Stehsatz

Digital zum Anfassen – Ausstellung des Schweizer Künstlers »Pe Lang«

Als Tocotronic ihre erste Platte 1995 »Digital ist besser« nannten, war das eine provokante wie visionäre Aussage. Ob sie nun wahr ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Dass die Zukunft aber stark von der Digitalisierung geprägt sein wird, stärker als es manch einem heute lieb sein dürfte, das ist inzwischen selbst der CSU klargeworden, als sie Anfang dieses Jahres kostenloses WLAN im öffentlichen Nahverkehr einrichten wollte. Bis 2050 wohlgemerkt, was nach viel Hohn und Spott der Öffentlichkeit schnell auf 2020 korrigiert wurde, jedoch ähnlich unrealistisch sein dürfte.

Zu schnell löst eine Technologie die andere ab und Deutschland ist in dieser Entwicklung mehr Nachzügler, als Vorreiter. Hierzulande bleibt Digitalisierung ein polarisierendes Thema, schwer zu greifen, im wahrsten Sinne des Wortes, weil eben digital und nicht analog.

Deshalb lohnt ein Blick in die Schweiz: dort ist man in den diversen Rankings, was den Netzausbau und Internet-Geschwindigkeit angeht, konstant in der Weltspitze, ein gutes Stück vor dem großen Nachbarn im Norden. Im »Museum of Digital Art« in Zürich gibt es noch bis zum 23. September eine Ausstellung des Schweizer Künstlers »Pe Lang« zu sehen, die sich dem Thema »digital« anders nähert, als man es vielleicht vermuten würde, denn wer sofort an flackernde Bildschirme denkt, wird überrascht sein, wenn er die kinetischen Skulpturen zu sehen bekommt: schwarz-weiß, minimalistisch und doch gewaltig. Kleine Elektromotoren bringen Lautsprecher selbst zum Klingen, aus verdrehten Gummibändern wird Schrift und eine Wand aus Papier raschelt.

»Wie Algorithmen, die durch ein einziges, falsch platziertes Komma zum Abstürzen gebracht werden, sind seine minimalen und gleichzeitig ausgeklügelten Installationen abhängig von der exakten Kombination von Parametern. Erst diese ermöglicht das delikate Wechselspiel zwischen Rationalität und Illusion.« – Website des MuDA

Fotos: Jakob Kreitner
Genath – eine Schriftanalyse
Typografie 2. Semester: Janina Engel, Dorothée Martin

Die vorliegende Arbeit entstand während des zweiten Semesters im Modul Typografie. Aufgabe war es, eine Schriftanalyse in Form eines Buches mit einer selbst gewählten Schrift zu erstellen. François Rappo entwarf die Schrift Genath in ihrer heutigen Form. Rappo, der als einer der bedeutendsten Typografen unserer Zeit gilt, entwickelte die bereits 1720 entstandene Genath weiter und digitalisierte sie im Jahre 2011.

Das Buch »Genath – eine Schriftanalyse« beginnt mit einem geschichtlichen Teil, der vom Ursprung der Barock-Antiqua bis in die heutige Zeit reicht.

Im Mittelteil der Arbeit ist die Analyse der Einzelzeichen zu finden, sowie ein Vergleich mit einer weiteren Barock-Antiqua, der Janson Antiqua. Im abschließenden Teil der Schriftanalyse stehen die bereits umgesetzten Anwendungen der Schrift im Fokus. Die Genath besticht durch ihren zeitlosen Charme sowie durch ihre ruhige, elegante Art.

Durch das persönliche Engagement von François Rappo, das unsere Erwartungen übertraf, hatten wir die Möglichkeit ihn in Lausanne zu treffen und zu interviewen. Es wurden uns tiefe Einblicke und ein besonderer Zugang zur Genath gewährt. Das Interview wurde separat in einem Heft abgedruckt, das dem Buch beiliegt. Neben zahlreichen Fragen und Antworten sind der Niederschrift des Gesprächs etliche Fotografien, die wahrend des Treffens entstanden sind, beigefügt.