Stehsatz

Camouflage und ihr Einsatz in der Stadtarchitektur
Bachelorarbeit: Benedikt Lämmel

Schon immer ist es Lebewesen ein Bedürfnis oder eine Lebensgrundlage sich zu tarnen, andere zu täuschen, sich zu verstecken oder einfach nur zu verwirren, um eigenes Leben zu sichern, Vorteile daraus zu ziehen, sich nicht zu offenbaren und für Schutz zu sorgen.

Was bedeutet Tarnung eigentlich? Meist denkt man spontan an das Muster von Tieren in der Natur, die durch Veränderung ihres Erscheinungsbildes nur mit Mühe erkannt werden. Im militärischen Bereich spricht man von Tarnen und Täuschen und meint damit das Benutzen von Tarnkleidung, Tarnmustern oder auch das Bedecken und Bemalen von militärischen Objekten wie Panzern oder Schiffen. Das Wort Camouflage (franz: Irreführung, Täuschung) wird hier oft entsprechend verwendet.

Camouflagetechniken können auch im Bereich der Kunst und Architektur zur Veränderung von Oberflächen verwendet werden, sie dienen zur Hinführung des Blickes auf ein Objekt oder zur Irritation des Betrachters. Tarnen und Täuschen basiert hauptsächlich auf die Beeinflussung der Wahrnehmung. Das geschieht in jedem Bereich durch Muster, die gekonnt entwickelt und eingesetzt werden. Wie lässt sich das Thema Camouflage auf die heutige Zeit übertragen und wie und wo kann es zum Beispiel in der Stadtgestaltung eine Rolle spielen? Diese Arbeit beschäftigt sich genau mit dieser Frage, zeigt Rückblicke auf die Entwicklung der Camouflagetechniken und wird experimentelle Ausblicke in mögliche Stadt- und Fassadengestaltung wagen. Die Stadt wird zur Kunstbühne!

Adrian Frutigers Avenir. Eine Schriftanalyse
Schriftanalyse 2. Semester: Birte Welte

Erschienen im Jahr 1988, entstand die Avenir des Schweizer Schriftschneiders Adrian Frutiger (1928 –1915) in einer Zeit, als aus dem Westen der USA die Bewegung der »New Wave« nach Europa kam. Diese wandte sich gegen die ästhetische Erscheinung der Schweizer Grafik, die aufgrund ihrer Kontraste zunehmend als zu hart empfunden wurde. Diese magere Schrift wurde als »clean« wahrgenommen. Die Schriften, die im Zuge der »New Wave« also Bedeutung erlangten, zeichneten sich durch ihre Zartheit und Eleganz aus.  Die Avenir von Frutiger entsprach für den Schriftschneider selbst der »Neuen Sachlichkeit« der 30er-Jahre (vgl. Frutiger, Adrian: Ein Leben für die Schrift. Interlaken: Verlag Schlaefli & Maurer AG 2003. S. 95.). Im zeitlichen Kontext der Avenir ging der Trend hin zu weicheren Übergängen und Abstufungen. In diesem Sinne setzte Frutiger sehr feine Zwischenschnitte ein, im Gegensatz zu den üblichen Schriftschnitten mager und fett. So entstand eine Schrift mit feinen Abstufungen der Schriftschnitte. Es handelt sich um eine geometrisch konstruierte Grotesk mit humanem Charakter und zudem um eine der genauesten Schriften, die Frutiger entworfen hat (vgl. Osterer, Heidrun; Stamm, Philipp (Hrsg.): Adrian Frutiger. Schriften. Das Gesamtwerk. Basel, Boston, Berlin: Birkhäuser Verlag AG 2009. S. 330.).

Das hier gezeigte Buch ist Teil eines Gesamtbuches zu Adrian Frutigers Leben und seinen Schriften, das sich mit der Schriftanalyse der Avenir befasst. Beginnend mit der Entstehungsgeschichte der Avenir, wird die Schrift zum einem in ihrem zeitlichen Entstehungskontext analysiert. Zum anderen werden die Charakteristika ihrer Erscheinung untersucht, die Analyse einzelner Buchstaben vorgenommen sowie ihre Eigenschaften im Vergleich zur Futura und zur Kabel herausgestellt.

Das Buch stellt die Schriftanalyse an sich mehr durch grafische Elemente als durch den Text  dar, der nur begleitend gedacht ist. Im Vordergrund steht die Gestaltung der Analyse durch einen kreativen und mutigen Umgang mit der Schrift an sich sowie durch die Herausstellung wichtiger Merkmale der Avenir mit grafischen Stilmitteln. Den roten Gestaltungsfaden des Buches bildet die Farbe Orange, die zum einen als Markierung markanter Stellen im Text und so als gestalterischer Eyecatcher eingesetzt wird, zum anderen auch als Auszeichnung der grafischen Elemente dient. So wird ein optisches Bindeglied zwischen textlicher und grafischer Gestaltung hergestellt.

Fotos: Mario Beitzel
Andererseits – Ein Portrait der alternativen Szene Münchens
Bachelorarbeit: Sophie Schillo

Jeder, der München kennt, hat eine bestimmte Assoziation mit der bayerischen Hauptstadt. Ob positiv oder negativ, meist spielen Vorurteile und Klischees eine wichtige Rolle bei der Meinungsbildung. Viele Teile von München sind von einem hohen Lebensstandard geprägt, was unter anderem an der zunehmenden Gentrifizierung vieler Stadtteile in den letzten Jahren liegt. Die Etablierung von Subkultur wird durch diesen Trend zunehmenst erschwert und es entsteht der Eindruck, dass in München nur wenig oder gar keine alternative Szene existiert.

In dieser Abschlussarbeit wird die bayerische Hauptstadt von einer anderen Seite präsentiert und zeigt, dass München durchaus von alternativen Szenen geprägt wird. Eine Sammlung aus Texten, Interviews und Fotos soll diese portraitieren.

Hoamatgfui – ein Magazin für bayerische Traditionen
Bachelorarbeit: Stephanie Dehler

Meine Bachelorarbeit »Hoamatgfui« behandelt das Thema Bayern, genauer gesagt den Themenbereich Oberbayern, München & Tradition. Wenn man diese Begriffe in der heutigen Zeit vernimmt, entstehen sofort Bilder vor dem inneren Auge, nicht selten Bilder zünftiger oder rustikaler Natur, für die man jedoch zumeist keinerlei Entsprechung mehr in der Wirklichkeit finden kann. Es werden vor allem in den Großstädten immer weniger Brauchtümer gepflegt, was bedauernswert ist, da sie doch sehr prägend und identitätsstiftend für die Gemeinschaft sind – oder sein könnten. Dies war der Beweggrund für meine Bachelorarbeit. Denn Traditionen in Bayern werden in der heutigen Zeit nur noch mit schlichten, klassischen aber eben auch populär-oberflächlichen Dingen wie Oktoberfest, Tracht und Bier in Verbindung gebracht. Als über Generationen hinweg verwurzelte, geborene Münchnerin ist man natürlich nicht begeistert, wenn selbst Einheimische das Brauchtum nur noch mit Abziehbildern desselben in Verbindung bringen können. Doch wenn man sich mit dem Thema Bayern tiefgründiger auseinandersetzt, merkt man, dass diese Region viel mehr rund um das Thema Traditionen bietet.

Mein Magazin über »Oberbayern, München und Traditionen« soll dem Leser verdeutlichen, wie reich dies Land doch ist an den vielfältigsten Dingen, die man unter Tradition subsumieren kann, und wie sich diese Traditionen in der Moderne – trotz aller Unkenrufe – behaupten.

Printprojekt »Stadtfinden«
Editorial Design (3. Semester): Sandra Tammery

»Stadtfinden« ist ein Printprojekt mit der Intention, Fotoarbeiten aus meinem Archiv in einen Kontext zu stellen. Das Thema ergab sich aus der Feststellung, dass sich meine Motivwahl und meine Blickwinkel während verschiedener Reisen wiederholten. Die Perspektiven ähneln sich stark, unabhängig vom jeweiligen Entstehungsort. Die Fotos passen zueinander und wurden paarweise gegenübergestellt. Dies verstärkt den Effekt der Zusammengehörigkeit. Sie gleichen sich in Form, Farbe, Tonwert oder Gegenstand. Erst im Anhang des Bildbands findet man die Angaben, in welchen unterschiedlichen Städten die Bildpaare aufgenommen wurden. Auf typografische Mittel wurde verzichtet, dafür umso konsequenter auf klare und spannende Räumlichkeiten geachtet. So bleibt dem Betrachter viel Freiheit für Eigeninterpretationen und die Fotografien bleiben im Vordergrund. 

Kalligrafie 1. Semester: Nicolas Janson

Rapper’s Delight von der Sugarhillgang ist ein Hip Hop Song, in dem die Interpreten scheinbar zufällig gewählte Worte im Takt der Musik sprechen. Die Worte vermischen sich zu einer stimmig klingenden Melodie. Aus diesem Grund habe ich den Text dieses Liedes gewählt, um die von mir entwickelte Schrift zu präsentieren.

Die Schrift hat einen freien, handschriftlichen Charakter und ist mit weißem Edding auf Glas geschrieben. Der lockere Schwung und die Ungezwungenheit verkörpern den Geist des Hip Hop. Durch den nicht vorhandenen Zeilenabstand verschmelzen die einzelnen Worte zu einem stimmigen Ganzen, das eigentlich weniger wie ein Text sondern mehr wie rhythmisch angeordnete weiße Striche wirkt.

Univers – eine Schriftanalyse
Schriftanalyse 2. Semester: Marina Emeljanov, Sofia Gronard, Max Roos

Die Univers ist der Fonderie Deberny & Peignot, mit Charles Peignot als Verantwortlichem, zu verdanken. Durch ihn konnte erstmals das Konzept einer Großfamilie gestaltet werden. Durch die fortschrittliche Arbeit an der Lumitype wurde das Thema »Grotesk« interessant und forderte nach einer neuen Type mit 21 Schnitten. Es wurde eine »sachlich-funktionale, zeitgemäße Schrift« gefordert. Die Univers ist eine Universalschrift, sowohl für Buchdruck und Zeitungssatz, als auch Anwendungen in künstlerischer und signaletischer Form. So trägt die Univers »ihren Teil zum Weltruf der »Schweizer Typografie« bei«. Typografen wie Emil Ruder und Basler Schüler wie Bruno Pfäffli, Helmut Schmid, Hans-Rudolf Lutz, Fritz Gottschalk, Hans-Jürg Hunziker ist ein besonderes Lob auszusprechen, denn sie sind mittragend für das Schaffen der Univers. Das Meisterwerk Frutigers wurde durch die Eleganz der Univers geschaffen. [vgl. Heidrun Osterer, Phillip Stamm, »Adrian Frutiger – Schriften. Das Gesamtwerk«, S.88]

Das Buch beginnt mit einem Einblick in das Leben von Adrian Frutiger als Mensch und Schriftgestalter. Mit dem Kapitel »die Entwicklung der Grotesk« wird dem Leser ein Überblick über die Geschichte der Vorgänger der Groteskschriften geboten. Darauf folgt der Hauptteil, die Geschichte der Univers, ihre Wirkung und Klassifikation, sowie die Analyse der Einzelzeichen. Es folgen der Schriftvergleich und die Anwendung, um dem Leser die Schrift im Alltag und Schriften der gleichen Klassifikation zu zeigen.

Das Buch lehnt sich stark an die Schweizer Typografie an, wie sie auch in den typografischen Monatsblättern zu sehen ist. Den roten Faden des Buches bildet ein rotes U, es ist sowohl in den Überschriften, Zwischenüberschriften und auf den Schmuckseiten, welche Zitate bilden, zu finden. Dieses Buch soll eine Hommage an die Schweizer Typografen und die aus ihrem Schaffen hervorgegangene Schweizer Typografie sein.

Eine Schrift für’s GQ Magazine, bitte!
Schriftanalyse 2. Semester: Liesa-Johanna Ehrenberg, David Lang

Die »Gotham« ist eine geometrische Schrift, die unserer Meinung nach trotz ihrer Gefälligkeit einen hohen Wiedererkennungswert hat. Inspiriert von alten Straßenschildern und Fabrikaufschriften des alten New Yorks, hat Tobias Frere-Jones 2000 mit Hilfe von Jesse Regan die »Gotham« entworfen. Ursprünglich wurde die Schrift für das GQ Magazine gestaltet, wofür GQ anfangs auch die alleinigen Rechte hatte. Heute ist »Gotham« fast überall in Amerika zu sehen; Auf Plakaten, auf Gebäuden und im Web.

Da die Schrift in der englischen Sprache ganz anders als in der deutschen wirkt, haben wir uns dazu entschlossen das Buch auf Englisch zu schreiben. Wir haben die Schrift auf Herz und Lunge untersucht, wo sie herkommt und was ihre Besonderheiten sind. Ich, Liesa war im Mai 2015 selbst in New York und hat den Ground Zero nochmal genau unter die Lupe genommen. Eine interessante Erkenntnis war, dass die Schrift immer anders wirkt. Obwohl der gesamte Ground Zero mit der »Gotham« versehen ist, wirkt sie dennoch gedruckt ganz anders als gestanzt.

Das Layout ist locker und modern gehalten. Raum und Gegenraum spielen hier eine zentrale Rolle. Schwarz, Weiß und ein helles Blau werden immer wieder aufgegriffen und sorgen für Abwechslung und Spaß beim lesen. Das Inhaltsverzeichnis ist Vertikal gestaltet, um an eine Skyline zu erinnern. Genauso wie der einleitende Text des Kapitels »History« und der Index am Ende. Durch Abwechslung der einzelnen Seiten und Anordnung von Bild und Text erinnert das Buch eher an ein Magazin, als ein klassisches Werk. Ein modernes Buch für eine moderne Schrift.

Fotos: Liesa Ehrenberg, Lucas Wurzacher
Futura – die Schrift unserer Zeit
Schriftanalyse 2. Semester: Lucas Wurzacher, Robin Bruckmaier

Paul Renner (1878–1956) war einer der einflussreichsten Schriftentwerfer des 20. Jahrhunderts. Mit der Futura, welche nach dreijähriger Entwicklung 1927 von der Bauerschen Gießerei veröffentlicht wurde, schuf Renner eine der erfolgreichsten Schriften dieser Zeit. Auch heute noch gilt sie als das Musterbeispiel einer geometrischen Grotesk. Renner traf mit der Futura den zu dieser Zeit herrschenden Zeitgeist des Umschwungs. Trotz der zeitgleichen Bewegung des Bauhauses orientierte sich Renner nicht an dieser. Vielmehr inspirierte die Karolinger Minuskel Renners Grundentwürfe der Gemeinen. Es folgte ein langwieriger und intensiver Entwicklungsprozess, in dem sich die Futura einem breiteren Markt öffnete.

Im ersten Teil des Buches findet der Leser einen Überblick über Paul Renners Leben als Grafikdesigner, Autor und Typograf, und auch seine Werke. Ausgehend von der Entstehung der Sans Serif begleitet der zweite Teil den Leser durch den langen Entwicklungsprozess der Futura. Es folgt die Analyse der Futura, welche sich unter anderem mit den verschiedenen Schriftschnitten und der Lesbarkeit im Mengentext auseinandersetzt. Sie endet in der Detailanalyse der einzelnen Buchstaben und einem Schriftvergleich mit der Gill Sans und der Avenir. Abschließend stehen dem Leser Anwendungsbeispiele der Futura auf verschiedenen Gebieten zu Verfügung.

Das Werk lehnt sich in Layout und Format an Renners literarische Werken an. Subjektiv haben wir die Schrift mit einem rötlichen Farbton assoziiert. Dieser begleitet unter Verzicht auf weitere Farben den Leser durch das Buch. Er leitet neue Kapitel ein und dient besonders in der Analyse als Hervorhebung. Das Buch soll das Klassische mit dem Modernen vereinen, so wie auch Renner die alten europäischen Schriften als Grundbaustein für seine Schrift verwendete und durch jahrelange Entwicklung der Futura zu einer der beliebtesten Schriften unserer Zeit verhalf.

Das Stehsatz-Magazin geht in die 2. Runde  


Gerade als Studenten haben wir die Freiheit neugierig zu sein, die Möglichkeiten der Gestaltung auszuloten, zu experimentieren, zu erforschen oder auch mal Verrücktes auszuprobieren. Und das ist gut so, denn zu entdecken gibt es wahrlich einiges: Das Unbekannte und Überraschende. Oder etwas Bekanntes – aber von einer völlig anderen Seite.

Getreu diesem Motto wollen wir auch mit dieser 2. Ausgabe des Stehsatzmagazins wieder auf Entdeckungsreise gehen. So haben wir die besondere Gelegenheit das Open2Type Typographic Research Lab und ihre experimentellen Ansätze zur Typografie vorzustellen sowie einen Einblick in die Münchner Szene – Kultur und Subkultur – zu wagen. Wir erkunden das Venedig der Vergangenheit und der Gegenwart, begegnen dem Abenteuer eines Praktikums in der Metropole New York und stellen uns darüber hinaus Fragen wie: Was um Himmelswillen haben nun Nudeln und Layout zu miteinander zu tun?!

Vervollständigt wird das Ganze natürlich auch dieses mal wieder durch viele spannende Arbeiten in unserem Showroom, »Best of Stehsatz«.

Das neue Magazin kann jetzt ab sofort zum Selbstkostenpreis von 12,— € hier oder per Mail (T.Geier@mediadesign.de) bestellt werden.

Fotos: Veronika Disl

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