Stehsatz

»Start spreading the news
I am leaving today
I want to be a part of it
New York, New York«

Diese Song-Zeilen von Frank Sinatras Klassiker »New York, New York« waren vermutlich auch Teil meiner Motivation, mich während des Praxissemesters für ein Praktikum in der Stadt, die niemals schläft, zu entscheiden. Glücklicherweise ermöglichte mir das Design-Studio »Everything Type Company« in Brooklyn diesen Wunsch und so ging es Ende Januar 2015 nach New York und auf in ein dreimonatiges Wagnis im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

Als durchaus urbanophiler Mensch fiel mir der Start in der neuen Stadt nicht schwer – der tägliche, rund einstündige U-Bahn-Marathon von Manhattan nach Brooklyn zu meiner Arbeitsstelle empfand ich als guten Ersatz für den morgendlichen Kaffee. Hellwach und leicht außer Puste erreichte ich dann das Studio – klischeehafterweise in einem ehemaligen Industriegebiet direkt am East-River gelegen, das mit Streetart und urbaner Coolness durchaus Eindruck schindet.

An der minimalistischen Stahltür noch kurz die Nervosität abgeschüttelt und schon ging es dem ersten Arbeitstag in der Millionenstadt entgegen. Das Team, bestehend aus Geoff Halber, Kyle Blue und Houman Momtazian bereitete mir ein warmes Willkommen in dem sehr stilvoll eingerichteten Studio-Apartment – so kann das Praktikum starten.

Die nächsten Wochen bestanden hauptsächlich aus Arbeit und dem täglichen Pendeln durch den eisigen New Yorker Winter, der nicht selten mit Temperaturen um -20 Grad Celsius daherkommt. Selbstredend blieb auch genug Zeit um diverse Stadtviertel ausgiebig zu erkunden und während der Fashion Week reichlich »People-Watching« zu betreiben und sich ganz am Flair der Stadt zu ergötzen.

Um meine Ortskenntnis noch zu intensivieren wurde ich passender Weise in der Arbeit damit beauftragt, eine detaillierte Karte von Downtown Manhattan zu erstellen. Zwei Wochen später kannte ich diesen Stadtteil gefühlt wie meine Westentasche – Oh, lag ich da falsch. Der Zusatz »Stadt, die niemals schläft« erhielt New York eventuell daher, dass die Bewohner nicht schlafen, weil sie Ihr Zuhause nicht mehr finden – das ewige Labyrinth aus Straßen und Gässchen, Querstraßen und Ecken, Kreuzungen und Expresslanes scheint in Downtown Manhattan schier kein Ende mehr zu nehmen. Bin ich froh, dass ich am Ende des Tages doch noch Schlaf gefunden habe.

Sobald der Winter sich dem Ende zuneigt, wird der Stadt neues Leben eingehaucht. Vor allem auf der »Highline«, einem höhergelegenen Park in den Straßen Chelseas, erstrahlt die Stadt in der ersten Frühlingssonne in lebhaftem Glanz und jeder, der sich zuvor noch in seinem Apartment verkroch, scheint jetzt die Sonne und den nahenden Frühling genießen zu wollen.

Noch mehr Lebensfreude entgegnet einem jedoch bei einem Spiel der Brooklyn Nets im Barclays Center. Nicht nur einmal wurde ich hier Teil der schieren Sportbegeisterung und Energie – sobald ein Korb geworfen ist springt die gesamte Besatzung des raumschiffartigen Stadions auf, bejubelt und feiert den erhofften Sieg der Herzensmannschaft Brooklyns. Ein – so fühlt es sich zumindest an – uramerikanisches Volkserlebnis mit Folklore-Charakter und jede Menge Spaß daran, dabei zu sein.

Diese, neben vielen anderen prägenden Eindrücken, haben das Wagnis zum Erlebnis gemacht und mir alle Vorstellungen von einem Praktikum in New York erfüllt. New York ist anscheinend nicht nur ein Ort an dem viele Wünsche existieren, sondern auch in Erfüllung gehen.

»Eve just wanted to know shit.« – Neugier und Lust auf Neues – gesehen in der New Yorker U-Bahn und passend als Headline zu meiner Zeit in den USA und als Titel für meinen Praktikumsbericht.