Stehsatz

Stehsatz #4 – Ungewöhnliche Lösungen, Mut, Geschmacksrichtungen und Reisefieber

Pünktlich zum Beginn des Wintersemesters 2018/19 erscheint unser Magazin Stehsatz bereits in der vier­ten ­Ausgabe. Die Kernthemen des vergangenen Jahres rekapitulierend legen wir zugleich einen starken Fokus auf höchst aktuelle Entwicklungen in Schriftgestaltung und Typografie – so zum Beispiel Variable Fonts, Progressive Punktuation und Colourfonts, um nur einige Entwicklungen zu nennen.

Wenig verwunderlich ist, dass der kreative Humus für viele ­neuartige Tendenzen in der Typografie in der altbewährten Tradition des Buchdrucks zu finden ist. So koppelt etwa Novotye aus Amsterdam digitale mit analoger Technik und überzeugt mit dem Schrift-Projekt Typewood.

Stehsatz #4 legt einen weiteren Themenschwerpunkt auf Internationalität und die damit verbundenen unterschiedlichen kulturellen Blickwinkel.

Unter der Rubrik Designerportrait haben uns Artiva Design aus Genua und Studio Mut aus Bozen einen Einblick in ihre Arbeit gegeben. Weit weg vom dolce far niente überzeugen beide Büros südlich der Alpen mit gehaltvollem, ungewöhnlichem, mutigem Design und machen enorm Lust auf den Beruf des Designers.

Fremde Schrift und Sprache, Designer und Studierende, Städteportraits aus Okzident und Orient sind enthalten. So zeigt uns Sandra Tammery im Reisetipp auf, warum Milton Glasers bekannter Slo­gan I love NewYork heute noch gültig ist. Dani Ibler berichtet von ihrer Praktikumszeit aus der Wüstenstadt Dubai. Und die Frage »was wurde ­eigentlich aus?« beantworten Kevin Kremer, Alumnus der MD.H und 2018 Masterabsolvent am Royal College of Art in London, sowie Hanna Rasper, die es nach Paris verschlagen hat.

Die Rubrik Bleisatz darf selbstverständlich nicht fehlen. Hier gibt es unter anderem typografische Textstudien und Satzexperimente zum Werk des Schrift­stellers Thomas Bernhard zu sehen.

Ein Nachruf auf Peter Gericke, der leider Anfang Juni nach langer Krankheit verstarb, findet sich auf Seite 66. Es ist der Versuch, seinen immensen Beitrag für unsere Druckwerkstatt, aber auch darüberhinaus für den Enthusiasmus, der hier bei der Arbeit entstand, mit Worten zu würdigen.

Abgerundet wird unser Magazin wie immer mit dem Showcase aus den Bereichen Visualisierung, Typogra­fie und Schrift.

Fotos: Thomas Mayrhofer
Weihnachtsaktion 2016– FB Media Design: Theresa Schwaier, Sandra Tammery, Marina Emeljanov, Alessia Verrecchia, Lucas Wurzacher

Auch wenn der Schnee immer noch auf sich warten lässt und vom weihnachtlichen Flair noch nicht allzu viel zu spüren ist, konnte man letzten Freitag schon ein bisschen Weihnachten in der MD1015 schnuppern.

Marina, Sandra, Alessia, Lucas und ich fertigten die alljährliche Weihnachtsaktion der MD.H München per Hand. In diesem Jahr gibt es eine Weihnachtspost, die den Keim der Zuversicht birgt. Die Adressanten bekommen mit einem handgestempelten Anschreiben Tannensamen, damit sie für künftige Weihnachtsfeste Christbäume ziehen können. Mit dieser Aktion soll ein Zeichen für einen gelassenen Blick gesetzt werden. Auch dem Upcycling-Trend tragen wir Rechnung: Das Anschreiben lässt sich dank des festen Kartons zum Blumentopf umbauen.

Geschenk und Verpackung

Das Motto der Weihnachtsdekoration dreht sich dieses Jahr um das Thema des Geschenkes und des Verpackens. Besonders zu Weihnachten entsteht oft immer wieder der gleiche Trubel um die Wahl und Anschaffung des richtigen Geschenkes für die Lieben. Weihnachten gilt nicht umsonst als das Fest des Konsums.

Mit der diesjährigen Weihnachtsdekoration soll deshalb gerade der Gedanke aufgegriffen werden, dass doch gar nicht so sehr der materielle Inhalt der Gaben im Fokus stehen sollte.

Anstatt reich ausgefüllter und dekorierter Geschenkpäckchen finden somit drei riesige, nur durch das umlaufende goldene »Geschenkband« definierte Kuben und viele kleine, auf dieselbe Weise auf ihr Skelett reduzierte Papierpäckchen ihren Platz in der Eingangshalle der MD.H. Die Pakete an sich bleiben also innen bis auf die darin platzierten Tische und Bänke (und natürlich deren Besucher) leer. Es wird der Raum verpackt. Und wie schon der Verhüllungskünstler Christo erkannte, oder wie es ja auch der Sinn eines liebevoll verpackten Geschenkes ist, wird allein schon durch die Verpackung der Inhalt zu etwas besonders Wertvollem.

Auch in der dazugehörigen Weihnachtskarte wird dieses Prinzip aufgegriffen. Durch eine spezielle Falttechnik verpackt sich die bis auf das schimmernde Papier schlicht gehaltene Karte quasi selbst und offenbart erst nach und nach durch das schrittweise entfalten Teile von Ringelnatz Gedicht »Schenken«.

Ein großer Dank geht an all die Helfer, die unermüdlich die vielen Meter Stoff an der Nähmaschine genäht, und die unzähligen Karten mit größter Sorgfalt gefaltet haben.