Stehsatz

Editorial Design (3. Semester): Theresa Schwaier

Mich haben die verschiedenen Lesetypen des Süddeutsche Zeitung Magazins interessiert und ich habe versucht diese zu analysieren. Wie spannend findet ein Leser das Heft, der seine Texte nach Bildern wählt, im Gegensatz zum genießenden Leser, der das Magazin erst dann wieder weglegt, wenn er es von Anfang bis Ende durchgelesen hat? Und wie verhält sich eigentlich der suchende Leser? Dieser wird die anderen Artikel wohl eher weniger wahrnehmen und direkt zu seiner Seite blättern.

Die Gestaltung eines Magazins lässt sich mit einem Gesprächspartner vergleichen. Erinnert man sich leichter an seinen Gesprächspartner, wenn das Gespräch monoton und eintönig verlief? Wohl kaum. Ein gutes Gespräch lebt von der aktiven Beteiligung beider Gesprächspartner bzw. an den Gesprächsinhalten, von spannenden und abwechslungsreichen Themen und den Emotionen, die dadurch auslöst werden. So kann man das Magazin als Dialogpartner sehen – es soll unterhalten, informieren und zum Nachdenken anregen.

Weihnachtsaktion 2016– FB Media Design: Theresa Schwaier, Sandra Tammery, Marina Emeljanov, Alessia Verrecchia, Lucas Wurzacher

Auch wenn der Schnee immer noch auf sich warten lässt und vom weihnachtlichen Flair noch nicht allzu viel zu spüren ist, konnte man letzten Freitag schon ein bisschen Weihnachten in der MD1015 schnuppern.

Marina, Sandra, Alessia, Lucas und ich fertigten die alljährliche Weihnachtsaktion der MD.H München per Hand. In diesem Jahr gibt es eine Weihnachtspost, die den Keim der Zuversicht birgt. Die Adressanten bekommen mit einem handgestempelten Anschreiben Tannensamen, damit sie für künftige Weihnachtsfeste Christbäume ziehen können. Mit dieser Aktion soll ein Zeichen für einen gelassenen Blick gesetzt werden. Auch dem Upcycling-Trend tragen wir Rechnung: Das Anschreiben lässt sich dank des festen Kartons zum Blumentopf umbauen.

Schriftanalyse der Avenir
Typografie 2. Semester: Alessia Verecchia, Christina Blenk, Theresa Schwaier

Adrian Frutiger (1928 – 2015) gehörte nicht nur zu den maßgebenden Schweizer Typografen, er gilt als einer der bedeutendsten Schriftgestalter des 20. Jahrhunderts. Zu seinen Schriftwerken gehören neben der beliebten Univers die Frutiger, Roissy sowie Centennial und Serifa. Die wohl zeitloseste seiner Schriften ist die Avenir, deren Name eine Anspielung auf die Futura von Paul Renner ist. Die Linear-Antiqua entstand 1988. Frutiger entwarf sie für Linotype, nachdem es in jener Zeit an einer konstruktivistischen Grotesk mit mehreren Schriftschnitten mangelte.

Avenir is the better Futura

Das Werk besteht aus zwei Bänden, welche in einem aufklappbaren Schuber geschützt werden. Das erste Buch thematisiert den Werdegang Frutigers. Da dieses Kapitel so umfangreich ist, hat die Lebensgeschichte seinen Platz in einem eigenen Buch bekommen.

Das zweite Buch beinhaltet die Analyse der Einzelzeichen. Am Anfang wurden grundlegende Dinge, wie die Geschichte der serifenlosen Linear-Antiqua, erklärt. Im Hauptteil geht es um die Analyse der Einzelzeichen. Im letzten Kapitel werden Anwendungen der Avenir dargestellt.

Unser Buch – Verbindung von Tradition und Moderne

Um die Zeitlosigkeit des Schriftcharakters der Avenir widerzuspiegeln, wurde auch das Buch so gehalten. Die Farben etwa entsprechen diesem Ansatz: Weiß, Schwarz sowie Hellgrau und ein kräftiges Royalblau als Akzentsetzung geben die Schlichtheit eines zeitlosen Designs wider. Das helle Grau ist die Farbe des Schubers, der sich über einen magnetischen Verschluss öffnen lässt. Wird dieser aufgeklappt, befinden sich in der Mitte die beiden Bücher, die dann nebeneinander vor dem Betrachter liegen und herausgenommen werden können. Neben den unterschiedlichen Titeln unterscheiden sich die Bücher farblich voneinander. Während das Buch, welches Frutigers Leben thematisiert, den Titel »Der Herr der Buchstaben« trägt, in Weiß und Blau gehalten, lautet der zweite Band, der die Buchstabenanalyse beinhaltet, »Avenir – the better Futura«. Die Bücher unterscheiden sich optisch nur im Titel voneinander: Die Buchstabenanalyse wird auf dem Cover in Schwarz gehalten, die Versalien des Titels in Weiß und Blau – also negativ zum ersten Buch. Durch die Schlichtheit fügen sich die Bücher und der Schuber optisch hervorragend zu einem modernen Gesamtwerk. Für jede neue Kapitel- und Überschriftenseite wird eine Doppelseite mit großen Versalien in Schriftgröße 125 pt und mit einem in 18 pt Schriftgröße einleitenden Text auf der rechten Seite gestaltet, nach dem Vorbild der Schweizer Typografie. Die Gestaltung der Kapitelseiten zieht sich auf den Inhaltsseiten in etwas abstrahierter Weise fort: Hier werden die ersten drei Buchstaben der ersten zwei Wörter als überdurchschnittliche »Marginalie« – quasi als gestalteter roter Faden – in einer Schriftgröße von 42 pt untereinander dargestellt. Für den Fließtext wurde die Avenir Heavy in einer Schriftgröße von 11 pt benutzt; für die Bildunterschriften und Quellenangaben die Avenir Medium in 7 pt.

Fotos: Lucas Wurzacher