Stehsatz

Editorial Design 3. Semester
Jennifer Lutz

Am 15. Januar 2015 fand zum ersten Mal der MD.H Catwalk unter dem Motto »Show off – Off show« in München statt. Die geplante Fashion-Show wurde parallel zur Berlin Fashion Week im Haus der Kunst veranstaltet. Wir gestalteten Briefbögen (für Verträge, Sponsoren und Lieferanten), Handouts für das Streetcasting der Models, Plakate, Flyer, Einladungen, Eintrittskarten und Gutscheine. Die Schwierigkeit hierbei war, 120 individuelle Outfits aus den Kollektionen mehrerer Modedesign-Jahrgänge in einer Präsentationsform zu vereinen. Diese Problematik löste ich durch verschiedene typographische Kompositionen, die mit jedem Bild kombiniert werden können. Einer dieser Ansätze spiegelt sich auch in der Gestaltung meines Konzeptes wieder.

 Text und Fotos: Jennifer Lutz
Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Manuel Schäfer

Einsatz und Auswahl einer Schrift bei der Gestaltung beinhaltet stets eine Aussage. Mit Schriften werden Eigenschaften assoziiert, mit denen die Wahrnehmumg des zu gestaltenden Dokuments beeinflußt, präfiguriert wird. Bei klassischen Schriften der Druckkunst oder der Kalligrafie ist die Schrift vom Entwickler losgelöst – die Geburt einer Schrift bzw. der Schriftentwerfer, als solcher eigentlich erst seit der Renaissance als Person existent, ist meist nur wenigen, den Typographen, bekannt. Anders beim Graffito: hier sind die Schriftzeichen wesentlicher Bestandteil des unverwechselbaren Stils, am markantesten zu erkennen im »Tag«, also der Unterschrift eines Sprühers, dem Wiedererkennungselement, das oft eigentlich unleserlich ist.

Bei dem Projekt wurden Zeichen entwickelt, die denen der Graffiti-Schriftarten sehr ähneln, aber dennoch losgelöst vom Graffito, vom Sprüher funktionieren und sich für einen Fließtext eignen. Die Handschrift, ausschließlich Versalien, vermittelt nun einen dynamischen, persönlichen und bewegten Charakter, der die Herkunft aus der urbanen Umgebung von Industriebrachen und Bahnhöfen nicht leugnet. Im Diptychon, stehen sich Schwarz auf Weiß und Weiß auf Schwarz gegenüber.

Autor: Manuel Schäfer, Fotos: Lars Reiners

Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Paulina Meider

Vor dem Zeitalter der technischen Reproduktion, erst recht vor der Epoche der digitalen Kopie entstanden Schriftstücke rein händisch, von geübten Schreibern in Unikaten, als Kunstwerke eigenen und vor allem einzigartigen Ranges.

Davon inspiriert entstand die vorliegende, mit einer dünnen Feder gefertigte kalligrafische Arbeit. Ähnlich einem Eiskunstläufer dreht die schwungvolle kyrillische Schrift Zeile für Zeile neue Pirouetten. Ihre Ausformungen gleiten auf der Papieroberfläche mit einem dezenten, aber dennoch bestimmten Charakter. Für diesen Auszug aus dem berühmten Roman von Fjodor Dostojewski ist außer einem klassischen Blatt Papier nichts weiter von Nöten, um dem Werk einen einzigartigen, optisch wie auch haptisch erfahrbaren Flair zu verleihen, der dem literarischen Rang würdig ist.

Fotos: Lars Reiners

Schrift und Kalligrafie 2. Semester: BLICK (Acryl auf Plexiglas)
Maria Theresia Steiner

Die Arbeit will [Ein]blick im Wortsinn in Schrift schaffen. Von Weitem wirken die einzelnen Letter wie Buchstaben, gefüllt mit diversen Farben, doch bei genauerem Betrachten ist erkennbar, dass jede einzelne Fläche aus einer Vielzahl kleiner Punkte besteht (Simultankontrast), die sich teilweise verdichten. Es wurde eine handgezeichnete, serifenlose Type mit geometrischem Charakter gewählt, um dem filigranem, fast spielerisch wirkendem Innenleben die nötige Stabilität zu bieten.

Fotos: Lars Reiners

Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Stefan Stork

Laut und Leise sind gegensätzliche Pole – das Laute nimmt dem vermeintlich Leisen die Aufmerksamkeit. Das Objekt soll die öffentliche Wahrnehmung der »NSA« verdeutlichen: Eine sich weltweit ausbreitende Krake, die gleich einer Spinne leise und kaum wahrnehmbar ihre Fäden spinnt und Personen von öffentlicher Relevanz sowie mutmaßlicher Gefährlichkeit überwacht. Nach jeder Enthüllung eines neuen Aspektes der Überwachung durch die »NSA« wird diese – sicher zurecht – lautstark und unübersehbar in den Medien angeprangert.

Hier stehen sich die fast geräuschlose Unauffälligkeit des Klandestinen und der zornige Aufschrei der Empörung gegenüber, sie verknüpfen und überlagern sich in dieser Arbeit konkret zu einem (Faden-) Geflecht, aus dem sich die Versalien »NSA« schälen.

Fotos: Lars Reiners

Schriftanalyse der Gill Sans – Typografie 2. Semester
Carolin Ganterer, Stefanie Kutzschbach, Christoph Reinwardt, Maria Theresia Steiner

Knapp 90 Jahre nach der Entstehung hat Arthur Eric Rowton Gills markantester Beitrag zur Schriftgestaltung des 20. Jahrhunderts kaum von seiner Beliebtheit eingebüßt. Die Gill Sans erschien 1928 im Auftrag von Stanley Morrison (Monotype Corporation Ltd., London) und kann bis heute als eine der schönsten und lesbarsten Groteskschriften gelten. Die San Serif nimmt Bezug auf die Proportionen der Renaissance-Antiqua, verfügt über stark differenzierte Einzelformen, Strichstärkenunterschiede, eine horizontale Zeilenführung und eine nach links geneigte Achse.

Dem geschulten Auge wird die künstlerische Verbindung ihres exzentrischen Schöpfers zu Edward Johnston nicht entgehen, dessen abendlicher Kalligrafieunterricht wohl Initialzündung für den Kunsthandwerker Gill war. Sie ist »die britischste aller Schriften, nicht nur im Erscheinungsbild (schlank, angemessen und voller zurückhaltendem Stolz), sondern auch in ihrer Anwendung – The Church of England, BBC, der Penguin-Verlag.« [1] 

Die Studierenden Carolin Ganterer, Stefanie Kutzschbach, Christoph Reinwardt und Maria Theresia Steiner haben dieser Schrift zwei sehenswerte Büchlein gewidmet. Sie beleuchten ihre Entstehung und Bedeutung im zeitlichen Kontext, die Unterschiede zwischen Bleisatzformen und digitalen Typen, spiegeln dabei markante Einzelzeichen sowie den Charakter Gills. Lesenswert.

[1] Garfield, Simon, 2010 : Just my Type. Ein Buch über Schriften, Ullstein Buchverlage, Seite 50

[2] Fotos: Veronika Disl, Carolin Ganterer, Stefanie Kutzschbach, Christoph Reinward, Maria Theresia Steiner

Geschenk und Verpackung

Das Motto der Weihnachtsdekoration dreht sich dieses Jahr um das Thema des Geschenkes und des Verpackens. Besonders zu Weihnachten entsteht oft immer wieder der gleiche Trubel um die Wahl und Anschaffung des richtigen Geschenkes für die Lieben. Weihnachten gilt nicht umsonst als das Fest des Konsums.

Mit der diesjährigen Weihnachtsdekoration soll deshalb gerade der Gedanke aufgegriffen werden, dass doch gar nicht so sehr der materielle Inhalt der Gaben im Fokus stehen sollte.

Anstatt reich ausgefüllter und dekorierter Geschenkpäckchen finden somit drei riesige, nur durch das umlaufende goldene »Geschenkband« definierte Kuben und viele kleine, auf dieselbe Weise auf ihr Skelett reduzierte Papierpäckchen ihren Platz in der Eingangshalle der MD.H. Die Pakete an sich bleiben also innen bis auf die darin platzierten Tische und Bänke (und natürlich deren Besucher) leer. Es wird der Raum verpackt. Und wie schon der Verhüllungskünstler Christo erkannte, oder wie es ja auch der Sinn eines liebevoll verpackten Geschenkes ist, wird allein schon durch die Verpackung der Inhalt zu etwas besonders Wertvollem.

Auch in der dazugehörigen Weihnachtskarte wird dieses Prinzip aufgegriffen. Durch eine spezielle Falttechnik verpackt sich die bis auf das schimmernde Papier schlicht gehaltene Karte quasi selbst und offenbart erst nach und nach durch das schrittweise entfalten Teile von Ringelnatz Gedicht »Schenken«.

Ein großer Dank geht an all die Helfer, die unermüdlich die vielen Meter Stoff an der Nähmaschine genäht, und die unzähligen Karten mit größter Sorgfalt gefaltet haben.

Typografie 3. Semester
Manuel Schäfer, Florian Schmidt

Die Idee für das Projekt mit dem Namen »Typografie im Raum« entdeckten wir in einer Aufzugskabine: ein sich scheinbar endlos wiederholender Raum zwischen zwei Spiegeln. Bei den Überlegungen, wie man sich diese Spiegelungen für unser typografischen Projekt zu Nutzen machen könnte, stießen wir u.a. auf die Problematik, dass wir uns beim Betrachten des unendlichen Raumes im Lift stets selbst im Weg standen. Die Lösung schien simpel, machte die Konstruktion allerdings aufwändig: Wir mussten dem Betrachter die Möglichkeit geben, von Außen an dem Schauspiel teilzunehmen. Mit der Idee von zwei sich gegenüberliegenden Spiegeln, von denen einer der beiden eine Durchsicht von der Rückseite erlaubt, erhofften wir uns den gleichen Effekt der endlosen Wiederholung in einem kompakten Objekt. Durch die mehrfache Spiegelung der Schrift entsteht eine optische Täuschung, die die Worte an die Außenwand eines nicht existierenden Raums in Form eines Tunnels projiziert.

Bereits bei der Planung des zu bauenden Objektes ergaben sich zahlreiche Probleme. Auch die Umsetzung erwies sich schwieriger als gedacht, so musste z.B. die Größe wiederholt angepasst werden. Auf die Bodenplatte des Rahmens wurde eine Spiegelkachel mit etwas Spiel auf allen Seiten geklebt. Um diesen herum wurden Acrylglasplatten, welche man mit Folie beklebte, die mit Schrift bedruckt waren, aufgestellt. Im daraus entstandenen Hohlraum zwischen den bedruckten Platten und den Latten des Holzrahmens befinden sich ca. 75 übereinander gereihte LED’s, welche die Schrift von hinten beleuchten. Für die zweite Spiegelung wurde eine Plexiglasplatte mit durchlässiger, aber spiegelnder Chromfolie versehen, welche den Rahmen bündig verschließt. Auf dieser wurden noch Abdeckhölzer angebracht, damit der Zwischenraum, in dem sich die LEDs befinden, nicht sichtbar ist.

Mit dem Text »Durch Wiederholung wird sogar das Banalste zur Kunst« wird der Betrachter aufgrund der quadratischen Form des Rahmens im Kreis um das Objekt geleitet. Der Spiegelkasten reflektiert nicht nur das Licht aus seinem inneren, sondern auch seinen Betrachter.

Kalligrafie und Schrift, 2. Semester
Sara Markieton

Für mich ist der Tanz vor allem die Kunst den Dingen Ausdruck zu verleihen, die man nicht in Worte fassen kann – Gleiches vermag die Kalligrafie. Ein schwungvoller, auf und ab bewegter Schwellzug der Feder bestimmt hier den Duktus. Die Konturen der Buchstaben wurden auf schwarzem Schaumkarton gezeichnet, der Schriftzug »Dance« als Gravur erstellt.

Fotos: Lars Reiners

Schriftanalyse der Caslon 540
John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork

Die Schriftfamilie Caslon ist eine der wichtigsten Vertreter der Barock Antiqua. Sie gilt als Einleitung der englischen Schriftgeschichte, da vor William Caslons Wirken in England Schriften hauptsächlich importiert und kopiert wurden. Weil in England die meisten verwendeten Schriften aus niederländischen Schriftgießereien stammten, hat sich auch William Caslon an holländischen Barock-Typen orientiert. Nach der Veröffentlichung der berühmten Einblattschriftprobe von William Caslon im Jahr 1734, wird England erstmalig zum Exporteur von Schriften, und die Caslon zur meistverwendeten Schrift Großbritanniens. Die Caslon wird unter anderem zur Schrift des britischen Königshauses und der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.

»Caslon ist nicht gleich Caslon«

Da die Caslon eine alte Barock Antiqua ist, die bis heute erfolgreich verwendet wird, gibt es viele unterschiedliche Schriftschnitte aus den verschiedenen Epochen.

Angefangen mit dem Erfolg im 18. Jahrhundert, der irgendwann durch das Aufkommen neuer Barock-Schriften wie der Baskerville abnimmt, erlebt die Caslon einen weiteren Aufschwung Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Aufkommen neuer Drucktechniken. Weiterhin entstehen ab 1900 unzählige Versionen der Caslon, auch durch die zunehmende Digitalisierung und der Einfügung von Typografie in elektronische Medien, von denen jedoch der Großteil unbrauchbar ist.

Unsere Schriftanalyse bezieht sich auf eine sehr gelungene Version, der Caslon 540 aus dem Jahr 1902, die von den American Type Founders veröffentlicht wurde.

Dabei gliedert sich das Buch in zwei Teile, die Geschichte und die Analyse. Zunächst wird der Werdegang der Schrift, das Leben von William Caslon und die Geschichte der Schriftgießerei umfassend dargestellt, während im zweiten Teil eine ausführliche Analyse der Einzelzeichen sowie ein Schriftvergleich erfolgt. Verglichen wird dabei die Caslon 540 mit der Adobe Caslon um die teils extremen Unterschiede der Typen innerhalb der Schriftfamilie Caslon  darzustellen. Die Caslon ist eine zeitlose und schöne Schrift, die sich für Fließtexte wie auch Auszeichnungen bestens eignet.

Autor: John Haag; Fotos Buch: Veronika Disl, Manuel Schäfer, Florian Schmidt, John Haag, Jochanan Hermann, Stefan Stork