Stehsatz

Kalligrafie und Schrift, 2. Semester
Stefanie Kutzschbach

In der Typografie wird normalerweise nichts dem Zufall überlassen. Mein »Alphabet im Geäst« war hingegen ein Projekt, dessen Ausgang zu Beginn nicht komplett vorhersehbar war. Denn die Natur hat ihren eigenen Willen, den der Mensch, wenn überhaupt, nur begrenzt beeinflussen kann. So war anfangs nicht ganz klar, an welcher Stelle oder im Geäst welchen Baumes die einzelnen Buchstaben gefunden und fotografiert werden können. Nach intensiver Sammlung entstand ein komplettes Alphabet aus Holz und Ästen, das meinen Blick auf Bäume wohl nachhaltig verändert hat.

Schriftanalyse der Melior
Natalie Krönauer, Joelle Lenz, Julia Nitzsche

Elegant, eigenwillig, sachlich, streng, traditionell, machtvoll – Die Melior wird von Hermann Zapf als »Gebrauchsschrift von schier unbegrenzter Vielseitigkeit« bezeichnet, der sie 1952 unter der D. Stempel AG in Frankfurt am Main veröffentlichte. Die einfachen Formen, die weder der Klassizistischen, noch der Renaissance-Antiqua ganz zugeschrieben werden können, haben ihren eigenen Reiz. Die »Besserschrift« sollte als neue Zeitungsschrift unter den damalig beschränkten Druckverhältnissen gut bestehen.

Die offene Haltung der Melior durch ungewöhnliche Rundformen, abgeleitet von der Superellipse, weckten unser Interesse, dieser Schrift auf den Grund zu gehen. Vor allem, weil die Melior eine relativ unbekannte Schrift von Hermann Zapf ist, ermöglichte diese uns eine völlig neue Schriftanalyse zu verfassen, die es vorher noch nicht gab.

Die Schriftanalyse geht einleitend auf Zapfs Leben und sein schriftschaffendes Werk ein, gefolgt von der detaillierten Auseinandersetzung mit der Melior und ihren Einzelzeichen. Schließlich werden diverse Anwendungen der Schrift veranschaulicht, worunter das wohl bekannteste Beispiel das Erscheinungsbild des Deutschen Bundestags ist. Im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung wurde das Corporate Design des Deutschen Bundestags vom büro uebele in Stuttgart entwickelt. Die Wortmarke »Deutscher Bundestag« wird ausschließlich in der Melior regular gesetzt. Grundsätzlich wurde diese Schrift gewählt, da sie durch ihre besonderen Formeigenschaften sich besonders gut an die überarbeitete Bildmarke des Bundesadlers anpasst und somit bürgerliche Einfachheit und Nähe ausdrückt.

»Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne« [1]  

Die ersten beiden Semester des Studiengangs Mediadesign widmen sich den klassisch gestalterischen Grundlagen in Theorie und Handwerk. Das erste Studienjahr ist Initiation zum bewussten gestalterischen Denken: Systemstudien helfen Dinge zu hinterfragen, semiotische Aspekte wahrzunehmen und letzten Endes Zeichen in Bild und Schrift gekonnt einzusetzen. Die Genauigkeit, Hingabe, die Schulung des Auges fördern gestalterische Impulse. Sie sind im übertragenen Sinne Prolog für die komplexeren Medien, bilden ein sicheres, verlässliches Fundament für alles Folgende.

Die ersten Arbeiten, nicht selten aus schmerzhaften Prozessen heraus entstanden, sind dabei noch weitgehend »unverdorben« von wirtschaftlichen Anforderungen und den Zwängen des Alltags. Nicht zuletzt deshalb zeichnen sie sich durch Individualität, Kraft und Ideenreichtum aus.

Die Ausstellung »Prolog« zeigte am vergangenen Donnerstag (9. Oktober 2014) unter anderem ausgewählte Arbeitsproben der Mediadesigner 1013 aus den Bereichen Fotografie, Kalligrafie und Typografie. Auch Teile der typografischen Kunstausstellung der MD1012, die anlässlich  des Jahrestages des ersten Weltkrieges entwickelt worden war, gab es nochmals zu sehen. Höhepunkt des Abends war der Auftritt der Band »Nails on a Neck«. Ein gelungener Auftakt für das kommende Semester.

[1] Hermann Hesse (1941): Stufen
Fotos: Lars Reiners, Sybille Schmitz
Hinschauen, nachdenken, umdenken, weiterdenken – Prolog 2014
John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork
Fotografiearbeit aus dem 2. Semester

Unter einem Portrait (aus franz. Brustbild) wird im Allgemeinen die Abbildung, im übertragenen Sinne auch die Lebensbiographie eines Menschen oder auch einer Gruppe verstanden. Ziel ist es das Wesen oder besondere Charakteristikum des Abgebildeten in der jeweiligen bildnerischen Technik besonders zu betonen.

Die Studierenden John Haag, Jochanan Hermann, Manuel Schäfer, Florian Schmidt und Stefan Stork wollten den Wandel festhalten, den jeder Mensch im Laufe eines Jahres, und im Besonderen jeder der Studenten während des ominösen ersten Studienjahres – Initiation ins Erwachsenenleben & »rite de passage par excellence« – vollzogen hat. Die Bewegung, der Wandel der Person steht dabei besonders im Fokus ihres Interesses – realisiert durch eine längere Belichtungszeit. Schwarz-Weiß versteht sich.

Gleichzeitig changieren die Fotografien in einem diffusen Zwischenraum: einerseits unkenntliches, weil verwischtes Abbild – unbrauchbar z. B. als Fahndungsfoto, weil es Unbekannten nichts Intimes, also das ureigene Gesicht, verrät –, andererseits erhaschen sie gerade in ihrem Ungenauen, im Nicht-Detailgetreuen eine Charakteristik, eine Reduzierung auf das Markante, das der dem Portraitierten Nahestehende unwillkürlich und instinktiv selbst aus einer Vielzahl von Bildern heraus wiedererkennt. Die persönliche Nähe zu einer Person lässt sie zum Mensch werden, nicht die Schärfe eines Dokumentes. Umgekehrt belässt die Distanz dank der Unschärfe den fotografierten Personen eine gewisse Privatsphäre, ihren eigenen Raum.

Die Bilder gibt es auf der Ausstellung »Prolog« am 9. Oktober 2014 in der Mediadesign Hochschule München, neben Arbeiten aus dem ersten 3 Studiensemestern zu sehen.

  
New York City – TDC60 Opening – Student Awards

Am 11. Juli war es soweit, New York City, wir kommen! Nach einem angenehmen Flug ging es direkt auf Entdeckungsreise durch NYC. Es ist ein atemberaubendes Gefühl, das erste mal zwischen riesigen Hochhäusern durch die Stadt zu laufen. Sobald man auf die Straße geht, ist man mitten im hektischen Treiben und man beginnt zu verstehen, warum die Stadt niemals schläft. Der Geräuschpegel von NYC ist enorm, jede zwei Minuten hört man Sirenengeheule und hupende Autos. Nachts ist NYC ein Lichtermeer in allen erdenklichen Farben.

Im Gegensatz zu Deutschland ist auf jedem öffentlichen Verkehrsmittel die Amerika-Flagge abgebildet, aber auch so findet man die Flagge an vielen Orten, sei es die Grand-Central-Station oder eine Autowerkstatt. In ewiger Erinnerung wird auch die erste Begegnung mit der New Yorker U-Bahn sein, die im Vergleich zur Münchner U-Bahn ein Ungetüm ist.

In New York habe ich den besten Burger meines Lebens gegessen, das Fleisch in Whiskey gebraten!
Aber auch das typisch deftige Frühstück mit Bacon, Eiern und Toastbrot werde ich vermissen.
Ein besonderer Moment bot sich am Sonntagabend vor der Verleihung, als Deutschland Weltmeister wurde. Das Empire-State-Buildung leuchtete schwarz-rot-gold und die Antenne glitzerte.

Typografisch Interessierte dürften die Chelsea-Markets sehr gefallen, ein alter Lagerhallen-Komplex mit einzigartigem Charme. Dort kann man leckere Spezialitäten und viele andere Dinge kaufen. Im Gegensatz zu Deutschland sind in Amerika die Speisekarten in den Restaurants viel hochwertiger gestaltet und man sieht überall in der Stadt wunderschöne Hand-Lettering-Arbeiten. So war auch das Leitsystem in den Chelsea-Markets kalligrafisch umgesetzt.

Am 16. Juli fand das 60. TDC Opening und die Verleihung der Student Awards in der »The Cooper Union« statt. Schon vor Beginn der Verleihung konnte man durch die Ausstellungsräume gehen und die hochkarätigen und sauber gestalteten Arbeiten betrachten. Direkt am Eingang waren die 3 besten Studentenarbeiten, aber noch ohne Platzierung, ausgestellt.

Kurz darauf begann die Verleihung der Student Awards. Die Stempel-Garamond-Schriftanalyse wurde 3., die Theinhardt-Schriftanalyse 2., und ein Japaner mit seinem Buch 1. Nach der Verleihung wurde David Berlow für sein Lebenswerk als Schriftgestalter geehrt.

Nach der Verleihung konnte man noch einmal die ausgestellten Arbeiten betrachten, wobei nun die Platzierung vorhanden war. Währenddessen gab es einige interessante Gespräche mit anderen Gestaltern.

Zwei Tage später ging es wieder nach München, aber mit vielen Erlebnissen und Eindrücken mehr, zurück.

 

Almanach einmal anders
Veronika Disl, Natalie Kennepohl, Kevin Kremer, Miriam Rieger, Lars Reiners, Maria-Theresia Steiner

Die Bachelorarbeiten der Absolventen des Fachbereichs Mediadesign werden in einem »dreispurigen« Leporello dargestellt. Dabei wurde das Format so unterteilt, dass jede Arbeit auf einer der drei Papierbahnen, auf drei nebeneinanderliegenden Feldern präsentiert wird. Diese Felder folgen einer klaren Strukturierung. So ist je auf einem Feld das Profilbild des Bacheloranden, ein aussagekräftiges Bild der Arbeit und eine kurze Beschreibung dazu, sowie der Kontakt des Absolventen abgebildet.

Der typographische Reiz liegt dabei in einer rhythmischen Anordnung der Informationen zu den Arbeiten und der Absolventen. So ist der Titel jeder Arbeit in Versalien gesetzt und in einem harmonischen Raumgefüge frei und im Bezug zu dem Fließtext angeordnet. Außerdem sind sowohl Schrift, als auch Bilder ausschließlich in einer Farbe angelegt, wofür bei den Bildern ein einfarbiger Duplex-Modus angewendet wurde.

Die besondere handwerkliche Weiterverarbeitung durch die Falzung und eine ausgeklügelte Falt- und Schneidetechnik ermöglicht es, dass sich die drei Papierbahnen gegeneinander Halt geben und das Leporello aufgestellt werden kann, womit eine neue Dimension der Betrachtungsweise erreicht wird.

Das Konzept, die Gestaltung und Umsetzung stammen von Studenten des Fachbereichs Mediadesign unter der Leitung von Prof. Sybille Schmitz.

Nichts für Schlafmützen! – HDR-Fotografie

Die HDR-Technik hat mich schon längere Zeit interessiert. Bei dieser Technik werden Bilder mit verschiedenen Belichtungen aufgenommen und zu einem Bild kombiniert. Dadurch erreicht man einen riesigen Dynamikumfang. Mit PhotomatixPro, einem HDR-Programm, wird der Dynamikumfang des HDR-Bildes wieder reduziert, da kein Ausgabegerät diesen hohen Dynamikumfang darstellen kann. Dieser Arbeitsschritt wird »tonemapping« genannt und ermöglicht unterschiedlichste Bildstile – von quietschend bunt bis hyperrealistisch!

Ich habe mich auf Architekturfotografie konzentriert; vor allem alte Gebäude erscheinen durch die HDR-Technik in neuem Glanz. Das Fotografieren stellte sich als sehr zeitintensiv heraus. Um Geisterbilder zu vermeiden, mussten die Plätze so leer wie möglich sein. Dies ist auf viel belebten Plätzen nur spät nachts oder in der Morgendämmerung möglich. Interessant ist, dass man das Endergebnis erst am Rechner sehen kann und davor nicht weiß, ob sich die Bilder bzw. das Motiv für die Technik eignen. Fotografiert wurde mit Stativ und Fernauslöser, auf die Automatikfunktionen der Kamera wurde gänzlich verzichtet. Im folgenden eine kleine Auswahl der Bilder.

Kevin Kremer und Miriam Rieger
Facharbeit Fotographie

Bei der entwickelten Bilderserie soll die Gegensätzlichkeit von dem äußerlich wahrgenommenem Individuum und den unbewussten, inneren Vorgängen dargestellt werden. Forschungen aus der Tiefenpsychologie u.a. von Sigmund Freuds Strukturtheorie von Ich, Es und Über-Ich waren hierbei richtungsgebend.

Die Kompositionen, die sich auf das äußere Erscheinungsbild fixieren, sind dabei in einem verstärkten Schwarz-weiß-Kontrast dargestellt. Denn gerade das was einen Menschen wirklich beschäftigt, ist innerhalb einer von Regeln und Normen geprägten Gesellschaft kaum wahrzunehmen.

So verschwindet das Unbewusste hinter einer, sinnbildlich gesprochenen, farblosen Wand. Gerade dadurch soll eine Konzentration auf die abgebildete Person geschaffen werden und eine Gegenspannung zu den inneren Vorgängen erzeugt werden. Diese sind so viel komplexer und kontrastreicher, als es erahnen lässt. Symbolisiert wird das dynamische Unbewusste, von aufeinander prallenden Farbwolken, die sowohl von Trieben verschiedener Art, als auch von Konfliktsituationen zwischen den drei Instanzen der Strukturtheorie bestimmt werden. Nachdem die Prozesse meist so verlaufen, dass das Individuum sich jener gar nicht bewusst ist, soll dies auch in der Bildkomposition ein grundlegender Bestandteil sein.

Weihnachtsdekoration
Alle Jahre wieder…

Auch dieses Jahr war es wieder so weit, eine Weihnachtsdekoration für den Eingangsbereich zu gestalten. Die Dekoration sollte diesmal nicht nur ästhetischen Ansprüchen genügen, sondern gleichzeitig auch als informierendes Element dienen. Auf den Tischen wurden Folien mit Text angebracht, der die schönen, aber auch kritischen Seiten der Weihnachtszeit aufzeigt. So verbringt ein Großteil der Menschen die Weihnachtszeit vor dem Fernseher.

Hauptelement der Weihnachtsdekoration ist eine Installation im Eingangsbereich. Von den Kabelkanälen an der Decke wurden bis zum Boden in mehreren Reihen ungefähr 850 Zeichen aufgehängt. Diese ergeben Wörter, die man mit Weihnachten verbindet. Positive wie negative Aspekte der Weihnachtszeit wurden bewusst gegenüber gesetzt, wie z.B. Zeit mit der Familie und Mord. Als Schrift wurde die Stempel Garamond gewählt. Die Weihnachtssterne setzen sich aus den Guillemets der Schrift zusammen, wodurch diese gut mit den Buchstaben harmonieren. Die einzelnen Zeichen wurden aus Finnpappe gelasert und in liebevoller Handarbeit aufgehängt. Noch einmal vielen Dank an alle Helfer!

Die Typoinstallation und die Weihnachtskarte bilden eine Symbiose. So wurde der Weihnachtsvorhang noch einmal klein auf der Vorderseite der Karte abgebildet. Die Gestaltung ist klar, das Papier der Karte sorgt für die weihnachtliche Stimmung.

Helfer: Miriam Rieger, Kevin Kremer, Lynn Mayer, Rita Schimanowski, Laura Ostermaier, Natalie Kennepohl, Lea Roth, Dudu, Lena Rößner, Veronika Disl, Maria Theresa Steiner, Florian Schmidt …

 

Das Fernsehen der Zukunft

Das Fernsehen des 21. Jahrhunderts steht, durch veränderte Gesellschafts- und Nutzerstrukturen, neuen Herausforderungen gegenüber und befindet sich in einer Phase des Experiments. Sendeunternehmen versuchen mit zusätzlichen Angeboten im Internet auf den Wandel der Zeit zu reagieren und Monopolstellungen aufzubauen. Der Zuschauer ist dadurch mit austauschbaren Sendeformaten sowie Inhalten konfrontiert und steht einer Vielfalt gegenüber, die ihm die Programmauswahl und damit seinen individuellen Fernsehkonsum erschweren. Die Kunst, sich dem stetigen Flow anzupassen, alte Denkmuster gegenüber neuen Strukturen zu öffnen und sich mittels Eigeninitiative der elektronischen Informationsflut zu entziehen, gelingt manchem nur schwerlich.

Ein Modellplan für zukünftiges Fernsehen in Deutschland soll dem Zuschauer die Möglichkeit bieten, Fernsehen wieder bewusster und zielgerichteter zu konsumieren. Mittels personalisierter Inhalte tritt der individuelle Konsum wieder in den Vordergrund und der Zuschauer kann die vorhandene Angebotsvielfalt bewältigen. Sendeinhalte werden vereint und zentral gebündelt auf einer online-basierten TV-Plattform zur Verfügung gestellt.