Stehsatz

Experimenetelle Textarbeit mit einem 3D-Drucker
Sebastian Ibler

Als Inhalt für den experimentellen Umgang mit Typografie wird das Gedicht »In einer großen Stadt« von Detlev Liliencrons verwendet, welches die emotionale Leere innerhalb der Großstadt darstellt. Das Gedicht bringt den Leser in eine Großstadt ohne Emotionalität. Er beschreibt die traurige Anonymität innerhalb dieses Lebensraums. Dieses Grundgefühl wird durch das Material, seine Beschaffenheit und Farbe gerade zu perfekt transportiert. Der Charakter einer grauen anonymen Großstadt, welche identitätslos und eintönig da liegt. Es lässt das Gedicht selbst zu dem werden was es beschreibt. Panama City. Honkong.

Da man in diesem 3D-Druck Verfahren (Fused Deposition Modeling) nur Plastik verarbeiten kann fiel die Wahl auf PLA, dieses Material weist eine hohe Stabilität und gute Verarbeitbarkeit auf. Um die Wirkung der Stadt aus der Sicht des Gedichts zu verstärken, wurde das PLA in der Farbe Silber/Grau gewählt.

Experimentelle Textarbeit
»The Movement Doesn’t Exist At Speed Of Light«
Fabian Voigtsberger, Elias Osiander (3. Semester)

Bei der Arbeit war die Beschäftigung mit Perspektive relevant, um Typographie innerhalb einer räumlichen Spannung zu begreifen. Die Zielsetzung war, Typografie aus ihrer zweidimensionalen Ausrichtung ausbrechen zu lassen und ihr eine reizvolle Entfaltung in die Tiefe zu ermöglichen. Gebaut wurde in diesem Sinne ein Objekt, dass sich aus ca. 70 Kopien eines Einzelseitenlayouts  zusammensetzt. Diese wurden individuell beschnitten und in einer logischen Reihenfolge aufeinander gelegt, die die einzelnen Schnittkanten in Beziehung zueinander setzt und eine Abstufung mit gefühlt gleichen Abständen erkennen lässt. Diese Abstufungen lassen das Objekt eine abstrakte, drei-dimensionale und zufallsbedingte Form annehmen.

Die Einzelblätter wurden an der oberen Kante mit zwei Löchern gestanzt, um sie an zwei parallelverlaufenden Stangen in horizontaler Ausrichtung zu montieren. Erst durch die Installation kommt die wirkliche Gestalt zum Vorschein. Die Kanten der Einzelelemente verschmelzen optisch zu einem neuen Kantenverlauf.

Endprodukt ist das verzerrte Layout, dass durch die Formwandlung des Objekts in die dritte Dimension eindringt und dort die rechtwinklige Gesetzmäßigkeit der Typografie aufhebt. Nebeneffekt ist das Auftreten von Schatten innerhalb des Layouts, der die Verläufe und Kanten des Objekt betont und ihre Richtung besser begreifen lässt.

Je nach Position des Betrachters fällt die Verzerrung anders aus, und der letzte wichtige Einflussfaktor ist der Lichteinfall, der das Objekt anderen Charakter, variable Konturen und anderes Formverhalten ermöglicht.

Viktoria Miller, Theresa Weißer

Im Laufe von Typografie 2  bei Prof. Sybille Schmitz entstand unsere Schriftanalyse der Sabon, entworfen von Jan Tschichold, dem »man of letters«. Die Schrift, die er selber als »sein großes Werk« bezeichnet, entwickelte er mit der Absicht, der Garamond nahe zu kommen.

Wie vom großen Meister, der die Typografie für immer geprägt hat, erwartet, ist die französische Renaissance-Antiqua sehr gut lesbar und mit einem klaren Schriftbild gekennzeichnet. Was dem von Tschichold stets anstrebenden Perfektionismus zu verdanken ist.

Die Analyse umfasst Einblicke in die Geschichte der Garamond und von Jan Tschichold, als auch eine umfangreiche Analyse der Sabon und einen Vergleich mit der Sabon Next, die von Jean François Porchez entwickelt wurde. Ausschlaggebend sind die transparenten Seiten, die die Analyse betonen und verständlicher machen.

Noch heute wird die Schrift als eine der besten modernen Bearbeitung des Garamond Schriftmodells bezeichnet.

Experimentelle Textarbeit
Viktoria Brandstetter

In dieser Arbeit geht es mir nicht darum etwas Zweidimensionales in ein 3D-Objekt zu verwandeln, sondern um die Idee Dreidimensionalität in zwei Dimensionen darzustellen. Die Umsetzung dieser Idee geschieht durch Spiegelschrift. Aus einer 1 m x 1,5 m großen Kunststofffläche, mit einer Stärke von 3 mm und beidseitig haftender Spiegelfolie, wurde ein Text gefräst. Durch den Raum, der sich in der Spiegelschrift wiederholt, erhält die zweidimensionale Schrift eine weitere Dimension. Für den Text wählte ich die Schrift Corbel in einem Bold Schnitt.

Es handelt sich bei dem Text um etwas Kurzes, aber dennoch sehr Ausdrucksstarkes. Er soll den Leser bzw. Betrachter durch sein Spiegelbild in der Schrift anregen darüber nachzudenken, welche Schrift bzw. welcher Schriftschnitt seinem Charakter entspricht. Wenn der Text nicht sogar noch tiefergehend dazu anregt über das eigene »Ich« nachzudenken und sich selbst zu entdecken.

Ich fühlte mich, im Bezug auf die Spiegelschrift, sofort von den Worten: »Don’t be bold. Don’t be black. Don’t be medium. Don’t be regular – Maybe be like me.« angesprochen, als ich diese als beispielhafte Darstellung und Auflistung von Schnitten der Schrift CMODIN, entwickelt von Paul Busk, im Internet fand.

Dieses Semster hatte ich besonders viel Spaß an dieser Arbeit, weil ich mich von diesen wenigen Worten fesseln ließ und viel Gefallen daran fand sie in eine passende, gestalterisch interessante Form zu bringen, an der man nicht vorbei gehen kann ohne stehen zu bleiben und sich in diesen Worten wieder zu erkennen.

Schriftanalyse – Palatino
Viktoria Brandstetter, Stephanie Vouilléme, Catharina Michaelis

Sich eine Schrift auszusuchen mit der man sich mehrere Wochen auseinander setzten will, um sie zu analysieren, und allen Informationen auf den Grund zu gehen, ist eine schwere Entscheidung. Wir haben uns für eine der meist verbreiteten  Schriften auf der Welt entschlossen – die Palatino von Herman Zapf. Es ist erfreulich sich mit einer Schrift weitgehend identifizieren zu können und festzustellen, dass sie bereits während der Recherche zu den eigenen Lieblingsschriften zählt.

Der Hintergrund dieser Schrift entpuppte sich als äußerst interessant,steckten doch viele Besuche Hermann Zapfs’ in Italien dahinter. Sein Ziel, eine neue Form der Renaissance-Antiqua zu schaffen, ist ihm, in unseren Augen, sehr gelungen.

Die Schrift wirkt auf uns ruhig, fast vornehm und vor allem sehr unaufdringlich. Die spannenden Einzelheiten verbergen sich in den Buchstaben. Diese kleinen Besonderheiten jedes Zeichens haben es uns sehr leicht gemacht Begeisterung für die Palatino zu entwickeln und gleichzeitig mit Spaß und Freude ein Buch daraus zu gestalten.

Johannes Pham
Printprojekt Alpha

Mit diesem Printwerk soll etwas geschaffen werden, das nicht für alle Augen bestimmt ist. Nur der, der weiß, wie man die Inhalte dechiffriert, dem eröffnen sich neue Sichtweisen. Eine speziell für dieses Buch angefertigte Schablone ermöglicht eine Decodierung des Textes. Diese wird wie folgt benutzt: Der erste Balken und der letzte Balken auf jeder Seite, zeigen an, wo die Schablone platziert werden muss. Möglich ist diese Art von Entschlüsselung durch eine Dicktengleiche Schrift. Die »Löcher« offenbaren dann den Inhalt, der ohne dieser Schablone nicht zu dechiffrieren ist, da die Balkenlänge von Seite zu Seite variiert. Das Printwerk gibt entschlüsselt die Schöpfungsgeschtichte wieder. Besonders bei biblischen Gleichnissen verstecken sich Inhalte, die erst bei näherer Betrachtung zum Vorschein kommen und erst entschlüsselt und interpretiert werden müssen. Deshalb fiel die Wahl auf die Urgeschichte der Bibel. Um die Lebendigkeit der Schöpfungsgeschichte visuell wiederzuspiegeln wird auf die Rhythmik von Flattersätzen zurückgegriffen, die von Seite zu Seite variiert. Die Schablone ist wohlgemerkt nicht zufällig weiß. Sie steht symbolisch für Licht und bringt somit »Licht ins Dunkle«.

Fabian Gross, Jochen Klaus
Analyse und Buchgestaltung, Typografie 2. Semester

Die Analyse der beeindruckenden Marat von Ludwig Übele bereitete uns zuerst Kopfzerbrechen, da sie sich weder eindeutig klassifizieren ließ, noch auf den ersten Blick eine geeignete Herangehensweise zur Analyse aufwies. Wir hatten jedoch das Glück mit Herrn Übele ein Online-Interview zu führen und nach intensiver, detailreicher und vor allem langer Studie der komplett handgezeichneten Schrift erschloss sich dann ihre Symbiose aus Extravaganz und Verwendbarkeit: Blickfangende Details im Großen bei einem gleichbleibenden, angenehmen Schriftbild im Kleinen eröffnen der Marat ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten, bei denen die äußerst zuverlässige Schrift durchaus zu überzeugen weiß.

Im Laufe der Analyse wurden Teilbereiche von Entstehung der Schrift über die Analyse der Einzel- und Sonderzeichen bis hin zur für die Anwendung notwendigen Attribute erörtert.

Das ungewöhnliche Format der Analyse in Verbindung mit einer Magnetbindung und Buchschrauben, sowie einer Aufsehen erregenden Farbgebung unterstreichen die extravagant anmutende Erscheinung der Marat.

Analyse (3. Semester)
Marco dos Santos und Christian Schorm

Mit originellen, auf das Thema gut abgestimmten Untersuchungsmethoden wird in dieser Analyse die Konzeption und Anmutung des Magazins auf gut nachvollziehbare Weise dargestellt. Die beiden Studenten haben mit dieser Arbeit ihre Fähigkeit, ein anspruchsvolles Thema anschaulich darzustellen, gezeigt.

Dinge, die mir vom Bleisatz 1 bleiben:

Ausschließen ist höhere Mathematik.

Druckfarbe und Putzmittel steigen einem ganz schön zu Kopf.

Man hält den Winkelhaken immer waagrecht.

Beim Druck klappt auch oft erst der 22. Versuch.

1 Cicero sind 12 Punkt.

Ausbinden ist eine eigene Kunst (aber erlernbar).

Manche Buchstaben liegen generell im falschen Fach.

Man putzt die Walzen so lange bis sie glänzen.

Wie ging gleich noch mal Ausschließen?

Als frische Erstsemester hatten wir gleich die Ehre, unseren Bleisatz-Kurs bei zwei Vollprofis verbringen zu dürfen. Herr Westermaier, der uns einiges über den Druck beibringen sollte und Herr Gilsberger, dessen Aufgabe darin bestand, uns die Arbeit des Schriftsetzers näher zu bringen. Nach einigen theoretischen Grundlagen ging es dann in der ersten Stunde auch gleich mit dem Setzen eines Textes los.

Für das zweite Treffen entwickelten wir dann Skizzen für unser selbstgestaltetes Plakat, die wir mit fachmännischer Hilfe von Herrn Gilsberger umsetzten. So entstanden im Laufe des Kurses ein paar wirklich schöne Setzschiffe, die es nun noch galt, farbig auf Papier zu bringen. Es dauerte einige Zeit, bis wir ein überzeugendes Farbkonzept gefunden hatten. Das Drucken finde ich die schönste Aufgabe am Bleisatz. Der Moment in dem das Blatt über die eingefärbten Buchstaben gewalzt wird und ein mehr oder weniger perfektes Ergebnis dabei rauskommt, ist unvergleichlich.

So waren dann am Ende alle mit ihrem Heft zum Thema »Ode an die Schrift« zufrieden. Es hat trotz Blei an den Fingern und Farbe an den Ärmeln viel Spaß gemacht. Ein Dank noch mal an die beiden Mentoren und Frau Schmitz, die uns diese Erfahrung erst ermöglicht haben.