellen. Die »Auftakte« innerhalb des Stückes bilden gewissermaßen Wachstumsschübe, wobei jeder durch eine neue Papierschicht dargestellt wird. Die Arbeit baut sich aus einer  Vielzahl einzelner, Hand geschnittener Schichten auf. Jedes der fünf Instrumente findet sich in einer eigenen Papierfarbe wieder. Bei der Farbwahl entschied ich mich für warme Rot-, Orange- und Brauntöne, um die lebensfrohe und kraftvolle Stimmung zu transportieren.

Experimentelle Textarbeit (3. Semester)
Tammy Jajes

»Wenn es uns gelingt, einen Willen zu entwickeln, den wir uns artikulierend, verstehend und bewertend zu eigen gemacht haben, so sind wir in einem volleren und tieferen Sinn sein Urheber und sein Subjekt, als wenn wir uns nur aufgrund irgendwelcher Überlegungen für ihn entscheiden.« schreibt B. K. Seidenfuß in seinem Buch über die Freiheit. Vielleicht führt auch eine intensive typografische »Artikulation«, wie hier, mit dem Faden im Zaunraster eindrucksvoll »gestrickt«, zu einem willentlich sich bewusster gewordenen Subjekt. Tammy Jajes hat sich über diese Arbeit hinaus intensiv mit diesem Thema – dem freien Willen beschäftigt.

Stefania Cervantes
Musikvisualisierung

Der Song »Happy« der Band »The Fryars« behandelt gesellschaftliche Mißstände der westlichen Welt unter dem Deckmantel einer fröhlichen, vielschichtigen Klangfolge.

Der Papierarbeit von Stefania Cervantes gelingt es diesem Umstand gerecht zu werden. Jedem Instrument weißt sie eine eigene Form und eine leuchtende Farbe zu. Die Komposition wirkt lebensfroh, ohne hierbei den Aspekt der Realität, den Umstand, dass alles nur oberflächlich positiv erscheinen mag, aus den Augen zu verlieren. Der schwarze Grund symbolisiert die negative Seite, die dem vermeintlich Positivem anhaftet – hier sinnbildlich durch einen schwarzen Grund dargestellt.

(Fotos: Saskia Haller von Hallerstein)

Von und über Mozarts göttliche Musik
Von Irdischem und Universalem
Natalie Kennepohl

Der musikalische Höhepunkt des Divertimentos in F, KV 247 (bei 1:48 – 2:06) soll als 3D-Modell dargestellt werden, welcher die beiden vorangegangenen Teile vereint, die meiner Meinung nach das Irdische und das Universale darstellen.

Der Globus mit seiner ikonografischen Bedeutung als Zeichen des Sieges passt zu der Assoziation eines Siegeszuges, die beim ersten Hören auftaucht. Um das Irdische und das Universale zu verbinden, werden ein Erdglobus und ein Himmelglobus miteinander vereint. Erdgloben versinnbildlichen das Irdische und Vergängliche, während Himmelsgloben das Universale und Immerwährende verkörpern.

Das Weiche und Sanfte spiegelt sich in den Kugelformen wider, die Verstrebungen stellen die Komplexität, die Dynamik und die Spannung dar. Die eher harte Wirkung von Dur, Allegro und der komplexen Rhythmik werden durch das Material verkörpert: Metall, zum Teil rostig als Zeichen des Irdischen und vergoldet, als Zeichen des Universalen. Um die euphorische Stimmung des Stückes zu verdeutlichen, steht die vergoldete Kugel im Kontrast zu den rostigen Innenseiten der Eisenstreifen. Die schöne Schöpfung und ihre Siegeszüge, die aber vor dem Hintergrund der Unbill und des Leidvollen gesehen werden muss.

Zitate über Mozarts göttliche Musik finden sich auf den universalen äußeren Ringen in einer glänzenden goldenen Folie. Sie stellen einen Bezug zu Mozart dar, unterstreichen die Bedeutung seiner Musik und unterstützen das Besondere seines Wesens und seiner Werke.