Stehsatz

Visualisierung 1. Semester: Jakob Kreitner – Haikukreislauf

Betrachtet man die vier Jahreszeiten nüchtern, physikalisch, dann sind sie nichts anderes als die Bestandteile eines durch unterschiedliche Lichteinstrahlung und Ausrichtung von Sonne und Erde zueinander bedingten Klimazyklus. Das Licht ist der Ursprung allen Lebens und es beeinflusst die Natur, unseren Tagesablauf und hat auch individuell psychologische Auswirkungen. Die inhaltlich den vier Jahreszeiten entsprechenden Haikus sind in einer Kreisform zueinander ausgerichtet. Jeder Vers entspricht einem der 12 Monate und je näher er am Mittelpunkt liegt, desto heller ist der entsprechende Monat. Der Sommer ist als wärmste Jahreszeit oben im Kreis angeordnet und ihm gegenüber liegt der Winter an der tiefsten Stelle. Die beiden Übergangsjahreszeiten Frühling und Herbst sind links und rechts platziert. Zusammen ergibt sich eine elliptische Kreisform aus Textstrukturen, die durch den weißen Innenraum jedoch annähernd kreisrund wirkt. Lediglich mit schwarzer Schrift auf weißem Grund werden die auf das Wesentlichste reduzierten Grundprinzipien der Jahreszeitenabfolge veranschaulicht.

Um mit der Arbeit noch in den dreidimensionalen Raum zu gehen, wurde unter Anregung des »Licht-Raum-Modulators« von László Moholy-Nagy die Kreisform in eine Holzplatte gelasert. Anschließend wurden bei starkem Gegenlicht vor einem Fenster Fotos der Platte gemacht, die eine fast schon kosmische Wirkung entfalten, die sehr gut zur Thematik des Sonnenkreislaufs passen, und einen abwechlungsreichen Gegenpol zur klaren schwarz-weißen Form bieten.
Grafische Zeichen, 2. Semester: MD1015
Du als Zeichen – geht das?

Mit dieser Frage haben sich die Studierenden im Seminar »Grafische Zeichen« auseinandergesetzt und für jeweils eine Person aus ihrem Kurs ein charakteristisches Zeichen entwickelt.

Die charakteristischen Eigenschaften bzw. charakterlichen Eigenheiten eines Menschen herauszuschälen ist ein schwierige, und auch heikle Aufgabe. Dies ist nicht selten überzeichnend und gar augenzwinkernd leichter zu bewerkstelligen als mittels allzu sachlicher Nüchternheit, und es führt oft zu besserer Wiedererkennbarkeit.

Entstanden ist so eine Bandbreite vom Schriftzug bis hin zum illustrativen Charakter,
vom gestiefelten Kater bis hin zum Wappen — allesamt begleitet von typografisch reizvollen sowie spielerischen Konzeptionen.

Fotos Lucas Wurzacher
Jahreszeiten mit Logoqualitäten
Visualisierung 1. Semester: Silvia Jarosch

Die Visualisierung der vier Jahreszeiten meiner Arbeit findet sich extrem reduziert auf Kreisformen, alle konzentrisch und lediglich schwarz-weiß. Der Kreis an sich verweist auf den Jahreszyklus, die ineinandergreifenden Kreisformen auf den Charakter der jeweiligen Phase darin. Naheliegend ist die Helligkeit (respektive Dunkelheit), die Stimmung repräsentiert. Das lebhafte Durcheinander, die Positionierung oben und/oder unten etwa verweisen ebenfalls auf jahreszeitliche Grundeigenschaften. Ein insgesamt äußerst radikaler Ansatz, der im Ergebnis die Visualisierung einer Jahreszeit in das strenge Korsett eines Logos überträgt.

Freie Schriftform
Typografie 1. Semester: Lucas Wurzacher

Die Arbeit entsteht aus den Gegenräumen der Schrift Futura, wobei jedem der entstandenen Zeichen, passend zu den jeweiligen Formcharakteristika, eine von sechs Farben zugeordnet wurde. Die Anordnung der Schriftzeichen im Raum arbeitet mit Überlagerungen, die so wiederum neue Farben und Formen entstehen lassen.

Fotos: Lucas Wurzacher
*Avenir, Futura, Gill, Gotham, Janson-Antiqua, Univers, Walbaum, DS-Zentenar
Typografie 2. Semester: MD1015

Von Antiqua bis Fraktur erstreckt sich in diesem Jahr das Potpourri der gewählten Schriften, denen sich die Studierenden der MD1015 in ihren ersten Buchprojekten gewidmet haben. Liebevoll, spurensuchend, fachsimpelnd, bisweilen sogar hitzig gingen die einzelnen Teams in diesem Jahr dabei vor.  So vielfältig wie die Schriftcharaktere sind auch die einzelnen Druckwerke. Typografisch sind sie für ein Grundlagensemester mehr als bemerkenswert. Chapeau!

Fotos: Lucas Wurzacher
Bleisatz II — Der feine Unterschied 
Marina Emeljanov, Sofia Gronard, Jakob Kreitner, Max Roos
Die Univers von Adrian Frutiger stellt mit ihren 21 Schnitten einen Meilenstein der Groteskschriften dar. Angeleitet von Herrn Hanitzsch sollte ein Schriftmuster der uns im Bleisatz vorhandenen 6 Schnitte entstehen. Nach den kreativen Spielerein und Freiheiten in Bleisatz I galt es nun mit höchster Präzision zu arbeiten. Zahlreiche Anekdoten von Herrn Hanitzsch später ist das sechsseitige Heft fertig. Die Titelseite bietet eine knappe Übersicht mit allgemeinen Informationen zur Schrift, den vorhandenen Schnitten und deren jeweilige Schriftgrößen. Blättert man das Heft samt Klappseite auf, sind auf drei Seiten thematisch passende Texte in der Univers 55 in 9p, 10p und 12p gesetzt, jeweils mit unterschiedlichem Durchschuss und pro Passage mit einer in Versalien gesetzten Zeile. Die nächste Seite zeigt die verschiedenen Schriftschnitte an einem Beispieltext und auf der Rückseite des Heftes konnten wir uns doch noch kreativ austoben und die Seite frei mit einem Textcluster gestalten.

Visualisierung 1. Semester: Sofia Gronard

Sofia Gronard ging das Thema der vier Jahreszeiten mit einem äußerst puristischen Ansatz an. Sie verzichtete auf Farben – gerade beim Thema Jahreszeiten ein mutige, entschlossene Entscheidung  – und beschränkte sich stattdessen auf reine Formen aus Depafit, die sie skaliert schichtete, so dass ein Art Relief aus einer einzigen Grundform heraus entstand. Dem Spiel des Lichts ausgesetzt entwickeln diese Reliefe eine enorme grafische Wirkung. Die kreisartige Formenpyramide steht hier für den im vollen Saft stehenden Sommer, der den Kreislauf des Lebens am prächtigsten widerspiegelt. Der Winter, dessen Kälte allem Leben eine Unwirtlichkeit entgegenstellt, findet sich als strenges, negatives Relief aus harten, aber eben auch klaren Quadraten. Der Herbst ist aus Dreiecken geschichtet, dem allmählichen Welken der Pflanzen entsprechend, dem melancholischen Gefühl des langsamen Erkaltens, des dräuenden Dunkelwerdens. Der Frühling hingegen hat eine langgestreckte Rautenform, eine kräftig wirkende Spitze bildend, in die positive Richtung weisend wie die aufblühende, ungemein kraftvolle, aus der Winterstarre erwachende Natur.

Siebdruck mit einfachen Mitteln

Das Grundprinzip ist denkbar einfach: Ein Holzrahmen wird mit einem feinen Gewebe als Sieb bespannt. Eine Schablone zugeschnitten und aufgeklebt. Aus Pigmenten wird Farbe angemischt, die schließlich mit einem Rakel durch das Sieb und die Freiräume der Schablone gestrichen wird. Der Druck landet auf dem Papier – und Fertig!

Mit wenigen Worten ist das grobe Verfahren erklärt und das System, so scheint es, schnell durchschaut. Doch wie unsere kleine Gruppe aus Studenten im Siebdruck-Kurs von Herrn Golf feststellen durfte, ist dies noch lange nicht das ganze Geheimnis, das es am Siebdruck zu erforschen gilt: Das Handwerkliche Arbeiten, das Herantasten an das Material und seinen Eigenheiten und natürlich das Experiment mit den vielzähligen Möglichkeiten des Siebdrucks.

Es braucht einige Versuche bis bei einem Druck wirklich etwas »entsteht«. Um so wichtiger und umso mehr Spaß macht gerade die etwas experimentellere Herangehensweise. Genauso findet natürlich das Anmischen der Farben aus Pigmenten, der Druck mit tagleuchtenden Farben wie Neonorange, -grün oder -gelb große Begeisterung – oder etwa der Versuch einen Irisdruck hinzubekommen, Schwarz auf Schwarz zu drucken, mit einem Wachsstift Strukturen auf das Sieb und damit auch auf den Druck zu übertragen oder auch mehrere lasierende Farbschichten übereinander aufzubringen, um nur einen kleinen Ausschnitt dessen zu nennen, was  nach und nach entdeckt, versucht und ausprobiert werden möchte.

Kalligrafie 1. Semester: Dani Ibler
Versuche von gemischten Schriften

Kalligrafie ist die Möglichkeit, Kunst, Kultur, Tradition, Temperament und Gefühle mit Hilfe von Schrift auszudrücken. Mein Ziel war es das deutsche Alphabet mit anderen fremden Schriften zu verschmelzen, um neue kraftvolle und exotische Schriften zu erschaffen. Dabei lies ich mich von der japanischen, sehr schwungvollen Tusche-Malerei und Kalligraphie inspirieren. Dabei entstand eine mit dem Pinsel geschriebenes japanisches Gedicht. Die Buchstaben liegen übereinander und wirken wie japanische Schriftzeichen, sind aber das lateinische Alphabet.

Meine zweite Arbeit, war der Versuch einer deutsch-hebräischen Schrift. Dabei malte ich die Buchstaben des Wortes »Dimension« , in einer kraftvollen Farbe und Komposition.

Praktikumsbericht 2016

Für mich war es immer ein Traum gewesen, einmal in New York zu leben – in der Stadt die niemals schläft. Einmal selbst zu erleben, was man es aus unzähligen Filmen und Serien zu kennen glaubt. Und ich kann sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Das Auslandssemester hat mir nicht nur einen Einblick in die zukünftige Berufswelt gewährt, sondern mich auch persönlich auf vielfältige Weise weitergebracht. Salopp gesagt, es war eine »geile Zeit«.

Mein Praktikum absolvierte ich bei einem Design Büro namens »Buero NY« in Manhattan. Unser Team bestand aus 10 Leuten und war international besetzt. Das Unternehmen hat vor allem Kunden im Mode- und Kosmetikbereich. So hat »Buero NY«  etwa die Werbekampagne für Marc O’Polo umgesetzt. Als ich wieder nach München zurückgekommen bin, habe ich »meine« Plakate, an denen ich mitarbeiten durfte, tatsächlich in den Marc O’Polo Läden gesehen.

Das Büro entwirft selbst Schriften, so konnte ich dort auch bei der Gestaltung eines Fonts mitwirken. Insgesamt habe ich einen guten Einblick bekommen und fand es sehr spannend, mit Kunden aus Kunst und Modebranche zusammenzuarbeiten.

Gewohnt habe ich in einer WG in Brooklyn. Das Beste an unserer Wohnung war die
Dachterrasse, von der man die ganze Skyline von Manhattan sah und die zu unserem zweiten Wohnzimmer wurde. Man schaute über die Dächer von Brooklyn auf das Lichtermeer der Stadt und spürte unmittelbar, dass man sich in einer der aufregendsten Städte befindet.

Von allen Museen, die ich in NY gesehen habe, waren die Galerien in Chelsea, das Moma PS1 in Brooklyn und das temporäre Museum of Feelings meine Favoriten. Da ich auch neben dem Praktikum kreativ sein wollte, habe ich Kurse in Zeichnen und Schmuckdesigns besucht.

Das Nachtleben war für mich auch ein großer Teil meiner »NY Experience«, denn es wird in NY definitiv viel verrückter und freizügiger gefeiert. Vor allem die Bootspartys,
auf denen man während dem Feiern die Skyline beobachtet konnte, waren beeindruckende Erlebnisse. In NY ist alles möglich: Multi-Kulti, verrückte Leute, Graffiti und Industrial Style. Es war ein deutlicher Kulturenmix zu spüren, denn in NY ist jede Nationalität vertreten.

Für mich waren es sehr aufregende sechs Monate, in denen ich enorm viel erlebt habe und die mein Leben verändert haben. Ich würde es jederzeit wieder machen und das Abenteuer wagen.