Stehsatz

Kalligrafiestudien in kyrillischer Schrift
Schrift und Typografie, 1. Semester: Marina Emeljanov

Die kyrillische Schrift ist die Schriftentwicklung des Ostens, die für westlich geschulte Augen zunächst schwer zu entschlüsseln ist. Hauptthema meiner Schreibstudie ist es, den ungewöhnlichen Schriftzeichen durch das Aufsetzen eines klaren Rasters ein einheitliches und harmonisches Gesamtbild zu verleihen. Durch Variation der Schriftfarbe und Deckkraft auf schwarzem und weißem Papier ist eine Serie enstanden.

Zu Besuch beim Steve Jobs der Renaissance.

Die diesjährige Studienfahrt des Fachbereichs Mediadesign München hatte ein wahrlich exquisites Ziel – die Lagunenmetropole Venedig. Die Stadt der malerischen Brücken und Palazzi, die sich im grün-blauen Wasser spiegeln, lockte uns mit einer epochalen Ausstellung über einen Buchdrucker der Renaissance.

Der gelehrte Aldus

Jener Buchdrucker, der damals schon 40-jährige humanistische Gelehrte Aldus Manutius (eigentlich Teobaldo Manucci) lässt sich 1489 in der Lagunenstadt nieder. Der Buchdruck, die Ideale menschlicher Bildung und die Regeln der Typografie fanden in dem wohlhabenden, bürgerlichen Umfeld der Handelsmetropole günstigen Nährboden.

Der spätberufene Manutius avanciert hier in den folgenden Jahren zum äußerst innovativen Vordenker in intellektueller wie in technischer Hinsicht – gewissermaßen zum »Steve Jobs der Renaissance«.

Viele seiner Bücher erschienen als mehrsprachige Ausgaben in Griechisch und Latein, vor allem Klassiker antiker Autoren. Mit enormem Aufwand fertigte Manutius das dafür notwendige Sortiment – wie damals üblich auf unterschiedliche Zeichenbreiten – an diakritischen Zeichen. So trug er wesentlich zur Verbesserung der Grammatik bei.

Der Traum des Poliphilius aus dem Jahre 1499 (»Hypnerotomachia Poliphili«) gilt zurecht als eines der schönsten Bücher der Renaissance. Mutig ausgezeichnete Satzbehandlung und künstlerische Holzschnitte machen dieses Buch zum typografischen Kleinod. Griffo da Bologna hat die Poliphilius Type erstellt, die sich allen vorangegangen Antiqua-Typen deutlich überlegen zeigte.

Eine Garagenfirma am Lido

Manutius wollte erschwingliche Bücher für jeden Bürger. 1501 erscheint das erste Buch im kleinen Oktav-Format, eine Ausgabe von Vergils »Äneas« – für die damalige Zeit eine Sensation. Die hier verwendete, weil platzsparende Schrift Italica stammt wiederum von Francesco Gríffo da Bologna. Bis zu 30 Ausgaben erschienen bis zu seinem Tod im Jahr 1515 in dem Format »Taschenbuch avant la lettre«.

Er erstellte unterschiedliche Ausgaben ein und desselben Buches, abgestimmt auf den Geldbeutel der Kunden. Marcus Valerius Martialis’ »Epigram« erschien in einer Prachtausgabe mit kunstvollen Illustrationen von Benedetto Bordon, in einer regulären nur mit Initialen an Kapitelanfängen und in der schlichten Variante mit blankem Text. Ein anderes Buch druckte er auf blauem Papier, um den Preis zu heben.

Sein Signet, ein Anker umschlungen von einem Delphin, bedeutet soviel wie »Eile mit Weile«, es verbindet Standhaftigkeit mit Beweglichkeit.

Der Besuch der Ausstellung »Aldo Manuzio. Il Rinascimento di Venezia« hat uns beeindruckt und gezeigt, wie facettenreich die Geschichte der Schrift, des Buchdruckes und der menschlichen Kultur ist.

Wir freuen uns sehr, dass uns diese Studienfahrt ermöglicht wurde. Die Inspiration wird noch lange nachwirken.

Fotos Jakob Kreitner, Sybille Schmitz
Studienfahrt 2016

Unser Venedig-Aufenthalt bot vielfältige Anregungen – die meiste Zeit von einem unbeschreiblichen Sonnenlicht begleitet: Vom besonderen italienischen Flair dieser Stadt mit erstaunlich zurückhaltendem touristischem Geschehen bis zu einem beeindruckenden Renaissanceschloss, das einigen von uns auch als Quartier diente; vom wichtigsten Entwicklungsschritt in der Entwicklung des Buches (Ausstellung in der Accademia über den Buchdrucker und Verleger Aldus Manutius) über einen besonders aufregenden Rasterpunktkünstler (große Ausstellung Sigmar Polke im Palazzo Grassi) zur thematisch ganz neu aufgestellten Architekturbiennale.

Dank einer unternehmungslustigen Truppe konnten wir trotz enger Zeiträume einen großen Teil der Pavillons in den Giardini sehen. Das besondere Thema der diesjährigen Biennale – Reporting from the Front – das unter dem Zeichen von Flucht, Migration, Verstädterung und sozialem Bauen steht, wurde mit dem deutschen Pavillon in ein klares politisches Zeichen umgesetzt: Deutschland ist (war?) offen – eindrucksvoll gezeigt in Mauerdurchbrüchen, die vielschichtige Durchblicke aus dem Gebäude bis hin zum Meer zuließen. Wie im Grafikdesign der letzten Jahre werden auch in der Architektur gesellschaftspolitische Themen immer drängender in den Zusammenhang ästhetischer Fragestellungen gebracht. Wenn dies auch mit den jeweiligen Länderpavillons nicht immer deutlich wurde, so hat uns die hohe Ausstellungsqualität eine abwechslungsreiche Fülle an Möglichkeiten gezeigt, die uns nachhaltig inspiriert hat.

Fotos Jakob Kreitner, Sybille Schmitz
Heroin
Visualisierung 1. Semester: Jakob Kreitner

Im Song »Heroin« der Band »The Velvet Underground« wird die Gedankenwelt eines Drogensüchtigen abgebildet, der sich mit Hilfe von Heroin von der Welt abschottet. Eine zentrale Rolle spielt dabei die große Gleichgültigkeit gegenüber allen Sorgen, Ängsten und Nöten im Leben, die herbeigesehnt und durch das Spritzen von Heroin erreicht wird. Die Flucht vor Problemen in die Drogen wird als eine Dystopie beschrieben, die lediglich Betäubung bietet. Der Song ist als Plakat umgesetzt, das die vier Säulen des Musikstücks nebeneinanderstellt und die einzelne Instrumentierung, deren Gewichtung und Entwicklung im Lied wiedergibt. Die wichtigsten Akkorde der Gitarre und Rhythmen der Drums sind als optisch schwerste Visualisierungen entsprechend dem Rahmen, den sie dem Stück geben, nach außen gestellt. Der optisch leichtere Gesang, sowie die sich farblich abhebenden Töne der Viola, die das Heroin im Stück symbolisieren, liegen dagegen in der Mitte des Plakats und ergeben zusammen ein stimmiges Abbild des Lieds.

Editorial Design (3. Semester): Anna-Maria Ott, Philipp Elsner

Welche Struktur steckt hinter dem monothematischen Magazin Slanted? Ausgehend von den verschiedenen Bedeutungen des Magazinnamens haben wir am Beispiel der Istanbul-Ausgabe versucht, das Wesen dieser Publikation zu ergründen und einen Vergleich mit dem Magazin Novum zu ziehen.

Autor: Philipp Elsner
Kalligrafie 1. Semester: Dani Ibler

Mit großer Geste und enormer Wucht komponiert Dani Ibler ihre ersten Arbeiten. Ihre Schriftstudie mit großen Werkzeugen ist temperamentvoll, schnell und dennoch voller Gefühl; sie bezeugt, dass man sich dem Metier Schrift, dem heutzutage viele Menschen mit einer gewissen Scheu, wenn nicht Unverständnis gegenüberstehen, auch völlig unbefangen, mutig, schwung- und kraftvoll nähern kann. Der starke Ausdruck der vorliegenden Übungen gründet sowohl auf dem Gefühl für die einzelnen Zeichen als auch auf dem lebendigen Zusammenspiel im Ganzen.

Kalligrafie, 1. Semester: Melanie Kretzschmar

Meine Arbeit beruht auf dem Ausfüllen der Innenräume der Versalien M und K, also der Anfangsuchstaben meines Namens. Im Zuge dessen habe ich mich mit Gegenräumen, Strukturen und Formbildungen beschäftigt. Ich nutze das entstandene Zeichen MK in Serie, aus seiner Kombination entsteht eine reizvolle Strukturarbeit.

Visualisierung 1. Semester: Sandra Tammery

Die »Vier Jahreszeiten« haben viele Facetten. Jeder einzelne von uns interpretiert sie, ob Komponist, Hotelmanager oder Normalo, mit eigenen Emotion, Wohlbefinden und Gedanken.

Diese Empfindungen werden von mir durch reduzierte Formen und deren Bewegung dargestellt, passend etwa zum dynamischen Wachstum im Frühling oder der scheinbaren Starre im Winter. Die Farbe Rot, die wir als eine sehr emotionale und leidenschaftliche Farbe wahrnehmen, soll in ihren stärkeren und schwächeren Nuancen Gefühle von Euphorie oder Lebensfreude bis hin zur Besinnung verdeutlichen.

Editorial Design (3. Semester): Katharina Krepil, Anna Schemmel

Wie intensiv sprechen uns Textseiten an, bevor wir zu lesen beginnen? Welche Mitteilungen sind allein durch die Form eines Textes möglich? Wie lange haben wir Spaß am »Lesen« von Texte ohne ihre Inhalte zu verstehen?

Mit diesem Projekt zeigen Anna und Katharina auf charmante Weise, dass auch mit Nudeln allerlei Ansprachen und textliche Verdichtungen möglich sind.

Typografie 1. Semester: Jakob Kreitner
Laut und Leise im Bleisatz
Der achte Ozean; ein gesprochener Text; ein gesungener Text; Blocksatz; Dynamik; eine wellenartige Struktur; Univers 10 p. Laut
Die Sieben (Welt)meere; ein gelesener Text; ein Sachtext; Flattersatz; Statik; eine ruhige, regelmäßige Struktur; Modern 10 p. Leise