Stehsatz

Bachelorarbeit
Jochen Klaus
Natural User Interface

Ziel dieser Arbeit war es, ein Interface zu entwickeln und zu realisieren, das mittels Klang, Geste und Berührung bedienbar ist. Es soll vom Nutzer als Erlebnis wahrgenommen werden, das ohne Erklärung, intuitiv erfasst und verstanden wird. Der Interagierende ergründet die Reaktion auf sein Handeln und erfährt so die Funktion. Der Nutzer wird hierbei zum aktiven Schöpfer flüssiger skulpturaler Formen, die auf magisch anmutende Weise stachelartige Reliefstrukturen bilden.

In erster Linie ging es mir darum, ein Objekt zu schaffen, das neugierig macht. Ein Objekt, das in seiner Form reduziert ist, um so die Aufmerksamkeit auf das Eigentliche zu lenken – das mit dem Interface gesteuerte Ferrofluid : Eine schwarze Oberfläche, die sich ohne Interaktion unregelmäßig pulsierend bewegt. Dieses ist frei von jeder offensichtlichen Interaktionsmöglichkeit. Oft sind materielle Mechanismen ein Anreiz und dienen als Leitfaden für uns, welche Bedienung möglich ist. Ein Rad will gedreht, ein Slider geschoben, ein Knopf gedrückt werden – aber was passiert, wenn nichts da ist, außer der Gewissheit, dass etwas geschehen wird? Diesem intuitiven Prozess habe ich mich in meiner Arbeit annähern können – mit einem Interface, das auf Klang, Geste und Berührung reagiert und die Impulse in dem Ferrofluid wiedergibt.

Das Objekt will bewusst dem aktuellen Trend – alles über Bildschirme abzuhandeln – entgegenwirken. Die zuvor genannten haptischen Oberflächen, über die man bisher im digitalen Raum agieren musste, werden in meinem Projekt zu freier intuitiver Interaktion. Interaktion, die sich in einem realen Raum, an einem realen Objekt, in einer Oberfläche auswirkt – die man fühlen, riechen und sogar schmecken könnte.

Bachelorarbeit
Tatjana Medvedev
Goethes Faust. Lesen.

Das Lesen – seit dem digitalen Zeitalter befindet sich die wichtigste kulturelle Errungenschaft der Menschheit im starken Umbruch. Das Internet hat dafür gesorgt, dass gegenwärtige Informationen auf verschiedenen Kanälen an jedem Ort und zu jeder Zeit abrufbar sind. Der schnelle und flexible Zugang zu digitalen Inhalten begünstigt zwar in vielerlei Hinsicht die Informationsvermittlung, ist jedoch auch ein Grund zur oft vertretenen Annahme, dass die klassische Lesekultur bedroht sein könnte. Diese befindet sich in der Tat im starken Rückgang, wenn man bedenkt, dass wir heute hauptsächlich flüchtige Informationen in Form von E-Mails, WhatsApp-Nachrichten, Facebook-Posts, Tweets oder Blogeinträgen rezipieren. Diese Bachelorarbeit befasst sich mit dem heutigen Lesewandel und unternimmt den Versuch die Menschen zu motivieren mehr und anspruchsvoller zu lesen, indem sie am ersten Teil des Fausts neue typografische Zugänge für anspruchsvolle Literatur anhand verschiedener Lesemethoden aufzeigt.

»Congratulations your work was selected!« – Zum 61. Mal wählte der »Type Directors Club« in New York auch dieses Jahr knapp 300 Arbeiten von insgesamt über 1600 Einsendungen aus und prämierte sie mit dem »Certificate of Typographic Excellence«, eine Anerkennung hervorragender typografischer Leistungen im vergangenen Jahr.

Unserem Projekt »Momentaufnahme« wurde diese Ehre zuteil. Die Arbeit versucht, neue Blickwinkel der elektrisierenden Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu eröffnen. Als Vorlage dienten hierbei Auszüge aus dem Buch »Der Taumelnde Kontinent« von Philipp Blom, erschienen im Carl Hanser Verlag. Hier beschreibt Blom eine Zeit, die oftmals durch die Geschehnisse, die in naher Zukunft folgen sollten, überschattet wird. Die Rede ist von einer dynamischen und explosiven Zeit, in der sich neues Gedankengut ebenso schnell entfaltet, wie technologische Entwicklungen gen Himmel streben. Paläste für das Volk werden errichtet, dunkle Seiten der menschlichen Psyche werden erforscht und im Rausch der Geschwindigkeit steht das männliche Ego vor dem Umbruch, während sich eine neue, aggressive Frauenbewegung stark macht.

Den verschiedenen Themen wurde jeweils ein Buch gewidmet, das äußerlich an die zur selben Zeit aufkommenden »Inselbüchlein« erinnern soll. Jedes der insgesamt acht Bücher zeichnet sich durch eine autonome grafische Sprache aus und besticht durch individuelle Raffinessen bei der Weiterverarbeitung. So wurde auf verschiedene Papiersorten, Formate und Falttechniken bei der Ausarbeitung des Projekts zurückgegriffen. Im Bleisatz bedruckte Etiketten, die jeweils an identischer Stelle auf den einzelnen Büchern befestigt sind, geben dem Projekt eine zusätzliche Verbindung zwischen damals und heute.

Wir – Natalie Kennepohl, Miriam Rieger, Laura Ostermeier und Kevin Kremer – freuen uns sehr über  die Anerkennung des »Type Directors Clubs« und wir freuen uns, unsere Arbeit in über vierzehn Länder zeigen zu dürfen.

shred.
Editorial Design 3. Semester
John Haag, Maria Theresia Steiner, Stefan Stork

Ein Magazin das anders sein soll. Snowboard, Freeski, Skate, Longboard, Surf – alles vereint. Viele Snowboarder oder Skifahrer verbringen den Sommer auf den Wellen oder flitzen kurvige Bergstraßen auf ihren Longboards hinunter. Ein Grund für uns, den Lifestyle dieser Sportarten in einem ansprechenden Magazin zu vereinen, das Spaß macht zu lesen.

»Jedes Mal neu – jedes Mal anders«. Wie sich die Sportszene fast täglich ändert, so soll auch unser Magazin gestalterisch nie stillstehen. Bindung, Materialwahl und Farbe werden sich von Ausgabe zu Ausgabe ändern. Einiges soll aber doch auch beständig bleiben, wie Format und Typographie.

In dieser Ausgabe arbeiten wir hauptsächlich mit analogen Fotos in Kombination mit Illustrationen und Cartoons. Unser Magazin enthält 2 kleinere Formate, die herausnehmbar und einzeln zu lesen sind. Alle behandleten Sportarten sind Brettsportarten, weshalb unser Magazin natürlich auch ein Brett enthalten muss. Auch wenn sich die Geister bei den Ski scheiden … hat nicht damals schon der Skilehrer Hansi gesagt: »So Kinda, jetz schnall ma uns die Brett´l o!« Dazu kommt, dass diese Ausgabe des Magazins zu großen Teilen aus Product Specials besteht und somit ein Brett doch ganz passend ist, um sich auf die neuen»Brett’l« vorzubereiten.

Autor: John Haag, Fotos: Veronika Disl

Raimund Girke – das Weiß meiner Bilder
Editorial Design 3. Semester
Feyza Demirören, Veronika Disl, Paulina Meider

Inspiriert durch die eindrucksvolle Ausstellung von Raimund Girke entfaltete sich die Idee einer kompakten, doch im gleichen Moment präzisen Wiedergabe der Besonderheiten des Künstlers und seiner Werke. Rein, klar und dennoch facettenreich nimmt die Farbe Weiß innerhalb der Bilder durchweg eine vergleichsweise dominante Stellung ein, wodurch es dem Künstler gelingt die großzügigen und ausschweifenden Bewegungen seiner Maltechnik in Harmonie zum Ganzen zu bringen.

Im Anbetracht der dirigierenden Bildstruktur fiel die Auswahl bei der Form des Mediums auf ein Leporello. Ob horizontal oder vertikal aufgeklappt ergibt die verformbare Zickzack-Faltung ein zusätzlich spannendes Muster. Ebenso wurde bei der inhaltlichen Konzeption der Trend der Dualität beibehalten, durch die Unterteilung der Themengebiete in zwei Bereiche, Struktur und Farbe Weiß, beziehungsweise Girkes Stellungnahmen. Der Stil des Layouts lehnte sich hierbei größtenteils an den speziellen Charakter der Bilder an, somit fand die Farbe Weiß nicht nur thematisch, sondern auch praktisch an Hand der Gestaltung dementsprechend Verwendung. Gerade deshalb strahlen die ganzseitigen, dynamischen Abbildungen einen Hauch von Freiheit aus. Neben den Bildern nimmt das raumgreifende Textmaterial durch Sperrung, sowie verschiedenartige Rhythmik unaufdringlich, aber dennoch prägnant seinen Platz ein. Bestehend aus schwebenden Definitionen und Zitaten mangelt es dem Text, trotz eventueller Eingewöhnungszeit aufgrund der besonderer Lesetechnik, nicht an Lesbarkeit. Darüber hinaus bietet das Printmedium eine rasante Darstellung der Struktur, welche ihre Ruhe in der gläsernen Einfachheit findet.

Editorial Design 3. Semester
Natalie Krönauer

Das Motto der Fashion Show war »Show Off Off Show«. Bevor wir zur Plakatgestaltung übergingen, hatten wir die Freiheit mit der Typographie zu experimentieren. Die Wörter wurden gedreht, gespiegelt oder kopiert und übereinander gelegt um neue Ideen für Plakate entstehen zu lassen. Dabei habe mich auch dazu verleiten lassen, die einzelnen Buchstaben des Mottos frei im Raum zu verteilen, um interessante Buchstabengebilde zu schaffen. Mir gefällt der Gedanke, dass man genau hinsehen muss, um die Wörter lesen zu können und man erst auf dem zweiten Blick erkennen kann worum es geht.

Editorial Design 3. Semester
Jennifer Lutz

Am 15. Januar 2015 fand zum ersten Mal der MD.H Catwalk unter dem Motto »Show off – Off show« in München statt. Die geplante Fashion-Show wurde parallel zur Berlin Fashion Week im Haus der Kunst veranstaltet. Wir gestalteten Briefbögen (für Verträge, Sponsoren und Lieferanten), Handouts für das Streetcasting der Models, Plakate, Flyer, Einladungen, Eintrittskarten und Gutscheine. Die Schwierigkeit hierbei war, 120 individuelle Outfits aus den Kollektionen mehrerer Modedesign-Jahrgänge in einer Präsentationsform zu vereinen. Diese Problematik löste ich durch verschiedene typographische Kompositionen, die mit jedem Bild kombiniert werden können. Einer dieser Ansätze spiegelt sich auch in der Gestaltung meines Konzeptes wieder.

 Text und Fotos: Jennifer Lutz
Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Manuel Schäfer

Einsatz und Auswahl einer Schrift bei der Gestaltung beinhaltet stets eine Aussage. Mit Schriften werden Eigenschaften assoziiert, mit denen die Wahrnehmumg des zu gestaltenden Dokuments beeinflußt, präfiguriert wird. Bei klassischen Schriften der Druckkunst oder der Kalligrafie ist die Schrift vom Entwickler losgelöst – die Geburt einer Schrift bzw. der Schriftentwerfer, als solcher eigentlich erst seit der Renaissance als Person existent, ist meist nur wenigen, den Typographen, bekannt. Anders beim Graffito: hier sind die Schriftzeichen wesentlicher Bestandteil des unverwechselbaren Stils, am markantesten zu erkennen im »Tag«, also der Unterschrift eines Sprühers, dem Wiedererkennungselement, das oft eigentlich unleserlich ist.

Bei dem Projekt wurden Zeichen entwickelt, die denen der Graffiti-Schriftarten sehr ähneln, aber dennoch losgelöst vom Graffito, vom Sprüher funktionieren und sich für einen Fließtext eignen. Die Handschrift, ausschließlich Versalien, vermittelt nun einen dynamischen, persönlichen und bewegten Charakter, der die Herkunft aus der urbanen Umgebung von Industriebrachen und Bahnhöfen nicht leugnet. Im Diptychon, stehen sich Schwarz auf Weiß und Weiß auf Schwarz gegenüber.

Autor: Manuel Schäfer, Fotos: Lars Reiners

Schrift und Kalligrafie 2. Semester
Paulina Meider

Vor dem Zeitalter der technischen Reproduktion, erst recht vor der Epoche der digitalen Kopie entstanden Schriftstücke rein händisch, von geübten Schreibern in Unikaten, als Kunstwerke eigenen und vor allem einzigartigen Ranges.

Davon inspiriert entstand die vorliegende, mit einer dünnen Feder gefertigte kalligrafische Arbeit. Ähnlich einem Eiskunstläufer dreht die schwungvolle kyrillische Schrift Zeile für Zeile neue Pirouetten. Ihre Ausformungen gleiten auf der Papieroberfläche mit einem dezenten, aber dennoch bestimmten Charakter. Für diesen Auszug aus dem berühmten Roman von Fjodor Dostojewski ist außer einem klassischen Blatt Papier nichts weiter von Nöten, um dem Werk einen einzigartigen, optisch wie auch haptisch erfahrbaren Flair zu verleihen, der dem literarischen Rang würdig ist.

Fotos: Lars Reiners

Schrift und Kalligrafie 2. Semester: BLICK (Acryl auf Plexiglas)
Maria Theresia Steiner

Die Arbeit will [Ein]blick im Wortsinn in Schrift schaffen. Von Weitem wirken die einzelnen Letter wie Buchstaben, gefüllt mit diversen Farben, doch bei genauerem Betrachten ist erkennbar, dass jede einzelne Fläche aus einer Vielzahl kleiner Punkte besteht (Simultankontrast), die sich teilweise verdichten. Es wurde eine handgezeichnete, serifenlose Type mit geometrischem Charakter gewählt, um dem filigranem, fast spielerisch wirkendem Innenleben die nötige Stabilität zu bieten.

Fotos: Lars Reiners