Stehsatz

Editorial Design (3. Semester): Katharina Krepil, Anna Schemmel

Die Harper’s Bazaar ist ein international weit verbreitetes und extravagantes Modemagazin. Sie sticht durch ihren kulturgeprägten Inhalt und ihre klare Gestaltung heraus. Besonders spannend ist auch, dass die Bazaar Amerikas erste Modezeitschrift gewesen ist und somit auf eine 145-jährige Geschichte zurückblicken kann. Nicht zuletzt hat auch Alexey Brodovitch, einer der Pioniere des heutigen Editorial Designs, jahrelang als Art Director an diesem Printmedium mitgewirkt.

All diese Aspekte machen die Harper’s Bazaar einzigartig und zum Analyseobjekt unserer Arbeit. Genauer betrachten wir hierbei die Geschichte, den Inhalt, die Publikation und die Gestaltung des Magazins. Dies besteht, mit Ausnahme der Bilder, aus einem schwarz-weißen Layout, an welchem wir uns stilistisch orientiert haben. Abschließend wird die Bazaar mit ihrem größten Konkurrenten, der Vogue, in punkto Gestaltung und Inhalt verglichen.

Musikvisualisierung 1. Semester: Lucas Wurzacher

Der Song »Heroin« von The Velvet Underground ist geprägt durch schnelle Tempiwechsel, die, sinnbildlich für den Drogenkonsum, sich zu einem theatralen, teils disharmonischen musikalischen Rausch steigern.

Um visuell ein Äquivalent zu schaffen wurde eine ein Meter lange Plexiglasscheibe mit einer Spiegelfolie beklebt und von farbigen, unterschiedlich langen Kanülen durchstochen. Die Folie wird, je nach Lichteinfall, blickdicht oder transparent.

Die Seite mit den farbigen Kanülenköpfen stellt den Rauschzustand dar, während die andere Seite mit den Nadeln für die Intensität der Folgen des Drogenkonsums steht. Das Plexiglas symbolisiert den Körper, die Seele und das Umfeld des Drogenkonsumenten, welches mehr und mehr durch die Droge verletzt wird.

Im Rauschzustand verhindert die Spiegelfolie den Durchblick zu den Nadeln, sodass die Folgen der Droge während des Drogenkonsums nicht ersichtlich sind.

Editorial Design (3. Semester): Nicolai Bähr, Sara Donati, Philipp Elsner, Cornelia Engel, Emily Henderson, Lilian Karr, Katharina Krepil, Andrea Lee, Benjamin Mahal, Maximilian Ostermeier, Anna Schemmel, Florian Seeber, Max Spears

In zahlreichen Variationen erkundeten die Studenten der MD1014 räumliche Möglichkeiten der Typografie, um sich über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von gesetzter und gesprochener Sprache bewusst zu werden. Vorgegeben und diskutiert wurde der Text »Das konvivialistische Manifest – Für eine neue Kunst des Zusammenlebens«. Einige Beispiele werden hier vorgestellt.

Medialab 7. Semester: Paul Kistner
Toncharakter durch Unterschrift – Darstellung und Klangerfahrung

Diese Processing-Arbeit lässt den Nutzer mit einem Wacom Tablett seine Handschrift auf den Bildschirm bringen. Die Schrift an sich vernetzt sich, je nach Schreib-Tempo. Zudem wurden auch noch verschiedenste Tonleitern in das Programm eingefügt, welche bei jedem noch so kleinem Punkt reagieren und beim Schreiben ganzer Sätze eine komplette Melodie erzeugen. Die Theorie dahinter ist die eines Gebäudes, das nur lebendig wird, wenn tatsächlich ein Mensch dieses bewohnt. So wird auch diese digitale Handschrift zum Leben erweckt durch die persönliche Schreibweise und Klangatmosphäre, die der Schreibende erzeugt.

Editorial Design (3. Semester): Sara Donati, Cornelia Engel, Lilian Karr, Katharina Krepil, Anna Kucher, Andrea Lee, Benjamin Mahal, Anna-Maria Ott, Anna Schemmel
25 Ideen werben für die Welt der Bücher und ihre Zukunft

Das Internet verändert unser Verhältnis zum Buch. Viele Vorteile des klassischen Buchhandels gegenüber den Online-Versandhändlern gehen in einer Zeit verloren, in der auch das »Prinzip Buch« in Frage gestellt wird. Im Sommer 2015 schlug die Münchner Buchwerbung der Neun GmbH der Mediadesign Hochschule München ein Projekt zur Entwicklung neuer Werbeideen für den Buchhandel vor. Eine Gruppe aus 9 Studentinnen und Studenten der Klasse MD1014 entwickelte 25 visionäre Möglichkeiten zur Gewinnung junger Leser und neuer Buchhandelskunden. Ein umfangreiches Buch präsentiert diese Ideenentwicklung.

Schriftanalyse 2. Semester: Andrea Lee, Sara Donati, Anna Kucher
Palatino

Im Fokus unserer Arbeit stand die Schrift »Palatino« von Hermann Zapf, der 2015 verstorben ist. Diese Schrift ist eine französische Renaissance-Antiqua und wurde 1949 entworfen. Die »Palatino« ist eine elegante Schrift mit harmonischen und bis zu einem gewissen Grad auch kalligrafischen Charakterzügen.

Zunächst behandelten wir den Werdegang des Schriftentwerfers und seine Entwicklung hin zu einem der einflussreichsten deutschsprachigen Typografen. Im zweiten Teil unserer Arbeit  beschäftigten wir uns mit den Ursprüngen und dem Wesen der Schrift »Palatino«. Sie durchlief alle wichtigen Schritte der technischen Entwicklung des 20. Jahrhunderts – vom traditionellen Guß hin zum Fotosatz und schließlich zur Digitalisierung.

Danach unterzogen wir die Schrift einer tiefergehenden Analyse; zum einen untersuchten wir die einzelnen Buchstaben »en Detail«, zum anderen beobachteten wir die Wirkung der »Palatino« aus der Ferne, also im Mengensatz. Schließlich verglichen wir sie mit der »Aldus«, die auch von Hermann Zapf entworfen wurde und in gewissem Sinne eine etwas leichtere, deutlich verwandte Schrift ist. Zudem sammelten wir Anwendungsbeispiele der Schrift.

Zu Besuch in der Galerie Handwerk (München)  und Vorstellung der offizin albis in Garching.

Am 10. November unternahmen wir mit den Grundlagenkursen Typografie eine Exkursion zur Münchner Galerie Handwerk. Die Ausstellung »Handpressen oder die Kunst handwerklicher Buchgestaltung (vom 23. Oktober bis 21. November 2015)« war seit langer Zeit in Fachkreisen erwartet gewesen. Dass in Zeiten der übertechnisierten Machbarkeit gerade handwerklich gefertigte Bücher, die typografisch sauber und kunstvoll durchgestaltet sind, begeistern, darf und sollte nicht verwundern. Der Bleisatz, die mit ihm verbundene Haptik, klassisch künstlerische Druckverfahren sowie elegante, dem Inhalt sinnstiftende Papiere vermögen es, dem Inhalt adäquat Leben einzuhauchen – eben zum passenden Umfeld zu verhelfen.

Die Handwerkskammer fokussierte deshalb hauptsächlich aktuelle Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum. So gab es etwa Pressen- und Mischdrucke von Oskar Bernhard, Anja Harms und Eberhard Müller-Fries, der Goldenen Kanne, der officin albis, der Offizin Haag-Drugulin, der bekannten Münchner Handsatzwerksatt Fliegenkopf, von Mechthild Lobisch, Sabine Golde und Johannes Strugalla, etc. zu sehen. Zudem waren einige historische Beispiele der Buchkunst wie die der englischen Pressen zu begutachten: Doves Press und Kelmscott Press, sowie die bis 1934 tätige Bremer Presse.

Druck und Satz

Unser Termin in der Galerie Handwerk war zudem begleitet von zwei weiteren besonderen Ereignissen: einer Vorstellung der eigenen Bücher durch Werner Hiebel (officin albis) und dem angekündigten Drucken mit einer historischen Presse.

Frau Mücke, Schriftsetzerin, extra aus Dresden (Haag-Drugulin) angereist, erklärte detailliert und geduldig die Funktionsweise der historischen Kniehebelpresse und der mitgebrachten Boston-Presse. Auch leistete Sie einigen Interessierten Hilfestellung bei ersten Handsatzversuchen.

officin albis

Der zweite spannende Programmpunkt: Der leidenschaftliche Typograf Werner Hiebel erklärt der Studiengruppe seine Arbeiten. Extra für diese hat er unter anderem seine »Linie 8«, den »MaskenBall der Tiere« und die »Gerhard Rühm Bücher«, auch in produktionsbedingten Zwischenstadien, mitgebracht. Er selbst hat vor 25 Jahren seine »officin albis« gegründet. Die in Garching ansässige »Ein-Mann-Typografieschmiede« verfügt mittlerweile über ein ansehnliches Repertoire an kunstvoll gestalteten Büchern, Plakaten und Karten. »Kunsthandwerk«, so Werner Hiebel, »möchte er aber eigentlich nicht machen«. Seine Bücher seien vielmehr Kunst und Handwerk zugleich. Ein gutes Buch werde immer von innen nach außen gestaltet. Die Gestaltungskonzeption nimmt Bezug auf den Inhalt, keine effekthascherische Grafik. Er bestimmt die Schrift, die Grundstruktur, das Papier, die Farben und Illustrationen. Auch sollte ein Buch vom Anfang bis zum Ende geplant werden. Dies bezieht auch die Anschaffung des für die gesamte Auflage notwendigen Papieres mit ein. Nachlieferungen seien oft schwierig, da ja der Herstellungsprozess mitunter länger dauere, die Sorte im schlimmsten Fall nicht mehr verfügbar sei.

Von Rosenkränzen und Grundformen

So zeichnet sich das Buch »Rosenkränze« des Autors Gerhard Rühm durch den sinnbildlichen roten Faden aus. Dieser durch die Finger gleitende Faden, grafische Metapher zum katholischen Rosenkranz, führt als gestalterische Linie durch das ganze Buch. Die Werke von Gerhard Rühm zählen zur konkreten Poesie, müssten genau genommen auch laut gelesen werden, und so stehen etwa alle Vokale rot gedruckt untereinander.
Sein »calendarium« arbeitet mit den Grundformen des Design. Ein Holzschnitt aus Dreieck, Quadrat und Kreis entwickelt sich über »zwölf Monate« hinweg zur Gesamtform. Produktionstechnisch wird hier mit sog. Formschwund gearbeitet: Die Gesamtform wird Monat für Monat um ein Segment reduziert. Der Titel, eine Heißfolienprägung, wurde aus einer extra gefertigten Futura Buch gesetzt, die Innentexte in akkuratem Flattersatz.

Endlose Bücher und eine literarische Reihe

Die Leporellos »MaskenBall der Tiere« und »Linie 8« zeigen eine gelungene Verbindung aus Typografie und künstlerischer Illustration. Besonders hervorzuheben ist der Bogendruck des Umschlages, der als lange Gesamtform gesetzt, jeweils im Gesamten in der Maschine gedruckt wurde. Im Handsatz gar nicht einfach. Besonders erwähnenswert erscheint mir auch die komplett aus Satzmaterial gefertigte Straßenbahn des Titels. Das Buch »Banane, Katze, Kakadu« spielt gekonnt mit der Verbindung aus Schriftgraden und Schriftarten.

Die officin albis fertigt zudem seit ein paar Jahren eine kleine literarische Reihe im Buchdruck. Unbekannteren zeitgenössischen Autoren, Künstlern und Illustratoren soll die Chance zu einer ersten Veröffentlichung gegeben werden. Auch soll die Sammelfreude der Leser durch erschwingliche Preise geweckt werden. Die Reihe verbindet die typografische Gestaltung des Umbandes und das gleiche Papier. Auch das Maß der Reihe spiegelt sich bereits im Titel.
Die kleinen Bände sind alle für sich genommen typografische Kleinode, die beispielsweise den Texten von Philipp Luidl und Dagmar Nick das passende Umfeld geben.

Was eigentlich alles hinter der Fertigung eines künstlerischen Buches steht, mag einigen Studierenden hier zum ersten Mal richtig bewusst geworden sein. Begeistert durch die Vorstellung seiner Arbeiten in der Handwerkskammer habe ich bald darauf Herrn Hiebel in seiner Garchinger Werkstatt, vor den Toren Münchens, nochmals besucht. Es war auch diesmal ein bereichernder und inspirierender Besuch, den ich allen Typografie- und  Buchfreunden empfehlen kann.

Schriftanalyse 2. Semester: Philipp Elsner, Emily Henderson, Tatjana Burka
Kabel, Klingspor, Koch

Für unser Typografie Projekt »Schriftanalyse« fiel die Wahl auf die seriefenlose Schrift »Kabel« von Rudolf Koch. Im Laufe unserer Recherche fiel uns auf, wie umfangreich das Material rund um Rudolf Koch und seine Schriften ist. Seine Arbeit führte er im Umfeld vieler anderer Künstler, Handwerker und Schriftentwerfer in der Schriftgießerei Klingspor aus.

Wir hatten nun also drei wesentliche Gebiete, die erwähnenswert sind: Die Schriftgießerei Klingspor mit all ihren Künstlern, der Künstler Koch im Speziellen, und seine Schrift Kabel. So fiel unsere Entscheidung für jedes Thema ein Buch zu verfassen – KKK.

Im ersten Buch, das sich mit der Schriftgießerei Klingspor befasst, wird ein Blick auf die damalige Zeit geworfen, mit all ihren Revolutionen, Evolutionen und Bewegungen. Die vielen Künstler wie Eckmann, Behrens und Tiemann werden biographisch vorgestellt und ihre Schriften mit großen Abbildungen präsentiert.

Im zweiten Buch unserer Serie wird Rudolf Koch vorgestellt. Sein Leben, seine Karriere, seine Werke, seine Werkstatt und die ewige Suche nach seiner Bibelschrift. Rudolf Koch, der Schreiber, der Mann, der hinter der Kabel steht. Koch hat in seinem Werdegang zahlreiche Schriften erschaffen, unteranderem »deutsche Schrift«, »die Frühling« und »die Karl Klingspor Schrift«. Das Besondere an seinen Schriften ist, das er sie aus seiner eigenen Handschrift und mit der Feder entwickelt hat. Seine Schriften und Werke sind sehr ausdrucksstark und voller Leben. Den Schmerz und die Lebenserfahrungen, die er im Krieg erlebt hat, wurden in seinen Werken zum Ausdruck gebracht und auch sein starker Glaube an Gott beeinflusste seine Arbeit sehr.

Das dritte K steht im Zeichen der Grotesk. Die Schriftanalyse der »Kabel« von Rudolf Koch geht über den geschichtlichen Hintergrund der serifenlosen Schrift über die Analyse der einzelnen Zeichen und ihr Verhalten im Mengentext zu Varianten und Anwendungsbeispielen.

Bachelorarbeit: Maria Weiss
Intuitive Space – Intuition im Negativraum
Idee

Die Intention der Arbeit ist, das abstrakte Wesen der Intuition in Raum und Zeit fassbar zu machen. Basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie den »geistigen Erfolgs­gesetzen« der Schwingung, Rhythmus und Imagination wurde ein intuitiver Raum konzipiert und gestaltet. In Form einer multimedialen Installation »Intuitive Space« wird der Betrachter als Akteur im so genannten »Negativraum« interaktiv einbezogen. Der Negativraum bezeichnet den erlebten Stimmungsraum zwischen den Objekten und ist somit das Gegenteil vom Positivraum, den physisch Objekte im Raum einnehmen. Diese Dualität spiegelt sich im Ver­hältnis von Verstand und Intuition wider. Die Herausforderung besteht darin, den Negativraum so zu gestalten, dass die Intuition ans Licht tritt.

Umsetzung

Im Schwarzraum verschmelzen die wahrgenommene, physischen Grenzen zwischen Betrachter und Raum. Ein flaches schwarzes Becken, mit Wasser gefüllt, dient als Projektionsfläche. Auf diese Wasserfläche projiziert ein oben installierter Beamer eine typografische Animation. Die Animation zeigt Negativformen der Botschaften der Intuition wie Rhythmus, Schwingung, Wahrnehmung usw. als abstrakte verfremdete Lichtformen. Der Betrachter wird mit Text in Negativformen konfrontiert. Die Wasseroberfläche reagiert auf die im Raum erklingenden Töne der großen Schwingungskörper – Gongs, gespielt von Klangmusikerin Doris Ostertag. Diese bringen kosmische, intensive Töne hervor, die uns zwar immer im Alltag umhüllen, allerdings in einer nicht wahrnehmbarer Intensität.

Dadurch wird die Darstellung der Darstellung der typografischen Animation auf dem Wasser verzerrt und verfremdet, sodass Betrachter dazu angeregt wird, sich mit der Installation auseinander zu setzen, um zu einem kontemplativen Zustand zu gelangen und dem inneren Intuitionskanal näher zu kommen. Die äußeren Einflüsse im Raum führen zur inneren Betrachtung.

Typografie und Schrift, 2. Semester: Nicolai Bähr

Meine freie Schriftarbeit ist eine Art Hybrid, eine Verschmelzung zwischen dem asiatischen und dem römischen Formenkanon. Experimentelle Textstrukturen, präsentiert in einem Tryptichon, sollen das Prinzip der Lesbarkeit herausfordern, ja konterkarieren und letztlich in Frage stellen. Das O greift hierbei störend in die Textstruktur ein.

Inspiration dafür fand ich in der Arbeit des amerikanischen Streetartkünstlers Retna, der seine eigene Zeichenmatrix angelehnt an die oder vielmehr der asiatischen und der arabischen Schriftkunst entlehnt entwickelte.