Stehsatz

Schriftanalyse der Futura
Typografie 2. Semester: Elisabeth Koster, Elena Traurig

Mit der Entwicklung der Futura feierte Paul Renner (1878–1956) seine größten Erfolge in der modernen Welt der Typografie. Auch heute – 90 Jahre nach Veröffentlichung – wird sie immer noch als modern empfunden und prägt seither das Erscheinungsbild vieler großer Marken sowie den Auftritt zahlreicher Printmedien.

Inspiriert durch das »Neue Frankfurt«, die »Neue Typografie« und das »Bauhaus« begann Renner im Sommer 1924 mit der Schriftentwicklung. Ziel war es nach seinen eigenen Worten, eine Druckschrift zu entwerfen, welche als »Schrift unserer Zeit« gelten könne.

Ästhetik und Funktionalität verbinden, Ballast abwerfen, die Gestalt erneuern und klare Brüche mit dem Alten sind die Grundgedanken der Groteskschriften dieser Zeiten. Der entscheidende Unterschied der Futura und somit das Geheimnis ihres Erfolges besteht in ihrer Verbindung zu den Wurzeln der römischen Capitalis Monumentalis.

Als typografischer Pionier erschuf Renner eine Schrift, die Tradition und Moderne auf innovative Weise verbindet und somit die Ansprüche des typografischen Handwerks und der modernen Ästhetik vertritt. Aufgrund dieser Eigenschaften fand die Futura schnell Bedeutung im internationalen Kontext und besitzt diese immer noch, nach nunmehr immerhin 90 Jahren. Paul Renner war nicht nur Vater der Futura, er besaß ein gestalterisches Universaltalent und war des weiteren Maler, Buchgestalter, Designer, Kunsttheoretiker und Lehrer.

Weihnachsaktion 2017: Janina Engel, Dorothée Martin, Nico Janson

Die diesjährige Weihnachtsaktion, realisiert von Doro, Nico und Janina, greift die ursprünglichste, abstrakteste grafische Form auf, die mit Weihnachten verknüpft ist: den Stern. Sterne finden sich in allen Kulturen, in verschiedensten Zusammenhängen, auf Oberarme tätowiert, auf Kühlerhauben montiert, auf revolutionäre Pamphlete gedruckt – und doch ist der Weihnachtsstern, der Wegweiser der drei Weisen aus dem Morgenlande,  als solcher sofort und ohne Umschweife zu verstehen. Deshalb darf er in diesem Jahr als schlichtes, klares Symbol der Weihnachstzeit die Räumlichkeiten der MD.H schmücken. Aus Papier akribisch gefaltet, aus sechs Einzelteilen reichlich kompliziert zusammengefügt birgt der Stern unweigerlich aufgrund seines Herstellungsprozesses etwas, was paradoxerweise gern verloren geht in dieser Vorweihnachtszeit: Ruhe, kontemplative Klarheit und – überkonfessionell formuliert – »buddhistisch-meditative Hingabe«.

Mit eben solcher geduldiger Hingabe haben die Media Designer Doro, Janina und Nico (unterstützt durch Kommilitonen und Dozenten) ein wahres Sternenmeer an »Origami-« und »Omegasternen«, gefalten – das Ausgangspapier selbst ist zudem mit einem raffinierten typografischen Raster im Corporate Design der Hochschule versehen. Die typografischen Sternketten lassen ein kunstvolles Weihnachtsambiente in der Haupthalle der Hochschule entstehen.

Die digitale (weihnachtskarte2017/) sowie analoge Weihnachtskarte enthalten eine Faltanleitung als Video sowie in fotografischer Form. Die Sterne für Nachahmer stehen also günstig. In diesem Sinne …

Fotos: Nico Janson, Sybille Schmitz
Projekt Signaletik
Grafische Zeichen 2. Semester: Janina Engel, Dorothée Martin, Nico Janson

Für das Redesign der Signaletik der MD.H München haben sich Dorothée, Nico und Janina ausführlich mit den Initialen der Mediadesign Hochschule auseinandergesetzt. Grundvoraussetzung war es, die Idee des derzeitigen Logos beizubehalten, aber eine modernere Gestaltung mit neuen Formen zu entwickeln. Die Zeichen haben sich aus den Grundformen der Gestaltung ergeben. Kreis, Linie und Dreieck finden sich in der Signaletik wieder. Daraus entstehen abstrakte Zeichen die jeden Fachbereich widerspiegeln sollen. Jedes Zeichen beinhaltet die Grundlagen der bildnerischen Gestaltung. Die Harmonie des Kreises, die Dynamik der Linie und die Flexibilität des Dreiecks. Design ist ein Platz für Vielfalt, Dynamik, Kommunikation und Innovation. Unsere Zeichen sollen zur Kreativität inspirieren.

Genath – eine Schriftanalyse
Typografie 2. Semester: Janina Engel, Dorothée Martin

Die vorliegende Arbeit entstand während des zweiten Semesters im Modul Typografie. Aufgabe war es, eine Schriftanalyse in Form eines Buches mit einer selbst gewählten Schrift zu erstellen. François Rappo entwarf die Schrift Genath in ihrer heutigen Form. Rappo, der als einer der bedeutendsten Typografen unserer Zeit gilt, entwickelte die bereits 1720 entstandene Genath weiter und digitalisierte sie im Jahre 2011.

Das Buch »Genath – eine Schriftanalyse« beginnt mit einem geschichtlichen Teil, der vom Ursprung der Barock-Antiqua bis in die heutige Zeit reicht.

Im Mittelteil der Arbeit ist die Analyse der Einzelzeichen zu finden, sowie ein Vergleich mit einer weiteren Barock-Antiqua, der Janson Antiqua. Im abschließenden Teil der Schriftanalyse stehen die bereits umgesetzten Anwendungen der Schrift im Fokus. Die Genath besticht durch ihren zeitlosen Charme sowie durch ihre ruhige, elegante Art.

Durch das persönliche Engagement von François Rappo, das unsere Erwartungen übertraf, hatten wir die Möglichkeit ihn in Lausanne zu treffen und zu interviewen. Es wurden uns tiefe Einblicke und ein besonderer Zugang zur Genath gewährt. Das Interview wurde separat in einem Heft abgedruckt, das dem Buch beiliegt. Neben zahlreichen Fragen und Antworten sind der Niederschrift des Gesprächs etliche Fotografien, die wahrend des Treffens entstanden sind, beigefügt.

Freie Schriftarbeit, 1. Semester: Katharina Krojer

Jeweils drei Städtenamen wurden pro Blatt per Einwohneranzahl der Größe nach angeordnet. Das bedeutet, dass die Stadt mit den meisten Einwohnern die größte Schrift hat und die Größen der Reihe nach dementsprechend abnehmen. Die Buchstaben sind aus dem Gegenraum herausgebildet und in einer ansprechenden Musterung platziert worden. Die Umsetzung ähnelt einer Stadt aus der Vogelperspektive. Passend zur freien Schriftarbeit – denn nichts ist so frei wie ein Vogel.

Schriftanalyse Avenir
Typografie 2. Semester: Laura Müller-Beilschmidt, Hannah-Marie Schimanski, Katharina Krojer

»Hier wird meine Persönlichkeit wie mit dem Nagel festgehalten. Ich bin stolz, dass ich die Avenir machen konnte.«, sagte Adrian Frutiger selbst über seine geometrische Grotesk. Nach einer ausführlichen Studie um 1988 über die Eigenarten geometrischer Groteskschriften begann Frutiger mit der Arbeit an der Avenir. Die Avenir ist eine Schrift mit sehr feinen Unterschieden in ihren Stärken und mit einem humanen Charakter. Der Name ist eine Anspielung auf die Futura. Beide Namen bedeuten übersetzt Zukunft. Für Adrian Frutiger war die Avenir ein Meisterwerk. Sie ist auch heute noch unübertroffen.

Die Analyse der geometrischen Grotesk von Adrian Frutiger umfasst eine Studie zu dem Schriftentwerfer, welche sein Leben und Wirken darstellt, eine Einführung in die Welt der geometrischen Grotesk des 20. Jahrhunderts, die Geschichte und Entstehung der Schrift, ihre Analyse und einen Vergleich zu einem ihrer größten Konkurrenten, der Futura.

Fotos: Nico Janson, Janina Engel
Das beinhaltet Stehsatz #3

Farbe, Form, Struktur, Kultur und Subkultur, Schrift in Anordnung und Auflösung und die Entwicklung von Kalligrafie prägen die Ausgabe unseres Magazins Stehsatz, das wieder pünktlich zum Semesteranfang erscheint.

In der Rubrik »Blick über den Tellerrand« beantwortet uns der renommierte Schweizer Gestalter Niklaus Troxler unter anderem die viel diskutierte Frage, was den Designer in Zeiten der »Digital Natives« ausmacht. Inspiration für alle passionierten Gestalter gibt es zudem vom Luzerner Gestaltungsbüro Studio Feixen.

Das bereichernde Spannungsfeld zwischen Etabliertem und Subkultur führt unsere Stu­die­renden in abgelegene Orte Münchens, nach Dresden und nach Lissabon.

Von »Studenten für Studenten« legt in diesem Jahr seinen Fokus auf das Thema Auslandsaufenthalt. So berichten die Media Design Studentinnen Anna und Lilian von ihren Praktika in Singapore und Barcelona, die jungen Designerinnen Mia Stevanovic und Maria Weiss erzählen über Studienerinnerungen sowie aus ihrem derzeitigen Leben in den europäischen Metropolen Amsterdam und Zürich.

Die Rubrik Bleisatz beschreibt ­Arbeiten, Persönlichkeiten und besondere Arbeitsweisen unserer Münchner Hand­satz­werkstatt.

Abgerundet wird unser Magazin wieder durch den Showcase, der mit Murmur, Dazzle Camouflage und der Analyse zur Janson-Antiqua einige niveauvolle Studentenprojekte portraitiert.

Fotos: Boris Braunstorfinger
Magazinanalyse »Langstrecke«
Editorial Design (3. Semester): Sandra Tammery

Die »Langstrecke« der großen Tageszeitung »Süddeutsche Zeitung« wurde unter verschiedenen Faktoren betrachtet. Dazu gehörte unter anderem Konzept, Zielgruppe, Layoutaufbau, Satzspiegel, Typografie, Illustrationen und Inhalt. Das Magazin besteht aus langen Lesestrecken, so genannten Longreads, das sollte sich in der Gestaltung wieder finden. Beim längeren Lesen fängt man oft an, sich in Gedanken zu verlieren, Gesten und Bewegungen werden unbewusst gesteuert. So wurde analog die streng gegliederte Analyse durch eine besondere Bewegung der Buchstaben begleitet. Es scheint, als würden sie abheben und sich verselbstständigen, dadurch entsteht eine spannende Dynamik.

Der Schwarm als Formbildung
Bachelorarbeit: Evgenia Trishkina

Es ist nicht verwunderlich, dass das Thema des Schwarms zunehmend zu einer Inspirationsquelle für Künstler, Gestalter und Designer wurde. Der Gesamtstruktur eines Schwarms liegt ein Prinzip zugrunde, das durch Regeln definiert wird. 1986 konnte man mithilfe von Computersimulationen drei Regeln für die Entstehung von Flugschwärmen festlegen, die von den Individuen befolgt werden. Kohäsion: Das Individuum richtet sich am Mittelpunkt derer aus, die sich im Umfeld befinden. Separation: Das Individuum bewegt sich weg, sobald sich jemand nähert. Alignment: Das Individuum richtet sich bei der Fortbewegung am Nachbarn aus.

Diese Reihe von Arbeiten ist die intuitive Suche nach dem Prinzip der Organisation und dessen Interpretationen in den grafischen Darstellungen. Als Quelle der Inspiration diente die Murmuration, die aus der englischen Sprache übersetzt »ein Tanz der Starenschwärme« bedeutet. Kollektives Bewegungsmuster ist die Folge einer harmonischen Kommunikation, die man bei einer Murmuration beobachtet.

Dieser Prozess der dynamischen Metamorphose besitzt das Potenzial, jede mögliche Form anzunehmen.

Fotos: Janina Engel, Nico Janson
Typografie und Schrift (1. Semester): Dorothée Martin

In meiner freien Schriftarbeit widme ich mich der Frage, wie viel Raum Buchstaben in der Wahrnehmung tatsächlich einnehmen und welche Rolle dabei die Vor- und Nachbreite sowie der Innenraum von Lettern spielt. Dabei konzentrierte ich meine Studie auf den Aufbau und die Gegenräume von Versalien einer Groteskschrift.

Anhand meiner Analyse wird klar, dass das reine Erfassen von Gegenräumen – Buchstabeninnenräumen – Verwirrung beim Betrachter stiftet. Buchstaben, denen man den Positivraum, also ihre Form nimmt, führen zu grafisch interessanten Verschlüsselungen, die der Dechiffrierung bedürfen.